Freitag, 23. Februar 2018

Keine GroKo - alles soll beim Alten bleiben - es lebe das Interim!



Als mein Gemüsehändler Remo Dudli letztes Jahr erkrankte, übernahm seine Mitarbeiterin Sara Vondrüben ad Interim die Leitung des Geschäftes. Und da die Krankheit sich hinzog, führte sie insgesamt ein Jahr den Laden. Hatte man zunächst Bedenken, entpuppte sich dieses Interim als wahrer Segen. Man hatte immer schon gemunkelt, dass Vondrüben eigentlich besser Bescheid wusste, an Termine früher dachte, die Ware besser kontrollierte, dass sie freundlicher zu den Kunden und strenger zu den Lieferanten war als der Chef selbst. Und nun merkte man, dass das die Wahrheit war: Es war für Sara Vondrüben so viel leichter, die Stromrechnung gleich zu bezahlen, als Dudli dreimal daran zu erinnern, und das in einem Tonfall, der Dudli nicht ständig vor Augen führte, dass er nichts im Griff hatte: «Remo, ohne etwas sagen zu wollen, denkst du dran, dass…» Es war für Frau Vondrüben auch einfacher, offen durch die Bestände zu gehen als heimlich, es war einfacher, nett zu den Kunden zu sein, wenn kein Miesgram im Laden war und es war einfacher, die Lieferanten zu massregeln, wenn man mit ihnen keinen Schnaps trank.
Es lebe das Interim!

Als in Buxtehude am Klinikum Dr. Hubelbröd, der Chefarzt der Neurologie, im Herbst 2013 ausfiel und Oberärztin Dr. Helene Sankter das Amt für ein Jahr kommissarisch übernahm, wurde auch diese Frist zu einer glücklichen. Hubelbröd, der mehr Zeit auf dem Golfplatz als im Spital verbracht hatte, hatte längst den Überblick über die 80 Betten und zwei OPs verloren, und Sankter konnte endlich schalten und walten wie sie wollte. In die Zeit ihres kommissarischen Amtens fiel dann die Neustrukturierung der Dienstpläne, die (seit 2003 angedachte) Anschaffung eines dritten Computertomographen, die Entlassung des grapschenden Oberpflegers Brummel, ebenso die Durchsetzung der Hygieneverordnung und die Installation eines (diesmal funktionierenden) W-Lan.
Es lebe die kommissarische Phase!

Gut, werden die, die mich kennen, nun sagen: Du lobst dich damit auch selber. Immerhin warst du 2016/2017 auch Interimsleiter, kommissarischer Chef eines Basler Knabenchores. Und das hat ja auch ganz gut funktioniert.
Und ich sage dazu:
Und wenn schon.
Lobe ich mich halt auch selber.

Denn:
Es lebe das Interim!
Es lebe die kommissarische Phase!

Darum mache ich der BRD hier einen brauchbaren Vorschlag: Lasst doch die ganze GroKo-Geschichte, lasst doch die ganze Herumrederei und Herumverhandelerei, lasst doch die ganzen Pläne und Vorhaben. Das einzig Wahre wäre jetzt: Alle Ministerinnen und Minister bleiben bis 2020 im Amt, ad Interim, kommissarisch. Dann gibt es um ein Jahr vorgezogene Neuwahlen. Abgesehen davon, dass Ministerinnen und Minister sowieso vom Tagesgeschäft keine Ahnung haben, die Fachleute sind die Staatssekretärinnen und Staatssekretäre, abgesehen davon, dass schon der eigene Schulbesuch zum Bildungsministerium, der eigene Arztbesuch zum Gesundheitsministerium und die Führung einer eigenen Haushaltskasse zum Finanzministerium zu berechtigen scheinen, abgesehen davon, dass die wahre Arbeit sowieso von den unteren Chargen gemacht wird, bisher läuft doch alles gut, oder?
Nehmen wir doch einmal das Aussenministerium, da hat sich der Herr Gabriel doch gut eingearbeitet, hat Kontakte geknüpft, hat sich einen gewissen Ruf erworben, hat neulich auf der Münchner Sicherheitskonferenz eine schöne Rede gehalten (die er nicht selber schrieb, siehe oben, aber was soll’s) und nun will man den einfach in Rente schicken?
Nein.
Lasst die ganze GroKolerei und macht schön interimsmässig, kommissarisch weiter.
Ist viel besser.

Als Remo Dudli nach 10 Monaten in seinen Gemüseladen zurückkehrte, war dieser so gut in Schuss, dass er einige (wenn nicht sogar alle) Dinge, die Vondrüben eingeführt hatte, übernahm. Zum Beispiel das Aufschreiben von Rechnungsterminen. Und seinen Schnaps – nun wissen Sie auch, worin die Erkrankung bestand – trank er zwar immer noch, aber nicht mehr mit den Lieferanten.

Dr. Hubelbröd stiess am ersten Tag, an dem er wieder durch die Gänge der Neurologie schritt, auf das CT-Gerät und fragte Sankter erstaunt, wie sie das geschafft habe. «Ich habe die Mail an die Klinikleitung, die seit zehn Jahren im Ausgang von Outlook hing, einfach abgeschickt.» So ihre etwas kesse Antwort.
Und bei jenem Knabenchor? Fragen Sie doch meinen Chef – der nicht der alte, sondern ein neuer war.

Also: Keine GroKo! Lasst alle im Amt und wählt 2020 neu!
Es lebe das Interim!
Es lebe die kommissarische Phase!



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