Protokoll
der Sitzung des Karthagischen Ministerrates am vierten Neumondtag im 845. Jahre
der Grossen Göttin.
Anwesend:
Hannibal, Hannukar, Hannomam, Hannifu, Hanneju, Hannesion, Hanneip
Hannibal
eröffnet zu Beginn der zweiten Stunde die Sitzung und begrüsst die anwesenden
Minister.
1)
Traktandenliste
Die Traktandenliste wird einstimmig genehmigt.
2)
Protokoll der letzten Sitzung
Das Protokoll der Sitzung am zweiten Vollmondtag des 845.
Jahres der Grossen Göttin wird mit folgenden Änderungen genehmigt: Zu 1.): Es
muss «hroid zut bisch» und nicht «roid utz bisch» heissen, zu 5.): «Hannukar
ptyt lofom» statt «Hannukar ptys lofum».
3)
Nachwahl für Hannifu
Hannifu der Vierzehnte tritt auf Ende des Jahres aus
Altersgründen (er ist 102) zurück. Er schlägt seinen Sohn Hannifu den
Fünfzehnten als Kandidaten vor. Dieser wird mit einer Enthaltung gewählt.
4)
Jahresministeressen
Das OK (Hanneju und Hannesion) schlagen als Menü Gefülltes
Kamel mit Dattelsauce, als Vorspeise Fischgratin und als Dessert Feigensalat
vor. Der Vorschlag wird gutgeheissen.
5)
Angriff auf Rom
Zu Beginn
des Hauptraktandums schildert Hannibal seine Pläne, mit der gesamten Armee
inklusive Elefanten nach Rom zu reisen und dort die Römer, den Erzfeind, zu
überfallen. Der Reiseweg ginge via Gibraltar durch Hispania, dann über die
Alpen und von Norden auf die Ewige Stadt. Vorteil wäre es, dass die Römer einen
solchen Angriff von dieser Seite auf keinen Fall erwarten würden und man die
endlose Kriegerei nun beenden könne. Rom sei innert Jahresfrist Teil des
Punischen Reiches.
Hanneju
begrüsst den Vorschlag Hannibals, es sei eine mutige, aber machbare Aktion, sie
müsse nur gut geplant werden, er stehe voll hinter der Sache und werde seine
3000 Soldaten gerne darauf trainieren.
Hannomam
äussert sich skeptisch, es sei ein «Wahnsinnstress», den man Mensch und Tier
hier zumute, ein Gewaltmarsch sondergleichen, von dem man ja nicht wisse, ob er
gelinge und wie Tier und Mensch mit der Belastung umgingen. So weit er wisse, herrschten
in diesen Alpen Minusgrade und die Wege seien steil und steinig. Er könne sich
nicht vorstellen, wie Elefanten, die warme Temperaturen und weite Ebenen
gewohnt seien, diese Berge bewältigen könnten.
Hannesion
meint, Hannomam sei eine Memme und immer eine Memme gewesen.
Hannibal
bittet alle, sachlich zu bleiben.
Hannesion
entschuldigt sich für die «Memme» und stellt sich wie Hanneju voll hinter
Hannibal.
Hannifu und
Hannukar legen nun vor allem die finanzielle Seite der Unternehmung dar: Bei
einer Nichteroberung Roms – und der Sieg sei nicht gesichert – drohe der Bankrott;
es müssten Millionen in diesen Marsch gelegt werden, ganz zu schweigen davon,
dass alle Soldaten während des Feldzuges nicht auf ihren Feldern arbeiten
könnten und nicht in ihren Werkstätten.
Nun meldet
sich Hanneip mit folgender Idee zu Wort: Ob es nicht besser sei, die Römer nach
Afrika zu locken und sie vor den Toren Karthagos vernichtend zu schlagen? Das
sei stressfreier, relaxter und auch viel billiger. Man wisse – oder er wisse –
dass es im Senat einen Staatsmann gebe, der seit langem für einen Afrikafeldzug
plädiere, sein CETERUM CENSEO CARTHAGINEM ESSE DELENDAM sei ja berühmt. Wenn
man Cato jetzt irgendwie falsche Informationen zuspielen könnte, z.B. dass die
Punier schwach, schlecht gerüstet, unterernährt oder sonst was seien, setze
dieser sich eventuell durch und überzeuge den Senat. Dann könne man entspannt
auf die Römer warten, sie hier vernichtend schlagen und sie zur Kapitulation
zwingen.
Hannibal
will aber seinen Zug.
Man
schreitet zur Abstimmung: Der Alpen-Plan wird mit 4:3 Stimmen abgelehnt.
6)
Varia
waren keine
traktandiert.
Hannibal
schliesst – enttäuscht, aber Demokratie ist Demokratie – um die dritte Stunde
die Sitzung.
Für das
Protokoll
Fludsba
(Schreibsklave)
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