Freitag, 30. Januar 2015

Griechische Musik



Ich weiss nicht, wieso mir heute lauter griechische Melodien in den Sinn kommen. Mein Kopf ist voll von Liedern und Tänzen, die von Griechen komponiert, gespielt oder gesungen wurden. Ich weiss nicht, wieso.
Dam… da dam… didada dam
Wenn Alexis seinen berühmten Sirtaki tanzt, ist vorher einiges passiert. Es ist viel gebaut worden, und das ist dann in einer genialen Kameraeinstellung alles zusammengekracht, zusammengebrochen, alles liegt in Scherben, alles liegt am Boden. Und es wird gelacht, und dann wird getanzt.
Dam… da dam…didada dam
Vielleicht sollte man das jetzt machen auf der Peloponnes: Tanzen, feiern. Und viel Ouzo trinken. Man sollte aufhören mit dem Sparen, Merkel Merkel sein lassen und erst einmal tanzen, um wieder gute Laune zu bekommen. Haben die Deutschen in den 50ern und 60ern übrigens auch gemacht, Letkiss und Twist und Boogie-Woogie und Rock 'n' Roll und es gab Eierlikör und Schnittchen und es ging wieder aufwärts. Übrigens weil die Gewinner des Krieges ihnen viele Schulden erlassen hatten und viel Geld in die Wirtschaft der drei Zonen pumpten… (Das Ganze hat schon etwas vom Gleichnis vom Schalksknecht, wo der, dem die Schuld erlassen wurde, seinerseits sein Geld erbarmungslos eintreibt…)
Dam…da dam…didada dam

Und dann muss man halt vielleicht Abschied nehmen von Brüssel, von Berlin und Paris, da muss man sich lossagen und die Drachme wieder einführen, da muss man dann halt singen

Weisse Rosen aus Athen
Sagen dir auf Wiedersehn

Was irgendwann auch passieren wird, immerhin hat der neue Chef ja mit einer Partei ganz anderer Couleur paktiert, mit der er nur eines gemeinsam hat: Sie sind gegen den Sparkurs. Und Tsipras hat sich sparkritische Leute in die Finanz- und Wirtschaftsressorts geholt. Und die rechnen jetzt noch einmal alles durch und rufen in Brüssel, Berlin oder Paris an und geben zu Protokoll

Goodbye my love goodbye
Goodbye and au revoir
As long as you remember me
I'll never be too far

Da dadadadadada dam didi dam didi dam didi dadadada daaaa
Nein, das ist nicht das Lied von Demis Roussos, aber was ist das denn?
Da dadadadadada dam didi dam didi dam didid dadada daaa
Natürlich, der Song, in dem ein Mädchen aus Piräus auf ein Wassergefährt hofft, das ihr einen Mann bringt, aber man kann ja auch am Hafen stehen und auf Schiffe mit Geld hoffen, oder mit Aufträgen für die Firmen, Hoffnung ist immer gut, vor allem wenn man auf Hilfe aus aufstrebenden Ländern und Städten hofft, aus Hongkong, aus Java und Shanghai, also wendet man sich Richtung Asien, da ist eh mehr los, Europa hat sowieso ausgedehnt, und man singt
Ein Schiff wird kommen…

Ich weiss nicht, wieso mein Kopf heute so voll ist von Alexis Sorbas, Sonntags nie, von Roussos und Mouskouri (das war die mit den Rosen und der unmöglichen Hornbrille, die - nebenbei bemerkt - heute todschick wäre, Nana könnte sogar als Erfinderin des Nerd-Looks gelten)
Dam… da dam… didada dam

Aber vielleicht sind es ja gar nicht die Schiffe aus Hongkong und Shanghai, Tsipras soll ja angeblich mit Putin liebäugeln, es sollen schon Gespräche im Kreml ausgemacht sein, man wendet sich also Osteuropa, dem ehemaligen Warschauer Pakt  zu, und hier tritt dann Vicky auf. (Nein, nicht der kleine Rotznasenbengel, der sich eben diese Rotznase immer streicht, wenn er eine Idee hat, ich meine die Leandros, die noch hässlicher als Nana war, aber immerhin den Grand Prix gewann.)
Und Vicky ergreift das Mikro und singt:

Theo, wir fahr’n nach Lodz!
Theo, wir fahr’n nach Lodz!
Steh auf, du faules Murmeltier,
Bevor ich die Geduld verlier!
Theo, wir fahr’n nach Lodz!

Ich weiss nicht, wieso mir heute lauter griechische Melodien in den Sinn kommen. Mein Kopf ist voll von Liedern und Tänzen, die von Griechen komponiert, gespielt oder gesungen wurden. Ich weiss nicht, wieso.

Nun gut, ich werde jetzt ein bisschen Ouzo trinken. Und dann werde ich tanzen – und mir überlegen, was der Komponist jenes berühmten Sirtaki, Theodorakis, der ja nicht nur ein grossartiger Kompo-sondern auch ein richtiger Kommu-nist war, über die heutige Situation und die Eurosache sagen würde.
Wahrscheinlich nichts Gutes.

Dam – da dam – didada dam…


Dienstag, 27. Januar 2015

Der Moderatorin wird schlecht (kein Wunder bei den Nachrichten...)


Die Meldung aus Griechenland, dann der Korrespondent aus Athen, dann Sport, dann Schluss.

Das war die Ausgabe der TAGESSCHAU auf SRF am Sonntagabend. Tausende Zuschauer trauten ihren Augen nicht: Zum ersten Mal hatte das Schweizer Fernsehen die Informationssendung einfach abgebrochen.
Die Meldung aus Griechenland, dann der Korrespondent aus Athen, dann Sport, dann Schluss.
Der Grund: Der Moderatorin Cornelia Boesch war schlecht geworden, schwarz vor Augen, sie konnte nicht mehr weiter vor der Kamera stehen. Da es kein Picket, keinen Ersatz, keine B-Besetzung gab, da niemand ein- und in die Bresche sprang, da niemand die Ansagerei übernehmen konnte, brach SRF die Sendung einfach ab, zum ersten Male.

Die Meldung aus Griechenland, dann der Korrespondent aus Athen, dann Sport, dann Schluss.

Und nun stellen sich doch einige heftige Fragen.
Die erste ist natürlich, warum das gerade nach dem Beitrag über den Wahlsieg von Tsipras passierte. Hat Boesch die Panik befallen, die nun einsetzenden Turbulenzen auf der Peloponnes würden sich auch auf die Eidgenossen auswirken? Das Franken-Euro-Debakel weiter anheizen? Hat Boesch vielleicht ein Chalet auf Korfu, auf Ithaka, auf Kreta oder ein Häuschen auf Lesbos oder Samos gekauft? Und hat nun keine Ahnung wie die Finanzierung aussieht, wenn die Drachme wieder eingeführt wird? Oder besitzt sie Aktien einer grossen Feta-Fabrik? – Ich sage bewusst Fabrik, denn was zum Teil bei uns in den Kühlregalen liegt, kann unmöglich aus einer Molkerei stammen.
Jedenfalls hat Tsipras sie umgehauen, es scheint also wirklich ein umwerfender Politiker zu sein, da kommt einiges auf uns zu. Oder sie findet ihn speziell zum Kotzen, wer weiss, jedenfalls ging dann nichts mehr.

Die Meldung aus Griechenland, dann der Korrespondent aus Athen, dann Sport, dann Schluss.

Die zweite Frage, die sich einem aufdrängt, ist, warum so ein Aus- und Umfall zum ersten Male geschah, warum das nicht öfter, ja nicht ständig passiert. Eigentlich müsste es doch den Moderatorinnen und Moderatoren, den Nachrichtensprechern und Studioransagerinnen von SRF und ORF, von ARD und ZDF, sowie deren Kolleginnen und Kollegen von diversen Privatsendern ständig übel werden, wenn sie den ganzen Müll und Schrott des Globus auf dem Prompter lesen. Wäre es nicht natürlich und normal, wenn das ganze Rumgeschiesse und Rumgeballere, die Bomben und Kanonen einem den Magen umdrehen würden? Wäre es nicht zu verstehen, wenn der kollektive Wahnsinn des Globus ihnen den Boden unter den Füssen wegziehen würde? Würde nicht jeder es begreifen, wenn der Moderator angesichts Charlie Hebdo sagen würde: „Meine sehr verehrten Damen und Herren, ich breche ab und breche.“? Oder angesichts der Ostukraine: „Ich finde das jetzt so zum Kotzen, dass ich es tue.“?
Wenn Gretchen die Beine wegsacken und sie das berühmte Nachbarin, euer Fläschchen sagt, womit ein Riechfläschchen gemeint ist und nicht, wie meine Schüler immer denken, ein Flachmann mit Schnaps, jedenfalls in diesem Moment hat sie einen Dämon, einen bösen Geist hinter sich. Müssten nicht die Ansagerinnen und Ansager bei den tausenden Dämonen, bei den Millionen bösen Geistern, die zurzeit auf dem Planeten rumhampeln, reihenweise wie die Fliegen umfallen und noch leise Nachbarin, euer Fläschchen hauchen.

Die Meldung aus Griechenland, dann der Korrespondent aus Athen, dann Sport, dann Schluss.
Die dritte Frage ist natürlich, warum niemand übernehmen konnte. Hätte nicht Sportmoderator Ruefer einspringen müssen? Oder irgendein Regisseur, Dramaturg, Redakteur, irgendeine Verantwortliche, Übergeordnete übernehmen können? War nicht irgendjemand da, der hätte vollenden sollen? Hier ist die Antwort zumindest klar: Es kann bei den Fernseh- und Rundfunkanstalten niemand mehr lesen, ich meine wirklich lesen. Man betreibt Ganzwort-Erkennung und prägt sich schwierige Wörter vorher ein, notfalls mit Sounddatei.
Zynisch? Ich bitte Sie! Lesen Sie doch einmal das folgende Wort:
Eyjafjallajökull
 Geht doch. Aber damals, als Eyjafjallajökull spuckte und spie und Asche und Rauch sandte (ja, der war das!), redeten alle Nachrichtensprecherinnen und –sprecher auf einmal vom Vulkan mit dem unaussprechlichen Namen. Der Vulkan mit dem unaussprechlichen Namen wurde zu einem Rennwitz und zur Schande für die ganze Zunft, denn von jemand, der die Nachrichten vorlesen soll, erwartet man doch, dass er Eyjafjallajökull sagen kann und nicht Vulkan mit dem unaussprechlichen Namen sagt.
Nein, ausser Boesch, die sich zum Beispiel Tsipras eingeprägt hatte, hätte niemand, keine Regisseurin und kein Redakteur hier weiterlesen können.
Und so kam es, wie es kam:

Die Meldung aus Griechenland,
dann der Korrespondent aus Athen,
dann Sport,

dann Schluss.

Freitag, 23. Januar 2015

Steuererklärung statt Bürgschaft?

Ein Zwutsch hat enorme Diskussionen über die Schule ausgelöst.
(Anmerkung: Zwutsch ist die deutsche Übersetzung von Tweet, abgeleitet von zwitschern (= to twitter; analog zu schwimmen/Schwumm im Schweizerdeutschen)

In diesem Zwutsch schreibt also eine junge Dame, die Schule bereite nicht auf das Leben vor, so habe sie gelernt, Gedichte zu interpretieren, aber nicht eine Steuererklärung auszufüllen.

Der Zwutsch wird Folgen haben.
Nach endlosen Planungen, Konferenzen, Tagungen, nach 13.000 m2 Papier, nach 30.000 Mails und Telefonaten, nach dem also, was man macht, wenn man irgendwas schnell ändern will, wird 2019 das Fach LEBENSKUNDE ins Leben gerufen. Lebenskunde vereint Aspekte der Wirtschaftskunde, der Technik, der Hauswirtschaft und der Staatskunde und wird im Lehrplan so umrissen:

Das Fach Lebenskunde (LK) unterweist die Schülerinnen und Schüler (SuS)  ausdrücklich in praktischen Dingen ihres späteren Lebens und hilft ihnen, ihren Alltag und ihr Selbstmanagement zu perfektionieren.

So weit so gut.
2020 wird das Fach an den Schulen eingeführt.

Es ist eine Riesenpleite.
Für die 15jährigen ist die Steuererklärung so weit weg wie das beherrschte Samos oder das Syrakus mit dem Galgen, für die 16jährigen ist das Auffinden von Formularen auf den Sites von Ämtern und Behörden genauso öde wie das Auffinden von Sekundärliteratur in den Endlosreihen der UB, für die 17jährigen ist die Funktionsweise einer Waschmaschine oder eines Staubsaugers genauso uninteressant wie die Umwandlung von Natronsäure und Salzlauge in Salz und Kochwasser (oder war es umgekehrt?).

Bald hat sich LK zum absoluten Hassfach entwickelt und sogar die Hassspitzenreiter Mathe (D), Französisch (CH), Geschichte (A) und Eurythmie (Steinerland) abgelöst. Es wird ein heiteres Wortspiel betrieben, indem man nicht El-Ka sondern L-K sagt, damit den Weg zu Leck… bahnt und somit zeigt, dass eine klassische Bildung, eine Kenntnis der wichtigsten Dramen doch nicht so ohne ist, man zitiert hier ja immerhin den ungekrönten Schreibkönig seiner Zeit.

2024 schlägt die Konferenz der LK-Lehrpersonen (LKL) Alarm und setzt eine Kommission ein. Nach endlosen Planungen, Konferenzen, Tagungen, nach 13.000 m2 Papier, nach 30.000 Mails und Telefonaten, nach dem also, was man macht, wenn man irgendwas schnell ändern will, schlägt diese vor, eine grosse Studie innerhalb der SuSschaft zu machen.

2025 wird eine grosse Befragung durchgeführt, Hauptfrage: Welche Inhalte wünschen sich die jungen Menschen im Fach LK, welche Fragen und Themen bewegen sie wirklich?

Hier ein kleiner Auszug von Themenwünschen:

*         Wie macht man einen guten, also einen wirklich guten Caipirinha?
*         Wie fälscht man den Ausweis so, dass kein Türsteher ihn als Fake erkennt?
*         Wie macht man einen guten, also einen wirklich guten Sex on the beach?
*         Kamasutra (mit Praxis)
*         Wie macht man einen guten, also einen wirklich guten Mai Tai?
*         Fahrzeugkunde (v.a. Autoknacken und Mofafrisieren)
*         Schminken
*         Wie macht man einen guten, also einen wirklich guten Swimming Pool?
*         Öffnen von Türen mit Scheckkarten

Das ist natürlich hochinteressant und die Autoren der Studie müssen selber zugeben, dass sie von vielen diesen Dingen wenig Ahnung haben. Allerdings hat die Liste von wirklich lebensnahen und praktischen Sachen einen Nachteil: LK-Lehrpersonen, die nach ihr gingen, würden sich schauderhaft strafbar machen.


Das ist also nicht das gewünschte Ergebnis.
Nach endlosen Planungen, Konferenzen, Tagungen, nach 13.000 m2 Papier, nach 30.000 Mails und Telefonaten, nach dem also, was man macht, wenn man irgendwas schnell ändern will, wird 2030 LK wieder abgeschafft.
Jetzt interpretiert man wieder Gedichte.

Und wenn man einen guten Deutschlehrer haben wird, wird dieser vielleicht sogar erklären, was am Ring des Polykrates oder der Bürgschaft lebensnah ist; nicht, dass man Anleitung im Fischzerteilen oder Kampfschwimmen anstrebte, nein: Was die Moral hinter den Alltagssachen sein könnte.

Das wird ein paar Jahre gutgehen bis 2035 ein Zwutsch Furore macht:  
In diesem Zwutsch wird ein junger Mann schreiben, die Schule bereite nicht auf das Leben vor, so habe er gelernt, Gedichte zu interpretieren, aber nicht eine Steuererklärung auszufüllen.

Der Zwutsch wird Folgen haben...






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Dienstag, 20. Januar 2015

Lasst uns Suren auswendig lernen

Anmerkung der Redaktion: Dieser Post ist VOR den Ereignissen in Paris entstanden und bezieht sich auf den Fisch-Monochromie-Islam-Angst-Post von neulich

 
Vielleicht wäre das mit dem Suren-Auswendiglernen doch gar keine schlechte Idee.
Sehen Sie: Im Religionsunterricht mussten wir früher viel auswendig lernen, und zwar nicht so ethisch und stilistisch wertvolle Texte wie die Bergpredigt oder das Hohe Lied der Liebe (ich meine 1. Korinther 13, Glaube, Liebe, Hoffnung) sondern Sachen wie

Schönster Herr Jesu,
Herrscher aller Herren
Gottes und Marien Sohn

oder

Jesu, geh voran
Auf der Lebensbahn

Und das hat uns nicht alle zu überzeugten Christen gemacht, im Gegenteil. Viele hat es regelrecht abgeschreckt, vor allem weil das Abprüfen der auswendig gelernten Verse auch mit Schulnoten verbunden war. Diese standen übrigens ganz zuoberst, direkt unter den Kopfnoten, denen für Mitarbeit und Betragen. Dass es bei mir gewirkt hat, glaube ich nicht, ich denke eher, ich bin überzeugter Christ trotz und nicht wegen des Zwangslernens.

Das Gleiche konnten wir bei den 68er-Kindern beobachten. Das ständige Wir-müssen-spielen-was-wir-selber-wollen in den Kinderläden, das ständige Anhören von linksorientierten Kinder-Liedermachern (oder heisst es Kinderlieder-Macher?) wie Fredrik Vahle, der permanente Anblick von Che-, Rosa-, Mao- und Leninpostern, das Auswendiglernenmüssen der Internationale (mit gereckter Faust) hat sie zu braven Bürgern mit Eigenheim – Ernergiesparhaus, das schon, Garten – Biogarten, das schon, und Kiesauffahrt gemacht, oder sagen wir es noch klarer: Zu Grünenwählern.

Die Überflutung mit Inhalten jeglicher Art kann also durchaus ins Gegenteil umschlagen. Manch einer fuhr als Wagnerianer nach Bayreuth und kehrte nach drei Stunden Rheingold, vier Stunden Walküre, nach weiteren vielen Stunden Siegfried und Götterdämmerung als absoluter Wagnerhasser zurück.

In Doktor Murkes gesammeltes Schweigen berichtet ein Redakteur, er habe einmal eine Hitlerrede abhören müssen. Vor dem ersten Hören sei er noch ein glühender Nazi gewesen, nach dem dritten sei er als Antifaschist aus dem Funkhaus gegangen.

Gehören Sie wie ich zu den seltenen Exemplaren Mann-Fans, die den Zauberberg gelesen haben? Die meisten sind nämlich glühende Mann-Verehrer und haben nur den Tod in Venedig geschafft oder sie waren nach den rund 1000 Seiten Lungenklinik eben keine Fans mehr.
Wäre man noch Hitchcockianer, wenn man alle 52 Streifen am Stück sähe?
Wie viele Male kann man sich die Carmina Burana anhören und Orff noch gut finden?
Welche politische Ideologie kotzt einen nicht an, wenn man die grundlegenden Schriften mehrfach studiert hat?
Gibt es einen Anthroposophen, der alles, und ich meine alles von Steiner gelesen hat und noch Anthroposoph ist?

Gebt uns also muslimische Unterweisung, auf dass wir genug bekommen.
Kommen Sie bitte nicht mit dem Gegenargument, Jugendliche seien empfänglich für muslimische Feste, Jugendliche sind auch von der Konfirmation und der Firmung begeistert, weil es da Geschenke gibt. Jugendliche lieben den Ramadan, vor allem, wenn er im Sommer ist. Weil man da ja erst nach Sonnenuntergang essen darf, heisst das lange, lange, lange aufbleiben dürfen. Und sicher: Ali schwärmt von der Reise nach Mekka, aber würde er nicht auch von einer Reise nach Rom schwärmen? Nicht Reisen als solches und überhaupt toll finden?

Nein, gebt uns also Koran-Unterricht für alle mit strengem Auswendiglernen. So wie es früher bei uns war, nur mit anderem Inhalt. Wobei, ich frage mich gerade: Bei uns gab es ja als Fleissbelohnung Heiligenbildchen, was gibt es dann? Mohammed-Bilder sicher nicht, die sind ja verboten. Egal, gebt uns Koranunterricht! Und vorne sitzt der Imam und schlägt jeden sanft mit einem Lineal, der ukbáh statt úkbah und ébrim statt ebrím sagt.   

Ein solches Lernen würde sehr viele abschrecken und es blieben nur die übrig, die nicht wegen, sondern trotz des Religionsunterrichts beim ihrem guten und vernünftigen Glauben – was der Islam nämlich EIGENTLICH ist – geblieben sind.

 

 

Freitag, 16. Januar 2015

Wo ist Sommaruga???



In meinem Badezimmer hängen 25 Fotos, die ich selber geschossen – nein, das ist jetzt wieder so gewaltsam – gemacht habe. Alle haben ein Thema: Wasser – es ist ja auch das Bad. Auf einige bin besonders stolz. Da balancieren die weissen Häuser von Polignano a Mare auf den schroffen Klippen, da ragen rubinrote Zweige in einen tiefblauen Den Haager Teich, da hängt eine orangedottergelbe Abendwolke über dem Zürichsee. Und natürlich das Freibad von Wuppertal: Eigentlich ein stinknormales Freibadfoto, wäre da nicht das Kind, das sich vorne auf dem Bild an den Zaun klammert und sehnsüchtig ins Wasser schaut. Übrigens exakt im Goldenen Schnitt. Alle diese Fotos haben noch eine tolle Eigenschaft, sie sind nämlich echt, sie sind ohne Foto Shop entstanden. Ich verwende kein Foto Shop. Nur so kann ich auf weisse Häuser, tiefblaue Teiche, orangedottergelbe Wolken und hängende Kinder wirklich stolz sein. Da bin ich altmodisch.

Obwohl:
Das Verändern, Vernichten, Umpolen, Auslöschen ist keine Erfindung des digitalen Zeitalters.
Die digitale Technik hat das Ganze einfach nur so simpel gemacht. Schon immer wurde verändert, vernichtet, umgepolt und ausgelöscht.

Würde Louise heute schlicht und einfach die Mails ihres ungetreuen Liebhabers löschen und ihren  Facebook-Status auf SINGLE klicken, hat sie früher die Briefe ihres ungetreuen Liebhabers verbrannt, was natürlich viel dramatischer ist und uns eines der schönsten Mozartlieder beschert hat.
Die Skrupel des Herrn Bur-Malottke wären heutzutage auch einfacher zu besänftigen. Wurde in Dr. Murkes gesammeltes Schweigen noch echtes Bandmaterial geschnitten und eingeklebt, ginge das heute auf Knopfdruck, geändert hat sich an der Sache nichts: Gott muss x-mal durch jenes höhere Wesen, das wir verehren ersetzt werden.

Der grösste Retuscheur der Weltgeschichte war Stalin, er hat ganze Lebensläufe vernichtet und die Köpfe und Körper der in Ungnade gefallenen Männer aus sämtlichem Foto- und Filmmaterial getilgt. Wenn man sich also bei Filmsequenzen wundert, warum der Kopf eines Soldaten so saublöde ins Bild kommt und den Politikeraufmarsch verdeckt: Da, genau da, genau in diesem Moment lief der vernichtete und ausgelöschte Politbüromensch XY durch die Aufnahme.

Manchmal aber treibt das Umpolen und Verändern aber schon die seltsamsten Blüten. Ich rede nicht von Models, die in Unterwäschereklamen auf dem einen Foto ein absolut perfekt gewaxtes Sixpack haben und in einem anderen der gleichen Serie eine leichte Schambehaarung um den Nabel, ich rede nicht von Bundesrätinnen, denen zweimal die gleiche Goldkette um den Hals baumelt, ich rede gar nicht von bewusst gemachten Fakes, die an einem Foto Shop-Wettbewerb teilnehmen, das finde ich sogar ganz entzückend: Da lassen die einen beim Thema Horror sich in den Spiegel blicken und Voldemort  schaut heraus, andere sitzen in einem Schlauchboot und unter ihnen ahnt man die Piranhas.
Nein.
Ich rede von Aufmärschen der Mitmenschlichkeit, der Toleranz, des Protestes gegen den Terror, auf denen auf einmal Leute fehlen. Abgesehen davon, dass das ganze Wir-Politiker-führen-die-Demo-an ein Fake ist, das Foto wurde in einer Nebenstrasse unter höchster Bewachung gemacht, ist es eine Schweinerei, dass eine israelische Zeitung die Frauen einfach löscht.
Was für ein Problem haben die?
Dass hier Damen und Herren so eng stehen? Und sich auch anfassen?
Meine Güte, Mutti hakt sich bei ihren Nachbarn unter, es ist ja nicht so, dass sie den Männern in den Schritt oder an den Po greift oder CK-Wäscheshootings nachspielt.
Oder ist das Problem, dass Frauen an der Spitze von Städten und Staaten stehen?
Man hat wohl vergessen, dass der General Barak die Richterin Debora bat, das Heer zu führen, weil er selber so ein Warmduscher und Schattenparkierer war, und sie das auch tat, nachdem sie ihn süffisant darauf hingewiesen hatte, dass dann auch SIE Ruhm und Ehre bekäme.
Man hat wohl vergessen, dass Israel von einer Frau gelenkt wurde, von einer Dame, zu Zeiten, als in Deutschland eine Mutti noch unvorstellbar war und in der Schweiz die Frauen nicht einmal ABSTIMMEN durften. Golda Meir war eine der faszinierendsten Persönlichkeiten des 20. Jahrhunderts, klar, scharf, manchmal schnoddrig und stets mit Kippe in Mund oder Hand, der Kippe, die man hoffentlich nicht irgendwann wegretuschiert.
Nein.
Eine Zeitung, die hier einfach die Frauen auslöscht und vernichtet, hat das gleiche Gedankengut wie die, gegen die ja hier demonstriert wurde, auch wenn es eine jüdische Zeitung ist.
Besonders hart traf es ja die Bundesrätin Sommaruga – das war übrigens nicht die mit den zwei Ketten, die zwei Ketten trug (oder eben nicht) Frau Leuthard – sie fehlt auf dem Gruppenfoto in der Israel-Version und sie fehlt auf einer feministischen Parodie, hier hat man alle Männer weggelassen, die Bundesrätin fehlt auch hier.
Das Vernichten, Auslöschen, Umändern und Umpolen hat eine lange Tradition.
Und ich bin stolz auf meine Bilder, die echt sind.
Nein, ich werde keines davon hier veröffentlichen. Dies bleibt ein Textblog. Ausserdem könnte sich das Kind irgendwann melden und die Löschung verlangen. Und dann muss ich es rausmachen und das Bild wird ein langweiliges Schwimmbadbild.   
Oder ich lasse die Sommaruga ins Wasser schauen, sie kommt ja immer ein wenig zu kurz.

Dienstag, 13. Januar 2015

Der Islam ist rückständig oder: Bieber statt Allah, Metzingen statt Mekka

Wer sich die sogenannten "5 Säulen" des Islam ansieht, merkt schnell, wie veraltet und rückschrittlich diese Religion ist.
Diese Säulen sind Beten, Fasten, Pilgerfahrt, Glaubensbekenntnis und Armenabgabe.
Haben wir früher auch gemacht, werden Sie sagen. Haben, liebe Onliner, Betonung auf HABEN.
Wir, der fortschrittliche und aufgeklärte Westen, wir, das Mitteleuropa des 21. Jahrhunderts, haben solche Dinge längst hinter uns gelassen.

Früher wurde auch bei uns gebetet, vor den Mahlzeiten und vor dem Einschlafen. Nachdem dann zunächst das blöde Tischgebet durch das viel praktischere "Mahlzeit" ersetzt wurde - "Mahlzeit" kann man nämlich auch sagen, wenn man zu Tisch geht, oder von Tisch kommt, oder, so machen es die NRWler auf Cran Canaria, wenn man um 14.00 wieder am Strand erscheint: "Mahlzeit" - nachdem also zunächst das so gehandhabt wurde, hat heute der Blick aufs Handy jeglichen Spruch ersetzt. Wenn in unseren Tagen vier Menschen vor der Suppe die Blicke zu Boden senken, dann sprechen sie nicht mehr "Komm, Herr Jesu", nein, sie kontrollieren das Display ihres I-Phones. Abends ist der letzte Blick auf Facebook der Abendsegen des heutigen modernen Menschen.


Auch wir haben früher gefastet, in den vorsinnflutlichen (sic) Zeiten, man fastete vor Ostern (Karzeit) und vor Weihnachten (Adventszeit), nicht nur, um sich spirituell auf das kommende Fest vorzubereiten, sondern auch, weil man sparen musste und sich die Gans am 25.12. sonst gar nicht hätte leisten können. Zum Glück ist das heute in der Wohlstandsgesellschaft anders, man kann schon ab September Nikoläuse und Lebkuchen erwerben, sowie ab Januar Ostereier, man frisst sich sozusagen mit LINDT, Tobler und MILKA auf das Fest zu und auf das Fest hin, und wenn man sich mit all den herrlichen Sachen warmgefressen hat, kommt dann Gans, Ente, Lamm und Pute, jeweils sekundiert von Kroketten und Pommes. Gefastet wird dann – sie ahnen es – NACH dem Fest, um all die Kalorien, die Pute und Ei, LINDT und Tobler beschert haben, wieder loszuwerden.


Pilgerreisen gehörten bis ins 20.Jahrhundert zum Alltag des Katholiken, für viele war es eine Art Urlaub, ein Hinauskommen, ein Tapetenwechsel. Sie brachten allerdings – und das ist das Rückschrittliche an ihnen – nicht wirkliche eine Wertschöpfung. Daher ersetzt man heute, wo ja Geld gemacht werden soll, die Reise nach Einsiedeln, Altötting oder Lourdes durch Fahrten nach New York oder Paris (Shopping-Weekend in…). Der Muslim pilgert nach Me-kka, der aufgeklärte Deutsche oder Schweizer pilgert nach Me-tzingen, das sich ja manchmal auch als Outlet-Mekka bezeichnet und wo die grossen schwarzen Glaskästen immer ein wenig an die Kaaba erinnern, nur das man nicht herum- sondern hineingeht und mit BOSS® und HILFINGER® wieder hinauskommt. Wer ein bisschen etwas Anderes für sich tun will, darf auch den Jakobsweg machen, aber bitte niemals aus katholischen Motiven, da sind Sie völlig out, wehe, Sie sagen nicht jedem, dass Sie es eben aus allgemein philosophischen  Gründen tun oder liessen sich mit einem Rosenkranz erwischen.


Armenabgabe? Wie absolut veraltet, wie absolut hinterwäldlerisch und rückständig! Denn in einer modernen Gesellschaft wie der unseren gibt es ja gar keine Armen mehr! Es gibt nur Faule und Arbeitsscheue, denn Arbeit ist ja da, man muss nur zugreifen. Und das bald bei einem Mindestlohn von 8,50.-, es sei denn Sie arbeiten als freier Mitarbeiter beim Theater, Funk oder an der Uni, da können Sie davon nur träumen. Und wenn wirklich alle Stricke reissen: Hartz IV ist so grosszügig bemessen, dass Sie weder auf ihren Mallorcaurlaub noch auf ihren neuen Golf verzichten müssen.



Im Glaubensbekenntnis bekennt sich der Muslim zu Allah und seinen Propheten Mohammed. Auch wir bekannten früher, in der uralten Zeit Credo in unum deum…

Heute glauben wir an Justin Bieber, sind – und das Wortspiel kommt ja von ihm – zu Beliebern geworden, und wir sind da auch ganz schön fanatisch, wenn ein Model in einer CK-Reklame dem Idol zu nahe kommt, und die gute Frau umschlingt den Luxuskörper auch ganz schön heftig, dann bekommt sie – und das ist wirklich wahr! – auch schon mal eine Morddrohung.  

Nein, der Islam ist rückständig, aber die werden das auch noch lernen und die Säulen hinter sich lassen. Oder sich neue Säulen anschaffen: I-Phone-Check, Schoggiosterhasen, Metzingenfahrten, Hartz IV und Justin Bieber.