Donnerstag, 3. Januar 2013

Vorsatz 2013: Loben

"Oh, ich hätte Sie auf 30 geschätzt", sagt die Dame beim Einchecken in Schiphol. Nun gut, mit meinem tollen Schnauz, meiner modernen Nerdbrille, meiner sportlichen Figur und meiner fabelhaften neongrünen Jacke kann man mir vielleicht 40 geben, aber 30? Natürlich nicht. Es war ein Kompliment. Komplimente dürfen ein wenig verlogen, ein bisschen absurd sein, oder wie Busch es sagt:
Da lob ich mir die Höflichkeit
Das herrliche Vergnügen
Ich weiss Bescheid, du weisst Bescheid
Und allen macht's Vergnügen
Ein Kompliment ist wie ein Marzipankuchen, kitschfarben, eklig süss und klebrig, gegen alle Pape- und Atkinsvorschriften, aber manchmal braucht man eben solch ein Stück Nahrungsschweinerei.
Das Lob ist die vernüftigere Schwester des Kompliments, aber auch das Lob kommt spontan, von Herzen und kann gelegentlich ein wenig übertreiben.
"Eine tolle Idee, dieses Essen", sagt Michaela, als wir zu fünft um einen Tisch in der Alten Weinkanne sitzen. "Und du hast es super organisiert." Sie sagt das, als hätte ich damit den Bachelor in Logistik bekommen Ich kenne das Kreditpunktesystem dieses Faches nicht, aber für einen Doodle und einen Anruf im Lokal bekommt man sicher nicht viele CPs. Ein Lob tut dennoch gut.
Also haben wir doch schon einen Vorsatz für 2013: Mehr loben und Komplimente machen. Sie tun das schon? Sie geben Positives Feedback?
Uhhh, jetzt läuft mir ein gletscherkalter Schauer den Rücken herunter. Postives Feedback - schon das Wort ist furchtbar: Rückfüttern, das ist, als ob Sie einem Adler sein Gewölle wieder in den Schnabel schieben, kein Greifvogel liesse sich das gefallen und Sie wären hinterher relativ zerkratzt.
Das Postive Feedback ist in der Tat der kleine Bruder von Lob und Kompliment, aber ein hässlicher, fieser und schlecht riechender Bruder. Zu seinen Schwestern verhält er sich wie ein Filofax zu einem Poesiealbum, wie eine Schulschwimmstunde zu einem Mondscheinbad in der Lagune, wie ein Picknick im Walde  zu einem Kantinenessen.
Das absolut katastrophale am Positiven Feedback ist, dass es auf der To-do-Liste von irgendjemand steht. Wenn also ihr Chef vorbeikommt und anhebt ihre letzte PPT zu kommentieren, positiv zu kommentieren, können Sie sicher sein, dass sein Outlook vor 10 Minuten Feedback an ..... ausgespuckt hat. Und meistens folgt dann dem Positiven auch noch das Negative. Das macht keinen Spass!
Nehmen wir uns also wirklich vor, Lob und Kompliment einzusetzen.
Ich schaute mir die KLM-Mamsell übrigens an und schätzte sie auf 32 bis 36. ich strahlte sie an: "Ich könnte ihr Vater sein."

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen