Dienstag, 28. Juni 2022

Die neuen Geldquellen

 
Es gibt Gerüchte.
Es gibt Gerüchte, dass die deutsche Bundesregierung neue, geheime Geldquellen aufgetan hat.

Gerücht Nummer eins: Der Nibelungenschatz

Bei „Loche“ soll Vasall Hagen von Tronje den Schatz in den Rhein gekippt haben. Seit vielen hunderten Jahren suchen nun Schatzsucher und Taucher, suchen Glücksritter und Abenteurer diesen Schatz.
Man will nun einige Männer in Anzügen gesehen haben, die sich nachts eben dieser Anzüge entledigten und – so eine Augenzeugin, die allerdings ob ihrer 86 Jahre nicht mehr ganz glaubwürdig ist – in den Vater Rhein bei Worms stiegen. Es sollen angeblich Mitarbeiter von Bundesministerien gewesen sein, die den Nibelungenhort (geschätzter Wert 23 Billionen Euro) aus den Fluten geholt haben.

Gerücht Nummer zwei: Fälschungen

Der Hausmeister des Staatsministeriums für Kultur soll gesehen haben, wie der Fälscher Beltracchi vor ein paar Wochen durch den Hintereingang hineinschlüpfte. Was sucht solch ein Strolch, der durch spektakuläre illegale Reproduktionen bekannt wurde, bei Frau Roth?
Es geht die Mär, dass das Kulturstaatsamt 1547 Bilder aus deutschen Beständen durch Fälschungen ersetzen und die Originale an russische Oligarchen, Ölscheichs und indische Maharadschas verkaufen will. So würden dann in der Neuen Nationalgalerie, den Pinakotheken und dem Städel Beltracchis hängen, während sich in Moskau, Dubai und Delhi Milliardäre an Rembrandts und Cranachs, an Monets und Warhols erfreuen würden.
Dieser Deal würde noch einmal 10 Billionen in die Kassen spülen.

Gerücht Nummer drei: Goldyaks.

Eine Tierpflegerin im Berliner Zoo will bemerkt haben, dass Humu-Hamu und Bada-Budu, die beiden tibetischen Yaks, die seit 8 Jahren Bewohner des Geländes sind, im ihrem Stuhl auffällige gelbglänzende Fäden vorweisen.
Mit anderen Worten: Die beiden Tiere scheissen (sit venia verbo) Gold. Keiner weiss, wie sie das machen, aber eines ist sicher: Wenn die Beobachtung stimmt, dann ist der Goldesel endlich gefunden, nur dass der Goldesel eben kein Goldesel, sondern ein Goldyak.
Von einem Nugget mittlerer Grösse ausgehend, kann man rechnen, dass Humu-Hamu und Bada-Budu dem deutschen Steuerzahler auch noch einmal etliche Milliarden sparen.

Gerücht Nummer vier: Der Verkauf des Kreises Dithmarschen, des Ostalbkreises und des Saarlandes an Bill Gates, Elon Musk oder Mark Zuckerberg. 

Das ist jetzt natürlich eine von den ganz wüsten Verschwörungstheorien, aber man kann sicher sein, stünden der Kreis Dithmarschen, der Ostalbkreis und das Saarland zum Verkauf, würden Bill Gates, Elon Musk oder Mark Zuckerberg zuschlagen.
Da könnte man ja so viele schöne Dinge mit so viel schönem deutschen Boden machen! Die drei hätten genug Geld und keine Skrupel.
Der Verkauf würde dann noch einmal 300 Billiarden in die Kassen spülen.

Es gibt Gerüchte.
Es gibt Gerüchte, dass die deutsche Bundesregierung neue, geheime Geldquellen aufgetan hat.

Denn jetzt mal ganz ehrlich: So, wie da in den letzten Jahren mit Geld um sich geworfen wurde, das kann ja nicht mit rechten Dingen zugehen.
Da war zuerst Corona, da hat man zunächst die einheimische Wirtschaft unterstützen müssen, und dann natürlich in einem zweiten Schritt die gesamte europäische.
Dann kam die Ukraine, und nun muss man die unterstützen, und nebenbei wieder die gesamte eigene Wirtschaft.
Und man braucht hundert Milliarden für die Bundeswehr.
Und man will klimaneutral werden.
Wenn man das alles schaffen will – und zwar ohne eklatant viel neue Schulden – dann muss man an Geld kommen.

Und dann stimmt eine der Sachen oben vielleicht doch.
Es gibt nämlich Gerüchte.
Es gibt Gerüchte, dass die deutsche Bundesregierung neue, geheime Geldquellen aufgetan hat.







   

 

 

Freitag, 24. Juni 2022

Die beiden Ks

Ich glaube ja total an Anklänge und Assonanzen und ich glaube an Ähnlichkeiten und Übereinstimmungen. Wenn sich Namen und Personen fast gleich anhören, wenn sie die gleichen Konsonanten oder die gleichen Vokale haben, das kann für mich fast kein Zufall sein. Nein, anders formuliert: Natürlich ist es Zufall, aber manchmal ist es zu schön.
Zum Beispiel der Schulz-Effekt und der Scholz-Effekt (anders genannt: SPD schifft ab...) Oder Trump und Trampel.

Oder zum Beispiel a-a-au-e und a-au-e-a. Noch schöner ka-a-au-e und ka-au-e-a. Sie kommen noch nicht drauf? Also machen wir es ganz einfach:
Ka..a. .aue.
und
Ka .au.e.a..
Genau! Kaspar Hauser und Karl Lauterbach.

Schauen Sie sich doch mal das Bild des jungen Hauser an. Also die getuschte Federzeichnung von Johann Georg Laminit (1775–1848) und nicht das Pastell von 1830 von Johann Lorenz Kreul (1764–1840). Da ist doch eine gewisse Ähnlichkeit mit Karlchen nicht zu verleugnen: die Gesichtsform, die ekligen strähnigen Haare, die Nicht-Krawatte, die schlechtsitzende Kleidung. Wenn man ein Foto von Karli neben das Laminit-Bild hält, sehen sie aus wie Brüder.

Ich glaube ja total an Anklänge und Assonanzen und ich glaube an Ähnlichkeiten und Übereinstimmungen. Wenn sich Namen und Personen fast gleich anhören, wenn sie die gleichen Konsonanten oder die gleichen Vokale haben, das kann für mich fast kein Zufall sein. Nein, anders formuliert: Natürlich ist es Zufall, aber manchmal ist es zu schön.

Was haben die beiden noch miteinander gemeinsam?
Lassen wir doch einmal die Fakten sprechen

Am 26. Mai 1828 traf der Schuhmachermeister Weickmann in Nürnberg einen etwa 16-jährigen Jungen an, der „He Bue“ ausrief und beim Näherkommen „Neue Torstraße“ sagte. Später erinnerte sich Weickmann an eine knappe Unterhaltung, bei der der Junge auf die Frage nach seinem Herkunftsort „Regensburg“ gesagt habe. Er trug einen an einen Rittmeister in Nürnberg (zu diesem Zeitpunkt Friedrich von Wessenig) adressierten Brief bei sich. Nachdem man ihm den Weg zu von Wessenigs Wohnung gezeigt hatte, sagte er zu diesem: „A söchtener Reuter möcht i wern, wie mein Voater gwen is“ („Ein solcher Reiter möchte ich werden, wie mein Vater gewesen ist.“). Von Wessenig ließ den Jungen nach einem kurzen Aufenthalt in seiner Wohnung zur Polizeiwache führen, wo dieser den Namen „Kaspar Hauser“ aufschrieb und zeigte, dass er Geld kannte, Gebete sprechen und beschränkt lesen konnte. Er beantwortete nur wenige Fragen, und sein Wortschatz schien begrenzt zu sein.
(Wikipedia)

Im Frühjahr 2020 traf das deutsche Volk einen etwa 60-jährigen Jungen an, der „Corona“ ausrief und beim Näherkommen „R-Wert“ sagte. Später erinnerte sich das deutsche Volk an eine knappe Unterhaltung, bei der der Junge auf die Frage nach seinem Herkunftsort „Uni“ gesagt habe. Er trug einen an die Bundesregierung (zu diesem Zeitpunkt Angela Merkel) adressierten Brief bei sich. Nachdem man ihm den Weg zu Merkels Büro gezeigt hatte, sagte er zu dieser: „Die Fallzahlen werden steigen.“). Sie liess den Jungen nach einem kurzen Aufenthalt in ihrem Büro zum RKI führen, wo dieser den Namen „Karl Lauterbach“ aufschrieb und zeigte, dass er Geld kannte, Statistiken sprechen und beschränkt lesen konnte. Er beantwortete nur wenige Fragen, und sein Wortschatz schien begrenzt zu sein.

Und hier beginnen die Unterschiede:
Während Kaspar Hauser im Eiltempo lernte, sein Wortschatz sich vergrösserte, ja, wie man förmlich zugucken konnte, wie das Wissen in ihm wuchs, stagnierte Karl.
Karl kannte 2020 die Wörter Corona, Fallzahlen, R-Wert, Inzidenz und Impfung.
Und Maske.
Und Aerosol.
Und viel weiter ist er nicht gekommen.

Es gäbe jetzt eine Menge zu tun im deutschen Gesundheitssystem. Nur zum Beispiel: In 10 Jahren werden wir keine Hausärzte mehr haben. Wer also auf dem Land wohnt und nicht motorisiert ist, muss wegen einer kleinen Magenverstimmung ins 40 km entfernte Klinikum. Wo man ihn belächelt. Oder er geht nicht und es war doch etwas Schlimmes…
Warum kann man keine ausländischen (geflüchteten) Mediziner, die daheim als Klinikchefs gearbeitet haben, bei uns wenigstens als Allgemeinärzte einsetzen? Da müsste man (also Lauterbach) halt mal Gesetze ändern.
Die Liste der To-Do-Sachen ist lang.

Ich glaube ja total an Anklänge und Assonanzen und ich glaube an Ähnlichkeiten und Übereinstimmungen.
Und so muss ich bei Kaspar Hauser immer mehr an Karl Lauterbach denken. Vor allem weil man bei Hauser immer mehr davon ausgeht, dass er ein Schwindler war…







Dienstag, 21. Juni 2022

Wasser trinken


Liebe Leserin, lieber Leser
Haben Sie heute schon genug getrunken? Haben Sie heute schon getrunken? Trinken Sie überhaupt genug?
Soll man ja.

Und damit meine ich jetzt nicht Wein oder Bier, ich meine nicht Cocktail oder Aperitif, ich meine nicht Schnaps oder Likör, ich meine schlicht und einfach die Substanz, die chemisch H2O genannt wird, im Volksmund aber Wasser heisst. Denn Wein oder Bier, Cocktail oder Aperitif, denn Schnaps oder Likör sind feine Sachen, wenn man nach einem heissen, tropischen, glühenden, sengenden Tag auf der Terrasse sitzt und einen grossartigen Abend geniesst. Aber eben NACH einem heissen, tropischen, glühenden, sengenden Tag. WÄHREND eines heissen und hitzigen, eines über36gradseienden Tages ist einfach Wasser angesagt.
Habe ich jedenfalls von den Fachleuten vernommen.
Es war ja nicht zu fassen, wie viele Experten kurz vor dem Fronleichnamswochenende in ARD und ZDF ihre Tipps zum Besten gaben. Gefragt, wie man am ehesten durch die Tropentage kommt, gaben Anthropologen und Humanmediziner weiter, man solle Schattenplätze aufsuchen und viel trinken.
Schatten und viel trinken. Und frühmorgens durchlüften und dann Rollläden runter.
Tja. Wäre man ohne Dr. Herbert Flüh (Anthropologe, Uni Hamburg) und Dr. Jaqueline Meier (Allgemeinmedizinerin, Uni Mainz) ja nicht drauf gekommen…

Liebe Leserin, lieber Leser
Haben Sie heute schon genug getrunken? Haben Sie heute schon getrunken? Trinken Sie überhaupt genug?
Soll man ja.

Also, ich gehe ja nicht mehr ohne Wasserflasche aus dem Haus. Und zwar mit so einer ganz modernen, mit Hebelverschluss und Verriegelung, ganz High-Tech.
Und nun stehe ich aber vor dem einen Problem: Einen Teil des vielen Wassers, des vielen H2O schwitze ich aus, der andere Teil aber will unten hinaus. Und das ist bei Leuten, die mit dem ÖV unterwegs sind, nicht so ganz ohne. Busse und Trams haben kein WC, an den Haltestellen hat es auch nix, in den Bahnhof zahle ich ein Vermögen und in den Zügen sind die Klos dreckig oder abgesperrt. Es gäbe nun Männer, die sich einfach in eine Ecke stellen, ihren Schniedel auspacken und einfach in diese Ecke pieseln, ich gehöre da nicht dazu.
Zur allgemeinen Gesundheitsvorsorge würde also nicht nur der ständige Appell zum Wassertrinken gehören, sondern auch die Bereitstellung von massenhaft WCs.
Warum trinken alte Menschen immer zu wenig? Nicht – so wie man immer behauptet – weil sie es vergessen, nein, sondern weil jeder Klogang ein Abenteuer ist. Aufstehen (mühsam genug), Stock nehmen, zum Klo hinken, dann teilweise abziehen, usw., usw., alles ein ungeheurer Akt…
Nein, bitte mehr Klos und ´dann trinken auch die ÖVler mehr Wasser. Und zwar WCs, die zwei Bedingungen erfüllen:
Sauber.
Gratis.

Liebe Leserin, lieber Leser
Haben Sie heute schon genug getrunken? Haben Sie heute schon getrunken? Trinken Sie überhaupt genug?
Soll man ja.

Ja, es genügt, wenn Sie einfach Wasser trinken.
Und zwar H2O aus dem Hahn, Leitungswasser, das ist nämlich eine wunderbare Sache, die wir gar nicht hoch genug einschätzen können. Viele Menschen auf der Welt haben das nämlich nicht. Wir können einfach einen Hahn aufdrehen und da kommt trinkbares Wasser raus. Und das dann in die Trinkflasche: Super.
Nein, wir brauchen keine Spezialgetränke. Woolly®, das isotonische, vitaminisierte, vollgeboosterte Wasser mit Ingwer, Zitrone, Kakaobohne und Hafer, ist sicher etwas Lustiges, aber nicht mehr. Und sind Sie wirklich bereit, dafür 12.-- SFr. auszugeben? Für den Preis können Sie literweise Mineralwasser kaufen, von Leitungswasser will man gar nicht reden… Man kann es nicht deutlich genug sagen: Woolly®, das isotonische, vitaminisierte, vollgeboosterte Wasser mit Ingwer, Zitrone, Kakaobohne und Hafer ist reine Geldmacherei.
Das gleiche gilt für Rolly®, Willy® und Gully® und wie die In-Wasser alle heissen…

Liebe Leserin, lieber Leser
Haben Sie heute schon genug getrunken? Haben Sie heute schon getrunken? Trinken Sie überhaupt genug?
Soll man ja.

Und genau das werde ich jetzt wieder tun: Wasser trinken.
Und zwar nicht, weil mir das gerade jemand empfohlen hat. Sondern weil ich das immer schon wusste.
Und, ach ja, ich bin zuhause und das WC ist nicht weit.
Und: Ich trinke Wasser ganz ohne Geschmack.
Ok.
Vielleicht kommt als Gipfel des Genusses ein Zitronenschnitz hinein.

 

 

 

   

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Freitag, 17. Juni 2022

Warum ich 70 Jahre Queen überging

Liebe Leserinnen und Leser

Nun werden sich einige doch gewundert haben, dass ich diesen komischen Weg mit Gelübde und Schwur und Eid gegangen bin, diesen Satz genommen habe, den mir das Schicksal vorgab, diese Jephta-Geschichte gemacht habe, dabei hätte es doch ein so wichtiges Thema gegeben, das ich verpasst hätte:
Die Queen.
Wegen dieser ganzen Story mit Gelübde und Schwur und Eid und Versprechen hätte ich es verpasst, Elizabeth II zum 70sten Thronjubiläum zu gratulieren.

Nein, liebe Leserinnen und Leser, das ist ganz bewusst geschehen. Ich habe alte Post durchforstet, was ich über Lizzy schon so geschrieben habe und stiess dabei auf einen Post vom 15. 9. 2015. In diesem habe ich Lisbeth nicht nur gebührend, ich habe sie überschwänglich gefeiert. Ich habe ihr alle grossen Lieder gesungen (im Stile von da-da-damm usw…) und sie hochleben lassen. In jenem Sommer brach die gute Queen nämlich den Sesselkleberrekord, das heisst, sie war länger im Amt als alle ihre Vorgängerinnen und Vorgänger.

Und nun habe ich mal meine Post und meine Mails durchforstet und beim Durchforsten meiner Mails und meiner Post stellte ich fest: Windsor hat sich nie bedankt. Es wäre doch angebracht gewesen, einen so triumphalen, so überschwänglichen, einen so grandiosen, einen so mit Glückwünschen und Hurra-Liedern gespickten Post mit einem kleinen Zweizeiler, mit einer kleinen Notiz zu verdanken.

Jetzt werden Sie einwenden, dass Lizzy nun wirklich keine Zeit hat, die 1000 Briefe, die sie jeden Tag bekommt, selbst zu beantworten. Das verlangt nun aber auch keiner. Aber je älter sie wird, je länger sie auf dem Thron ist, umso mehr schreiben ihr die Leute, und da muss sie halt noch ein paar Leute einstellen. Wenn ihre Poststelle zum Beispiel mit 50 Jahren Amt 50 Leute hatte, dann muss sie mit 70 Jahren Amt halt 70 Leute haben.
Geld?
Gute Güte, Lizzy ist die reichste Frau des Landes, da wird ja wohl ein bisschen Money für Fanarbeit übrig sein. Ja, und das Vereinigte Königreich hat zurzeit genügend Arbeitslose, da könnte man echt die Arbeitslosenquote ein wenig nach unten drücken.

Und für den Job eines Queen-Fan-Post-Beantworter (oder in deutscher Manier Queenfanpostbeantworter) muss man nicht studiert haben, die meisten der Menschen, deren Briefe und Mails, deren Pakete und Päckchen, die Leute, deren Schreiben und Nachrichten man hier beantworten soll und muss, sind so dumm, dass sie grammatikalische oder orthografische Fehler nicht bemerken würden.
Das war jetzt ein Eigentor – das habe ich wohl bemerkt.

Aber zurück zu meiner Posterei: Weil Lisbeth den Post vom 15. 9. 2015 unbeantwortet liess, habe ich mich entschlossen, ihr zum 70sten Jubiläum nicht zu gratulieren.
So einfach.

Aber es kommt noch etwas hinzu.
Ich erwähnte in jenem Text von vor 7 Jahren, dass ich mit 1 Jahr der Queen zugewinkt habe. Und auf einmal, ganz plötzlich, ganz unvermittelt stand diese Szene wieder vor meinen Augen. (Also natürlich, erinnere ich mich nicht, sondern ich erinnere mich an das, was meine Mutter mir erzählte: Dass wir am Fenster der Wohnung meiner Grossmutter in der Schwarenbergstrasse standen und Lisbeth, von der Innenstadt kommend und zum Fernsehturm fahrend, vorbeifuhr. Und dass ich ihr gewinkt habe.)
Nun fiel es mir aber beim Lesen des Posts wie Schuppen von den Augen: Lisbeth hat nicht zurückgewinkt!
Einfach nicht.
Ignoriert hat sie mich.

Ob das – auch im alten Post erwähnte – Marbach-Ereignis vorher war, also ob Lisbeth schon sowieso sauer war, das lässt sich nicht mehr eruieren. Das Marbach-Ereignis war so, dass sie in das Landesgestüt Marbach bei Urach wollte und nur „Marbach“ geschrieben hatte und man sie durch die Schillerstadt führte und sie nach 2 Stunden Geburtshaus, Archiv und Glocke und Räuber die Worte sprach: „Very nice, but where are the horses?“
Ob sie nun deshalb stinkig war und mich deshalb übersah oder aus anderem Grund:
Sie hat mich ignoriert.

Bei Jonas Jonasson wird iin einem seiner Bücher aus einem glühenden schwedischen Monarchisten ein Anarchist, weil der König ihn nicht grüsst. Er arbeitet Jahre auf den Moment hin, auf der Kurpromenade dem Monarchen zu salutieren, und der schwedische König läuft einfach weiter. Da wird er zum erbitterten Feind der Monarchie.
So schlimm ist es bei mir nicht.
Aber ich gratuliere deshalb nicht.

Liebe Leserinnen und Leser
Einige waren erstaunt, dass ich diesen komischen Weg mit Gelübde genommen habe, diese Jephta-Geschichte gemacht habe, dabei hätte es doch ein zentrales Thema gegeben, das ich versäumt hätte:
Die Queen.
Nein. Ich habe es bewusst ignoriert. Und wenn Lizzy eine Gratulation will, dann soll sie mir winken. Auf zoom. Oder Skype. Oder Teams.







 

Dienstag, 14. Juni 2022

Der Satz-Post

 
Ich gehe im Zimmer auf und ab.

Dies ist der Satz, der mir entgegensprang, als ich gelobt und gelübdet hatte, den ersten Satz, der mir entgegenspringt, zu einem Post zu verarbeiten. Und das, obwohl ich wusste, was in den Geschichten von Jephta und Idomeneo passiert: Das erste Lebewesen, das einem entgegenkommt, wird geopfert und das ist das eigene Kind. Bei den Gebrüdern Grimm wird die Tochter nur einem Igel verheiratet, aber das ist auch nicht so lustig.
Nichtsdestotrotz, ich habe es gelobt und geeidet, habe geschworen und gelübdet, nun wohlan, es bleibt dabei (wie Papageno singt), hier ist der Post:

Ich gehe im Zimmer auf und ab.

Wer ist eigentlich dieser «Ich»? Das bin ja nicht ich, das ist ja sozusagen ein anderes. Man könnte Episches Ich sagen, wenn es diesen Begriff gäbe. (Warum gibt es das eigentlich nicht, es gibt ja auch ein Lyrisches Ich…) Dieses «Ich» ist gewissermassen mein Alter Ego, und ich habe in 1000 Posts mein Alter Ego so ausgebaut, dass ich mein echtes Ich verloren habe. Mein Alter Ego ist ein 57-jähriger Lehrer und Musiker, der in Basel wohnt und in Solothurn arbeitet, er ist schwul und begeisterter Schwimmer, liebt Holland und hat mit dem Rauchen und Trinken aufgehört. Er ist 1,78 gross und 72 Kilo schwer, hat kurze graue Haare und braune Augen.
Schön und gut.
Inzwischen habe ich mich aber so verwoben, dass ich immer mehr der Meinung bin, dieses Alter Ego sei ich selbst. Wer bin ich aber wirklich? Wenn ich kein 57-jähriger Lehrer und Musiker, der in Basel wohnt und in Solothurn arbeitet, bin, was bin ich dann? Älter? Jünger? Mit welchem Job? Wenn ich nicht schwul und begeisterter Schwimmer bin, bin ich dann Hetero und Jogger? Liebe ich Frankreich? Rauche und saufe ich noch? Gewicht? Grösse? Augenfarbe? Haare? Es ist zum Verzweifeln. Oder wie Heiner Müller es einst sagte:

Wenn ich sage:
Ich
Gehen die Probleme schon los.

Ich gehe im Zimmer auf und ab.

Wieso eigentlich „auf und ab“?
Das heisst ja, ich bewege mich von einem tieferen Punkt zu einem höheren Punkt und dann wieder zurück. Das macht in einem Zimmer keinen Sinn, eher in der freien Landschaft, wo es wirklich ein Auf und Ab gibt. Oder ist mein Raum schräg? Ich mache die Probe aufs Exempel und hole meine Wasserwaage. Bingo! Mein Zimmer ist eben. Zu 100%. Ein «auf und ab» gibt es eben nicht in einem ebenen Raum. (Man verzeihe mir dieses blöde, aber nicht vermeidbare Wortspiel…)
Vielleicht ist es aber wie mit Stuttgart und Berlin.
Stuttgart liegt in einem Talkessel, dort sind die Höhen und Tiefen völlig klar. Man geht vom Olgaeck zum Eugensplatz die Alexanderstrasse «nauf», und man geht vom Eugensplatz zum Olgaeck die Alexanderstrasse «nonder», man geht vom Lindenmuseum zum Killesberg den Herdweg «nauf», und man geht vom Killesberg zum Lindenmuseum den Herdweg «nonder». Für einen Berliner oder eine Berlinerin ist die Sache schwieriger: Die Stadt ist topfeben. (ja, der Kreuzberg, das lassen wir jetzt mal weg…) Wenn jetzt alles eben ist, dann muss man festlegen, und das tut der Berliner oder die Berlinerin folgendermassen: Wo ich bin, ist oben, ich gehe also immer «runter», wer zu mir kommt, der kommt zu mir «rauf».
Meine Mutter, die Berlinerin in Stuttgart war, erntete nun einiges Unverständnis, denn sie ging Olgaeck zum Eugensplatz die Alexanderstrasse «runter» und vom Lindenmuseum zum Killesberg den Herdweg «runter». Obwohl das Steigungen sind, für die man keine Wasserwaage braucht…

Ich gehe im Zimmer auf und ab.

Nun müssten wir noch den Begriff des Zimmers klären.
Als Zimmer wird ein Raum bezeichnet, der einen von Wänden, Boden und Decke umschlossenen Teil einer Wohnung oder eines Gebäudes, insbesondere eines Wohngebäudes bildet, eine gewisse Größe bzw. Grundfläche aufweist (in der Regel mindestens circa 10 m²) und üblicherweise über Fenster verfügt.
So Wikipedia.
Auweia.
Da müssten nun einige Vermieter über die Bücher, die Zimmer vermieten. Räume, die laut Internetlexikon gar keine Zimmer sind, sondern Kammern oder Kabüffe (sic).

Ich gehe im Zimmer auf und ab.

Warum eigentlich? Tigere ich nervös hin und her, weil ich meine Pillen nicht genommen habe? Diktiere ich meinem Eckermann? Telefoniere ich?
Nein.
Ich denke über meinen Satz nach. Den Satz, der mir entgegensprang, als ich gelobt und gelübdet hatte, den ersten Satz, der mir entgegenspringt, zu einem Post zu verarbeiten. Und dass obwohl ich wusste, was in den Geschichten von Jephta und Idomeneo passiert.

Was hiermit geschehen ist.



 

 

Freitag, 10. Juni 2022

Der Satz, der mir entgegenkommt - Jephta lässt grüssen

Ich sitze und brüte über einem Satz. Dieser Satz soll das Zentrum eines neuen Posts sein. Ist aber ein komischer Satz. Wie ich zu ihm kam? Das kam so:

Ich hatte mal wieder eine Ideenblockade. Also kein Thema in Sicht. Was macht man, wenn man kein Thema hat? Wenn keine Idee, kein Plot und kein Motto kommt?

Man kann natürlich Blogpause machen. Aber mit den Pausen ist das ja so eine Sache. Sie wirken nur, wenn darum herum etwas ist. Und mehrere Pausen aneinandergehängt ergeben eben eine grosse Pause. Oder haben Sie schon einmal ein Musikstück mit je 4 Viertelpausen hintereinander gesehen? Eben nicht, da schreibt man eine Ganze Pause. Oder fragen Sie Ihren Chef, ob Sie zwischen den 2 Wochen zu Pfingsten und den 3 Wochen im Juli frei nehmen könnten? (Das wären dann 9 Wochen.) Tun Sie wahrscheinlich nicht, das könnte dann nämlich das Ende der Arbeitsbeziehung sein. Also ewig lange Blogpausen sind nicht die Lösung – wirklich nicht.

Man kann es mit den Musen probieren. Aber da ich neulich folgende Erfahrung machte:
Eine halbe Stunde später erschien dann doch Thalia. Anscheinend hatten die Damen sich nun doch geeinigt, dass Glossen in den Bereich der Komödie fallen. Thalia ging als erstes an meine Hausbar und schenkte sich einen Whiskey ein, sie hockte sich auf meinen Besuchersessel und packte ihre Marlboro aus. «Rauchen bitte auf dem Balkon», knurrte ich, aber das war ihr völlig wurscht, sie zündete ihre Kippe an und es blieb mir nichts anderes übrig, als den Aschenbecher zu holen, die gute Frau – so schätzte ich sie ein – hätte erbarmungslos auf meinen Teppich geascht.
liess ich es doch lieber sein. (Post von 22.10.2019)

Jemand fragen? Gut, da kommen Ideen, aber kann ich über sie schreiben? Maja möchte einen Post über FKK-Ferien, Knut möchte, dass ich über die Baha`i-Religion schreibe, Vreni wünscht sich einen Text über Lautenmusik und Jörg einen Post über Grunge-Musik. Von allem habe ich keine Ahnung, und ich habe keine Lust mich stunden-, tage- und wochenlang über FKK, Baha`i, Lauten oder Grunge weiterzubilden.

Was also? Ich hatte eine Idee, die ich zunächst für super und spitze hielt:
Der erste Satz des Buches, das ich als nächstes lesen würde, würde mein Postthema geben.
Das schwor ich.

Nun hätte ich als antikenkundiger, märchenkundiger, bibelkundiger Mensch natürlich wissen müssen, dass das schief geht. Denn ein antikenkundiger, märchenkundiger, bibelkundiger Mensch kennt die Storys.
Jephta, der Richter Israels, schwört, dass er, wenn er gegen die Ammoniter gewinnt, das erste Lebewesen, das ihm zuhause entgegenläuft, Jahwe opfert. Das ist dann blöderweise seine Tochter. Und er muss sie opfern – Händel hat das dann abgewandelt und einen Deus ex Machina in Gestalt eines Engels auftreten lassen.
Dem gleichen Schema folgt die Geschichte des Idomeneo. Hier ist es ein Sohn, Idamantes, aber der blöde, blöde, blöde, blöde Schwur ist der gleiche.
Im Märchen ist es meistens ein wenig milder, da wird der oder die erste, die da entgegenkommt, nicht getötet, sondern nur verheiratet, da ist jetzt die Frage, was ist schlimmer, geopfert werden oder einen Igel oder einen Frosch heiraten…

Auf jeden Fall hätte ich es wissen müssen.
Als antikenkundiger, märchenkundiger, bibelkundiger Mensch hätte ich es wissen müssen. Ich hätte wissen müssen, dass man solche Versprechen, solche Schwüre, dass man solche Eide, solche Gelübde nicht ungestraft macht. Denn solche Versprechen, solche Schwüre, solche Eide oder solche Gelübde können ins Auge gehen.

Ich schlage also das Buch auf, es ist Bindungen von Barbara Frischmuth, einer tollen österreichischen Autorin, und ich lese mit Schrecken den ersten Satz

Ich gehe im Zimmer auf und ab.

Dieser Satz ist nun also jenes Erste, was mir entgegenkommt. Er ist meine Iphis (bei Händel heisst sie so, in der Bibel ist sie namenlos), er ist mein Idamantes, mein Hans-mein-Igel. Er ist nun mein Schicksal.

Ich gehe im Zimmer auf und ab.

Nun, so ist das halt, wenn man auf Blogpause, auf Musen und Kollegenbefragung verzichtet. Und einen Eid leistet. Einen Schwur. Ein Versprechen. Ein Gelübde.
Sehen wir, was ich aus diesem Satz machen werde.

Dienstag, 7. Juni 2022

Führe uns nicht in die Waffen-Versuchung

Mein Freund Klaus hat ein Problem mit seinem Sohn Jan (5 Jahre). Jan hat eine Phase, die man als „Entdeckung kreativen Potentials“ bezeichnen könnte, die aber von Klaus einfach als Schmier- und Sudelphase gesehen wird.
Jan entdeckte neulich ein Glas Himbeerkonfitüre und gestaltete damit die Wohnzimmerwand. Er fand eine Tube Färbemittel und entwarf damit „Ohne Titel I“ auf der Küchentür. Jan entdeckte Motorenöl und Schuhcreme, die dem Sofa zu einem völlig neuen Aussehen verhalfen. Und er machte aus Nutella und Nagellack auf dem Fussboden des Gästezimmers das Kunstwerk «Von Gut und Böse».
Völlig genervt und erledigt wendet sich Klaus an eine Erziehungsberatung. Und die gibt ihm einen einfachen Rat: Bis die Phase vorüber ist, alle Flüssigkeiten und Cremes wegschliessen.

Meine Freundin Carla macht gerne Partys, hat aber immer ein Problem, wenn Urs auftaucht.
Urs macht sich sofort über die Hausbar her und findet dort auch immer genug Hochprozentiges. Nach seinem dritten Whiskey fängt er an über Hegel und die Junghegelianer zu dozieren, kommt dann zu Gin und Schnaps, nach denen er auf dem Tisch Habanera tanzt und nach dem vierten Absacker (Rioja, komischerweise Rioja, Urs kehrt, wenn er ganz besoffen ist, wieder zu den milderen Sachen zurück, die aber immer noch genügend Alkohol haben…) fängt er an, Leute zu beleidigen. Da fällt dann schon einmal eine «blöde Sau», eine «gottverdammte Schwuchtel», da wird schon einmal von «Nigger» oder «idiotischer Fotze» gelallt.
Der Rat an Carla ist so eindeutig wie der Rat der Erziehungsberatung an Klaus: Alkohol wegsperren, alle Gäste bekommen ihre Getränke nur direkt von ihr. Was den Erfolg hat, dass Urs nicht mehr auftaucht und man diese Regel dann wieder fallen lässt.

An der Gymnasialen Oberstufe in Helmdodden (Holstein) hat man sich nach langem Hin und Her nun doch entschlossen, die Handys wieder komplett aus dem Schulgebäude zu verbannen.
Das Gunther von Bluden-Gymnasium führt zu diesem Behufe sogar extra eine Abgabestelle im Foyer ein: Vor dem Unterricht deponieren Schülerinnen und Schüler dort gegen eine Quittung ihre Mobilgeräte und erhalten sie am Nachmittag zurück. Das Telefonieren, Whattsappen, Googeln, Mailen, Chatten und Instagrammen während der Lektionen hatte dermassen überhandgenommen, dass ein sinnvoller Unterricht nicht mehr möglich war.

Im Vater Unser beten wir jeden Sonntag:

…und führe mich nicht in Versuchung,
sondern erlöse uns von dem Bösen.

Die Ewiggestrigen und Vorkonziliaren beten vielleicht noch so:

…et ne nos inducas in tentationem
sed libera nos a malo.

Sollten wir dann aber nicht auch alles verbannen, was uns in Versuchung führt?
Sollte nicht Klaus einfach alle Schmiermasse wegschliessen, die Jan in die Versuchung des Herumsudelns führt?
Sollte Carla Urs nur noch kleine Gläser geben (oder eventuell eh nur noch Wasser), wenn ihn das in die Versuchung des hemmungslosen Saufens führt?
Sollten wir die Handys nicht ausschalten, wenn wir in die Versuchung geführt werden sie ständig zu benutzen?
Sollte ein Raucher nicht am besten gar keine Zigaretten daheim haben?
Sollten wir nicht das Auto abschaffen, wenn die Versuchung zu gross ist, jeden Kioskbesuch mit ihm zu bestreiten?

Und was machen wir, wenn wir manchmal Lust haben, wild durch die Gegend zu ballern?
Ja, dann ist es am besten, wenn keine Waffen greifbar sind.
Sollte Jan mit 15 Jahren und schwer schulgefrustet nicht nur Bock haben, die Schule zu besudeln, sprich zu besprayen, sondern auch an einem schönen Tag ein paar Leute umzulegen, wäre es gut, wenn Klaus nicht nur die Farbe, sondern eben auch die MGs in den Tresor sperrt.
Wenn Urs nach 12 Einheiten Whiskey, Gin und Wein aggressiv würde, dann wäre es gut, wenn Carla keine Waffen daheim hat.
Vom Gunther von Bluden-Gymnasium müssen wir jetzt nicht reden.

Nein, nicht ein mehr an Waffen, sondern ein weniger an Waffen ist die Lösung der sich alle Jahre wiederholenden Amokläufe in den USA. Und dass die Waffenlobby einen Tag nach einem solchen Amoklauf einen Kongress beginnt, ist die grösste Frechheit der Geschichte.

…and lead us not to temptation
but deliver us from evil

So beten die Frommen in Amerika. Und das gerade sie dann Trump wählen und den Schrank voller Knarren haben, um sich gegen die Bösen, gegen das Böse, gegen den Teufel und den ungläubigen Nachbarn zu verteidigen, das macht einen rasend.
Vielleicht sollten die liberalen Christen der USA beten:

…but deliver us from NRA.

P.S. Wer Bowling for Columbine von Michael Moore noch nicht 10x gesehen hat: Unbedingt jetzt wieder schauen.