Donnerstag, 31. Oktober 2013

Wo liegt Thaleischweiler-Fröschen?

Zu den grossen Diskussionsthemen der Sprachforscher gehört die Frage: Ist Humor übersetzbar? Kann man Heinz Erhard, OTTO, Robert Gernhard oder gar Loriot in eine andere Sprache übertragen? Oft natürlich nicht, weil ein Wortspiel in einer anderen Zunge nicht klappt. Übersetzen Sie doch mal das: "Es ist soeben etwas Furchtbares eingetreten - nämlich ich. Und ich heisse nicht nur Heinz Erhard, sondern Sie auch herzlich willkommen." Diese Konstruktion (Bildungsprotzer nennen sie Zeugma) ist nicht übersetzbar. Aber manchmal geht es. Als neulich ein Kollege behauptete, die Englische Fernsehansage  könne man nur in Deutsch aufsagen, musste ich widersprechen. Wenn man in einem englischen Text statt der unaussprechlichen englischen Namen eben unaussprechliche deutsche Namen nähme, könnte das sehr wohl gehen.
Da würden dann Herr und Frau Kräuter-Schächtele in Thaleischweiler-Fröschen wohnen, mit dem jüngsten Sohn Eberhard-Benedikt, die zwei Kusinen Anna-Katharina und Chantal-Hilaria Feierling-Rombach kämen aus Hiddenhausen-Schweicheln und Hochdorf-Marktzeuln.
Ausser den Vornamen ist übrigens alles echt. Wie kommt man auf so bescheuerte Ortsnamen?
Auf verschiedene Arten und alle sind gleich doof.
Die eine Art verdanken wir der deutschen Gemeindereform, und zwar egal, ob bei Juxhausen-Lachheim Lachheim ein Stadtteil von Juxhausen ist, oder ob die beiden Gemeinden fusioniert haben. Wir erinnern uns:
In den 70ern kam der deutsche Staat auf eine tolle Idee: Grössere Verwaltungseinheiten. Also schickten sie wie weiland der Kaiser Augsutus Boten in die Provinz und liessen verkünden: "In 5 Jahren haben alle Gemeinden 8000 Einwohner, wer es zum Stichtag nicht geschafft hat zu fusionieren oder zu wachsen, wird zwangseingemeindet."
Nun begann ein überaus wildes, hektisches und chaotisches Treiben. Da schlossen Dörfer Zwangsehen, gegen die die Beziehung von Sieglinde und Hunding eine reine Liebesheirat war, da zogen Gemeinden wie Umkirch scheusslichste Hochhäuser hoch und warben kurz noch 700 Einwohner an. Da wurde gefeilscht, gemarktet, geschachert. Da versprach man Dörfern, die man eingemeinden wollte, Tennishallen, Schwimmbäder, Kunsteisbahnen, Merkzweckhallen, Kinos, Einkaufscenter und Teddybären. So kann es sein, dass in der Stadt Pixheim das Hallenbad eine kleine Planschkloake ist, aber im Stadtteil Puschelbüren weit draussen ein Sportbad mit 50m-Bahn und 10m-Sprungturm steht. Oder dass eine Stadt wie Freiburg ungefähr zwei Schwimmbäder pro Einwohner hat, Bäder, die man sich übrigens nicht mehr leisten kann.
Hat die Gemeindereform etwas gebracht? Vereinfacht? Kosten gespaart? Es gab nie eine neutrale Analyse - wann gibt es die schon bei staatlichen Massahmen - aber es war auf jeden Fall ein Riesenklamauk.
Die andere Art der Doppelnamen ensteht durch Bahnhofsteilung.
Hier haben dann Juxhausen und Lachheim einfach die gleiche Zugsstation. Aber Vorsicht! Wer denkt, er komme vom Bahnhof mühelos in beide Orte, irrt sich oft. Klar ist nur, dass die Station gleich weit von beiden Gemeinden liegt, das können auch 5 Kilometer sein. Die Bahn ist da nämlich sehr erfinderisch. Früher hielt der IC in Bonn und man fuhr mit einer S-Bahn in einer Viertelstunde nach Siegburg. Heute hält der ICE in Siegburg und Sie fahren mit dem selben Bähnchen nach Bonn. Weil der Bahnhof aber nun Siegburg/Bonn heisst, hat man das Gefühl, der Bahnhof läge nahe der Bonner Innenstadt, als hätte Mehdorn die beiden Gemeinden irgendwie näher zusammengeschoben, was natürlich Quatsch ist.
Wer also nun bei der nächsten Reise an den Namen im Fahrplan verzweifelt - müssen wir in Dubingen-Horsten nach Teegolf-Friesing umsteigen oder in Dubingen-Friesing nach Teegolf-Horsten? - weiss, warum.
Ach, Schweizer: Bitte hört auf zu lächeln! Ist Dottikon-Dintikon (zwischen Lenzburg und Wohlen) nicht genauso bescheuert?

Montag, 28. Oktober 2013

Glankowski ist treu


An der Rezeption des Kurhotels „Schneckenburg“ in Bad Schleichenhahn checkt ein Paar ein, er so um die 50, spiessiger Mantel, Bäuchlein und die Haare, die noch da sind, leicht ergraut, sie deutlich jünger und solariumsgebräunt, mit einem – wie meine Mutter jetzt gesagt hätte – Stich ins ordinäre.
Die Frau am Tresen kontrolliert das Formular und überreicht die Schlüssel: „Schönen Aufenthalt bei uns, Herr Glankowski, schönen Aufenthalt, Frau Fradtmann.“ „Ich heisse Biesebeck!“, zischt die Dame zurück, „ich habe doch eben den Zettel abgegeben! Ich möchte nicht mit meiner Vorgängerin verwechselt werden!“ Ihr Abgang zum Lift hin ist filmreif, der Mann schlurft achselzuckend hinterher.
„Ist aber auch wirklich kompliziert mit dem seinen Frauen“, seufzt die Rezeptionistin, die übrigens Lore Langsam heisst und die Inhaberin ist. Da ich etwas Zeit habe, erzählt sie mir die ganze Story:
Herr Glankowski reist seit 20 Jahren nach Bad Schleichenhahn, immer im Juni und immer mit einer neuen Frau.
Er wohnt immer in der Schneckenburg, immer im Zimmer 16, nach hinten raus und mit Balkon und immer mit einer neuen Frau.
Er frühstückt stets ein weiches Ei, 2 Brötchen, Marmelade und koffeinfreien Kaffee.
Immer mit einer neuen Frau.
Er geht vormittags wandern, nachmittags in die Kurtherme, abends in der Schildkröte oder in der Kutsche essen, meistens Hackbraten oder Würstchen, immer mit einer neuen Frau.
„Stellen Sie sich das vor“, so Lore Langsam, „ein Gast, bei dem ich alles voraussehen kann, ich weiss, welche Handtuchfarbe er mag und wann er zum Frühstück erscheint, aber nicht den Namen seiner Partnerin! Jetzt hatte ich mich an Fradtmann gewöhnt, da kann es doch mal passieren, dass ich den falschen Namen sage, da muss diese Biesebeck doch nicht so schreien.“ Ich pflichte der Inhaberin bei. Und ich frage sie, was mir eigentlich eh schon klar ist: Ob der werte Herr Fussballfan sei, und wie lange für welchen Verein? Borussia-Fan, seit seiner Kindheit. Ob er schon länger bei seinem Arbeitgeber sei? Stadtverwaltung Dortmund, letztes Jahr 30jähriges Dienstjubiläum.
Glankowski ist ein treuer Mensch. Er ist seiner Dienststelle, seinem Vermieter, seiner Tageszeitung, seiner Stammkneipe und seinen Gewohnheiten treu. Er hält seiner Schrebergartenkolonie, seinem Taubenzüchterverein und seiner Currywurstbude die Treue.
Nur nicht seinen Frauen.
Und das hat einen klaren Grund: Die Weiber wollen Veränderung! Suse Fradtmann zum Beispiel kam doch letzten Winter mit Nordsee-Prospekten. Die wollte ans Meer! Ging natürlich gar nicht. Oder Marianne Pubilski wollte, dass er zu ihr zieht. Fünf Strassen weiter, fast in einem anderen Quartier. Oder die Imke, die wollte, dass er sich beruflich verändert, weiterbildet, etwas anderes macht. „Alle 2 Jahre ein Formular in einer neuen Farbe, das ist Abwechslung genug.“ Meinte er und schmiss sie raus. Ja, und dann waren da noch die Weiber, die ihm einen neuen Kleidungsstil aufschwatzen wollten. Das haben wir  noch nicht erwähnt, aber es dürfte sicher klar sein: Glankowski trägt seit Jahrzehnten die gleichen Schnitte und die gleichen Farben.
Und weil er nun allen seinen Dingen treu ist, wechselt er lieber die Frauen, als dass er irgendetwas verändert.
Aber gibt es nicht Frauen, die das mitmachen würden, nur um noch einen Kerl abzubekommen? Natürlich, aber unser Held bevorzugt jüngere Damen, auch darin ist er sich treu, und solange eine Frau noch nicht wirklich Torschlusspanik hat, wird sie sich auf so einen Kerl nicht einlassen. Einen Kerl, bei dem sie nicht einmal ein neues Bild in der Wohnung aufhängen darf.
Als ich nach dem Auspacken an der Rezeption vorbeikomme, hängt dort an der Pinwand ein grosser Zettel:
ACHTUNG! DIE PARTNERIN VON HERRN GLANKOWSKI HEISST BIESEBECK!
Hoffentlich verspricht sich keiner der Angestellten in den nächsten Wochen, und hoffentlich vergessen auch alle den Namen dann wieder ganz schnell.


Freitag, 25. Oktober 2013

Wie kann man nur Angela abhören?


Wie kann man nur Angela Merkel abhören?
Nein, damit meine ich jetzt nicht: Wie ist es denn bloss möglich, wie kann denn das sein.
Nein, damit meine ich jetzt nicht das allgemeine Lamento, dass eine Staatschefin belauscht wird, ich glaube, alle grossen Politiker werden und wurden belauscht, der beste und kompetenteste deutsche Bundespräsident  wurde permanent abgehört und niemand hat es gestört. Gut, Heinemann hatte nun wirklich auch die falschen Freunde, er telefonierte mit Böll (pfui!), mit Biermann (pfui, pfui!), sogar mit Wallraff (dreimal pfui!), und da war es klar, dass man das alles aufzeichnen muss, Heinemann war fast ein Staatsfeind, ist man auch, wenn man mit Böll, Wallraff und Biermann telefoniert, dummerweise war er Bundespräsident und es war peinlich, wenn der Bundespräsident von der Telefonzelle aus sprechen muss, denn eigentlich ist er ja Staatsoberhaupt.
Hat aber damals niemand gekümmert.
Aber das meine ich ja gar nicht.
Ich meine:
Wie kann man nur Angela Merkel abhören?
Wie ist es auszuhalten, wie ist es jemand zuzumuten?
Wie kann man von Menschen verlangen, einen ganzen Tag Angie zuzuhören?
Also, mir reicht schon immer die Weihnachtsansprache, die geht zehn Minuten, danach bin ich immer so fertig, als hätte ich sechs Stunden gearbeitet, danach brauche ich stets einen Cognac oder einen Schnaps, und das sind zehn Minuten, ein Sechstel einer Stunde, wie schafft es jemand acht Stunden die Stimme der Uckerlady zu ertragen? Wie schafft es jemand, mit Dingen konfrontiert zu sein, die man nun wirklich nicht wissen müsste:
Ich möchte nicht wissen, wie die Merkel ihren Holden nennt, ich möchte nicht wissen, was sie zum Mittagessen bestellt, ob sie lieber Nudeln oder Kartoffeln isst (wahrscheinlich Letzteres, sie kommt aus der klassischen Kartoffelgegend), ich möchte nicht wissen, welche Schuhgrösse sie hat, oder noch schlimmer ihre Körbchengrösse, ich möchte auch nicht erfahren, bei welchen Ärzten sie ist und mit welchen Diagnosen.
All das muss ja mitgehört, aufgezeichnet, aufgeschrieben und ausgewertet werden, da sitzen Menschen, die meinen grössten Respekt haben, weil sie eine wirklich harte Arbeit verrichten. Und dann muss ja immer noch geschaut werden, ob nicht Kürzel, Verschlüsselungen, Codewörter verwendet werden, steht  „Kartoffel“ eventuell für Panzer, steht „Nudel“ eventuell für Rakete, sind 200 zu 120 wirklich ihre Blutdruckwerte (sie ist totsicher Hypertonikerin) oder meinen die Zahlen etwas völlig anderes?
Nein, hier haben Mitarbeiter des Geheimdienstes unsere grösste Hochachtung verdient. Ob die Aktion Sinn macht, ob hier nicht bei geringstem Nutzen ein grösstmöglicher Schaden angerichtet wird, steht auf einem ganz anderen Blatt.
Keine Sorgen muss sich der Schweizer Bundesrat machen. Die Schweiz ist für die USA einfach zu unbedeutend. (Neulich traf ich einen Ami, der allen Ernstes glaubte, das Loch auf der Landkarte in der Mitte der EU sei ein grosser See.) Und wenn die Telefone doch belauscht würden: Die Amis verstehen das doch gar nicht, das führte  ja zu permanenten Missverständnissen.  Man stelle sich vor, dass die Leuthard sagt, sie sei gerade am Rüsten, das gibt doch internationale Komplikationen (für meine deutschen Leser: Sie ist am Gemüse putzen).  
Wie kann man Spitzenpolitiker abhören?
Technisch gesehen einfach, vom Nutzen her fragwürdig, von den Folgen unabsehbar.
Und genau deshalb wird es gemacht.

 

Dienstag, 22. Oktober 2013

Man flucht nicht, es sei denn...


Ich sitze im ICE und sehe mir ein Klavierstück an, Impromptus H-Dur op.45/2 von Michel Boullain (1845-1901), ein sehr melodiöses und ansprechendes Stück, ideal für ein Intermezzo in einem Chorkonzert, aber auch für ein Soloprogramm. Die Musik ist schwebend und heiter, die Harmonik schlicht, aber raffiniert, aber das Wichtigste: Das Ganze ist spielbar! Bis auf die Takte 56-60, hier läuft die linke Hand in Undezimen (für Nichtpianisten: das ist zwei Töne mehr als die Oktave, die Hand muss vor dem Spielen auf die Streckbank), die rechte hüpft wie eine Heuschrecke auf der Tastatur herum. Als diese Stelle in mein Blickfeld gerät, entfährt mir:

Ich kann die hässlichen Ausdrücke hier nicht hinschreiben, stellen Sie sich einfach eine Faust, eine Wolke und einen Blitz vor. Und darunter den Satz: Alte gallische Schimpfwörter.
Die Dame gegenüber schaut mich entgeistert an: „Wie können Sie nur, Sie beschäftigen sich mit Kulturgut, mit einer hehren Sache und fluchen hier herum wie ein Kanalarbeiter.“ Ich schlucke die Entgegnung hinunter, dass gerade unsere grossen Tondichter die schlimmsten Flucher, dass sie oft weder hehr noch heilig, sondern furchtbar ordinär waren. Mozart schreibt in einem Brief, dass er auf den Vorwurf der Schwester hin, er habe einen fahren lassen, die Probe aufs Exemplum gemacht und den Finger in den Arsch gestecket habe, Wagner konnte toben und schimpfen, wenn er seinen Willen nicht bekam und Richard Strauss übergoss sein Orchester mit derbsten bayrischen Kraftausdrücken, wenn er Schlendrian oder Schlamperei witterte. Johannes Brahms verliess eine Soiree mit den Worten: „Wenn ich jemand zu beleidigen vergessen habe, bitte ich um Verzeihung.“
All das sage ich der guten Frau nicht, sondern entschuldige mich höflich und wende mich wieder meinem Impromptus zu.
Da schallt es nach zwei Minuten von einer der hinteren Reihen:
„Wieso speicherst du jetzt nicht? Ich muss runterfahren!“

Denken Sie sich jetzt Mittelfinger, nackter Hintern und Totenkopf und den Satz darunter: Viel schlimmere alte gallische Schimpfwörter.
Die Dame zeigt keine Reaktion, ungerührt stickt sie weiter an ihrem Deckchen. „Nun“, sage ich, „das waren nun doch noch viel schlimmere Wörter als meine.“ „Ja“, meint die Lady, „aber der Mann arbeitet am Computer.“ Ob es denn normal sei, oder anders formuliert ok, also legitimiert sei, bei der Arbeit am PC zu fluchen, will ich wissen. „Selbstverständlich, der Computer kann einen ja schon aufregen.“
Ich muss mich damit abfinden, dass beim Fluchen mit zweierlei Mass gemessen wird. Aber vielleicht ist das gar nicht so unerklärlich.
Denn einerseits ist Fluchen hässlich und unschön, weil wir Wörter benutzen, die der Fäkal- oder Sexualwortfeld entstammen und teilweise sehr eklige Dinge beschreiben. Andererseits muss der Mensch gelegentlich Dampf ablassen, um nicht zu platzen, manchmal muss man aus der Haut fahren, um sich nachher wieder wohl in der Haut zu fühlen. Und so regelt der gesellschaftliche Konsens die Sache auf elegante Art:
Man darf nicht fluchen,
*es sei denn, man fährt Auto
Hinter dem Steuer wird der Mensch, selbst der friedlichste, zum Tier. Ich bin immer wieder erstaunt, zu welchen verbalen Entgleisungen eine Person fähig ist, wenn sie in Blech verpackt über den Asphalt rollt. Es sind aber auch immer die anderen, die so ungeschickt und dämlich fahren, da kann einem der Kragen schon einmal platzen.
*es sei denn, er befindet sich auf einem Bahnhof
Wer eben von der Anzeigetafel erfahren hat, dass sein Zug 45 Minuten Verspätung, den Wagen mit seinem reservierten Platz aber eben nicht hat, der darf fluchen, laut und heftig.
*es sei denn, man guckt Fussball
Schimpfen gehört zum Sport wie Chips und Bier. Es ist ja auch zum Verzweifeln, dass der saudumme Torwart diesen Ball, den jeder, jeder hier im Raum anwesende Mensch mühelos, sozusagen mit dem kleinen Finger gehalten hätte.
*es sei denn, man arbeitet am Computer.
Dass es völlig sinnlos ist, eine Maschine anzuschreien, als Schweinebacke, Hurensohn oder Drecksding zu bezeichnen, spielt hier keine Rolle. Und seien wir ehrlich: Wir haben es alle schon gemacht.
Und jetzt habe ich die Lösung für mein Problem: Ich speichere in Zukunft meine Noten elektronisch, dann sitze ich beim Studieren vor dem Laptop. Und kann, wenn Komponisten sich Passagen ausdenken, die wirklich keiner spielen kann, fluchen.
Hemmungslos.
Laut.
Unter allen Gürtellinien.
Aber gesellschaftlich erlaubt.

Donnerstag, 17. Oktober 2013

Gebt den Mächtigen die Macht zurück!

"Sagt das Volk mir jetzt, wie ich herrschen soll?"
So schreit Kreon in der Antigone. Er hat ein kleines Akzeptanzproblem, weil er die Königstochter steinigen lassen will. Gut, sie hat ein Verbot übertreten und ihren Bruder beerdigt, was nicht erlaubt war, aber Spielregel ist halt Spielregel. Und Kreon zieht das durch, auch wenn - sagen wir es vornehm - es nicht gerade zu seiner Beliebtheit im Volke beiträgt.
"Sagt das Volk mir jetzt, wie ich herrschen soll?"
Kreon hat vollkommen Recht. Macht ist Macht, damit sie ausgeübt wird, damit regiert wird, damit das Volk, das Parlament, die Aufsichtsbehörden, die... das ganze Geschmeiss nicht immer mitredet.
"Sagt das Volk mir jetzt, wie ich herrschen soll?"
So sind die Mächtigen doch zurzeit in entwürdigenden Situationen.
Mutti hat die Mehrheit, die deutliche Mehrheit, aber sie muss nächtelang dahocken und mit irgendwelchen hergelaufenen Politheinis sondieren. Das ist doch unter ihrer Würde! Wenn die Menschen noch Anstand hätten, würden drei Grüne zur CDU überlaufen und die absolute Mehrheit wäre perfekt! So muss das gehen. So und nicht anders. Geteilte Macht ist halbe Macht. Und wir brauchen Mutti mit der ganzen Macht ihrer Mutterperson.
Ist Obama jetzt Präsident oder nicht? Eigentlich müsste der Präsident, der ja auch ganze Landstriche auslöschen kann ohne jemand zu fragen, auch in einer solchen Situation die Finanzen schlicht und einfach in Eigenregie führen können. I, the President of the USA, declare: Und dann sagt er, wie der Haushalt aussieht und Republikaner und Demokraten nicken.
Und ein Bischof ist ein kirchlicher Würdenträger, und zur würdigen Amtsführung gehört ein würdiger Amtssitz. Wen interessiert es, wie viel eine Badewanne kostet, wie viel ein paar Säulen, wie viel ein paar goldene Türklinken? Der Mann ist Bischof, und da hat doch man doch einfach zu aktzeptieren, dass es ein bisschen prunkvoll zugeht. Und wenn es halt ein wenig teurer wird: Wo gehobelt wird, da fallen Späne.
Gebt den Mächtigen die Macht zurück! Wir brauchen wieder Menschen wie Augustus, wie Ludwig XIV., wie Karl den Grossen. Können wir uns vorstellen, dass da irgendwelche Ratgeber zum Kaiser sagen: Divinus Augustus, das Volk findet die Volkszählung nicht so toll? (Sie sagen natürlich Divine Auguste, sie können ja Latein.) Können wir uns vorstellen, dass jemand moniert, Versailles habe zu viele Spiegel, und wer die alle putzen soll und der Glasreiniger in der Sprühflasche werde ja erst viel später erfunden? Können wir uns vorstellen, dass ein Schreiber des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation offen sagt, der Kaiser solle doch jetzt bitte schön einmal lesen und schreiben lernen, er käme mit der Arbeit nicht mehr hinterher und ein Illiteratus sei als Nachfolger der Cäsaren schlicht und einfach nicht tragbar?
Können wir uns alles nicht vorstellen.
Deshalb: Gebt den Mächtigen die Macht zurück, sie brauchen sie!
"Sagt das Volk mir jetzt, wie ich herrschen soll?"
Nein.
Und Kreon hatte Recht, sich vollständig und sauber durchzusetzen. Auch wenn er nicht besonders glücklich darüber war.

Dienstag, 15. Oktober 2013

Männer können (wollen?) Multitasken


Ich komme an einem ganz normalen Arbeitstag nach Hause. Der Briefkasten ist voll, die Mailbox wahrscheinlich auch, die Waschmaschine ist gerade frei und ich habe tierisch Hunger. Also mache ich mich ans Kochen und während ich auf gewisse Dinge warte, zum Beispiel bis das Wasser kocht, rufe ich in die Wohnung: „Schatzi, kannst du mal die Post durchsehen?“, später: „Mausi, kannst du kurz die Mails checken?“ und dann: „Bärchen, machst du noch eine Ladung Kochwäsche rein?“ Nach der Mahlzeit muss ich allerdings feststellen, dass nichts, aber auch gar nichts gemacht ist. Aber überhaupt nix. Weil da ist nämlich kein Schatzi, Mausi oder Bärchen, das Dinge erledigt, während ich des Brodelns des Nasses harre. (Was für eine Formulierung! Ich muss mich dringend für den Naumburger Lyrikpreis bewerben.) Also sieht es in Wirklichkeit so aus: Ich koche, während unten im Keller meine Slips und Handtücher sich im Kreise drehen, wenn ich kurz auf das Glasigwerden der Zwiebeln warte, sehe ich die Post durch (eh alles für den Papiermüll), hinter mir auf dem Küchentisch steht mein Läpptop.
Männer können multitasken. Also zumindest manche Männer, denn ich kann es und ich bin ein Mann. Männer können es dann nicht, wenn eben ein Schatzi-Mausi-Bärchen da ist, die so froh ist, dass der Mann einmal kocht und deshalb eben die 50 anderen Dinge erledigt. Keine Frau wagt es dann zu murmeln: „Liebling, du musst das Wasser beim Erwärmen nicht beobachten und zehn Minuten neben dem Topf stehen.“ Es könnte ja sein, dass Männe morgen dann gar nix mehr macht und sich aufs Sofa legt, während die holde Gattin kocht UND die 50 Kleinigkeiten erledigt. Frauen können nämlich multitasken, weil sie es müssen, ich kann es aus dem gleichen Grund. Männer können es dann nicht, wenn man zulässt, dass sie es nicht tun.
Oh, bitte, jetzt nicht der Biologismus-Quatsch! „Frauen schminken sich, weil die Neandertalerin…“ „Männer können Autos reparieren, weil der Cro-Magnon-Mensch…“ Wir sind keine Urmenschen mehr und keine Affen. Wir haben uns doch ein bisschen weiterentwickelt, auch wenn das Leute wie Kästner, Tucholski oder Ringelnatz bezweifeln. Ausserdem geht man ständig von den falschen Voraussetzungen aus, denn bei der Jagd war die ganze Sippe dabei, man konnte es sich einfach nicht erlauben für das Erlegen eines Riesenviechs (Mammut, Elefant, Riesenechse) nur die Herren aufzubieten.
Männer können multitasken.
Die andere Frage aber ist, ob man es immer tun sollte. Denn was ich oben beschrieben habe, ist eine hektische Ausnahmesituation. Viel lieber ist mir, wenn ich erst kochen und essen kann, dann die Briefe durchschauen und dann gemütlich an den Computer. Viel lieber ist mir, wenn nicht alles auf einmal kommt. Das ständige Multitasken ist eine grosse Belastung. Es ist eine Frechheit beim Sex mit Susi die SMS von Robert zu lesen. Warum telefonieren wir dann mit Franz, während wir die Mail von Britta lesen?
Insofern kann es aus Slow-down-Gründen auch einmal sinnvoll sein, das Wasser beim Erwärmen zu beobachten, einfach als meditative Übung, nicht, weil man nicht multitasken könnte. Als die Waschmaschine neu war, haben wir uns einen ganzen Waschgang angesehen, war besser als Fernsehen. Sollte man wieder einmal machen.




Donnerstag, 10. Oktober 2013

Mutti-Hymnen und Mutti-Sachen

Vielen, vielen Dank, liebe Leserinnen und Leser!
Vielen Dank für Eure Ideen zu neuen Nationalhymnen und auch für weitere gute Vorschläge.
Leider war bei den Mutti-Hymnen nicht wirklich etwas Brauchbares dabei. Ich weiss nicht, ob Mamy Blue von den Les Humphries Singers eine gute Wahl wäre (Herr T. aus H. schlug das vor), obwohl natürlich das rhythmische Hinabziehen der Mundwinkel im Beat der 70er eine tolle Performance gäbe. Ich weiss nicht, ob Goodbye Mama von Ireen Sheer eine gute Wahl wäre (Frau G. aus T.), es müsste doch eigentlich Welcome, Mama heissen.
Hochbrisant fand ich The End von Jim Morrison mit der zum ersten Mal in der Popgeschichte - ja, liebe Hip Hop- und Flip Flop- und 50Cent- und 50Deutschmark-Fans, die Provokation haben nicht eure Gangsterrapper erfunden, das hatten wir alles schon! - erscheinenden Zeile Mother, I wanna ...you. Das wollen zwar viele, aber wir wollen doch eine Hymne, die Mutti lobt, sie feiert, sie aufs Podium hebt, eine Königshymne in einer nichtmonarchischen Gesellschaft.
Fast brauchbar fand ich die Idee von Herrn K. aus F. Mothers little helpers von den Stones zu nehmen, da wären ja auch die Koalitionspartner mit drin, die KLEINEN Helfer von Mutti, man könnte aber da auch wieder Böses unterstellen, denn schliesslich geht es in dem Song um Tabletten, und eine gedopte Merkel? Das wäre doch zu gemein.
Ganz schrecklich fand ich die Idee von Herrn R. aus I.:

Ich seh' die Mutter dort, sie zieht zurück mich im Bild,
Das stille Tal und das Haus, wo meine Wiege einst stand.

Das ist doch aus Carmen, von einem FRANZOSEN! Die deutschen Hymnen werden immer noch von Deutschen geschrieben, wo kämen wir da hin! Die jetzige Hymne ist ja auch von einem Deutschen - wie? Haydn sei kein Deutscher gewesen? Natürlich war Haydn Deutscher, grosszügig, weiträumig, grossdeutsch gesehen.
Aber neben den leider nicht so brauchbaren Liedern gab es viele Supervorschläge:

*Herr F. aus E. schlägt vor, die Pension von Mutti vom MÜTTERGENESUNGSWERK  bezahlen zu lassen, das würde Steuern sparen. Das ist sicher eine gute Sache, aber Mutti wird nie in Pension gehen, Muttis gehen nicht in Rente, Mütter bleiben Mütter ein Leben lang, Angela I. wird
Elizabeth II. an Regierungszeit übertreffen.

*Frau L. aus M. schlägt vor, das Bundesverdienstkreuz in MUTTERKREUZ umzubenennen. Gute Idee, aber das hat doch irgendwie ein Geschmäckle. Das gab es doch schon einmal... Fakt ist, Mutti hätte es nicht bekommen, wohl aber ihre Ministerin Ursula, die wäre da prädestiniert.

*Herr I. aus J. hat die Idee, den Nationalfeiertag flexibel auf den zweiten Maisonntag zu legen, den MUTTERTAG. Sehr gut! Aber was machen wir mit dem 3.Oktober? Wegfall eines Feiertages geht nicht, da spielen die Gewerkschaften verrückt, aber wir könnten ja den Buss- und Bettag auf diesen Tag legen.

Zu beten werden wir in den kommenden Jahren genug haben.

Montag, 7. Oktober 2013

Frau R. auf der Insel der Seligen (Ämter II)

Einige fanden meinen Post vom Freitag zu zynisch und zu weit hergeholt. Nun gut, hier eine wirklich wahre Geschichte. Da die Frau existiert(e?) muss ich sie in Frau R. abkürzen. Wer in den Achtzigern und Neunzigern in Freiburg Schulmusik studiert hat, wird sie kennen.

Im Januar 1992 erhielt ich einen Anruf von Frau R. Sie war zuständig für die Staatsexamina der Schulmusiker (Landeslehrerprüfungsamt) und ich hatte, nachdem ich 1991 mein 1. Staatsexamen in Musik gemacht hatte, nun meine Scheine und meinen Bogen für das 2.Fach Latein eingereicht. Ich erwartete von ihr einen Prüfungstermin, aber sie teilte mir mit, dass sie noch Unterlagen bräuchte, und zwar die Geburtsurkunde und das Abizeugnis. Auf meinen Hinweis, das hätte ich doch vor einem halben Jahr geschickt, seufzte sie in hoher Lage: "Aber des gibt doch e neue Aggte, des muss au alles beglaubigt sei." Ich akzeptierte murrend den Sachverhalt, dass nicht Prüflinge, sondern Fächer Akten haben, fragte dann aber unverschämt, ob sie nicht einfach zwei Kopien machen und diese dann selbst beglaubigen könne. Dann kam der Satz, der mir bis heute in den Ohren klingt und der mich (!) sprachlos machte: "Dafir habb ich doch kei Zeit¨"
Ich sah sie vor mir, in ihrem makellos aufgeräumten Büro, an ihrem makellosen Schreibtisch, in dem Stockwerk hoch über den Dächern von Freiburg, dieser Insel der Seligen, ich hatte sie einmal dort aufgesucht, war zu früh gewesen und hatte eine halbe Stunde lang die Stille genossen, die durch kein Telefon, keine Besucher gestört wurde, dunkle Etage, wässriges Licht und das Gefühl, sich in einem Aquarium zu befinden. Ich war auf 15.00 bestellt (Frau R. war nur auf Termin zu sprechen), aber schon um 14.30 da gewesen. Um Viertel vor drei schwebte Frau R. durch den Raum, eine Kaffeetasse in der Hand, sah mich und sagte: "Sie sin z'früh. Ich muss no die Aggte raussuche." Die nächsten 15 Minuten überlegte ich, wie lange das wohl brauchen könne, man muss dazu sagen, dass Frau R. die Schulmusiker von Freiburg und Trossingen betreute, dort fingen in jedem Semester ca. 20 Leute an, da aber längst nicht alle durchhielten, auf Singen, Rhythmik, Dirigieren oder MuWi umstiegen, war es eine sehr, sehr überschaubare Zahl und Frau R. war ja nur für die Staatsprüfungen, nicht für die Uniprüfungen beamtet. Ich hätte die "Aggte" also in 15 Sekunden gefunden, es sei denn sie hätte hinter einem Blumentopf gestanden, aber dafür war Frau R. viel zu aufgeräumt.
Wie also konnte eine Person, die so wenig Klientel und eine so abgegrenzte Aufgabe hatte, zu wenig Zeit haben?
Ich stellte am Telefon jetzt die Frage, wer denn nun meine Dokumente beglaubigen könnte. Die Antwort kam in hoher Stimme, pistolenschussartig und kräftig: "D'Seggreterin vo dr Musikhochschul." Und wieder sah mein inneres Auge, diesmal sah es unsere Frau Schmidt, wuselnd zwischen drei Telefonen, ihrem Schreibtisch, dem Fotokopierer und vierzehn Studenten, Frau Schmidt, die gute Seele der MuHo, eine Klassefrau, Gretel Dampf in allen Gassen, eine Multitaskerin der ersten Stunde. Im Studentensekretariat war immer die Hölle los, lärmende Klientel, Berge von Papier und das Gefühl, sich in einem Affenkäfig zu befinden.
Als ich am nächsten Tag dort vorstellig wurde, lachte Frau Schmidt ihr bekanntes, dröhnendes Lachen: "Frau R.? Natürlich hat die keine Zeit, aber ich, ich hab immer Zeit, geben sie her." Im Stillen glaubte ich aber, dass Frau Schmidt auf der Insel der Seligen an Langeweile gestorben wäre.
Fakt ist auf jeden Fall, dass nach einem Shutdown im LaLePrüAmt Köpfe gerollt wären - und dass Frau Schmidt zwei weitere Sekretärinnen zur Seite bekommen hätte, vielleicht Frau R., die hätte sich dann sehr, sehr umgewöhnen müssen.

Donnerstag, 3. Oktober 2013

Jack O'Brian und der Shutdown oder: Angeln in Arizona

Jack O'Brian hat Sorgen, grosse Sorgen.
Er sorgt sich um seine Arbeit, seinen Job, seine Zukunft.
Jack ist der Beauftragte für Angelscheine und -lizenzen in seinem County, Angestellter der FFF (Federal Fishing Foundation), somit Staatsbediensteter und vom Shutdown betroffen.
Jack O'Brian hat Sorgen. Nur sind seine Sorgen etwas spezieller als die anderer Shutdown-Opfer. Da er etwas gespart hat, im Eigenheim wohnt, alleinstehend und ein genügsamer Mensch ist, kann er gut ein Jahr ohne Gehalt leben. Er hat auch keine Angst, dass ihm die Angler die Bürotüre aufbrechen und sich ihre Dokumente einfach holen, so wie ja Veteranen der US Army auch das Gatter zum World War II-Memorial einfach aufgebrochen haben (Sie haben übrigens - im Gegensatz zu Greenpeacelern, die sich von Stadiondecken abseilen - mit keinerlei Konsequenzen zu rechnen, jedermann hat Verständnis für Veteranen aus Mississippi, die sich den Herzenswunsch eines Memorial-Besuches erfüllen möchten, wenn halt auch mit Brecheisen und Vorschlaghammer).
Nein, die Sorgen Jack's sind eher gegenteilig, er hat eher Angst, dass niemand vor seiner Bürotüre poltert, denn: Der Bezirk, in dem O'Brian Dienst tut, ist Cochise County, und Cochise County, für die geografisch unbedarften, ist der Süden Arizonas, nicht weit der Mexikanischen Grenze. Und dort ist der Bedarf an Angelscheinen nicht ganz so gross, ehrlich gesagt, er tendiert gegen Null, es hat nämlich keine Flüsse, Cochise ist Wüste, der einzige Wasserlauf ist der Grenzfluss Rio Grande, und aus dem fischt man keine Karpfen und Schleien, sondern höchstens illegale Einwanderer, die man dann an Ort und Stelle erschiesst.
Nun bangt Jack O'Brian um seine Arbeit, denn niemand wird es auffallen, dass der Shutdown sein Büro dicht gemacht hat.
Nun mag man sich fragen, wieso eine Landschaft, die aus Steinen, Gräsern, Kakteen und Klapperschlangen besteht, eine Angelscheinstelle, hat. Der Grund ist Act 56567733/xxs, indem eine flächendeckende Versorgung mit solchen Ämtern beschlossen wurde. Hier hatte die Anglerlobby ganze Arbeit geleistet, förderlich war sicher auch, dass praktisch alle Senatoren Hobbyangler waren.
Nun mag man sich ebenso fragen, was Jack den ganzen Tag macht. Dies ist einfach beantwortet: Er macht das, was man in einem Büro so tut, da er keine Sekretärin hat, muss er ja auch Kaffee kochen, Wandkalender abreissen, Gummibaum putzen usw. Nicht zu vergessen die 5 Aquarien! (Es ist ja schliesslich eine Angelscheinbehörde.) Und dann sind ständig Dinge zu entscheiden! So hat er zum Beispiel letzte Woche einen ganzen Tag lang überlegt, ob er einen Referenten aus Oregon einladen soll, der zum Thema Überfischung reden möchte. Die Antwort war dann doch ein Nein, schliesslich gehört Überfischung nicht zu den Hauptproblemen von Cochise County, aber es will doch überlegt sein.
Nun hat Jack O'Brian Angst, dass er seinen Job verliert, weil niemand diesen Job vermissen wird, niemand ausser ihm.
Aber das wäre doch vielleicht einmal eine Superidee, auch für Länder, die noch Kohle haben und ihre Beamten und Angestellten bezahlen können:
Der Shutdown bei vollen Kassen.
Wir schliessen ein, zwei, drei Wochen alle staatlichen Ämter, Behörden, Dienststellen, Museen, Archive, Denkmäler, Parks usw., usw. Und dann schauen wir, ob das eine oder andere schlicht und einfach gar nicht vermisst wird. Oder ob eine Stelle so stark vermisst wird, das man sie aufwerten muss.
Shutdown jetzt!
Three, two, one, zero

Jack O'Brian hat sich übrigens schon einmal prophylaktisch an anderer Stelle beworben, bei einer Angelscheinausgabestelle in Montana, wo es von Bergbächen nur so wimmelt, er hat gute Chancen, niemand hat alle Fischgesetze und Landeskarten studiert wie er (er hatte ja auch Zeit), und irgendwann muss das Geld ja wieder kommen...

P.S. Cochise County liegt natürlich nicht am Rio Grande (Mein Stammleser R.M. war erbost) Ich bin selber dort 5 Wochen in die Schule gegangen und wir sind trockenen Fusses (oder Rades) nach Nogales in Mexiko. Aber ein Seitenhieb auf die Einwanderungspolitik musste sein. Und Tosca springt auch von der falschen Seite ab...