Freitag, 29. Juni 2018

Die Copy-Paste-Kommunikation


Betreff: Sopranistin

Sehr geehrter Herr Sundström
Ich heisse Lorena Calabrese und mache zurzeit meinen Master in Gesang an der Hochschule in Bern.  Wenn Sie für eines Ihrer nächsten Projekte eine Sopranistin brauchen (Stimmfach jugendlich-dramatisch), dann würde ich Ihnen gerne zur Verfügung stehen. Anbei mein Dossier mit drei aktuellen mp3-Files. Gerne komme ich bei Ihnen einmal vorsingen.
mit freundlichen Grüssen
Lorena Calabrese

Betreff: Re: Sopranistin  

Sehr geehrte Frau Calabrese
Leider entspricht ihr Dossier nicht meinen Vorstellungen.
Ich wünsche Ihnen noch alles Gute für Ihren weiteren Weg.
mit freundlichen Grüssen
Lars Sundström

Betreff:  Re: Re: Sopranistin

Lieber Herr Sundström
Können Sie mir sagen, was ich an meinem Dossier und an den mp3 noch verbessern kann, oder was Ihnen nicht gefallen hat? Was entspricht nicht Ihren Vorstellungen? Ich bin noch nicht lange im Geschäft und für jeden Hinweis dankbar.
Mit freundlichen Grüssen
Lorena Calabrese

Betreff: Re: Re: Re: Sopranistin

Liebe Frau Calabrese
Jetzt haben Sie mich aber kalt erwischt. Meine Antwort ist ein Copy-Paste-Standardtext. Ich habe leider gar nicht gemerkt, dass Sie gar keine Dateien angehängt hatten. Fakt ist, dass ich bis 2022 vergeben habe. Wenn Sie Lust haben, 2023 eine Johannespassion zu singen, und auch so weit planen können, dann schicken Sie doch gerne Ihre Unterlagen
mit freundlichen Grüssen
Lars Sundström


Betreff: Re: Re: Re: Re: Sopranistin
Anhang: Lorena_Calabrese_CV.pdf; O_mio_babbino_caro.mp3; Ach_ich_fühl’s.mp3

Lieber Herr Sundström
Ich bin ehrlich zu Ihnen: Auch mein Text ist eine Kopie eines anderen Mails, die ich eingefügt habe. Wir haben also beide gecopypasted ohne genau hinzusehen, daher fehlten meine Dateien. Anbei nun mein CV und zwei Aufnahmen aus dem letzten Jahr.
mit freundlichen Grüssen
Lorena Calabrese  

Das ist natürlich jetzt nett erfunden, nett erdichtet, das ist nicht echt und nicht wahr, aber, glauben Sie mir, solche Dinge passieren. Wir suchen Passagen aus alten Mails, alten Texten, denkend «das habe ich doch schon einmal nett formuliert» und kopieren fröhlich und setzen fröhlich ein, und der oder die andere macht genau das Gleiche. Crtl+C und Crtl+V, wer Lust hat, rechtszumausen maust rechts, oder scrollt, natürlich die Goldene Regel nicht vergessend, erst markieren, dann bearbeiten, und so wandern fröhlich Anfragen und Antworten hin und her, denen nichts Originales mehr anhaftet. So kann der Abschlussklässler locker 450 Schnupperlehranfragen an einem Tag generieren und der Human Ressourcer 500 solche Anfragen beantworten. 

Aber was bringt’s?

Aber zum Trost: Ich kann Ihnen versichern, dass alle meine Posts frisch gekocht und zubereitet sind, frisch geschrieben und formuliert. Ich habe noch nie etwas aus einem alten Post herübergenommen, ich kann gar nicht copypasten, mein Notebook hat diese Tasten gar nicht, Ehrenwort.
Aber zum Trost: Ich kann Ihnen versichern, dass alle meine Posts frisch gekocht und zubereitet sind, frisch geschrieben und formuliert. Ich habe noch nie etwas aus einem alten Post herübergenommen, ich kann gar nicht copypasten, mein Notebook hat diese Tasten gar nicht, Ehrenwort.  
Aber zum Trost: Ich kann Ihnen versichern, dass alle meine Posts frisch gekocht und zubereitet sind, frisch geschrieben und formuliert. Ich habe noch nie etwas aus einem alten Post herübergenommen, ich kann gar nicht copypasten, mein Notebook hat diese Tasten gar nicht, Ehrenwort.  
Aber zum Trost: Ich kann Ihnen versichern, dass alle meine Posts frisch gekocht und zubereitet sind, frisch geschrieben und formuliert. Ich habe noch nie etwas aus einem alten Post herübergenommen, ich kann gar nicht copypasten, mein Notebook hat diese Tasten gar nicht, Ehrenwort.  
   

Dienstag, 26. Juni 2018

WM-Spezial 4 (and last): Die Gebete zur WM


Im Himmel sitzen die Erzengel und gucken Fussball.
Natürlich sitzen sie nicht vor dem Fernseher, stopfen Chips in sich hinein und trinken Bier. Erzengel müssen ihren Blick nur irgendwo auf die Erde senden und sehen alles in Realtime, und das schon seit Millionen von Jahren, sie haben auch nie Hunger oder Durst, zu diesem besonderen Anlass haben sie allerdings von der Hohen Trinität ein wenig Manna spendiert bekommen. Es ist immer lustig, wenn Raphael, Uriel, Gabriel und Michael WM schauen, vor allem die beiden letzteren sind sich selten einig, Gabriel, der sanfte, der milde, der marianische Verkünder, mag schön gespielten und eleganten Fussball, Michael, der Drachentöter, der Kämpfer, mag körperbetonte und wilde Spiele, wenn also ein Spieler vom Gegner grob angerempelt wird und mit schmerzverzerrtem Gesicht auf den Boden fällt, dann schreit Autor des Ave Maria: «Foul! Foul! Grobes Foul!» und der Bestien-Kämpfer schreit zurück: «Quatsch! Quatsch! Der simuliert! Das war ‘ne Schwalbe!»

Heute sind sich die vier aber aus ganz anderem Grunde uneinig. Der Spieler einer lateinamerikanischen Mannschaft läuft aufs Spielfeld ein, hebt auf einmal seine Augen gen Himmel, er presst seine Handflächen aneinander, er schliesst die Augen und betet. Nach seinem Stossgebet zieht er aus seinem T-Shirt ein Marienmedaillon und küsst es leidenschaftlich und inbrünstig. «Gesegnet seist du, frommer Mensch, gesegnet seien dein Haus und deine Kinder», murmelt Raphael; Uriel allerdings entfährt ein lautes: «Arschloch!».

Kleiner Exkurs: Selbstverständlich dürfen Engel und Erzengel fluchen, sie dürfen es nur nicht, wenn Menschen anwesend sind. Einzig dem Cherub, der den Garten Eden bewachte, war gestattet, potentiellen Eindringlingen ein «Verdrückt euch, ihr verdammten Pappnasen!» entgegenzuschleudern.

Die drei anderen sehen Uriel entsetzt an. «Was hast du gegen diesen anständigen Mann und guten Katholiken? Er bittet um Tore und Sieg, ganz nach dem Verse Bittet, so wird euch gegeben, klopfet an, so wird euch aufgetan.» Uriel holt Luft und stösst dann hervor: «Er bittet um Sieg und Tore! Grossartig! Es gäbe ja nichts anderes, wofür man bitten könnte! Weltfrieden? Kein Vaterunser wert. Rettung der bedrohten Schöpfung? Lohnt keinen Psalm. Armut, Gewalt, Kriege, Krankheit, alles nicht wichtig, entscheidend ist, dass die eigene Mannschaft gewinnt.»
«Aber die Menschen sollen doch um das bitten, was ihnen wichtig ist», wirft Gabriel ein, «und zurzeit ist ihnen eben der Gewinn ihrer Nationalmannschaft wichtig.»
«Das ist ja das verdammte Problem», poltert Uriel, «die Menschen verlieren ständig den Blick für das Wesentliche. Aber wir haben noch ein ganz anderes: Was tut man, wenn Spieler beider Mannschaften aufs Spielfeld einlaufen, auf einmal die Augen gen Himmel richten, die Handflächen aneinanderpressen, die Augen schliessen und beten? Und nach dem Stossgebet aus ihren T-Shirts Marienmedaillons ziehen und sie leidenschaftlich und inbrünstig küssen?»

Jetzt ergreift Michael Uriels Partei: «Genau, genau, genau! Das hatten wir ja in allen Kriegen, seit Hunderten von Jahren, X-Land machte Gottesdienste, flehte um den schnellen Sieg, sang militärische Choräle, der Pfarrer oder Priester segnete die Waffen und zog in die Schlacht. Aber auch Y-Land machte Gottesdienste, flehte um den schnellen Sieg, sang militärische Choräle, der Pfarrer oder Priester segnete die Waffen und zog in die Schlacht. Und Gottvater sass da und konnte keine Gebete erhören, und wollte keine Gebete erhören, weil sein Wunsch gewesen wäre, dass gar kein Krieg stattfindet.»
«Warum hat er den Krieg eigentlich nicht verhindert?», fragt Gabriel.
«Weil er», so fährt Michael fort, «dem Menschen freien Willen gab.»
«War vielleicht ein Fehler», so Uriel, «war vielleicht der grösste Fehler den er gemacht hat. Dann wäre die Menschheit noch im Garten Eden, würde mit den Tieren herumtollen und sich von Feigen, Datteln, Bananen und Birnen ernähren.»
«Aber dann gäbe es keinen Fussball», seufzt Raphael, «was würden wir dann heute machen? Von 9.00 Uhr bis 12.00 Uhr Halleluja singen und von 14.00 Uhr bis 17.00 Uhr frohlocken?»

Eine Weile sitzen die vier da, schauen dem Spiel zu und ergötzen sich an Fallrückziehern, Rückfallzügen und Zugrückfällen, schreien bei Torchancen und zittern bei Penaltys, sie ergötzen sich am Manna und schweigen.
Dann ergreift Uriel noch einmal das Wort: «Was macht der Allmächtige nun bezüglich der ganzen WM-Gebete?» «Ganz simpel», antwortet Raphael, «er lässt das Team gewinnen, das am besten gespielt hat.»
«Gepriesen sei der HERR.»

Freitag, 22. Juni 2018

WM Spezial 3: Die lustigsten Regeln


Bei der Gründung der FIFA war es kein Leichtes, die verschiedensten nationalen Regelungen unter einen Hut zu bringen. Viele der schönsten Verbote und Erlaubnisse mussten schlicht und einfach gestrichen, konnten nicht übernommen werden.
Hier ein paar der herrlichsten Fussballregeln, die es seit der Internationalisierung nicht mehr gibt: 

aus dem Reglement des Isländischen Fussballverbandes
§ 56 Mitspielen von Zauberwesen

Es ist unter folgenden Bedingungen gestattet, Hexen, Magier, Trolle, Zwerge, Elfen, Einhörner, Zentauren etc. in der Mannschaft zu haben:
a) Alle Spieler können die am Spiel beteiligten Zauberwesen sehen.
b) Es ist nur die gleiche Anzahl von Wesen der gleichen Art zulässig, eine Verrechnung (z.B. 1 Magier entspricht 2 Trollen) ist nicht gestattet.
c) Magische Fähigkeiten dürfen nur zur Ballbewegung oder zur Veränderung anderer Spieler eingesetzt werden.
d) Alle Spieler müssen nach dem Spiel wieder ihre originale Gestalt, inklusive Haarfarbe, Nasenlänge, Kopfgrösse usw. erhalten.
e) Sämtliche Manipulationen am Spielfeld, den Begrenzungen und den Toren sind verboten (z.B. schnellstwachsende Pflanzenkeime vor das Tor werfen)

Schieds- und Linienrichter wachen über die Einhaltung dieser Regeln.

aus dem Reglement des Fussballverbandes der USA
§ 76 Schusswaffengebrauch

Zu ihrer persönlichen Sicherheit ist es den Spielern gestattet, auf dem Spielfeld eine Schusswaffe zu tragen. Folgende Einzelheiten sind dabei zu beachten:
a) Die Spieler dürfen die Colts nicht dazu einsetzen, den Spielverlauf zu ändern, es ist ihnen nicht gestattet, den Gegnern in die Beine oder Füsse zu schiessen.
b) Im Falle eines groben Fouls ist es den Spielern gestattet, sich mit der Schusswaffe zu wehren, vor allem, wenn ihnen Verletzungen zugefügt werden.
c) Es ist verboten, auf den Schiedsrichter zu schiessen, es sei denn man ist mit einer Entscheidung in gröbstem Ausmass nicht einverstanden.
d) Es ist grundsätzlich nicht erlaubt, ins Publikum zu schiessen.

Schieds- und Linienrichter wachen über die Einhaltung dieser Regeln.

aus dem Reglement der polnischen Fussballvereinigung
§ 23 Religiöse Betätigung

Es ist für viele Spieler wichtig, Gott, den Allmächtigen um Tore und Sieg zu bitten, daher sind unter den folgenden Einschränkungen religiöse Betätigungen während des Spieles erlaubt:
a)  Mit «religiös» ist hier natürlich «katholisch» gemeint, sämtliche protestantische, freikirchliche und orthodoxe Riten, sowie Handlungen anderer Religionen sind selbstverständlich verboten.
b) Hinknien auf dem Spielfeld ist nicht gestattet.
c) Die religiöse Hingabe darf keine starke Spielverzögerung zur Folge haben, so sind z.B. nur kurze Stossgebete erlaubt, ganze Rosenkränze, Vespergebete und komplette Psalmen sind nicht gestattet.
d) Die Spieler dürfen nur kleine Amulette und Taschenbildchen bei sich tragen, Madonnenstatuen etc. sind auf dem Spielfeld nicht erlaubt.
e) Priester, Mönche und Nonnen haben Zutritt zu den Garderoben, dürfen aber nicht auf den Platz.

Schieds- und Linienrichter wachen über die Einhaltung dieser Regeln.

aus dem Regelwerk des Fussballverbandes Kuba
§ 38 Rauchen auf dem Spielfeld

Die Zigarre ist das wichtigste Kulturgut und der wichtigste Exportartikel unseres Staates. Daher kann keinem Kubaner ein Rauchverzicht über 2 x 45 Minuten zugemutet werden.  
Während eines Fussballspieles ist daher auf dem Feld das Rauchen unter folgenden Einschränkungen erlaubt:
a) Die Tabakstummel müssen in den Aschenbechern an den Begrenzungslinien entsorgt und dürfen nicht einfach auf den Rasen geworfen werden.
b) Während einer Ecke, eines Penaltys oder Freistosses herrscht Rauchverbot.
c) Das Anzünden einer Zigarre darf nicht mehr als 2 Minuten in Anspruch nehmen.
d) Auch das unabsichtliche Verbrennen eines Gegners mit der Zigarre gilt als grobes Foul.

Schieds- und Linienrichter wachen über die Einhaltung dieser Regeln.

Schade, dass alle diese wunderbaren Regeln nicht Eingang in den internationalen Fussball finden konnten.