Dienstag, 30. September 2014

Der USP oder Schweinehaxen in Kabul / Blogferien


Sie hätten den USP, den Unique Selling Point, sagt die stets lächelnde und fast überfreundliche Bedienung in dem neuen Philippinischen Restaurant, sie seien nämlich das einzige Philippinische Restaurant in Basel. Wir hatten uns hineingewagt, da wir die Philippinische Küche nicht kennen und einige Gerichte auf der Karte doch sehr interessant klangen. Wir wurden angenehm überrascht: Suppe, Vorspeise und Hauptgerichte waren extrem lecker, in meinem Fall war der Hauptgang ein Huhn mit Lebersauce, eine Kombination, die gut funktioniert und ein ganz neues Geschmackserlebnis brachte. Dummerweise wagten wir einen zweiten Versuch und da war das Essen eine Katastrophe: Ein Schweinegehacktes mit Zitrone, aber sie hatten auch Dinge mit hinein gehackt, die bei uns in den Müll kämen, Knorpel, Fett und zähe Stellen, man konnte froh sein, in der gulaschigen Masse nicht auch noch Zähne, Knochen und Borsten zu finden. Schwein „Sisig“ scheint aus einer sehr armen Region der Philippinen zu kommen, wo man schlicht und einfach nichts wegwirft. Auf dem Heimweg musste ich ständig über den USP nachdenken, wenn es der USP dieser Beiz ist, Fleischabfälle zu servieren, dann Gute Nacht.

USP.

In Lörrach gab es einen Italiener, der auch einen Unique Selling Point hatte, er pflegte die bodenständige, kräftige und währschafte Küche der Abruzzen, deftige Gratins mit leicht Sugo am Boden, würzige Saucen und handgemachte Pasta. Er war aber so eindeutig Abruzzese, dass es keine Pizza gab, keine Spaghetti Bolo oder Napo, und wenn man Chianti verlangte, schimpfte er einen aus und brachte Montepulciano. (Er hat mir den Chiantifusel wirklich abgewöhnt.)


Der USP wird auf Marketing-Seminaren und Existenzgründerveranstaltungen als seligmachendes Evangelium verkauft: Schauen Sie, dass Sie etwas anbieten, was einmalig ist, was Sie von anderen abhebt, Sie auszeichnet. Seien Sie der oder die Einzige, in der Stadt, in der Region, im Land. Bieten Sie etwas an, was es hier noch nicht gibt. Gut und schön, aber das ist eine leicht verkürzte Sicht.

Sie hätten z.B. auch den USP, wenn Sie in Kabul eine Beiz aufmachen, die Schweinshaxen und Bier serviert, ausser ein paar Blauhelmen und Diplomaten hätten Sie keine Kundschaft, es sei denn Sie machen es im Flüsterkneipen-60erJahre-Schwulenbeiz-Verfahren, die Leute müssen klingeln und eine Losung, ein Codewort wissen.

Sie hätten den USP, wenn Sie eine Buchhandlung mit Finnischer, Niederländischer, Baskischer und Kurdischer Belletristik anbieten, von den paar Helsinkis, Haagern, von den paar Basken und Kurden können Sie nicht leben, und bestellen kann jeder Händler, es müsste ja auch noch Kundschaft sein, die Kaalaava Juitraa oder De Tweeling sofort, also im nächsten Moment braucht.

Sie hätten den USP, wenn Sie einen schwulen Escort-Service für junge Männer anbieten, bei dem die Herren alle über 50 sind, welcher Boy ZAHLT für einen Gruftie, wo normalerweise ER vom Sugardaddy freigehalten wird?

Sie hätten den USP mit einem Kino, das Stummfilme für Blinde und Met-Übertragungen für Taube anbieten, Sie hätten den USP mit einer Zoohandlung, die Silberfischchen und Schaben liefert, Sie hätten den USP…  

Hören wir auf. Es gibt in manchen Grossstädten 380 Dönerbuden und 748 Ristoranti, die alle gut laufen, es gibt in manchen Fussgängerzonen 40 verschiedene Drogeriemärkte, die funktionieren. Wenn mein Produkt gut ist, kann ich der dreihunderteinundachtzigste Rindfleischabschneider sein, der siebenhundertneunundvierzigste Pizzabodenschleuderer und der einundvierzigste Haargelverkäufer, wenn mein Produkt mies ist, kann ich es vergessen.

So, ich mache jetzt Ferien bis 21.10.
In Andalusien - ohne Läbtob. (sic!)

Danach gibt es einen Post von Sonne, Meer und Stierkämpfen - und Rumrosinen, wir kampieren in  Málaga.Dann werde ich Ihnen die entscheidenden Fragen beantworten können: 
Singen andalusische Frisöre wirklich bei der Arbeit?
Sind andalusische Zigarettenarbeiterinnen wirklich so aggressiv?
Und werfen andalusische Frauen wirklich mit Blumen?

Bis bald.



Donnerstag, 25. September 2014

Für jeden ein psychischer Defekt

Mein Kumpel Brofut (heisst wirklich so, alter südgotischer Name, der so viel bedeutet wie: trittfester Fuss) ist unglücklich. Als einziger in seiner Firma hat er keine psychischen Probleme. Nun könnte man ja denken, dass das Ausbleiben psychischer Probleme einen glücklich macht, aber mitnichten, wenn man damit allein steht, grenzt es einen aus.
Wenn also am Montag alle in der Abteilung erzählen, was ihnen das Wochenende über zu schaffen gemacht hat, muss Brofut schweigen. Soll er sagen, dass er einen ausgeruhten, fröhlichen, schwimmbadseligen, gutgessthabenden Sonntag verlebt hat? Wenn alle von Dr. Schomski, Dr. Hieber, Werner Shaangi Müller und  Tsi Lo Pi berichten und damit ihre Therapeuten meinen, wenn Diskurse wie Gespräch versus Urschrei, Gestalt versus Systemisch in der Luft liegen, wenn Namen wie Freud, Jung, Hellinger und Janov durch dieselbe sausen, hat Brofut nichts mitzureden.
Wenn dann alle zum zweiten Frühstück ihre Pillen auspacken, rot, grün, blau und weiss, schluckfreudig oder schlucksperrig, rund oder oblong, aus der praktikablen Durchdrückpackung  oder aus dem Gläschen, dann trinkt er seinen Kaffee und hat nichts dazu.
(Kleiner Exkurs: Das ist wirklich ein Spruch aus der Pharma-Referenten-Sprache: Schluckfreudige Oblong-Tablette in der praktikablen Durchdrückpackung)

Ich treffe mich mit Brofut in einem kleinen Restaurant, wo er mir lange sein Leid klagt.
„Brofut“, sage ich, während ich meinen Salat noch ein wenig bebalsamicoe , „Brofut, es kann doch nicht so schwer sein, irgendeinen Defekt für dich zu finden.“ „Aber ich bin doch so furchtbar gesund“, mault er und löffelt seine Minestrone, „ich habe keine Depression, bin nicht bipolar, ich bin nicht paranoid und höre keine Stimmen.“ „Das tut keiner von deinen Kollegen, die haben alle ganz kleine Wehwehchen, sonst könnten sie gar nicht so hart arbeiten.“ „Meinst du?“ „Schau mal, Brofut“, sage ich und beginne meine Tomaten aufzuspiessen, „in den letzten Jahren hat sich das Spektrum psychischer Defekte um zig neue erweitert, was früher nur ein Tick, eine Macke, eine Marotte war, ist jetzt pathologisch. Pharmalobby und Ärzteschaft haben da ganze Arbeit geleistet. Wir nehmen also einen deiner Ticks und bauen ihn aus.“ „Habe ich Ticks?“, Brofut schaut mich über seinen Löffel hinweg an. „Schätzchen, nimm doch nur mal deine Angst vor Überraschungen. Du schlägst jedes Buch zunächst hinten auf, bei Filmen hast du dir den Schluss erzählen lassen, und weisst du noch, dein 40ster?“ „Oooooo, ja, das war richtig scheisse, Prost…“ Wir stossen mit unserem Montepulciano an.  „Ihr hattet einen Überraschungstrip organisiert und ich habe gemault und geflennt und gezittert und gemotzt, bis ich endlich wusste, dass es ins Alpamare geht, dann war ich zufrieden.“ „Eben. Wir nehmen also diesen Tick und geben ihm einen Namen: SURPRISE-SYNDROM. Dann brauchen wir nur irgendeinen durchgeknallten Psychiater, der darüber eine Studie macht, dann gehen wir zur ROCHE, NOVARTIS oder PFIZER, die machen dann den Rest, vor allem produzieren sie eine Pille.“

So läuft das?
Läuft das wirklich so?
Leider.

Die Mafia aus Psychiatern und Pharma haben x Syndrome, Phobien, neue Teildepressionen und Psychosen aus dem Boden gestampft. Was bis zum 31.10. nur ein kleiner, harmloser Tick war, kann am 1.11. schon eine Krankheit sein.
Sie reden mit Maschinen (dem Compi, dem Drucker, dem Auto)? Achtung, das wird 2015 eventuell schon psychopathologisch sein.
Sie rupfen von Flaschen, von Dosen und anderen Dingen die Etiketten ab? Achtung, das wird 2015 vielleicht schon psychopathologisch sein.
Sie hassen es, Ihre vom Vortag noch nasse Badehose wieder anzuziehen? Achtung, das wird 2015 möglicherweise schon psychopathologisch sein.
In SWR2 machte neulich einer eine simple Rechnung auf: Wenn es in Deutschland inzwischen ca. 300 psychische Krankheiten gibt, an denen je 2% der Bevölkerung leidet, dann hat jede(r) Deutsche 3-4 solche Krankheiten gleichzeitig. Das kann beim besten Willen nicht sein. Die Deutschen sind zwar ziemlich durchgeknallt, aber so stark nun auch wieder nicht.

Damit sei jetzt übrigens nichts gegen wirkliche Krankheiten gesagt. Es gibt Menschen, denen es echt schlecht geht und die Depression ist keine Erfindung  des 21. Jahrhunderts. Diejenigen, die wirklich krank sind, müssten übrigens die ersten sein, die gegen das Aus-dem-Boden-Stampfen sind, denn mit meiner Tick-Bekämpfung nehme ich jemand einen Therapieplatz weg.

Brofut ruft mich ein paar Tage später hocherfreut an: Seine Krankheit existiert schon! Es heisst AUGUR-SYNDROM und er hat auch schon einen Therapeuten und viele, viele, viele schluckfreudige Oblongtabletten in einer praktikablen Durchdrückpackung, AUGUROSAN®. Endlich ist – man muss es so sagen – Brofut normal, endlich ist er auch dabei und kann mitreden.

Dienstag, 23. September 2014

Schottland und das Hymnenproblem


Schottland hat entschieden.
Und die Entscheidung ist nicht durch das Royalbaby, das Öl, Nessie oder sonstiges gefallen. Es war die Hymne. Die Rockträger im Hochland hätten nämlich drei (!) Nationalhymnen verloren, eine offizielle und zwei inoffizielle, God save the Queen sowie Rule Britannia und Land of Hope and Glory. Hätten die Schafmagenesser eine eigene gehabt? Nun ja. Scotland the Beauty, kennen Sie: Daa DaaDa Dadada Daa DaaDa Dadada, taugt in seiner unsäglichen Dudelsackmelodie als Basler Fastnachtsmarsch, als Hymne taugt es nicht. 

Ja, mit den Hymnen ist das so eine Sache.
Man könnte hier fast alte Sprüche modifizieren:

Drum prüfe, wer sich ewig bindet,
Ob man auch eine Hymne findet.

Drum prüfe, wer sich ewig trennt,
Ob man ‘ne neue Hymne kennt.

Nehmen wir doch zum Beispiel mal die Deutschen: Die Wiedervereinigung, die ja bald wieder gefeiert, besungen, beklatscht und zelebriert wird, hätte erst stattfinden dürfen, wenn man eine neue Hymne gehabt hätte. Einfach den alten BRD-Song weiterzuspielen, war billig. Zumal er wirklich belastet war: Meine Mutter sagte stets, sie müsse immer aufpasssen, dass sie nicht den Arm hebt und nach dem 3.Vers Die Fahne hoch, die Reihen fest geschlossen anstimmt, das sogenannte Horst-Wessel-Lied.
Dabei hätte es doch so herrliche Lieder gegeben. Zum Beispiel

Jetzt wird wieder in die Hände gespuckt
Wir steigern das Bruttosozialprodukt.

Nehmen wir doch zum Beispiel die beiden Basel: Beide Lieder, beide daraus resultierenden Märsche sind so schön, dass sie eine Fusion schlicht und einfach unmöglich machen. Sollen wir statt Z‘ Basel an mym Rhy und Vo Schönebuech bis Ammel  das Basler Einheitslied singen und sollen die Musikvereine irgendwann den Basler Einheitsmarsch spielen?

 Vo Schönebuech bis Ammel, vom Belchen bis zum Rhy
Jo, dert mecht y  syy,  jo, dert mecht y syy.

 Sicher nicht. Schon aus Gründen des Erhalts beider Lieder und Märsche  verbietet sich jeder Fusionsgedanke.
J
edes Land, jedes Volk sollte genau prüfen, ob es ein Lied hat, und ob dieses Lied schöner als die Nationalhymne des Volkes ist, zu dem sie gerade gehören. Haben die Ostukrainer einen schönen Song? Haben die Kurden einen Marsch? Haben die Basken was Nettes? Ich weiss es nicht. Die Katalanen haben ihre – überall bekannte – Hymne längst:

Olé, wir fahren in den Puff nach Barcelona…

Dass das eigentlich ein Lied zur Eröffnung der Seilbahn (Funiculi, Funicula) in Neapel war, macht gar nichts, man darf sich seine Lieder durchaus von Ausländern schreiben lassen, das deutsche ist ja auch von einem Österreicher. 

Die Italiener müssen übrigens zusammenbleiben, trotz den Begehrlichkeiten im Norden, so etwas Schönes wie Fratelli d‘ Italia bekommen die Lombarden, Piemonteser und Venezianer nie hin, es gibt Lieder über den Rhein, den Main, die Mosel und die Donau, über Rhone und Seine, aber über den Po? Also, es gibt Songs, wo ein Po vorkommt, die meinen aber etwas Anderes. 

Drum prüfe, wer sich ewig bindet,
Ob man auch eine Hymne findet.

Drum prüfe, wer sich ewig trennt,
Ob man ‘ne neue Hymne kennt.

 

 

Donnerstag, 18. September 2014

Die ganze Schiesserei


Huber ist ein friedlicher Mensch.

Er übt keine Gewalt aus und hat sein Gewehr im Zeughaus abgegeben. Er kann nicht verstehen, dass überall auf der Welt geknallt und geballert wird.

Huber ist ein friedlicher Mensch.

Er arbeitet in der Werbung, wo es darum geht, einen KRACHER, einen KNALLER zu lancieren, etwas, das WIE EINE BOMBE einschlägt, was EXPLOSIV ist, und wenn er im Internet etwas Gutes findet, zum Beispiel gute Aufnahmen, die jemand GESCHOSSEN hat,  dann macht er erst einmal einen SCREENSHOT.
Wenn Hubert auf eine Frage seines Chefs antwortet, steht er GEWEHR BEI FUSS, dann kommt die Antwort meist WIE AUS PISTOLE GESCHOSSEN und häufig TRIFFT ER DAMIT INS SCHWARZE, ER SCHIESST DEN VOGEL AB.

In seiner Freizeit spielt Hubert Fussball, wo er STÜRMER ist, immer an der FRONT, immer den GEGNER im Blick, er spielt Fussball, wo er ZUM ANGRIFF übergeht und Tore SCHIESST.
Aber da ist es auch wichtig, dass man sein PULVER NICHT VERSCHIESST, sonst geht es aus WIE DAS HORNBERGER SCHIESSEN.

Manchmal geht er aber auch in eine Kneipe, wo schon eine BOMBENSTIMMUNG herrscht, weil etliche STIMMUNGSKANONEN anwesend sind, wo man ES KRACHEN lässt, da stellt er sich dann an die Theke, trinkt etliche SHOTS und beobachtet die Frauen. Wird er heute ZUM SCHUSS kommen, zum Beispiel bei dieser SEXBOMBE  da drüben, wird da GEBUMST, GEKNALLT werden oder muss er sich doch einen Porno anschauen und auf den CUMSHOT warten?
 
Hat er zu viel Geld ausgegeben, muss er bei Freunden nach einem ZUSCHUSS fragen oder den Chef um VORSCHUSS bitten. 

Huber ist ein friedlicher Mensch.

Er übt keine Gewalt aus und hat sein Gewehr im Zeughaus abgegeben. Er kann nicht verstehen, dass überall auf der Welt geknallt und geballert wird.

Huber ist ein friedlicher Mensch.

 

 

 

 

Montag, 15. September 2014

Bunker-Studenten

Liebe Onliner,

wissen Sie, was Bunker-Studenten sind? Nein, das sind keine Studis, die etwas bunkern, im Sinne von hamstern, aufhäufen, vielleicht Creditpoints oder Scheine oder Scripte, "Bunker" ist auch kein Studienfach im Sinne von Ägyptologie oder Medienkunde, Bunker-Studenten sind Studenten, die im Bunker leben.
Durch die grosse Wohnungsnot sind viele Unis gezwungen, ihre Studenten in Notunterkünften unterzubringen, in Turnhallen, in Zeltlagern, in Büroräumen, jetzt wohnen aktuell einige junge Männer in einer Zivilschutzanlage unterhalb der ETH. Von "unwürdigem Wohnen" ist da die Rede, von "keiner Arbeitsatmosphäre", von einer "absoluten Notlösung" lese ich da.
Warum?
Ich halte den Studi-Bunker, die Studi-Zivilschutzanlage für die beste Lösung: In Zukunft wohnt der Student im Bunker.
Sehen wir es doch mal so: Im Alter von 19-25 Jahren ist man wild, laut, schmutzig, unangepasst und geht der Gesellschaft und dem Umfeld unglaublich auf die Nerven.
Wenn die Studis in meiner Nachbarschaft Feten feiern, vibriert das ganze Viertel. Und diese krachige Bumm-Bumm-Musik! Techno oder so heisst das. Nicht die sanfte, melodiöse Musik, die wir gehört haben: AC DC, Deep Purple, Led Zeppelin, sondern so richtiger Krach. Im Bunker stört das niemand. Im Bunker stört auch niemand, wenn ständig wechselnde Studentinnen ein und aus gehen. (Vielleicht stört die der Bunker, aber das ist eine andere Geschichte). Im Bunker gibt es kein KEIN DAMENBESUCH NACH 22.00, da können Patrick und Geri und Tobi ihren Hormonen, die ja im Alter von 19-25 entsetzlich umeinandertoben und sie ständig notgeil machen, absolut freien Lauf lassen.
Ungeputzte Fenster? Stört da unten niemand, es hat auch gar keine.
Keine Geranien am Balkon? Stört da unten niemand, es hat auch gar keinen.
Müll in den falschen Säcken und Flaschen im Flur? Alles kein Problem.
Und auch die Küche, die Küche kann Fettspritzer am Herd und Krümel auf dem Boden haben, es muss sich niemand drum scheren. Und sagen Sie jetzt bloss nicht, in einem normalen Wohnhaus sieht man ja auch nicht in die Studentenküche, also, ich linse da immer mal rein, man muss doch kontrollieren, dass das einigermassen sauber ist, sonst hat man nachher noch die Ratten oder die Schaben im Haus.
Im Bunker können die Studis laut, wild, schmutzig und unordentlich sein.
Sonnenlicht fehlt? Tageslicht fehlt? Ich bitte Sie, seit wann interessiert sich ein junger Mensch für Tageslicht? Als ich meine Wohnung suchte und gerne einen Südbalkon wollte, sagte C.St. zu mir: "Mir wäre das völlig wurscht, die Sonne stört den Bildschirm und ich habe die Storen immer unten." Gut, das ist jetzt natürlich ein Problem: Da unten ist Funkloch. Kein Handy, kein Internet. Aber umso besser: Endlich kann einmal stundenlang gelesen, exzerpiert, bibliographiert werden, ohne dass einen Facebook, Studivz, Twitter, Whatsapp, Google und  alles andere ständig ablenkt. Ich sass mit Studis im Hörsaal, die auf dem Laptop mitschrieben und während 90 Minuten 7x in Facebook, 7x in Studivz und 11x auf Google Bilder waren.
Nein, der Bunker ist die Mönchsklause der Zukunft, in dem Raum ohne Ablenkung können wieder Werke vom Format eines Thomas v. Aquin oder eines Erasmus entstehen.
Es bleibt zu hoffen, dass das Experiment mit Patrick, Geri und Tobi Schule macht: Zivilschutzanlagen gibt es genug und viele Studis haben noch keine Wohnung. Der Student der Zukunft wohnt im Bunker. Als kleines Zugeständnis kann man ihnen ja einmal am Tag für zwei Stunden Internet schalten.

Freitag, 12. September 2014

Kühe auf der Claramatte

Vorletzte Nacht hatte ich einen furchtbaren Traum:

Ich stand in der Morgendämmerung an meinem Wohnzimmerfenster und schaute hinaus auf die Claramatte, den herrlichen Park, der direkt unter meiner Wohnung liegt. Nein, eigentlich schaute ich NICHT auf die Claramatte, denn sie war verschwunden. Wo waren die grossen Bäume? Wo der Musikpavillon? Wo waren die Picknick-Zone und das Le Parcour-Übungsgelände? Wo das Gründerzeithaus am Ende der Anlage? Stattdessen standen ca. 50 Kühe auf einer grünen, mit einem Elektrozaun umsäumten Weide, setzten ihre Fladen (kein Vorwurf, die können mangels eines Schliessmuskels nicht anders) und muhten. Das allerdings – jetzt Vorwurf – hätten sie leiser tun können, für 6.00 morgens war es ein Höllenlärm. Ich ging auf meinen Balkon, trank einen Kaffee und rauchte eine Zigarette, im Hinterhof war alles wie gehabt.
Ich zog mich an und ging auf die Strasse. Täuschte ich mich oder war die Stimmung wirklich anders? Ruhiger, ländlicher, der Nebel ein wenig dichter und die Luft bäuerlicher? War wirklich eine grosse Veränderung passiert?
Das nächste, was mir auffiel, war, dass ALI-DÖNER, BABA-KEBAB, THAI-EXPRESS und PIZZABLITZ verschwunden waren. „Zur Krone“ las ich, „Goldener Bär“ und „Zum Adler“.
Mir schwante Übles.
Aus dem ersten Stock eines der Häuser erscholl ein Pfyffermarsch. Gut, ein bisschen früh um Sechs am Morgen, aber es war ein Traum, nicht? Also der Marsch:
Da-Daa-Daa-Daa-Daa-Dada war zu hören. Ich traute meinen Ohren nicht, Von Schoenebuech bis Ammel, gespielt von einer Basler Clique, von Basler Piccolos in einem Basler Cliquenlokal?
Mit klopfendem Herzen und zitternden Händen raste ich weiter.

Jodel- und Alphornfest
verkündete ein Plakat
Samstag, 14.3.2015 und Sonntag, 15.3.2015
Spielorte:
Kulturzentrum Elisabethen (vormals THEATER BASEL)
Mehrzweckhalle Barfi (vormals Stadtcasino)
Turnhalle Heuwaage (vormals Schauspielhaus)

Nun war alles klar, ich musste eigentlich gar nicht mehr auf die andere Seite ins Grossbasel, aber die letzte Gewissheit brauchte ich doch. Mit brummendem Kopf erreichte ich die Mittlere Brücke. Ein roter, nach rechts schauender Baselstab prangte auf den Fahnen, die dort wehten.

Es war passiert.

Liestal hatte die Macht übernommen.
Die Landschäftler waren gekommen und das Baselbiet regierte.
Es war passiert.

Als ich aber am Nachmittag mit einem Kirchenmusiker aus Tecknau telefonierte, erzählte der mir, er habe genau den gleichen Traum gehabt.
Aber umgekehrt, und mit umgedrehten Vorzeichen klang der Albtraum genauso albmässig und furchtbar. Da waren die Kühe verschwunden, da roch es nach Chemie und Abgasen, da spielte der Musikverein Z’Basel an mym Rhy und die Mehrzweckhalle Tecknau war in die avantgardistische, multikulturelle, experimentelle und multimediale Kulturfabrik TECKNO verwandelt worden. Das Schlimmste, so mein Kollege, das Schlimmste aber sei gewesen, dass der Stammtisch, bestehend aus den Bauern Ruedi, Fritz und Hans, sowie dem pensionierten Dorfschullehrer Beat und dem pensionierten Sigristen Kurt sich im THAI-EXPRESS hätten treffen müssen, und diese lieben fünf Herren unter einem thailändischen Palmenkitschbild sei doch ein schrecklicher Anblick gewesen, ein sehr schrecklicher.
Auch er sei schweissgebadet aufgewacht.

Ein Albtraum hier, ein Albtraum da.
Aber sie können verhindert werden.
Also, liebe Onliner, ihr wisst, wie ihr stimmen müsst!



Montag, 8. September 2014

Die wundervolle deutsche Sprache


Wir machen ein kleines Quiz:

Mit welchen Worten warben die Basler Verkehrsbetriebe letzten Sommer für Fahrten mit einem offenen Strassenbahnwagen?

a)    Freiluftvergnügen – Sommerwagen – Sonderaktion

b)    Freiluftwagen – Sommeraktion – Sondervergnügen

c)    Freiluftaktion – Sommervergnügen – Sonderwagen


Ätsch, es ist a). Aber ich finde es himmlisch, was man im Deutschen alles machen kann. So umstellen kann man nämlich nicht in jeder Sprache. Man kann sogar von einer Freiluftvergnügungssommerwagensonderaktion oder einem Sondersommeraktionsfreiluftwagenvergnügen reden. Ist das nicht phänomenal? Dafür liebe ich das Deutsche. Und ich werde es immer verteidigen.
Gegen alle Angriffe wie:

*Deutsch kann man nicht singen.
Was für ein Blödsinn, Verdi und Puccini kann man nicht auf Deutsch singen, aber Wagner? Das deutsche Lied mit Werken wie der Winterreise oder der Dichterliebe wird auf der ganzen Welt geschätzt, man liest sogar in englischen Sängerbiografien  He also recorded Oratorio (Messiah, Jephta) and Lied.

*Das Deutsche ist so schrecklich schwierig.
Gut, wir haben drei Artikel, furchtbar. Man muss also immer den Artikel mitlernen. Nicht nur Haus, sondern das Haus. Muss man im Französischen auch. Drei Artikel! Das Russische hat dafür acht Fälle, das Englische 12 Verbzeiten, das Chinesische keinerlei Grammatik, aber 5000 Schriftzeichen. Also?

*Das Deutsche hat Redewendungen wie Schantall, tu mal die Oma winken hervorgebracht.
Nun, wenn sie Else Bleffenköter aus Wanne–Eickel mit Sonetten von Shakespeare vergleichen, schneidet Else schlecht ab. Wenn Sie James, Dockarbeiter in Liverpool, mit Novalis vergleichen, schneidet James schlechter ab. Wenn Sie Else und James vergleichen… können Sie gar nicht, weil Sie James nicht verstehen. Aber denken Sie an das, was Professor Higgins in Pygmalion über die schlechte Sprache sagt. (Die seiner britischen Landsleute)

*In Deutsch kann man keine Gefühle ausdrücken.
Gut, das Deutsche ist sicher eine Sprache der Denker, der Philosophen, der Dichter. Aber man KANN einen wunderschönen Heiratsantrag auf Deutsch formulieren, man kann seiner Liebsten sagen, dass man sie sehr, sehr, sehr gerne hat. Sonst wären nämlich die Deutschen irgendwann ausgestorben. Irgendwie muss es möglich sein, Liebe, Leidenschaft, Verlangen und Jauchzen in dieser Sprache zu verkünden. Mein Grossvater schrieb meiner Oma: Die Mädchen meiner Heimat sind Wachstuch, du aber bist wie Seide. Wenn das meine Oma nicht erfunden hat, aber dann ist es trotzdem gut.

*Deutsch ist eine aggressive Sprache
In allen Kriegsfilmen brüllen die SS-Offiziere in Deutsch, selbst wenn es ein US-Film ist. Aber das Geschrei der Militärschinder in Streifen, die bei den Marines oder der Navy spielen, klingt auch nicht wirklich toll. Ich glaube, das liegt am Brüllen. „Schütze Maier, Urlaub gestrichen.“ tönt irgendwie nie gut.

So, das alles musste ich mal loswerden. Und weil die BVB nun auch ihr Cabrio im Herbst anbietet, sonderagiere ich jetzt und gehe zum freiluftvergnüglichen Herbstwagen.
Oder ich freiluftvergnüge mich in der herbstwaglichen Sonderaktion.

Ganz wie Sie wollen. Wenn ich vorbeifahre, tu ich Sie auch winken. Versprochen.

Freitag, 5. September 2014

When you are in Rome...


Vor vielen, vielen Jahren war ich mit zwei Baslern in Freiburg i.Br. Genauer gesagt, ein Binninger und ein Muttenzer, aber das fassen wir mal für meine deutschen Leser als Agglo Basel zusammen, auch wenn ich damit allen echten Baslern UND den Landschäftlern auf die Füsse steige.
Wir streiften durch die Altstadt, tranken Bier in einem Biergarten, wir bewunderten das Münster und das Kaufhaus (das ist ein superschönes Mittelalterbauwerk, nicht der Karstadt)und hatten einen schönen Nachmittag. An einem der Kanäle, die sich durch die Partie beim Schwabentor ziehen, fiel den beiden jungen Herren auf, dass ganz viele Fahrräder im flachen Wasser lagen. „Passiert das häufig?“, fragte mich Tristan (Name v.d.R. geändert). „Ja“, meinte ich, „ständig schmeissen Leute Velos in den Kanal.“ „Ist ja irre“, war der Kommentar von Manuel (Name v.d.R. geändert). „Kann man sagen, dass das wie ein Volkssport ist?“, fragte Tristan, und nun hätte ich nicht JA antworten dürfen, das war ein Fehler, wie ich merkte, ich hätte nicht JA sagen dürfen, denn nun hatte ich alle Mühe, die beiden daran zu hindern, Fahrräder, die nicht angekettet waren, in hohem Bogen in den Gewerbebach zu schleudern. Nur unter Androhung von äussersten Sanktionen (Nicht bei mir übernachten, sondern heimfahren) konnte ich den Velowurf verhindern.
„Wir wollen uns nur ein wenig anpassen“, maulte Tristan. „When you’re in Rome, do as the Romans do“, ergänzte Manuel. “Hört mal, ihr Deppen, nicht ALLE Freiburger machen das und finden das toll”, so mein Kommentar. „Wer denn nicht?“ „Ja, zum Bleistift diejenigen, denen die Fahrräder gehören, die finden das echt scheisse, ihren Drahtesel nachts aus dem Kanal holen zu müssen.“
Das war ein schlagendes Argument.

When you’re in Rome…
Wenn du in Rom bist, tu es wie die Römer, aber wenn nicht alle Römer das Gleiche machen? Integriere dich!
Aber in was?
Gibt es Eigenschaften, Tätigkeiten und Verhaltensweisen, die auf alle zu treffen?
What to do if not all Romans do the same?

Also, für Freiburg kann man klar sagen: 60% der Bevölkerung haben ein Fahrrad, pflegen und benutzen es und nur 0,6% der Bevölkerung schmeisst die Velos ins Wasser, also eher eine Randgruppe, ich glaube gar, dass das inzwischen sogar komplett aus der Mode gekommen ist.

When you’re in Rome…

In Rom war für mich der erste Schritt, um nicht ständig als Tourist aufzufallen, keine Ampeln mehr zu beachten. Einfach über die Strasse, Augen, nein nicht zu, schon auf und durch, in festem Schritt und Tritt zwischen hupenden Autos und dröhnenden Vespas, in Schlangenlinie durch ein Gewühl von Blech und Benzin. Warum nicht warten, bis es grün ist? Weil das kein Mensch macht, auch die Autos übrigens nicht, das heisst, die Strasse ist immer gleich voll, ob irgendjemand Rot oder Grün hat oder die Lichtsignale schwarz sind. Einfach nicht warten, drüber.
Ich weiss allerdings nicht, ob die Carabinieri das genauso sehen, oder ob sie mir, wenn sie mich erwischt hätten, nicht eine ordentliche Busse aufgebrummt hätten. Vielleicht hätten sie sogar geäussert, dass es eben nicht ginge, dass Ausländer sich nicht an die Spielregeln hielten.
Was tut man nun, wenn man sich als Tourist an die Spielregeln halten soll und will und wenn es aber Spielregel im Land ist sich nicht an die Spielregeln zu halten?
Ist der der bessere Fast-Italiener, der die Kaffeequittung die berühmten 20 Meter aufbewahrt oder der, der sie wegschmeisst?

When you’re in Rome… 





Als ich einmal in einem französischen Chor mitsang, war ich der einzige, der um 10.00 im Probenlokal stand. Nach ein paar Tagen hatte ich es gelernt: 10.00 Probe heisst, man holt sich um zehn Uhr noch einen Café au lait und ein Croissant, um 10.15 raucht man noch genüsslich eine Gauloises, um sich dann um 10.25 gemächlich, ganz gemächlich in Richtung Mozart und Bach aufzumachen. Aber gilt das überall in der Grand Nation? Die Züge fahren pünktlich (meist). Die Theatervorstellungen beginnen pünktlich (oft). Und in der Schule heisst sicher auch Erste Lektion 8.00 nicht, dass man so ab acht allmählich eintrudelt.


When you're in Rome...



Es ist schwierig, weil nicht jede und jeder ein Schild umhaben: Vorsicht! Mein Verhalten und mein Tun sind nicht typisch! Bitte nicht nachmachen!
Ich auf jeden Fall müsste es tragen, denn die Bewohner meiner Heimatstadt sind maulfaul und menschenscheu, wer also denkt, benimm dich in Stuttgart wie der Rolf, der eckt gewaltig an.
Ich hoffe, das Tristan und Manuel nicht mal unbemerkt nach Stuttgart gefahren sind und das getan haben.
Ich hoffe ebenfalls, dass sie nicht doch noch in Freiburg so einen Velowurf gemacht haben.
Seit Freiburg grün regiert wird, wird ziemlich hart durchgegriffen und die Polizei ist auf Zack wie nie zuvor.

Montag, 1. September 2014

Schlecht kommuniziert?

„Schlecht kommuniziert“, sagt mein Kollege Hebbie, der in den Sommerferien mehrfach vor der geschlossenen Schule gestanden ist, „das war jetzt wirklich schlecht kommuniziert.“ (Anm. der Red.: Ja, es gibt Lehrer, die in den Ferien etwas im Schulgebäude machen wollen.)
Schlecht kommuniziert.
Ich gebe Hebbie zu bedenken, dass die dreiwöchige Schliessung des Schulhauses in den Konferenzen erwähnt worden sei, zudem habe es einen Zettel im Fach und eine Mail gegeben. „Hast du erwartet, dass der Schulleiter jeden extra anruft und ihm das mitteilt?“, frage ich meinen Kollegen. „Ich habe erwartet, dass er zu mir heimkommt und mir einen Zettel an die Pinnwand hängt, er hätte dann auch ein Glas Wein und Nüssli bekommen.“ „Scherz, oder?“ „Natürlich Scherz, aber wenigstens ein Reminder…“
Reminder, wir wollen Reminder, wenn wir keinen Reminder bekommen sagen wir:
Schlecht kommuniziert.
Also die Aktion mit Mündlichkeit, Mail und Zettel drei Wochen vor den Ferien und zu Ferienbeginn einen Reminder: DENKT DRAN, SCHULHAUS ZU! Und Mitte der Ferien noch einen Reminder: DENKT DRAN: SCHULHAUS ZU!

Ich hasse Reminder, denn sie sagen ja eigentlich aus, dass man den Empfänger für blöd, absolut für zu blöde hält sich eine Tatsache wie die 21tägige Schliessung des Arbeitsplatzes irgendwo aufzuschreiben, irgendwo zu notieren, es gibt da ja inzwischen so tolle Programme, man könnte es aber auch ganz simpel in die Agenda notieren oder eben der berühmten Zettel an der Pinnwand, Kühlschrank ist auch sehr schön.
Das Teuflische an der Reminderei ist, dass es wie eine Sucht funktioniert: Man braucht immer mehr und immer öfter die kleine Erinnerung, dass man sich dran gewöhnt. Als Folge merkt sich keine Sau etwas beim ersten Mal, denn es gibt ja spätestens eine Woche vor Ereignis X einen Reminder. Bekommt man keinen, vergisst man das Ganze und darf nachher motzen:
Das war schlecht kommuniziert.
Wir leben im Zeitalter des Doppelmoppelns, ja, das 21. Jahrhundert ist das Zeitalter der Redundanz.

Du musst es dreimal sagen.
Nein, Mephilein, dreimal langt längst nicht mehr,
du musst es dreimal sagen und drei Reminder schicken.
Es ist übrigens witzig, dass Faust das ja gerade zu Mephisto sagen muss, als er ihn hereinbitten will, d.h. Redundanz IST etwas Teuflisches und das Herumgemindere gehört dem Satan.
Wir leben in einer totalen Informationsflut, aber sie wäre nur halb so schlimm, wenn ein paar Infos weggelassen würden.

Wenn Sie mit einer Schulklasse verreisen, schickt Ihnen Beat Hiltbrunner eine SMS Klasse 2a Personenzug 7.59 nach Thun Gleis 6 vorderster Wagen. Sind Sie dann dort, läuft ein Mann auf dem Perron auf Sie zu und erzählt Ihnen, dass Sie im vordersten Wagen sind. Dort hängt dann ein Schild SEKUNDARSCHULE ALLSCHWIL KLASSE 2A HERTER. Auf der Rückreise das Gleiche.
Wenn Sie ein Haarshampoo, ein Duschgel, eine Hautcreme, wenn Sie Zahnpasta oder ein Deo kaufen, prangt in grossen Lettern: DERMATOLOGISCH ÜBERPRÜFT. Es muss hautärztlich getestet sein, sonst dürfte man kein FOR MEN®, kein HAIR & BODY®, kein LIMETTENTRAUM® und kein SMOOTH & CLEAN® verkaufen, absoluter Grundsatz für die Marktzulassung ist, dass ein Drogerieprodukt nicht Ihre Haut, die ja gepflegt werden soll, zerfrisst oder Ihnen die Haare, die ja locker und zart werden sollen, schliesslich ausfallen.
Am schlimmsten ist es in der Politik. Wenn Land A das Land B überfällt, dann sagt am Tag danach der US-Präsident, dass er es nicht gut findet. (Es sei denn, die USA sind das Land A.) Am nächsten Tag meldet sich die EU und sagt, dass sie es nicht gut findet, (Es sei denn, die USA sind das Land A),dann am dritten Tage die UN und wenn ich dann am vierten Tag im Radio höre,  Angela Merkel sagte vor Journalisten, sie verurteile den Einmarsch (Es sei denn A sind die USA),  dann bekomme ich die Krätze.
Wir ertrinken in Fakten, News und Infos und wenn wir wenigstens die Reminder weglassen, ist schon viel gewonnen.
Hebbie hat übrigens wirklich an den Schulleiter geschrieben und mindestens fünfmal, also sehr redundant den Begriff
Schlecht kommuniziert
verwendet.
Die Antwort war entzückend: Er habe wirklich noch mal IN den Ferien dran erinnern wollen, habe sich den Tag auch aufgeschrieben, es dann aber vergessen, weil seine Sekretärin vergessen habe ihm einen Reminder zu schicken.