Und weiter
geht es mit Reiseimpressionen von Donau und Moldau.
1.)
Konsonanten
Wenn man vor
einem slowakischen oder tschechischen Wort steht, meint man zunächst, man könne
es unmöglich aussprechen ohne sich einen Knoten in die Zunge zu machen oder
eine Gaumenverletzung zu bekommen. Wie um alles in der Welt kann man «Hrschtom»
oder «Mradschka» sagen? Der Tourist versucht es, probiert es, er speuzt und
spuckt, er grimassiert und drückt, machte man jetzt ein Foto, sähe er wie
Gollum aus. Dabei erliegt der Deutsche oder Schweizer, der Belgier oder Däne
einem Riesenirrtum: Er versucht nämlich «Hr» oder «Mr» ohne Zwischenvokal
herauszubringen. Dabei IST da natürlich ein Vokal, den die beiden Sprachen
einfach nicht schreiben. Wir könnten im Deutschen genauso gut das quasi stumme
«e» nicht notieren: «Zwei Längn Schwimmn – Vier Rundn Laufn.» So ist auch die
Gleichung Brno – Brünn zu erklären. Wenn man also das Mini-I in Hrschtom und
Mradschka zulässt (quasi Hirschtom und Miradschka) gehen diese Sprachen wie
flüssige Butter.
2.)
Bachelors
Das
Nationalgetränk der Tschechen, wie auch das der Slowaken, ist Bier (=Pivo). Nun
hat der Gerstensaft dort zwei Eigenschaften, die häufig die falschen Leute
anlocken, er ist gut und er ist billig. Was läge also näher als eine
Männerparty von Notting- oder Birmingham, von York oder Bristol nach
Bratislava, Brno oder Praha zu verlegen? Das, was der Flug (easyjet für 56.-) und
das Billighotel (wenn man überhaupt eines braucht und nicht durchsäuft) kosten,
holt man beim Pivo wieder rein. Und so wimmeln die Innenstädte von
Britentruppen, die alle Klischees erfüllen: Laut, lärmend, rotzbesoffen, die
T-Shirts viel zu früh ausgezogen und daher Sonnebrand auf Schulter und Bauch,
Tattoos auf den Armen und Filzstiftgemälde im Gesicht, das Ganze in Kombi mit
den bescheuertsten Outfits wie Häschenkostüm oder Tanga. Kein Wunder, dass
viele Pubs und Kneipen Schilder hängen haben, die die 3467 Dezibel starken
Notting- oder Birminghamer, die Bristoler oder Yorker nicht hereinlassen:
SORRY – NO BACHELOR PARTIES
3.)
Kaffee
Ich erwachte
am Dienstag um 4.30 im Hotel in Priedviza. Das war zu erwarten gewesen, denn es
hatte niemand mehr mit mir Party machen gewollt, die anderen Reiseleiter waren
müde und meine Ü18ler weit draussen untergebracht gewesen, sodass ich um 22.00
im Bett gelandet war – in meinem eigenen. Nun brauche ich morgens einen Kaffee,
slowakisch Kava, und das Hotelrestaurant bot erst ab 7.00 Frühstück. Ich tappte
also Richtung Bahnhof/Busbahnhof, wo ich tatsächlich einen Kaffeeautomaten
fand, der mir einen wunderbaren Espresso für 40 Cent lieferte. Der Grund dafür
zeigte sich mir nun auch, denn der Busbahnhof war voller Leute, Berufspendler,
die sehr weite Strecken zur Arbeit reisen, in Priedviza umsteigen (es ist
Bezirkshauptstadt) und da in den frühen Morgenstunden halt einen guten Kaffee
brauchen. Ich nahm mir noch zwei weitere dieser herrlichen Getränke. Der Kava
im Hotel war dann eine ungeniessbare Brühe. Ähnliches wiederholte sich in Vyškov.
Sollten Sie also Kaffeeliebhaber sein, lassen Sie sich bitte vorher den Satz
«Wo ist der nächste Kaffeeautomat» übersetzen.
4.)
Gott
GOTT – MY
LIFE lese ich, als wir mit dem Taxi ins Prager Zentrum fahren. Eine
Evangelisation? Müsste es da aber nicht «GOD» heissen? Oder «MEIN LEBEN»? Und
warum nicht auf Tschechisch? Es braucht eine Weile, bis ich checke, dass MY
LIFE die neue CD von KAREL Gott ist, die hier auf diesen Plakaten angekündigt
wird. Wobei der Vergleich mit einer Evangelisation gar nicht so blöde ist. In
kaum einem Land hat ein Schlagersänger diese Position; Gott ist GOTT für die
Tschechen, und da die Tschechen ein extrem religiöses Volk sind, eine Frühmesse
um 7.00 hat ca. 100 Teilnehmerinnen und Teilnehmer, können die Prager, Olmützer
und Iglauer problemlos neben GOTT auch noch Gott haben ohne das 1. Gebot (…du
sollst keine anderen Götter…) zu verletzen. Würde Gott (also Karel!) zum Islam
konvertieren, würden es die meisten Tschechen wahrscheinlich auch tun, würde er
Veganer, gäbe es in 90% der Haushalte nur noch Kartoffeln. Und wer weiss, wie
ein Wahlkampf Havel – Gott ausgesehen hätte? Ich glaube, Václav hätte schlechte
Karten gehabt…
5.)
Fazit
Tschechien
und die Slowakei sind eine Reise, sind Reisen wert. Und obwohl die Länder nicht
gross sind, bleibt noch viel anzuschauen. Brno blieb dieses Mal ja ganz aussen
vor, auch Pilsen, die Heimat jenes herrlichen Getränkes, das wir deshalb nicht
«Pilz» schreiben, und vor allem Karlsbad, das ich vor allem aus einem Grund
besuchen werde: Hier hat Goethe als Achtzigjähriger von einem jungen Fräulein
einen Korb bekommen. Ein Grundstock für die nächste Reise ist gelegt, ich habe
noch Kronen mitgebracht. So dumm, den Euro einzuführen, werden die Tschechen ja
nicht sein.
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