Dienstag, 27. Februar 2018

Lehrer bewaffnen? - Donald hat meinen Post gelesen (und ihn ernst genommen)



Lieber Donald,
ich habe seit langem den Verdacht, dass deine Geheimdienste meinen Blog mitlesen. Wie anders könnte es sein, dass 30% der Seitenaufrufe aus den USA kommen? Wahrscheinlich hat sich jemand an dem «Freitag» festgebissen, weil es der heilige Tag der Muslime ist…  Das regt mich auch gar nicht auf. Was mich sehr ärgert, ist, dass deine Leute nicht checken, was eine Satire ist.
Ich habe im Oktober 2015 über eine Gesamtlehrerkonferenz in Husterton, Wyoming berichtet, bei der es darum ging, die Lehrer zu bewaffnen. Ich schrieb über eine heisse Debatte, in der sich die aufrechten, staatstreuen, die gefestigten und religiös verankerten Lehrer durchsetzen und die Miesmacher, Rebellen, die Psychologen und Kunstlehrer, die Schwulen und Lesben die Schule verlassen müssen, denn ein Lehrer, der eine Waffe im Pult hat, muss ein klares Bild von sich vorzeigen können.
Donnie!
Hast du nicht gemerkt, dass es die Big Valley High School gar nicht gibt?
Dass es auch Husterton gar nicht gibt?
Doch, Wyoming gibt es, da hast du recht.
Allerdings ist dir auch entgangen, dass alles ein wenig überzeichnet, ein wenig karikiert, dass alles total überdreht und lächerlich ist. Das ist nämlich eine Satire. Oder weil du das Wort nicht kennst: Das ist wie bei einem Aprilscherz. First of April! Hahahaha! Do you check it?
Jedenfalls:
Ich hätte nicht im Traum daran gedacht, dass du meine Idee aufgreifst. Sie ist so blöde, so satirisch, sie ist so dämlich, dass ich niemals an eine konkrete Planung denken konnte.
Anders gesagt:
Donald Trump, you are much more stupid than I thought! Ich habe immer mit deiner Blödheit gerechnet, aber nicht in diesem Ausmass, nicht in dieser epischen Grösse, nicht mit einem solchen Berg von Stupidität, hätte ich gewusst, WIE dumm du bist, hätte ich doch niemals eine solche Idee ins Netz gestellt.

Wenn man in Gegenwart von kleinen Kindern eine unsinnige Idee äussert, wenn man z.B. sagt, man könne doch Käse in den Kakao streuen oder auf den Tisch steigen oder den Kuchen an die Wand werfen, wenn man meint, es sei im März warm genug, in Shorts rumzulaufen oder in der Badehose, wenn man den Vorschlag macht, etwas aus dem Fenster zu schreien oder sich Bananen in die Haare zu schmieren, dann sagen die Eltern:
«Bring es bloss nicht auf dumme Gedanken.»

Donnie, du bist wie so ein kleines Kind. Kaum taucht ein noch so blödsinniger Gedanke in deiner Gegenwart auf, ergreifst du ihn und willst ihn in die Tat umsetzen.
You are like a little child, Mr. President.
Herr Trump, ich traue mich keine Posts mehr über Sie zu schreiben. Ich habe die Angst, da Sie ja nicht begreifen, was eine Satire ist, dass Sie alles sofort tun werden.
Donnybonny,
man stelle sich nur vor, ich würde eine Satire darüber schreiben, wie du vorhast an die ART Basel zu kommen. Ich würde fiktiv berichten, wie du deine Pläne äusserst und durchsetzt, wie die Messehalle von Bodyguards, GIs und Snipers überschwemmt wird, ich würde erzählen, wie die anständigen Leute wie Pitt wegblieben und wie etliche Galerien Panik bekämen, du könntest bei ihnen kaufen und auf einmal an fast jedem Bild schon der rote Punkt wäre, ich würde schreiben, wie du dann ein absolut scheussliches Bild kauftest, einen Ölschinken, der zu deinen geschmacklosen Tapeten, deinem geschmacklosen Sofa, zu deinen geschmacklosen Teppichen und zu deiner geschmacklosen Frau passt.
Und dann würdest du den Post lesen –
und tatsächlich kommen. Was für eine Katastrophe.

Oder du liest aus Versehen meinen Davos-Post von neulich. Und willst das, worüber ich da gewitzelt habe, alles wirklich:
Ein Wettschiessen mit Angehörigen der Schweizer Armee.
Ein Treffen mit der Hauptdarstellerin aus «Heidi».
Ein Schweizer Armeemesser.
Und eine naturgrosse Attrappe des Matterhornes vor deinem Fenster.
Dann müsste Davos tatsächlich in teurer und langwieriger Arbeit den Walliser Berg nachbauen.
Was für ein Unsinn.

Nein, Mr. President, ich traue mich kaum mehr zu witzeln, zumindest nicht bei ernsten Themen. Und die Amoklauferei ist ein ernstes Thema. Nie im Traum hätte ich gedacht, dass so eine idiotische, so eine blöde, dass so eine hirnverbrannte und geistverdummte, dass so eine vollpfostige und hammerstupide Idee wie die Bewaffnung der Lehrer irgendwann als Realvorschlag in den Medien auftaucht.

You are like a little child.
Man bringt dich leicht auf dumme Gedanken.



Freitag, 23. Februar 2018

Keine GroKo - alles soll beim Alten bleiben - es lebe das Interim!



Als mein Gemüsehändler Remo Dudli letztes Jahr erkrankte, übernahm seine Mitarbeiterin Sara Vondrüben ad Interim die Leitung des Geschäftes. Und da die Krankheit sich hinzog, führte sie insgesamt ein Jahr den Laden. Hatte man zunächst Bedenken, entpuppte sich dieses Interim als wahrer Segen. Man hatte immer schon gemunkelt, dass Vondrüben eigentlich besser Bescheid wusste, an Termine früher dachte, die Ware besser kontrollierte, dass sie freundlicher zu den Kunden und strenger zu den Lieferanten war als der Chef selbst. Und nun merkte man, dass das die Wahrheit war: Es war für Sara Vondrüben so viel leichter, die Stromrechnung gleich zu bezahlen, als Dudli dreimal daran zu erinnern, und das in einem Tonfall, der Dudli nicht ständig vor Augen führte, dass er nichts im Griff hatte: «Remo, ohne etwas sagen zu wollen, denkst du dran, dass…» Es war für Frau Vondrüben auch einfacher, offen durch die Bestände zu gehen als heimlich, es war einfacher, nett zu den Kunden zu sein, wenn kein Miesgram im Laden war und es war einfacher, die Lieferanten zu massregeln, wenn man mit ihnen keinen Schnaps trank.
Es lebe das Interim!

Als in Buxtehude am Klinikum Dr. Hubelbröd, der Chefarzt der Neurologie, im Herbst 2013 ausfiel und Oberärztin Dr. Helene Sankter das Amt für ein Jahr kommissarisch übernahm, wurde auch diese Frist zu einer glücklichen. Hubelbröd, der mehr Zeit auf dem Golfplatz als im Spital verbracht hatte, hatte längst den Überblick über die 80 Betten und zwei OPs verloren, und Sankter konnte endlich schalten und walten wie sie wollte. In die Zeit ihres kommissarischen Amtens fiel dann die Neustrukturierung der Dienstpläne, die (seit 2003 angedachte) Anschaffung eines dritten Computertomographen, die Entlassung des grapschenden Oberpflegers Brummel, ebenso die Durchsetzung der Hygieneverordnung und die Installation eines (diesmal funktionierenden) W-Lan.
Es lebe die kommissarische Phase!

Gut, werden die, die mich kennen, nun sagen: Du lobst dich damit auch selber. Immerhin warst du 2016/2017 auch Interimsleiter, kommissarischer Chef eines Basler Knabenchores. Und das hat ja auch ganz gut funktioniert.
Und ich sage dazu:
Und wenn schon.
Lobe ich mich halt auch selber.

Denn:
Es lebe das Interim!
Es lebe die kommissarische Phase!

Darum mache ich der BRD hier einen brauchbaren Vorschlag: Lasst doch die ganze GroKo-Geschichte, lasst doch die ganze Herumrederei und Herumverhandelerei, lasst doch die ganzen Pläne und Vorhaben. Das einzig Wahre wäre jetzt: Alle Ministerinnen und Minister bleiben bis 2020 im Amt, ad Interim, kommissarisch. Dann gibt es um ein Jahr vorgezogene Neuwahlen. Abgesehen davon, dass Ministerinnen und Minister sowieso vom Tagesgeschäft keine Ahnung haben, die Fachleute sind die Staatssekretärinnen und Staatssekretäre, abgesehen davon, dass schon der eigene Schulbesuch zum Bildungsministerium, der eigene Arztbesuch zum Gesundheitsministerium und die Führung einer eigenen Haushaltskasse zum Finanzministerium zu berechtigen scheinen, abgesehen davon, dass die wahre Arbeit sowieso von den unteren Chargen gemacht wird, bisher läuft doch alles gut, oder?
Nehmen wir doch einmal das Aussenministerium, da hat sich der Herr Gabriel doch gut eingearbeitet, hat Kontakte geknüpft, hat sich einen gewissen Ruf erworben, hat neulich auf der Münchner Sicherheitskonferenz eine schöne Rede gehalten (die er nicht selber schrieb, siehe oben, aber was soll’s) und nun will man den einfach in Rente schicken?
Nein.
Lasst die ganze GroKolerei und macht schön interimsmässig, kommissarisch weiter.
Ist viel besser.

Als Remo Dudli nach 10 Monaten in seinen Gemüseladen zurückkehrte, war dieser so gut in Schuss, dass er einige (wenn nicht sogar alle) Dinge, die Vondrüben eingeführt hatte, übernahm. Zum Beispiel das Aufschreiben von Rechnungsterminen. Und seinen Schnaps – nun wissen Sie auch, worin die Erkrankung bestand – trank er zwar immer noch, aber nicht mehr mit den Lieferanten.

Dr. Hubelbröd stiess am ersten Tag, an dem er wieder durch die Gänge der Neurologie schritt, auf das CT-Gerät und fragte Sankter erstaunt, wie sie das geschafft habe. «Ich habe die Mail an die Klinikleitung, die seit zehn Jahren im Ausgang von Outlook hing, einfach abgeschickt.» So ihre etwas kesse Antwort.
Und bei jenem Knabenchor? Fragen Sie doch meinen Chef – der nicht der alte, sondern ein neuer war.

Also: Keine GroKo! Lasst alle im Amt und wählt 2020 neu!
Es lebe das Interim!
Es lebe die kommissarische Phase!



Dienstag, 20. Februar 2018

Ist Martin Schulz der Antichrist?



Liebe Leserin, lieber Leser
Ich habe schon etliche Male darüber geschrieben, wie die Wirklichkeit einen Post einholt, ihn überholt, wie die Realität eine Satire übertrifft, berechtigt, wie sie eine Glosse noch besser macht. Nun ist das wieder auf eine so schöne Art passiert, dass ich Freudensprünge mache.
Und ausser Freudensprüngen auch etwas, was ich noch nie getan habe, nämlich einen alten (alten? alten? er ist vom März 2017) Post noch einmal in Auszügen kopiere und ihn kommentiere.
(Wenn sie ihn ganz lesen möchten: 23.3.2017: Martin Schulz rettet die Welt)

Wenn ein Historiker im Jahre 100 n. Sch., also im Jahre 2118 gemäss alter Zeitrechnung, den Wechsel im Jahre 0 (2017 a. Z.) von «vor und nach Christus» zu «vor und nach Schulz» erläutern soll, wird vielleicht Mühe haben, zu erklären, wer dieser Christus eigentlich war.
Wenn ein Historiker im Jahre …, nein, schon viel früher, schon in zehn Jahren erläutern soll, wer dieser Schulz war, muss er selber sehr in alten Unterlagen blättern: «Schulz, Schulz, da war doch was, wer war dieser Schulz denn noch mal?»

In den Jahren vor Schulz, so werden die Historiker schreiben, wurde Deutschland von einer Person namens Merkel, Angela Merkel regiert, eine Frau, die in der Versenkung der Geschichte verschwunden wäre, wenn sie nicht – das ist die einzige Tatsache, die man von ihr noch im Kopf hat – den Wahlkampf gegen Schulz verloren hätte.
Hat sie nicht. Angie ist nicht totzukriegen. Angie wird in die Annalen eingehen und nicht der kleine Martin und wenn auch nur als erste deutsche Kanzlerin.

 Genauso unglaublich wie dieses Faktum, nämlich dass der Messias überhaupt eine Gegenkandidatin hatte, ist das Faktum, dass die Partei, für die der Auserkorene antrat, in den Jahren 10 – 1 v. Sch. eigentlich am Boden zerstört war.
Gut, das stimmt. Ausser den Jahreszahlen, die Partei war VOR Schulz nur angeschlagen und ist NACH Schulz am Boden zerstört.

Und dann kam er: Martin Schulz, der Gesalbte, der Auserwählte, Schulz, der Retter, der Messias, Schulz, der zuerst die Partei, dann Deutschland und dann die Welt rettete. Als er mit 100% der Delegiertenstimmen zum Kanzlerkandidaten ernannt wurde ging es wie ein Sturm durch die Partei. Etliche Genossen – so werden es die Geschichtswissenschaftler schreiben – wollen gesehen haben, wie just zum Zeitpunkt seiner Ernennung Feuer und Blitze, Lichtstrahlen und Auren über und um die örtlichen Parteizentralen erschienen seien, aber das ist natürlich in der Zunft höchst umstritten.
Komisch, dass man als Messias so viel falsch machen kann. Irgendwie scheint der Draht zu den höheren Sphären dem guten Martin mit der Ernennung zum Kanzlerkandidaten abhandengekommen zu sein.

Natürlich gewann Schulz die Wahl und machte sich sofort ans Werk.
Na ja, das mit dem Werk stimmt. Aber das mit dem Gewinnen nicht. Wir erinnern uns: Die SPD bekommt am Wahlabend eins auf den Deckel, auf die Klatsche, sie bekommt eines auf den Kopf und stürzt ab. Und ja, Schulz macht sich ans Werk und verkündet sofort sein Mantra:
Keine GroKo.
Keine GroKo.
Keine GroKo.
Keine GroKo.
Um dann irgendwann umzukippen und sich auf Verhandlungen einzulassen. Sehr merkwürdig, dass er sofort das Aussenministerium anstrebt, in einer GroKo, die er um keinen Preis wollte. Das missfällt den Genossen, und im März 2018 – ein Jahr nach meinem Post – ist Martinchen alles los: Aussichten als Vizekanzler und alle Parteiämter. Schulzmessias geht, versäumt aber nicht durch die Nahles-Debatte noch einen unguten Sturm durch seine Partei zu fegen. So nach dem Motto: Bevor der Bauer geht, zündet er noch den Hof an. Die SPD rutscht auf 15,5%, knapp HINTER der AfD.

Nun stellt sich doch die Frage: War Schulzlein überhaupt der Messias? Oder war er der Antichrist? Der gefallene Engel? Der SPD-Satan? Ein Teufel?
Vielleicht stimmte das ja doch mit Feuer, Blitzen, Lichtstrahlen und Auren?

Wenn wir die Buchstaben in seinem Namen und in dem Wort, für das er stand, zählen, erleben wir ein Erstaunen: MARTIN SCHULZ EUROPA – das ergibt 666! Die Zahl des Biestes, des Tieres, die Nummer des Teufels und des grossen Bösen. Und das Wort «Martin» enthält ja auch das Wort «anti».
Die SPD ist also einem der vielen falschen Propheten, vor dem die Bibel warnt, aufgesessen. Einem Wolf im Schafspelz.