Dienstag, 29. Januar 2013

Entscheidungen?

Neulich, am Freiburger Hauptbahnhof: Ich brauche noch ein Ticket, ein Z'morge und will den neuen Tommy Jaud kaufen. Es fährt in fünf Minuten der ICE 3434 nach Basel, pünktlich. Und in fünfzehn Minuten der ICE 5656 nach Interlaken, allerdings eben nicht in einer Viertelstunde, er ist 60 Minuten verspätet. Ich entscheide mich für den ersten, das langt für Frühstück und Fahrkarte. Als ich dann im Zug sitze, mit Brötchen und ohne Buch, denke ich auf einmal, dass das Wort entscheiden hier ja völlig falsch am Platz ist. Eine Stunde am Bahnhof warten und in der Cafeteria Jaud lesen war nicht wirklich eine Alternative.
"Sänk yu for Tschuusing Deutsche Bahn", kräht es scheppernd durch den Lautsprecher. Auch hier ein Blödsinn. Welche anderen Möglichkeiten hatte ich denn, denn auswählen setzt ja mehrere verschiedene Dinge voraus? Ich komme auf Laufen, Velo, Taxi. Ich sehe mich im Geiste bei anbrechender Dunkelheit in den Rheinauen umherirren oder das Taxi bezahlen und eine Woche lang Kartoffeln mit Salz essen. Oder gibt es eine unbekannte Zuggesellschaft, die auch die Strecke fährt?

Mütter, die sich dafür entscheiden, ihr Kind zu Hause zu behalten, bekommen in Deutschland jetzt 100.-. Aber wer kann das denn? Albert und Inge, die beide Lehrstühle haben und ihre Zeit selber einteilen, ja, die schon. Aber Lucy, die alleinerziehende Sekretärin in Berlin-Mitte? Kann sie sich entscheiden? Wohl kaum, ausser für Hartz IV. Insofern ist die Herdprämie ein Präsent für Reiche.

Aber vorsichtig! Nicht nur die Oberen tricksen mit diesem Wort, auch wir selber:
"Ich entschied mich, die Schule zu verlassen und eine Lehre zu machen." - Die Lehrer hatten Sätze mit meinem Namen und dem Wort Abitur nur noch im Konjunktiv formuliert.
"Ich entschied mich für einen Wechsel der Arbeitsstelle." - Was mein Chef mir nahegelegt hatte, allerdings mit einem Küchenmesser an meiner Halsschlagader.
"Ich entschied mich für eine Auszeit." - Nachdem ich auf der Strasse umkippte und zwei Tage im Koma lag.
"Ich entschied mich für Hannelore." - Der einzigen der Verehrerinnen, die nicht drogensüchtig, vorbestraft oder spielabhängig war.
Passen wir also mit dem Wort entscheiden auf.
Den neue Tommy Jaud zu kaufen war übrigens eine echte Entscheidung. Aber eine schlechte. Den neuen Tommy Jaud nach der Hälfte aus dem Fenster zu werfen war auch eine Entscheidung. Eine gute!

Freitag, 25. Januar 2013

Reich werden II: Rücktreten und Nichtsmachen

Ich habe schon viele Stellen verlassen, gekündigt, ich wurde rausgeschmissen und mit Tränen verabschiedet, ich habe aufgegeben und bin aus guten Gründen gegangen, ich war der Lotse, der von Bord ging und die Ratte, die das sinkende Schiff verlässt, ich bin aus hell erleuchteten Räumen getreten und habe als Letzter das Licht ausgemacht. Es gab Abschiedsfeiern mit, ohne und mit viel Alkohol, es gab schöne Worte und Briefe.
Die Geschenke waren alle liebevoll und herzlich, bewegten sich aber alle unter 500.- Sfr. Das Zehnfache hätte auch meistens die Kasse gesprengt. Dennoch bewegt mich die Frage:
Wieso schaffe ich es nicht, mit meinem Abgang, mit der Ankündigung, nichts mehr zu tun, richtig Kohle zu machen?
 So wie Dannyboy. Danny Vasella, allumfassender Heros der NOVARTIS hat ja vorgestern angekündigt, das Unternehmen zu verlassen. Für die einen das grösste Genie des Jahrhunderts, für die anderen ein krasser Abzocker. Gut 44 Millionen Gehalt in einem Jahr sind viel Schotter, aber sein Unternehmen zahlt ja auch die Angestellten gut. Und sie haben den schönen Campus, jeden Tag tanzen sie aufs Werksgelände und singen: "Wir haben den schönsten Betrieb der ganzen Schweiz!" Und sie streicheln die vielen Pflanzen und Ornamente, bevor sie in einem der vielen Lokale einen Espresso trinken und unglaublich motiviert an ihre Arbeit gehen. Nicht alle, aber ich bitte Sie, notorische Nörgler gibt es überall.
Vasi ist ein Sonnyboy, ein Networker, ein Jugendcoach, ein Chef der alten und neuen Schule. 
Ich rede nun gar nicht von Platin-, Silber- oder Goldfallschirmen, ich rede von der Aktie, die vorgestern in die Höhe schnellte wie eine Rakete, abging wie ein getuntes Mofa. Da aber Vasi ein grosses, ziemlich dickes Paketchen dieser Anteile in seinem Kästchen hat, war er schon Stunden nach seiner Rücktrittankündigung viel, viel reicher. Das ist genial, wieso gelingt mir so etwas nicht?
Ich habe mir verzweifelt überlegt, von was ich zurücktreten könnte.
Dann bin ich auf die Idee gekommen, nicht zu sagen, was ich JETZT nicht mehr machen will, sondern was ich ganz unterlassen könnte. Aber auch hierfür will niemand zahlen.
Meine Güte, wie viel Kohle würde Justin Bieber verdienen, wenn er sich dafür zahlen liesse, nicht mehr zu singen? Wie viel Mäuse würden in die Taschen von Paul Coelho wandern, wenn er dafür Geld erhielte, seine spirituelle Volksverhetzung (nicht von mir, von Max Goldt) nicht mehr zu Papier zu bringen? Wie reich würde Reich-Ranicki (tolles Wortspiel), wenn er ankündigen würde, ab jetzt keine Bücher mehr zu benörgeln?
Also, ich kündige hiermit an: Ich werde keinen Roman schreiben, keinen Film drehen, keine CD aufnehmen. Wer zahlt für diesen Dienst an der Welt?
Oder muss ich erst Aktien eines Unternehmens kaufen, und dann sagen, ich werde dort NICHT CEO?
Es ist einfach schwierig.
Eine Sorge wenigstens habe ich nicht - im Gegensatz zu Danny. Ich weiss immer, wohin mit meinem Geld, das weiss der nämlich nicht mehr. Aber vielleicht zahlt er mich dafür, dass ich diesen Post lösche, wer weiss...


Dienstag, 22. Januar 2013

Gedopter Affe

Neulich war ich seit langer Zeit einmal wieder im Zoo und kam mit Bübü, einem Schimpansen, ins Gespräch, den ich beobachtet hatte, wie er aus dem Stand einen drei Meter entfernten Ast ansprang, erreichte und daran schaukelte. "Ik tränire jeden Tag", so Bübü, "und springen hocher als mein Grospapi, der auch son sär gutt war." - Man entschuldige bitte die fehlerhafte Orthografie und Grammatik, aber bitte bedenken Sie: Es ist ein Schimpanse.
Ich fragte ihn, wie er - ausser mit Training - diese erstaunliche Leistung erreichen könne.
Bübü war ehrlich: "Wenn eine Afe krank, dann kommen Werter mit Pilllen, und dann rene ich hin udn wuschle Haar, makke ein bischen Plödsinn, und klaue Pillen, weil dise Pilen makken dich starg."
Als ich einwarf, dass sei ja nun totaler Betrug, wandte Bübü ein, dass sein Grossvater vom Körperbau und den Muskeln her nicht anders als er gewesen sei, dass also, wenn er ihn übertreffen wolle, er um stärkende Mittel nicht herumkomme.
Bübü liegt natürlich völlig richtig. Der Schimpanse vor 50 Jahren war von Statur, Muskelmasse und Sehnensträngen her der gleiche wie heute. So schnell geht dann Evolution auch nicht.
Das brachte mich ins Nachdenken. Biologisch-evolutionär unterscheiden auch wir uns nicht von unseren Grosseltern, warum laufen wir dann so viel schneller, werfen so viel weiter, fahren so viel kraftvoller und springen so viel höher? Ich habe kein anderes Skelett, keine anderen Bauchmuskeln und kein anderes Herz als meine Ahnen.Wir haben zwar inzwischen Internet, können mit Teilchen rumschiessen, wir bereisen die ganze Welt und wissen, was die Kritische Theorie ist, aber zoologisch ist das Tier Homo Sapiens das gleiche Ding wie zwei Generationen zuvor.
Das heisst, höhere Leistungen können nur mit Spritzen oder Pillen erreicht werden. Beim Affen, Menschen und bei anderen Tieren. Heute würden die Dickhäuter zum Beispiel alle über die Alpen kommen. - Warum redet man eigentlich immer von Hannibal, oder von seinem Koch, was noch blödsinniger ist, eigentlich waren es ja die Elefanten, die diese Leistung vollbringen sollten? -
Also heute würden die Lasttiere mühelos durchkommen, weil man sie einfach vollpumpen würde, nicht weil sie so anders als die punischen sind.
Wenn nun Herr Armstrong nach einer Stunde Heulen verkündet, er wolle wieder fahren, ist das natürlich ein Riesenklamauk. Will er ungedopt als Hundertvierter durchs Ziel, geschlagen, aber ehrlich? Oder will er gewinnen? Dann muss er wieder anfangen, weil alle etwas nehmen. Die lebenslange Sperre ist ein Segen für ihn, das hat er nur nicht begriffen.
Überhaupt, wenn wir einen medizinlosen Sport wollen, dann hiesse das, ab jetzt gehen alle Ergebnisse um 10 Minuten hoch. Oder wir lassen das Ganze und erlauben einfach das Doping. Auf dem Siegerpodest stehen dann die Sportmediziner. Ups, Entschuldigung, die haben ja nie etwas gewusst, die waren ja völlig ahnungslos.
Bübü sagte dazu: "Mangmall ich denken, das Werter weis, was ik machen. Der kann blöd so garr nix sein, dass er sich lesst klauen immer Pilen von Schimpanse..."
Wie dem auch sei, ich glaube, ich werde dem goldigen Menschenaffen ein bisschen Deutschunterricht geben. Ohne Doping, denn wirklich intelligenzsteigernde Mittel sind noch nicht erfunden.

Freitag, 18. Januar 2013

Linie 6 auf Englisch

Ich wollte im vorletzten Post nichts gegen Touristen sagen, wir lieben sie und brauchen sie. Und weil es nicht gut ist, wenn sie sich in unserer grossen Stadt verlaufen, müssen eben auch die fremdsprachigen Ansagen sein. Man fährt zum Beispiel auf den SBB zu, den könnten die Russen, Japaner und Chinesen doch für ein Museum halten, oder für ein Einkaufszentrum, oder für eine Kirche. Gut, es gibt Streckenpläne der Tramgesellschaft, aber die sind auch so furchtbar kompliziert. Also die Stationsansage in drei Sprachen.
Wo ist eigentlich die italienische geblieben? Die war so entzückend, dass alle Fahrgäste leise vor Glück aufschrieen: Stazione EfEfEsse e EfEnTschiEffe.
Egal, man muss die Leute sicher durch unser Basel geleiten. Es sollen ja schon Touristen in Rom das Colosseo nicht gefunden haben, weil es im Reiseführer dummerweise von der anderen Seite abgelichtet war. Oder in Paris den Eiffelturm, weil sie vergassen, nach oben zu schauen.
Ich habe daher meine Fahrt zum Arbeitsplatz komplett übersetzt; machen wir uns auf die Reise:
Barfüsserplatz - Place of the barefoot monks
Theater - Opera House
Heuwaage - Hay balance
Holbeinstrasse - Catch the leg street
Schützenmattstrasse - Arrowmen are tired street
Allschwilerplatz - Allschwil Place
Morgartenring - Negro garden ring
Lindenplatz - Lime tree Place
Merkurstrasse - More health treating street
Kirche - Church
Ziegelei - Goating
Blödelei? Müsste Holbeinstrasse Holbeinstreet heissen, weil das ein Eigenname ist? Aber wenn man das so macht, kann man es auch weglassen, weil der Touri sich das deutsche Wort für street ja nur einmal merken muss.
Ich bin übrigens schon ein paar Male in England und Amerika gewesen, und ich bin mit Deutsch da einfach nicht weitergekommen, die sprechen stur immer Englisch. Das Einzige war, dass die Taxifahrer in Phoenix am Anfang noch "Where do you come from?" sagten, und nicht "Weadoyacomfoam?", wie sie zu den Eingeborenen reden. Am Anfang, bis ich nach ein paar Wochen auch so sprach. Warum geht das nicht umgekehrt?
Gestern quatschte mich einer an: "Where is the River?" Meine Antwort lautete: "Look down!" Wir standen auf der Mittleren Brücke.

Montag, 14. Januar 2013

puutuu moolaa oder die Welt will belogen sein

Ich habe im letzten Post geschrieben, puutuu moolaa hiesse nächste Haltestelle, das ist zwar grottenfalsch, klingt aber echt finnisch. Darf man so etwas? Ich weiss nicht, was das Zivilgesetz dazu sagt, aber es machen alle. Gut, das ist jetzt keine Entschuldigung, falsch parkieren und andere Völker überfallen tun auch alle, aber es ist wirklich Usus.
Ich will nun gar nicht auf die 2000 Scheinangliszismen zu sprechen kommen (Handy, Oldtimer usw.), sondern ein paar schöne Beispiele bringen.
In den Achtzigern lancierte die Niederländische Dosenmilchfirma B&B ihr Produkt in Deutschland mit dem wunderschönen Slogan
DRÖPJE FOR DRÖPJE QUALITEIT
Dabei drehte sich jedem Oranjer der Magen um; nicht von der Dosenmilch, von der natürlich auch - benutzt eigentlich noch irgendjemand diese giftgelbe Pampe, diese Standardsauce des deutschen Wirtschaftswunders, diese Beleidigung jedes guten Kaffees, die so schrecklich an ranzig gewordenen Eierlikör erinnert? - nein, von der unmöglichen Sprache, denn auf Holländisch müsste es
DRUBBELTJE VOOR DRUBBELTJE KWALITEIT
heissen, aber man wählte einen Schmarrn, der sich nach Niederlande anhört und noch irgendwie verständlich ist. In Holland musste man seine Giftmilch ja so nicht absetzten.
Wer sich für den russischen Titel der wunderbaren Horrorsaga Wächter der Nacht interessiert und auf der DVD nachschaut, liest das Folgende:
  Иосниоі dоzоR
Wohl dem, der kein Kyrillisch lesen kann, er oder sie wird mühelos Nochnoi Dozor entziffern. Weh dem, der einen Abschluss in Slawistik hat oder sogar eine Promotion oder wer nur einige Male am Schwarzen Meer war. Da geht dann gar nix mehr, denn einige Buchstaben exisitieren nicht, das umgedrehte N ist ein I, das C ein S und das H ein N. Aber es sieht einfach schrecklich russisch aus...
Die Welt will belogen sein.
In Film und Fernsehen ist dieses Verfahren längst Standard, die Frage ist nie: Liegt diese Location in Spanien, sondern: Sieht sie spanisch aus? Und wenn Madrid nicht spanisch genug ausschaut, dann wird statt in Madrid halt in Lissabon gedreht.
Am schlimmsten hat man, glaube ich, dem Schwarzwald mitgespielt. Schon das Schwarzwaldmädel war eine bodenlose Frechheit, da kullern die Chordamen aus dem Blasier Dom, in der evangelischen Tracht Bollenhut, und stimmen, vom Tannenduft und den Fingerhüten berauscht, ein Liedchen an:
Mädel aus dem schwarzen Walde
sind nicht leicht zu haben.
Nur ein Schwabe
Hat die Gabe...
Wenn es so wäre, wären die Schwarzwälder seit 100 Jahren ausgestorben, denn der Black Forest ist zu 80% badisch. Und dann kam die Schwarzwaldklinik und Tausende von Norddeutschen irrten auf der Suche nach der Filmkulisse durch die Landschaft: Wo ist der See, auf den der schnuckelige Sascha Hehn immer von der Terrasse blickte? Da ist kein See, man hatte alles zusammengeschnitten, Glottertal, Titisee, Nord- und Süd- und Hinterschwarzwald. So verbrachten die Hamburger viele Tage im Schwarzwald, weil halt die Highlights doch einen gewissen Abstand haben.
Die Welt will belogen sein und wird belogen.
Ehrlich sagte dies die Stadtführerin in Friedrichstadt an der Eider auf die Frage nach ihrer Tracht: "Ein bisschen dies und ein bisschen das, was tut man nicht für die Touristen."
Der finnische Begriff heisst übrigens - nun sei es endlich gesagt - seuraava asema.
Jetzt mal ganz ehrlich: Das klingt nun wirklich nicht finnisch, da muss man doch etwas anderes erfinden.


Freitag, 11. Januar 2013

Next stop oder wie Antje und Miss Marple quatschen

Stellen Sie sich vor, Sie fahren mit der U-Bahn durch Helsinki und hören auf die reizende Lautsprecherstimme:
puutuu moolaa - Suusiikin
dann
puutuu moolaa - Heeliuauu
später
puutuu moolaa - Nuvraabool
Was heisst puutuu moolaa? Richtig: Nächste Haltestelle. Brauchen Sie also auch noch ein next stop? Nö, eigentlich nicht, wenn Sie ein wenig denken, aber es wird überall auf der Welt immer üblicher, alles auch auf Englisch zu sagen. Jetzt sind - und ich war so etwas von schockiert - auch die stolzen Oranjer umgekippt. Die Den Haager Trams sind bilingual geworden. Damit wird die Fahrt von Kneuterdijk nach Scheveningen zum absurden Theater, ich hatte die ganze Zeit das Gefühl, dass in der Fahrerkabine Frau Antje im Häubchen und Miss Marple im Seidenkostüm eine Art späten Becket aufführen.
Antje: Volgende Halt
Marple: Next stop
Antje: Centrum
Marple: City center
Grotesk genug, aber die beiden steigern sich von Stopp zu Stopp. Bei der Kombination Palais Nordeinde / Nordeinde Palace rollte ich schon mit den Augen und nagte ein wenig an meinem Knie, aber als dann die Übersetzung von Mesdag Museum (lautet schriftlich identisch) eine Haltestelle später als das Original kam, blieb mir der Mund offen stehen. Wieso steigen Ausländer erst jetzt aus? Hat das berühmte 360°-Panorama zwei Eingänge? NL / all other countries oder so? Noch während ich nachdachte, schlugen die beiden wieder zu:
Antje: Volgende Halt
Marple: Next stop
Antje:Vredespalais
Marple: Peace Palace
Müsste es nicht Palace of Peace heissen? Ausserdem dachte ich sofort an Erbsen und pinkeln, klar ist aber, das Vredespalais (Sitz des Internationalen Gerichtshofes) ist der Öffentlichkeit nicht zugänglich, Führungen (Anmeldung erforderlich) sind auf Holländisch, Diplomaten kommen nicht mit dem Tram und japanische Touristen dürfen getrost daran vorbeifahren.
Mit
Antje: Volgende Halt
Marple: Next stop
Antje: Noorderstrand
Marple: The beach
endete das Dramolett, gut, dass gesagt wurde, dass hier die Küste ist, allein an der Endhaltestelle mitten in den Dünen hätte man es nicht gemerkt.
puutuu moolaa ist übrigens KEIN Finnisch, aber es klingt besser wie der richtige Begriff, dazu der nächste Post.



Montag, 7. Januar 2013

Vorsatz: Reich werden oder: Was hat Pilawa, das ich nicht habe?

Ich habe noch einen weiteren Vorsatz für 2013 gefasst: Ich will endlich reich werden.
Nun ist das mit dem Reichwerden so eine Sache: Es gelingt nicht immer. Eigentlich gelingt es fast nie, sonst wären ja alle reich, logisch. Wie scheffelt man also so richtig Kohle, wie häuft man den Mammon, wie bringt man die Kassen zum Klingeln, wie erreicht man die Obersten Zehntausend, wie kommt man zur Goldküstenvilla und zur Aktienmehrheit bei einem der führenden Unternehmen?
Politik scheidet schon mal aus. Gegen alle Gerüchte (...vom Überfluss der Diäten platzen dir die Taschen aus den Nähten... so Reinhard Mey) muss man feststellen, dass Politiker nicht wirklich reich werden. Steinbrück hat sich ja schon über die schlechte Entlöhnung des angestrebten (!!!) Amtes beklagt. Abgesehen davon, dass es völlig blödsinnig ist, die Besoldung eines Postens zu bemotzen, bevor man ihn hat - WILL Steinbrück eigentlich gar nicht Kanzler werden und macht deshalb dieses Fettnapfhüpfen? - hat Steini natürlich recht: 17.000 Euro sind mager, Angie hätte am CERN als Physikerin mehr verdient, aber da hätte sie etwas leisten müssen...
Eine gute Methode zum Geldmachen ist Steuern sparen oder hinterziehen. Also: Ab mit meinem Geld in die Schweiz. Aber stopp, das IST ja schon in der Schweiz, wohin bringen denn die Eidgenossen ihre schwarzen Koffer? Ein Tipp ist Russland. Da zahlen alle 13% Steuern und Putin macht einen persönlich zum Russen. Der dicke Gallier ohne Greencard, aber mit langer Nase,  hat es vorgemacht, sein Busenfreund Wladimir gibt ihm einen Sowjetpass und er muss nicht mehr in Frankreich wegen der hohen Steuern hungern. Jetzt gibt es dummerweise noch zwei heikle Posts von mir, daher:
LIEBER HERR PUTIN
FALLS SIE DAS LESEN: ICH DISTANZIERE MICH AUSDRÜCKLICH VON DEN BEIDEN BETRÄGEN ZU PUSSYRIOT. ICH HABE DUMM UND UNGEZOGEN GESCHRIEBEN UND ES TUT MIR LEID. ICH LIEBE SIE VON GANZEM HERZEN.

Eine weitere gute Möglichkeit, um richtig Kohle zu machen ist das Showbiz. Jedesmal, wenn ich Jauch oder Gottschalk sehe, denke ich: Was können die, was ich nicht kann? Ich kann lächeln, grinsen, schwätzen, ich bin unglaublich fotogen, witzig, charmant, kann aber auch ernst oder frivol sein, ich bin doch wie geschaffen für TV! Was hat Pilawa, was ich nicht habe?
Wahrscheinlich war er einfach zur rechten Zeit am rechten Ort, aber das muss mir doch auch gelingen. Ich habe auch schon eine Super-Sendeidee: Die Traumscheidung. Da kämpfen dann drei Paare um die gelungenste, heiterste, schönste Scheidung. ("S Büffee isch eröffned - s gibt Trennkoschd... leider nicht von mir, vom Kabarett Maul- und Clownseuche)
Aber wahrscheinlich muss man einfach ein weing krimineller denken. Reichtum, viel Reichtum ist in den meisten Fällen nicht legal erworben, und sei es nur ein klein bisschen Tricksen bei der Steuer, Drogen, Waffen und Prostitution, das bringt richtig fett Kohle. Ich bin einfach zu skrupulös. Bei Heroin denke ich immer daran, dass da jemand abhängig werden könnte, was ja der Sinn ist, bei Waffen stelle ich mir vor, jemand schiesst damit, was ja der Sinn ist, und beim letzten Punkt denke ich an die armen Frauen.
Ich fasse also einen neuen Vorsatz für 2013: Endlich mein Gewissen loswerden.

Donnerstag, 3. Januar 2013

Vorsatz 2013: Loben

"Oh, ich hätte Sie auf 30 geschätzt", sagt die Dame beim Einchecken in Schiphol. Nun gut, mit meinem tollen Schnauz, meiner modernen Nerdbrille, meiner sportlichen Figur und meiner fabelhaften neongrünen Jacke kann man mir vielleicht 40 geben, aber 30? Natürlich nicht. Es war ein Kompliment. Komplimente dürfen ein wenig verlogen, ein bisschen absurd sein, oder wie Busch es sagt:
Da lob ich mir die Höflichkeit
Das herrliche Vergnügen
Ich weiss Bescheid, du weisst Bescheid
Und allen macht's Vergnügen
Ein Kompliment ist wie ein Marzipankuchen, kitschfarben, eklig süss und klebrig, gegen alle Pape- und Atkinsvorschriften, aber manchmal braucht man eben solch ein Stück Nahrungsschweinerei.
Das Lob ist die vernüftigere Schwester des Kompliments, aber auch das Lob kommt spontan, von Herzen und kann gelegentlich ein wenig übertreiben.
"Eine tolle Idee, dieses Essen", sagt Michaela, als wir zu fünft um einen Tisch in der Alten Weinkanne sitzen. "Und du hast es super organisiert." Sie sagt das, als hätte ich damit den Bachelor in Logistik bekommen Ich kenne das Kreditpunktesystem dieses Faches nicht, aber für einen Doodle und einen Anruf im Lokal bekommt man sicher nicht viele CPs. Ein Lob tut dennoch gut.
Also haben wir doch schon einen Vorsatz für 2013: Mehr loben und Komplimente machen. Sie tun das schon? Sie geben Positives Feedback?
Uhhh, jetzt läuft mir ein gletscherkalter Schauer den Rücken herunter. Postives Feedback - schon das Wort ist furchtbar: Rückfüttern, das ist, als ob Sie einem Adler sein Gewölle wieder in den Schnabel schieben, kein Greifvogel liesse sich das gefallen und Sie wären hinterher relativ zerkratzt.
Das Postive Feedback ist in der Tat der kleine Bruder von Lob und Kompliment, aber ein hässlicher, fieser und schlecht riechender Bruder. Zu seinen Schwestern verhält er sich wie ein Filofax zu einem Poesiealbum, wie eine Schulschwimmstunde zu einem Mondscheinbad in der Lagune, wie ein Picknick im Walde  zu einem Kantinenessen.
Das absolut katastrophale am Positiven Feedback ist, dass es auf der To-do-Liste von irgendjemand steht. Wenn also ihr Chef vorbeikommt und anhebt ihre letzte PPT zu kommentieren, positiv zu kommentieren, können Sie sicher sein, dass sein Outlook vor 10 Minuten Feedback an ..... ausgespuckt hat. Und meistens folgt dann dem Positiven auch noch das Negative. Das macht keinen Spass!
Nehmen wir uns also wirklich vor, Lob und Kompliment einzusetzen.
Ich schaute mir die KLM-Mamsell übrigens an und schätzte sie auf 32 bis 36. ich strahlte sie an: "Ich könnte ihr Vater sein."