Dienstag, 13. Februar 2018

Burnout-Special (4): Die Karthager bleiben daheim



Protokoll der Sitzung des Karthagischen Ministerrates am vierten Neumondtag im 845. Jahre der Grossen Göttin.

Anwesend: Hannibal, Hannukar, Hannomam, Hannifu, Hanneju, Hannesion, Hanneip

Hannibal eröffnet zu Beginn der zweiten Stunde die Sitzung und begrüsst die anwesenden Minister.

1)      Traktandenliste
Die Traktandenliste wird einstimmig genehmigt.
2)      Protokoll der letzten Sitzung
Das Protokoll der Sitzung am zweiten Vollmondtag des 845. Jahres der Grossen Göttin wird mit folgenden Änderungen genehmigt: Zu 1.): Es muss «hroid zut bisch» und nicht «roid utz bisch» heissen, zu 5.): «Hannukar ptyt lofom» statt «Hannukar ptys lofum».
3)      Nachwahl für Hannifu
Hannifu der Vierzehnte tritt auf Ende des Jahres aus Altersgründen (er ist 102) zurück. Er schlägt seinen Sohn Hannifu den Fünfzehnten als Kandidaten vor. Dieser wird mit einer Enthaltung gewählt.
4)      Jahresministeressen
Das OK (Hanneju und Hannesion) schlagen als Menü Gefülltes Kamel mit Dattelsauce, als Vorspeise Fischgratin und als Dessert Feigensalat vor. Der Vorschlag wird gutgeheissen.
5)      Angriff auf Rom
Zu Beginn des Hauptraktandums schildert Hannibal seine Pläne, mit der gesamten Armee inklusive Elefanten nach Rom zu reisen und dort die Römer, den Erzfeind, zu überfallen. Der Reiseweg ginge via Gibraltar durch Hispania, dann über die Alpen und von Norden auf die Ewige Stadt. Vorteil wäre es, dass die Römer einen solchen Angriff von dieser Seite auf keinen Fall erwarten würden und man die endlose Kriegerei nun beenden könne. Rom sei innert Jahresfrist Teil des Punischen Reiches.
Hanneju begrüsst den Vorschlag Hannibals, es sei eine mutige, aber machbare Aktion, sie müsse nur gut geplant werden, er stehe voll hinter der Sache und werde seine 3000 Soldaten gerne darauf trainieren.
Hannomam äussert sich skeptisch, es sei ein «Wahnsinnstress», den man Mensch und Tier hier zumute, ein Gewaltmarsch sondergleichen, von dem man ja nicht wisse, ob er gelinge und wie Tier und Mensch mit der Belastung umgingen. So weit er wisse, herrschten in diesen Alpen Minusgrade und die Wege seien steil und steinig. Er könne sich nicht vorstellen, wie Elefanten, die warme Temperaturen und weite Ebenen gewohnt seien, diese Berge bewältigen könnten.
Hannesion meint, Hannomam sei eine Memme und immer eine Memme gewesen.
Hannibal bittet alle, sachlich zu bleiben.
Hannesion entschuldigt sich für die «Memme» und stellt sich wie Hanneju voll hinter Hannibal.
Hannifu und Hannukar legen nun vor allem die finanzielle Seite der Unternehmung dar: Bei einer Nichteroberung Roms – und der Sieg sei nicht gesichert – drohe der Bankrott; es müssten Millionen in diesen Marsch gelegt werden, ganz zu schweigen davon, dass alle Soldaten während des Feldzuges nicht auf ihren Feldern arbeiten könnten und nicht in ihren Werkstätten.
Nun meldet sich Hanneip mit folgender Idee zu Wort: Ob es nicht besser sei, die Römer nach Afrika zu locken und sie vor den Toren Karthagos vernichtend zu schlagen? Das sei stressfreier, relaxter und auch viel billiger. Man wisse – oder er wisse – dass es im Senat einen Staatsmann gebe, der seit langem für einen Afrikafeldzug plädiere, sein CETERUM CENSEO CARTHAGINEM ESSE DELENDAM sei ja berühmt. Wenn man Cato jetzt irgendwie falsche Informationen zuspielen könnte, z.B. dass die Punier schwach, schlecht gerüstet, unterernährt oder sonst was seien, setze dieser sich eventuell durch und überzeuge den Senat. Dann könne man entspannt auf die Römer warten, sie hier vernichtend schlagen und sie zur Kapitulation zwingen.
Hannibal will aber seinen Zug.
Man schreitet zur Abstimmung: Der Alpen-Plan wird mit 4:3 Stimmen abgelehnt.

6)      Varia

waren keine traktandiert.

Hannibal schliesst – enttäuscht, aber Demokratie ist Demokratie – um die dritte Stunde die Sitzung.

Für das Protokoll
Fludsba (Schreibsklave)



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