Freitag, 30. April 2021

Ein wenig ausholen?

Manchmal ist es so, dass ein Post einen anderen Post nach sich zieht. Da hat man ein Stichwort gesetzt, ein Thema angeschnitten, einen Punkt angestossen und eine Frage gestellt. Und dann muss man da weitermachen.
Manchmal ist es aber auch noch schlimmer. Da hat man zwei Stichworte gesetzt, zwei Themen angeschnitten, zwei Punkte angestossen und zwei Fragen gestellt und dann zieht der Post zwei Posts nach sich, so ein wenig wie beim Schneeballsystem, oder anders gesagt: Der Post wird zur Hydra, der ja auch zwei Köpfe nachwachsen, wenn man ihr einen abschlägt.

Die beiden Köpfe, die dem letzten Post erwuchsen, die beiden Stichworte, die beiden Themen, die beiden Fragen und Punkte, die dem Post über die Superlative entsprangen, sind:
Ausholen – wollen wir das wirklich?
Kuppelkirche – wäre das nicht eine gute Sache?
Und so wird es heute um das Ausholen gehen.

Wir erinnern uns, ich begann den letzten Post mit dem Satz:

Für den heutigen Post muss ich ein wenig ausholen.

Geben Sie es zu, gestehen Sie es ehrlich, bei diesem Satz liefen Ihnen kalte Schauer über den Rücken. Die Haare standen Ihnen zu Berge und die Arme bekamen Gänsehaut. Der Magen stülpte sich nach oben und das Herz sackte nach unten, die Finger begannen zu zittern und die Füsse vibrierten. Ihnen war so, wie einem ist, wenn der Wohnzimmerschrank auf einen kippt oder ein Auto auf Sie zurast.

«Ich muss ein wenig ausholen», das sagte Ihr Deutschlehrer in der 10. Klasse immer, und dann startete er bei jenem Wunsch der Orsina in Emilia Galotti, der Marchese Marinelli möge Sie doch belügen, weil die Wahrheit (der Prinz WILL sie nicht sehen) zu grausam ist. «Ich muss ein wenig ausholen», sagte der Deutschlehrer, und dann startete er zu einer Weltgeschichte der Lüge, begann – nicht redensärtlich (sic) sondern wortwörtlich – bei Adam und Eva, bei jener Story, wo ja die Schlange die Eva und die Eva den Adam und beide Jahwe belügen, und ging dann weiter durch AT und Altertum und war nach 30 Minuten noch immer nicht in der Zeit n. Chr. angekommen.
Das Furchtbare war nun, dass man nicht einfach einschlafen konnte, dass man nicht einfach Schiffe versenken spielen konnte oder etwas anderes machen, nein, der fiese Typ konnte einen jederzeit aufrufen und wenn man dann keinen Beitrag leisten konnte, dann bekam man eine schlechte Note.

«Ich muss ein wenig ausholen», das sagte Ihre Geschichtsprofessorin an der Uni immer, und hier konnte dann alles einen weiten Gang nehmen, denn man konnte von Stalingrad zur Beresina kommen, und von den Beresinasöldnern zu den Wirren der Eidgenossenschaft, von den Schweizern zu den Schweizergarden und dann ist man im Vatikan und findet – nachdem man noch eine halbe Stunde bei Borgia und Canossa verweilte – tatsächlich über das Reichskonkordat zu den Nazis und zu Stalingrad zurück.
Das Schreckliche war nun hier, dass man nie wusste, ob ein Thema oder ein Punkt in einer Prüfung drankommen könnte, das heisst, man konnte nie wirklich abschalten, Mails schreiben, Facebook checken, twittern oder googeln. Man musste irgendwie aufpassen, denn jeder Punkt konnte prüfungs- und damit auch creditpointrelevant sein.

«Ich muss ein wenig ausholen», das sagt nun auch Ihr Chef. Und hier ist die Lage noch viel, viel, viel, viel fataler. Sie sitzen nicht im Klassenzimmer, Sie sitzen nicht im Hörsaal, sie sitzen in Konferenzzimmer 3, einem Raum mit einem runden Tisch, das heisst Sie können sich nicht verstecken und Ihr Gesicht ist ständig sichtbar. Und wenn nun Ihr Chef vom Kiew-Auftrag zu den Aufträgen in Odessa (2012), Minsk (2013) und Prag (2014) kommt, obwohl diese Projekte mit dem Kiew-Projekt so viel zu tun haben wie Kirschen mit Diamanten, dann müssen Sie dennoch Aufmerksamkeit heucheln.
Denn: Einschlafen wäre Todsünde, Wegdösen würde eine harte Massnahme bedeuten, oder anders formuliert: Wenn Sie jetzt wegpennen, dann sind das 5000.-- weniger Bonus.

Warum fällt es uns so schwer, beim Thema zu bleiben? Warum fällt es uns so schwer, nur einen kleinen Exkurs zu machen? Warum treibt es uns so weit, weit, weit weg?
Zumal ja das Wort «ausholen» auch an harte körperliche Massnahmen erinnert. Ausholen muss man auch für eine Ohrfeige. Ausholen tut man für einen Boxhieb. Nach dem Ausholen kommt eine Hautverletzung oder ein Nasenbeinbruch.

Ich begann den letzten Post mit dem Satz:

Für den heutigen Post muss ich ein wenig ausholen.

Geben Sie es zu, bei diesem Satz liefen Ihnen kalte Schauer über den Rücken. Die Haare standen Ihnen zu Berge und die Hände bekamen Gänsehaut. Der Magen kippte sich nach oben und das Herz rutschte nach unten, die Finger begannen zu beben und die Füsse auch. Ihnen war so, wie einem ist, wenn der Bücherschrank auf einen kippt oder ein Mofa auf Sie zurast.

Nichts ist schlimmer als «ein wenig ausholen».
Also lassen wir es doch.







Dienstag, 27. April 2021

Bitte keine Superlative

Für den heutigen Post muss ich ein wenig ausholen.

Also, wir haben eine Bekannte. Wir nennen sie mal Doris. Sie ist eine liebe Person, wirklich sympathisch, herzlich und nett. Aber ein wenig… Nun, wie soll ich das sagen? Also, Sie haben sich wahrscheinlich schon gefragt, wer bestimmte Deko-Artikel kauft, Spiegel mit Goldumrandungen im Prägestil und Gläser mit gefalteten Hölzern und so, also Doris` Wohnung ist voll davon. Doris ist eher, sagen wir mal so, ist eher VOX statt arte, ist eher Danella oder Pilcher als Lewitscharoff, ist eher… nun, Sie haben verstanden.

Doris hat nun auch drei Frauenzeitschriften abonniert, Herz der Frau®, Spasspost® und Frau mit Hut®, und wenn sie Herz der Frau®, Spasspost® und Frau mit Hut® ausgelesen hat, dann kommen Herz der Frau®, Spasspost® und Frau mit Hut® zu uns. Herz der Frau®, Spasspost® und Frau mit Hut® liegen bei uns auf dem Klo und informieren uns über die Nöte, Sorgen, aber auch Freuden der internationalen Stars und vor allem die der Königshäuser. Hat Willem Alexander ein Problem mit der Lunge? Herz der Frau® weiss es und hat sogar seine Lungenfunktion vorliegen. Wie hat Paola ihren 70. Geburtstag verbracht? Spasspost® weiss es und hatte am 5. Oktober 2020 einen exklusiven Termin und zeigt ihren Rosenstrauss (sehr scheusslich) und ihre Geburtstagstorte (naja). Hat sich Sylvester Stallone liften lassen? Frau mit Hut® weiss es und zeigt die (wirklich grausamen) Fotos…
Und natürlich sind Herz der Frau®, Spasspost® und Frau mit Hut® hinter Christian von Dänemark her, der Spross des dänischen Königshauses ist 15, bildhübsch und via diverse Social Media mit den (gleichaltrigen) Prinzessinnen von Norwegen, Schweden und der Niederlande vernetzt. Meine Güte, das wäre ja was, wieder eine Hochzeit ganz innerhalb vom Hochadel!

In einem dieser Journale, ich weiss nicht mehr, ob in Herz der Frau®, Spasspost® und Frau mit Hut® fand ich ein Preisausschreiben. Dritter Gewinn war ein Besuch von three!xty. three!xty ist das höchstgelegene Restaurant der Schweiz und das höchstgelegene Drehrestaurant der Welt.

Das höchstgelegene Restaurant der Schweiz und das höchstgelegene Drehrestaurant der Welt.

Und während ich mir diesen Superlativ auf der Zunge zergehen lasse, während ich an ihm herumkaue, während ich ihn schlucke, denke ich, wie blöd solche Superlative doch sind. Ich lasse mir diesen Superlativ auf der Zunge zergehen, ich kaue an ihm herum, ich schlucke ihn und denke: Woher weiss und merkt man, wenn man in dem Restaurant sitzt, dass es das höchstgelegene Restaurant der Schweiz und das höchstgelegene Drehrestaurant der Welt ist?

Ok, gehen wir nochmal einen Schritt zur Seite:
Wenn man im höchstgelegenen Restaurant der Stadt oder im höchstgelegenen Drehrestaurant der Stadt sitzt, dann merkt man, dass es das höchstgelegene Restaurant der Stadt oder das höchstgelegene Drehrestaurant der Stadt ist, weil man auf alle anderen Häuser runtergucken kann. Und da merkt man den Superlativ. Aber wenn ich im three!xty sitze, dann sehe ich nicht alle anderen Beizen und Lokale und kann nicht erkennen, dass ich im höchsten Lokal sitze, ich kann es nur glauben. Der Superlativ bringt mir nix.

Was bringen Superlative?
Wenn Jim (23, Coiffeur) dem Jon (24, Servicekraft) ins Ohr flüstert, er solle mit ihm heimkommen, er habe den längsten … des Landkreises, was macht dann Jon (24, Servicekraft)? Er kann den Superlativ nicht nachprüfen, gut, vielleicht ist er eine solche Punze, dass er das schon hat, nehmen wir nun aber mal nicht an. Er müsste nun alle … des Landkreises kennen, aber selbst dann, auch wenn, es wäre keine Garantie, dass er eine schöne Nacht erlebt. Vielleicht würde ja gerade die blöde Aussage von Jim (23, Coiffeur) dem Jon (24, Servicekraft) die Nacht versauen, weil er immer daran denken müsste, ob der von Jim wirklich der grösste…

Was bringen Superlative?
In der Düsseldorfer Altstadt gibt es beim «Schnitzel-Huber» angeblich das «grösste Schnitzel der Welt». (Das ist jetzt keine Erfindung, genauso wenig wie das three!xty.) Was soll mir das? Erstens kann ich den Superlativ nicht nachprüfen, ich müsste in sämtlichen Restaurants der Welt von Taipeh bis Seattle, von Oslo bis Kapstadt Schnitzel bestellen, und ich müsste in den Beizen von Taipeh bis Seattle, von Oslo bis Kapstadt ein Metermass dabeihaben, um zu messen. Zweitens wäre mir schon das drittgrösste Schnitzel zu gross und zu viel, 200 Gramm Fleisch langen mir als Halbvegetarier völlig, und beim «Schnitzel-Huber» haben die Dinger, die auch über die XXXXXXXL-Teller ragen, stolze 1200 Gramm, sechsmal so viel, also 1,2 Kilo.

Was bringen Superlative?
Gar nichts. Zum Nichtnachprüfenkönnen kommt ja noch die Tatsache, dass man einen Superlativ so lange eingrenzen kann, bis es stimmt, und da kommt man dann aus dem Lachen nicht mehr heraus:
Die Basilika in Weingarten ist die grösste Barockkirche nördlich der Alpen.
Der Dom in St. Blasien ist die grösste Kuppelkirche Deutschlands.
usw.
usw.

Also, wir haben eine Bekannte. Wir nennen sie mal Doris. Sie ist eine liebe Person, wirklich sympathisch, herzlich und nett. Aber ein wenig… Nun, wie soll ich das sagen? Also, Sie haben sich wahrscheinlich schon gefragt, wer bestimmte Deko-Artikel kauft, und so würde ich einen Superlativ lancieren:
Die Wohnung von Doris ist die vollgestopfteste Wohnung der Nordwestschweiz. Nicht nachprüfbar, weil, man kann ja nicht in alle Wohnungen rein, stimmt aber trotzdem.

Es lebe der Superlativ.

P.S.
Eine Kuppelkirche ist kein Ort, wo Jim und Jon ihre …länge verhandeln, das kommt nicht von «kuppeln» sondern von der «Kuppel», dem runden Dachbau.

Freitag, 23. April 2021

Abi und Mittlere Reife 2021

Verzweiflung herrschte bei Deutschlands Schülern in den Abschlussklassen: Was würde mit Abitur und Mittlerer Reife im Sommer 2021 passieren? Würde es Not-Prüfungen geben mit Abstand und Maske? Würde es gar keine Prüfungen geben und es würden einfach die letzten Jahre gewertet? Würde es einen Corona-Bonus geben? Oder nicht und alle hätten schlechtere Noten? Immer wieder sahen wir in ARD und ZDF junge Menschen, den Tränen nahe und mit zitteriger Stimme, die ihre Zukunft gerade den Bach hinunter gehen meinten…

Dann in den Nachrichten die Entwarnung: Das Abi 21 findet statt.

Seien Sie mal ganz ehrlich: Haben Sie Ihre Abiturnote gebraucht? Wahrscheinlich nicht. Wenn Sie nicht eines der NC-Fächer studiert haben, genügte ein „bestanden“. Also wenn Sie nicht gerade Mediziner sind, sprich ein verdammt gutes Abi gebraucht haben, dann hat ihr Abitur nie interessiert, ausser eben seine Existenz.

Ich hatte ein sehr, sehr gutes Abi gemacht. 1984. Note: verschweigen wir, aber gut. Sie werden jetzt einwenden, dass eine Prüfung mit drei schriftlichen Tests und einem mündlichen OHNE einen deutschen Aufsatz ja eh nicht gilt, und da hätten Sie auch nicht ganz unrecht. Aber ich habe mir ja dieses reformiertoberstufige Abi nicht ausgesucht, ich musste dieses reformiertoberstufige Abi machen, weil ich halt 1982 bis 1984 in eine reformiertoberstufige Oberstufe, in eine reformiertoberstufige 12. und in eine reformiertoberstufige 13. Klasse ging, und ausserdem ist das eine ganz andere Geschichte.
Jedenfalls hatte ich eine saugute Note, die ich nie wieder brauchte.

Nicht, dass mir meine Studienplätze nachgeworfen wurden, ganz und gar und überhaupt nicht.
In der Schulmusik gab es eine harte Aufnahmeprüfung: Klavierprogramm mit 4 Epochen, Gehör, Tonsatz, Gesang und Allgemeine Musiklehre; im Nebenfach Latein konnte man einfach anfangen, man musste allerdings für die Proseminare Prüfungen machen, es gab Einführungskurse, die man zwar beliebig oft besuchen konnte, aber irgendwann hätte man dann einfach keine Lust mehr gehabt…
Für mein Studium Künstlerische Ausbildung Chorleitung gab es dann wieder eine Aufnahmeprüfung, unter anderem eine halbstündige Probe mit dem Hochschulchor. Ja, und dann kam noch das Zusatzfach Deutsch in Basel, dafür musste man Abschlüsse in zwei Lehrfächern (z. B. Musik und Latein) nachweisen….
Also nicht nachgeworfen.
Nur meine Abiturnote interessierte niemand.

Genauso wenig wie das Geschrei um die Note habe ich das Geschrei verstanden, das losging, als man davon redete, einfach die letzten beiden Jahre zu zählen. Scheinbar gibt es Schüler, die die letzten Jahre nichts getan haben und nun, auf den allerletzten Drücker, im ultimativen Moment, im Schlusszeitpunkt noch alles geben wollen. Ist das realistisch?

Stellen Sie sich vor, sie sind bei einem Marathon mit 100 Teilnehmerinnen und Teilnehmern auf Platz 56 und der erste ist 1,3 Kilometer vor dem Ziel. Und nun beschliessen Sie auf den allerletzten Drücker, im ultimativen Moment, im Schlusszeitpunkt das Rennen zu gewinnen. Geht nur mit einem Mofa oder einem Auto, aber die sind nicht erlaubt, der Sinn eines Rennens ist ja zu RENNEN. Also haben Sie keine Chance.

Stellen Sie sich vor, Sie bemerken eine gewisse Lücke in Ihrer Altersversorgung. Dummerweise sind Sie mit 59 Jahren schon relativ nah an der Rente (oder Nicht-Rente?). Und Sie beschliessen mit fast sechzig Lenzen zu sparen, zurückzulegen, nicht so viel auszugeben, Sie versuchen auf den allerletzten Drücker, im ultimativen Moment, im Schlusszeitpunkt 40 000.— auf Ihr Bankkonto zu buchen. Aber das wird Ihnen wahrscheinlich nicht gelingen. Spare in der Zeit, dann hast du in der Not, so sagt man doch, und man sagt ja auch: Was Hänschen nicht spart, spart Hans…

Stellen Sie sich vor…
Ach, das genügt jetzt. Ich denke, Sie haben verstanden.
Wer auf eine ungenügende Note käme, wenn man einfach die letzten Jahre zählte, wird auf kein brauchbares Abi kommen, er wird vielleicht das PASS statt dem FAIL erreichen, aber – das sage ich ganz ehrlich und ganz unverblümt – VERDIENT hat er oder sie das Abitur nicht.

Und wie ist es mit den Nicht-Abi-Abschlüssen? Auch hier war das Geschrei gross, Hilfe, Hilfe, Hilfe, wir bekommen einen schlechten Abschluss, damit finden wir keine Lehrstelle, wir können keine Ausbildung machen…
Nun, ich unterrichte lange genug Berufskunde, um zu wissen: Man bewirbt sich NICHT mit dem Abschlusszeugnis. Im Idealfall finden meine Berufskundeschülerinnen und Berufskundeschüler im Herbst ihres letzten (also neunten) Schuljahres eine Lehrstelle, wir reichen also beide Zeugnisse der achten und das Sommerzeugnis der siebten ein. Die sollten gut sein, das Abschlussdings ist eine nette Formalität.

Verzweiflung herrschte bei Deutschlands Schülern in den Abschlussklassen: Was würde mit Abitur und Mittlerer Reife passieren? Würde es Not-Prüfungen geben? Oder würden einfach die letzten Jahre gewertet? Corona-Bonus? Oder alle hätten schlechtere Noten? Immer wieder sahen wir in ARD und ZDF junge Menschen, den Tränen nahe und mit zitteriger Stimme, die ihre Zukunft gerade den Bach hinunter gehen meinten…
Dann in den Nachrichten die Entwarnung: Die Prüfungen finden statt.

Aber – sagen wir es mit Shakespeare – Much Ado about Nothing. Auf Deutsch: Viel Lärm um nichts.

Dienstag, 20. April 2021

We gut ist "The Hill We Climb" nur gelesen?

Von Joseph Haydn wird überliefert, er habe gesagt, das Wichtigste sei eine gute Melodie, und wenn man wissen wolle, ob eine Melodie gut sei, solle man sie ohne Begleitung singen.
Also Melodie ohne Schnickschnack.

Stellen Sie sich vor, Sie müssten für einen Food-Blog Penne oder Rigatoni testen, und zwar die Penne oder Rigatoni vom DENNER, vom ALDI, vom Coop oder der Migros. Wie würden Sie beim Testen vorgehen? Würden Sie die Nudeln vom DENNER, vom ALDI, vom Coop oder der Migros mit oder ohne Sauce, mit oder ohne Käse, mit oder ohne einen Schluck Vino Rosso probieren? Natürlich ohne alles, einfach nur Penne oder Rigatoni, Sauce, Käse und Wein würden ja alles überdecken.

Von Joseph Haydn wird überliefert, er habe gesagt, wenn man wissen wolle, ob eine Melodie gut sei, solle man sie ohne Begleitung singen.
Melodie ohne Schnickschnack.

Stellen Sie sich vor, Sie suchen eine Wohnung. Wie schauen Sie lieber eine solche Wohnung an? Leer oder bewohnt? Sicher doch leer – was nicht immer geht, leider. Wenn die Wohnung bewohnt ist, dann können Le Corbusier-Sofa, Werner Panton-Tisch und Originaldrucke an den Wänden über die eindeutigen Mängel der Wohnung hinwegtäuschen, umgekehrt wird Ihnen in einer nach Kohl riechenden und verrauchten Wohnung mit hässlichen Teppichen, hässlichen Möbeln, hässlichen Bildern und hässlichen Menschen vielleicht nicht klar, wie schön das Appartement ist.

Von Joseph Haydn wird überliefert, er habe gesagt, das Wichtigste sei eine gute Melodie, man solle zum Test ohne Begleitung singen.
Einfach Melodie.

Wie erkennt man nun die Qualität eines Textes?
Indem man ihn liest.
Und zwar ohne Schnickschnack.
Und genau das habe ich getan.

Was ist nun The Hill We Climb für ein Text, wenn ich ihn selbst lese, wenn ich also die bildhübsche rezitierende Frau subtrahiere, ihr schickes gelbes Kostüm und die beindruckende Rotes Band-Frisur subtrahiere, ihre wohlklingende Stimme subtrahiere, ihre ausufernden Gesten subtrahiere? Was bleibt von diesem epochemachenden Gedicht?

Nix.

The Hill We Climb ist der schlechteste Text, den ich seit langem gelesen habe. Es ist für mich absolut, und ich meine absolut erstaunlich, dass man sich streitet, wer dieses Machwerk übersetzen DARF. Man müsste sich streiten, wer es übersetzen MUSS.
Das Gedicht (ist es überhaupt ein Gedicht?) ist streckenweise einfach politischer Sachtext, um dann im nächsten Moment in ein Pathos zu kippen, das einem die Magensäure in die Speiseröhre treibt. Zudem hat Amanda eine Vorliebe für Alliterationen und die Anhäufung derselben ist selbst für mich als Wagnerianer zu viel:

To compose a country committed
To all cultures, colors, characters
And conditions of man.


Weiss Miss Gorman nicht, dass jeder Konsonant einen bestimmten Klang hat, weich, ruppig, hart, tödlich, konsequent, zögernd usw.?
Merkt Miss Gorman nicht, wie die Salve von K – K – K – K– K– K– K klingt, nämlich wie ein Hacken? Was wird da siebenfach abgehackt, die Köpfe der Thanksgiving-Truthähne (immerhin denkt Amanda sehr traditionell) oder die Köpfe von Trumpisten – das widerspräche aber den Gesten der Versöhnung, die ihr Werk durchzieht:

We close the divide,
Because we know to put
Our future first, we must first
Put our differences aside.


Dies mit dem K nur als ein Beispiel, ich finde das Ding grottenschlecht, und wahnsinnig veraltetet und wahnsinnig epigonal, das, wenn man wenn ich ihn selbst liest, wenn man die bildhübsche rezitierende Frau subtrahiert, ihr schickes gelbes Kostüm und die beindruckende Rotes Band-Frisur, ihre wohlklingende Stimme und ihre ausufernden Gesten.

Von Joseph Haydn wird überliefert, er habe gesagt, das Wichtigste sei eine gute Melodie, und wenn man wissen wolle, ob eine Melodie gut sei, solle man sie ohne Begleitung singen.
Ohne Schnickschnack.













Freitag, 16. April 2021

Wie reagieren Kreuzworträtsel auf meine Lösungen?

Also,
zurzeit bin ich ja kreuzworträtselsüchtig. Das ist so eine Sache.

Zur Kreuzworträtselsucht kam es so: Wir haben bei uns an der Schule einen Raum, in denen die Schülerinnen und Schüler, wenn sie Freistunden haben, arbeiten. Je eine Lehrerin oder ein Lehrer macht Aufsicht. Man darf in diesen Zeiten arbeiten, ist aber manchmal nicht so konzentriert, weil die Aufgabenlösenden natürlich Fragen stellen und um Hilfe bitten:
„Ich komme da nicht draus!“
„Heisst es le chaise oder la chaise?»
«Ich komme da nicht draus!»
«God of my fathers hat so ein Strichlein, oder?»
«Athmospshäre schreibt man mit th, oder?»
«Ich komme da nicht draus!»
«Was ist (x+5) im Quadrat?»
(Und bevor Sie jetzt gar nicht weiterlesen können, vor lauter Grübeln, hier kurz die Antworten:
Es heisst la chaise, God of my fathers hat keinen Apostroph, weil es ein Plural ist, es heisst Atmosphäre und der Term ist x2 + 10x + 25.)

Man kann also häufig nicht wirklich konzentriert arbeiten, und da habe ich angefangen, Kreuzworträtsel zu lösen, online. Und weil ich ziemlich schnell bin, löse ich manchmal in einer Stunde das der Coop-Zeitung, der Kronenzeitung, vom BLICK, der Ostseezeitung, der Kieler Nachrichten und des Hamburger Abendblattes. Und das hat sich nun zur Sucht entwickelt, sodass ich nun an einem freien Tag zusätzlich zu den Rätseln des Mannheimer Morgens, der Rheinpfalz-Zeitung, von 50 plus und bluewin komme.

Abgesehen von zwei Dingen, die mich aufregen, ist das eigentlich ganz entspannend. Die zwei Dinge sind übrigens falsche Definitionen und Nebenlösigkeiten. Es ist eben eine Ode kein «besonders feierliches Gedicht» sondern eine «Gedichtform», ein «Budget» ist nicht das gleiche wie «Etat» und «Takt» ist nicht «Geichmass in der Musik», genauso nervt es, wenn bei «deutsche Vorsilbe» der zweite und dritte Buchstabe e und r sind, der erste aber nicht durch ein anderes Wort definiert wird, hier könnte die Lösung «her», «zer» oder «ver» heissen.

Früher hatte man keine Chance ein Kreuzworträtsel zu lösen, wenn unbekannte Wörter wie der berühmte «Längste Nebenfluss des Jangtsekiang» oder «baskischer Maler gest. 1998» kamen. Man konnte nur hoffen, dass im 30bändigen Brockhaus unter «Jangtsekiang» oder «Basken» eben auch «Längster Nebenfluss des Jangtsekiang» und «baskischer Maler gest. 1998» behandelt würde. Heute gibt es ca. 30 verschiedene Homepages zur Kreuzworträtselhilfe, oder aber das Kreuzworträtsel hilft einem selber.

Und hier ist es nun reizend zu sehen, wie die Rätsel in Coop-Zeitung, der Kronenzeitung, vom BLICK, der Ostseezeitung, der Kieler Nachrichten und des Hamburger Abendblattes, des Mannheimer Morgens, der Rheinpfalz-Zeitung, von 50 plus und Bluewin mit den Lösungsversuchen umgehen.

Es gibt bei den Einzellösungen drei Möglichkeiten:
Die erste ist, dass man nix zur Lösung sagt und auch nicht hilft. Macht der BLICK zum Beispiel, gut, da kann man auch ein Lösungswort einschicken und was gewinnen, da muss man schon selbst ran. Wenn man also bei einem solchen Rätsel ein Wort nicht weiss, eben den Nebenfluss des Jangtsekiang oder den baskischen Maler, dann muss man auf eine dieser Kreuzworträtselworthilfehomepages.
Die zweite ist, ebenfalls keine Hilfestellung zu leisten, aber die richtige Lösung grün zu zeigen, das heisst wenn ich Han Jiang (das ist der längste Nebenfluss des Jangtsekiang) oder Iturrioz (das ist der baskische Maler) eingebe, dann werden die Buchstaben grün.
Die dritte (sehr, sehr, sehr, sehr, sehr praktische) Möglichkeit ist, unten im Kreuzworträtsel ein Button «Wort lösen» einzusetzen, das erspart mir Kreuzworträtselworthilfehomepages.

Nun ist die Einzellösung das eine. Die Gesamtlösung ist das andere.
Und hier gibt es diverse Möglichkeiten:
Manchmal ist man mit dem Rätsel fertig und es gibt überhaupt keine Reaktion, so nach dem Motto «The rest is silence.»
Manchmal blinkt das Rätsel kurz auf.
Manchmal heisst es «schade, noch nicht alles korrekt» und die noch falschen Buchstaben werden rot gezeigt.
Manchmal – so bei der Kronenzeitung – heisst es: Das Rätsel ist zu 98% gelöst. Und nun muss man suchen, wo der Haken ist und der Hase im Pfeffer liegt.
Am tollsten ist das Rätsel vom BLICK. Hat man (mit Kreuzworträtselworthilfehomepages) alles gelöst, dann kommt die Schrift «GLÜCKWUNSCH» und es erklingt Applaus. Das ist echt klasse, ich stehe dann auf und verbeuge mich. Gerade für einen Musiker in Corona-Zeiten ja eine ersehnte Sache.
Im Intercity allerdings muss ich gucken, dass ich den Ton ausgestellt habe.

Ich habe mir nun angewöhnt, in Gesprächen die einzelnen Rätsellösungsantworten zu imitieren. Manchmal nicke ich nur ganz kurz, manchmal sage ich, das und das sei falsch, manchmal sage ich nur, 97% sei korrekt, aber nicht was falsch sei und manchmal spende ich Applaus. Und manchmal stelle ich meine Ohren auf Durchzug.

Also,
zurzeit bin ich ja kreuzworträtselsüchtig. Das ist so eine Sache.
Aber eine der harmloseren Süchte.
Und Sie sollten die Rätsel in Coop-Zeitung, der Kronenzeitung, vom BLICK, der Ostseezeitung, der Kieler Nachrichten und des Hamburger Abendblattes, des Mannheimer Morgens, der Rheinpfalz-Zeitung, von 50 plus auch mal machen.

 

 

 

 

 

Dienstag, 13. April 2021

Quickwalking

Ich habe im letzten Post über mein Winter-Loch geschrieben. Was ich vergass zu erwähnen: Nicht nur die immer heller werdenden Tage, auch Sport hat mich gerettet. Und weil mein geliebtes Hallenbad geschlossen war, machte ich QUICKWALKING®. QUICKWALKING ist…

Nein.
Halt.
Stopp.
Ich habe von dem Fehler schon einmal berichtet, einem Fehler, den ich nun nicht wiederholen werde. Nämlich den Fehler, aus simplen Dingen nicht einfach Geld zu schlagen.

Erinnern Sie sich noch an FLOORLAYING®? FLOORLAYING® wäre meine Goldgrube geworden, wenn ich beherzter und schneller reagiert hätte. Ich berichtete im Post vom 26. April 2012 über meinen Powernap, den ich immer auf dem Boden des Hochschulflures machte. Eine Kommilitonin fragte mich, was ich da mache. Und ich antwortete: «Ich liege auf dem Boden.» Und hier schrieb ich dann:

Warum habe ich blöder Hengst nicht das gesagt, was erwartete wurde? Ich hätte für lange Zeit ausgesorgt gehabt. Erwartet wurde ein Name, etwa „Floorlaying“ oder „Bodenmethode“, ergänzt durch „nach ---------------„(Name einsetzen) und in der Schriftform mit einem ® versehen. Ich hätte sofort erste Kurse anbieten, nach einem Jahr weitere Lehrer ausbilden und nach zwei Jahren ein Institut gründen können!! Vielleicht wäre FLOORLAYING ® nach Rolf Shimbu Herter – ein Sanyassinname wäre selbstverständlich Pflicht gewesen – sogar finanziell ein Erfolg geworden. Aber ich Dummkopf sage einfach, ich läge auf dem Boden.

Und diesen Fehler wiederhole ich nicht.
Sie interessieren sich für QUICKWALKING®? Dann leite ich Sie jetzt um auf meine offizielle Homepage:

Sie wollen einen Sport, der Ihre Muskeln animiert und Ihren Kreislauf in Schwung bringt?
Der Ihnen Lebensfreude und Pep verleiht?
Sie wollen laufen, bis Sie vor Fun strahlen?
Dann ist QUICKWALKING® das richtige für Sie!

QUICKWALKING®
- ist für die Knie- und Fersengelenke gesünder als Jogging.
- ist für die Hüftgelenke nicht so desolat wie das Olympische Gehen.
- sieht nicht so bescheuert aus wie Nordic Walking.

QUICKWALKING® wurde 2020 von Rolf Herter entwickelt und hat schon viele Freunde gefunden. Leisten Sie sich heute das Komplettpaket!
Sie erhalten für 399.—
- die zwei DVDs QUICKWALKING® für Anfänger und QUICKWALKING® für Fortgeschrittene, die Ihnen im wahrsten Sinne des Wortes Schritt für Schritt zeigen, was QUICKWALKING® ist und was es kann.
- eine vollständige QUICKWALKING®-Ausrüstung (T-Shirt, Hose und Laufschuhe)
- zehn Riegel QUICKWALKING®-Powermasse
- Jahresmitgliedschaft im QUICKWALKING®-Club mit der Berechtigung, gratis an den örtlichen QUICKWALKING®-Walktreffs teilzunehmen.

Zögern Sie nicht! Melden Sie sich noch heute an! Wenn Sie sich bis zum 20. 4. anmelden, erhalten Sie eine Preisreduktion um 100.—und dazu die DVD QUICKWALKING® und ich!

Es gibt nun böse Zungen, die munkeln, meine neue Sportart sei einfach ein schnelles Gehen.
Einfach ein schnelles Gehen.
Einfach ein schnelles Gehen?

Nun, liebe Leserin und lieber Leser, Sie können gerne probieren, einfach so mal loszugehen. Sie werden bald merken, dass Sie da nicht weiterkommen. Gut, Sie werden schnell gehen, aber es wird einfach nur ein schnelles Gehen sein und eben kein QUICKWALKING®. Das wird es nur mit meiner Idee, in meinen Klamotten und in meinem Club.
Basta.

Ich habe im letzten Post über mein Winter-Loch geschrieben. Was ich vergass zu erwähnen: Nicht nur die immer heller werdenden Tage, auch Sport hat mich gerettet. Und weil mein geliebtes Hallenbad geschlossen war, machte ich QUICKWALKING®. QUICKWALKING ist…
Nein.
Halt.
Stopp.
Nicht noch einmal der Fehler mit dem FLOORLAYING®. Gehen Sie auf meine Homepage www.quickwalking.com und melden sich an.

Es lohnt sich.







Freitag, 9. April 2021

Wisshoffen auf längere Tage

Ich habe am 9. März über einen Peter geschrieben, der das Rauchen aufgehört hat und sich jetzt wegen der Geldersparnis Dinge leistet.
Der Peter bin ich.
Also, es stimmt nicht ganz, es stimmt nur halb, ich habe nicht meinen 30. Geburtstag nicht gross gefeiert, sondern nicht meinen 56. Geburtstag, bei mir fielen nicht Reisen nach New York und Shanghai, sondern nach Berlin, Kassel und Den Haag ins Wasser, und auch bei den Einkäufen sah es anders aus: Ich habe keine Gartenpflanzen, kein Bike und keine Kaffeemaschine gekauft, auch nicht etliche Kunstwerke, sondern nur ein Objekt der Basler Künstlerin Gerda Maise.
Und das mit den Unterhosen stimmt auch.

Und natürlich stimmt die zentrale Aussage: Ich habe mit dem Rauchen aufgehört. Ich bin seit Ende November clean. Nach 20 Jahren von 2½ Päckchen auf Null. Und wenn Sie jetzt anfangen zu rechnen: Yes, ich habe erst mit 36 angefangen.

Wie Rauchen aufhören geht? Also, Sie brauchen keine Psychiater, keine Schamanen, kein Voodoo, Sie brauchen keine Akkupunktur, brauchen keine Spezialmethode, alle diese Rauchentwöhnungsworkshops wollen nur Ihr Geld. Sie müssen einfach aufhören – und dann nicht wieder anfangen.
Natürlich ist es sinnvoll, den rein chemischen Entzug vom psychischen zu trennen. Sprich: Nikotinpflaster. Ich habe die erste Woche mit einem starken, die zweite Woche mit einem mittleren und die dritte Woche mit einem schwachen durchgebracht. Und danach habe ich mir noch vier Wochen ein normales Heftpflaster aufgebappt, und mein Körper reagierte, weil er auf die Kombination Pflaster=Nikotin geeicht war, wie ein Pawlowhund, solche Placebo-Dinger funktionieren super bei mir, ich werde auch von alkoholfreien Caipirinhas betrunken.

Und dann kam Weihnachten.

Ich hätte folgende Sachen zur Unterstützung meiner Laune und Stimmung gebraucht:
Erstens Helligkeit und Sonnenschein.
Zweitens die Möglichkeit, meinen Sport zu treiben, sprich offene Hallenbäder.
Drittens ein bisschen Ablenkung durch Ausstellungen und Museen, Cafés und Restaurants, und natürlich viele Läden, um das gesparte Geld gleich anzulegen.
Zu erstens:
Es war das genaue Gegenteil, es wurde erst um 9.00 richtig hell und um 15.00 schon wieder dunkel. das ist allerdings normal und jedes Jahr so und eben die schlimme dunkle Winterszeit.
Zu zweitens:
Die Schweine hatten die Hallenbäder geschlossen. Wegen Corona. Und obwohl es im Herbst keine nennenswerten Ansteckungen gegeben hatte. (Man benutzt ja viel Seife, und Chlor, und weil Sie nackt oder fast nackt sind, halten Sie auch Abstand…)
Zu drittens:
Ausstellungen und Museen waren zu. Wegen Corona.
Cafés und Restaurants waren zu. Wegen Corona.
Läden waren zu. Wegen Corona.

Und ich sass im Loch.
Ich sass in einem tiefen dunklen Loch, aus dem es irgendwie keine Hoffnung gab. Nun erst merkte ich, dass das Nikotin einfach alle Gedanken und alle Gefühle wegdrängt: War da was? Erst mal eine rauchen…
Ich hatte mir so viel vorgenommen, mal wieder Leute anrufen, mal wieder Karten schreiben, Spaziergänge machen, Posts scheiben.
Nichts ging. Manchmal sass ich sogar am Morgen einfach in meinem Zimmer und heulte.
Und nun wissen Sie auch, warum ich im Januar Blogpause gemacht habe.

Was mich gerettet hat?
Nun, ich hoffte darauf, dass die Tage wieder länger werden.
Und das passierte auch wirklich und tatsächlich.

Jetzt werden Sie einwenden und sagen, widersprechen und reden, dass ja hier von Hoffnung keine Rede sein kann – und Sie haben natürlich recht, wenn Sie das einwenden und sagen, widersprechen und reden:
Hoffnung (vgl. mittelniederdt.: hopen „hüpfen“, „[vor Erwartung unruhig] springen“, „zappeln“) ist eine zuversichtliche innerliche Ausrichtung, gepaart mit einer positiven Erwartungs­haltung, dass etwas Wünschenswertes eintreten wird, ohne dass wirkliche Gewissheit darüber besteht.
(Wikipedia)
Aber dennoch war der Trick gut, es zog mich aus der Grube, auf eine rasche Corona-Lockerung war ja nicht zu bauen.

Es ist merkwürdig, dass die Deutsche Sprache für so eine tolle Sache kein Wort hat, nämlich auf das Fokussieren einer positiven Sache, von der man WEISS, dass sie kommt. Ich schlage hier das Wort «wisshoffen» vor.
«Er wisshoffte auf die Sonne, die wieder aufgehen würde…» Klingt doch wunderschön.

Ich habe am 9. März über einen Peter geschrieben, der das Rauchen aufgehört hat und sich jetzt wegen der Geldersparnis Dinge leistet.
Der Peter bin ich.
Also, es stimmt nicht ganz, es stimmt nur halb, aber natürlich stimmt die zentrale Aussage:

Ich habe mit dem Rauchen aufgehört.