Dienstag, 30. August 2016

Zweiter heikler Post: Die Walküre


Als ich an einem Sonntagabend vor einiger Zeit heimkam, sass die Walküre auf meinem Sofa. Sie trank Whiskey-Cola, las in einer Motorradzeitschrift und hörte Heavy Metal. Nachdem ich kurz meine Verdutzung heruntergeschluckt und sie begrüsst hatte, fragte ich höflich, ob wir nicht auf SWR2 umschalten könnten, dort käme nämlich quasi sie in einer Übertragung aus Bayreuth (Marek Janowski), sie meinte aber nur lapidar, dass sie keinen Wagner möge, ausserdem würde sie die Musik jetzt sowieso abstellen, sie habe Ernstes mit mir zu bereden.
Ich hatte schon geahnt, dass Besuche von Walküren nichts Gutes beinhalten. Und die Walküre hub an:
«Nächste Woche wirst du sterben und nach Walhall reisen. Die Asen haben aber dir die Gnade gewährt, dass du aus einer gewissen Auswahl aussuchen kannst.»

«Auswahl?», stammelte ich verdutzt. «Ja, Auswahl, du kannst entscheiden, ob du von einem Islamisten oder von einem Separatisten aus dem Berner Jura in die Luft gesprengt werden wirst, ob dich dein durchgeknallter Nachbar mit dem Sturmgewehr erschiessen wird oder einfach ein betrunkener Autofahrer plattmachen wird.» «Es gibt militante Separatisten im Berner Jura, also Leute, die die Loslösung von Moutier mit Gewalt erkämpfen wollen?» «Ja», antwortete die Walküre, «aber es ist nur eine Mini-Splitter-Gruppe. Konkret: drei Leute. Item. Wie entscheidest du dich?» Ich gab zu bedenken, dass, wenn mich jemand umbringt, mir es eigentlich egal sei, aus welchen Gründen der Verrückte handele, weil tot sei ja schliesslich immer tot…» Die Walküre liess solche Einwände nicht gelten. Ich dürfe mich entscheiden und ich müsse mich aber auch entscheiden. Seltsam. Ich habe verschiedenste Terror-Zeiten mitbekommen, die IRA in England, die RAF in der BRD, die Basken in Spanien und jetzt die Islamisten in der Neuzeit, und ich hatte immer die gleiche Angst – oder besser gesagt, die gleiche Angst nicht. Wenn’s passiert, so sagte ich mir immer, dann passiert’s und es war mir eigentlich egal, wer mich dann auf dem Gewissen hat. Am nächsten dran war ich übrigens nicht in Deutschland, sondern am 20.7.1982, als die Ir(r)en die Horse-Guards in London in die Luft jagten, genauer gesagt 500 Meter.

Die Walküre giesst sich noch einmal Whiskey-Cola nach und murmelt dann: «Du bist ein komischer Kauz, für die meisten ist auf jeden Fall völlig klar, dass sie nicht Akt eines Terroranschlags werden wollen und wenn, dann sicher nicht von einem Muslim.»
Ich muss nun noch einmal nachhaken und stelle ein paar Fragen.
«Gibt es nicht die Möglichkeit, sich einfach ins Bett zu legen und einzuschlafen?»
«Gibt es nicht.»
«Sind alle Todesarten kurz und schmerzlos?»
«Kurz und schmerzlos.»
«Welche Konsequenzen wird es jeweils geben?»
«Im Fall 1 Schliessung diverser islamischer Zentren, Ausweisung diverser Muslime, in Fall 2 Verbot sämtlichen separatistischen Denkens im Jura Bernois, Fall 3 und 4 haben keine Konsequenzen.»

Das ist wieder einmal typisch! Man könnte doch nun endlich einmal alle Sturmgewehre einziehen, wenigstens im grossstädtischen Raum, man könnte doch auch endlich über die Autos nachdenken, die nur fahren, wenn man gepustet hat. Aber nein.
«Wird es wenigstens Diskussionen geben?»
«Diskussionen wird es in allen Fällen geben.»

Ich wählte Möglichkeit 4.
Denn die Diskussion muss geführt werden. Es ist ja unverständlich, dass alle Menschen eine Höllenpanik vor Selbstmordattentäter haben, manche schon Grossveranstaltungen und Bahnhöfe meiden, manche nicht mehr auf Marktplätze oder in Kaufhäuser gehen, aber niemand, niemand Angst hat, sich an den gefährlichsten Ort zu begeben, den Mitteleuropa bietet: Die Autobahn. Immer noch sterben dort die meisten Leute. Weil die Fahrer unter Drogen stehen. Weil sie Alkohol getrunken haben. Weil sie telefonieren. Weil sie essen. Oder, und das ist der häufigste Grund, weil sie einfach nicht fahren können.

Die Walküre verschwand und ich sass noch immer da und sinnierte. Hatte ich richtig gewählt? Oder war es überhaupt richtig zu wählen?

Dass wir uns nicht falsch verstehen: Ich verharmlose den islamistischen Terror nicht. Ich hätte – wie die meisten Menschen – gerne Sicherheit. Aber überall. Und die wird es nicht geben.
Aber wenn meine Stunde schlägt, dann ist mir herzlich egal, warum, aus welchen Gründen, mit welcher Ideologie und mit welchem Hintergrund irgendein Verrückter umlegt.
Oder anders formuliert: Ich habe keine Angst speziell vor Islamisten. Ich habe Angst vor Spinnern, ob sie als IS oder Schwulenhasser, ob sie als linke oder rechte Politterroristen auftreten. Ich habe Angst vor Spinnern, die sich in etwas verrennen, aber auch Angst vor Spinnern, die einfach zu viel Alkohol trinken oder meinen, ihr Wagen darf aus technischen Gründen nie unter 150 km/h geraten. Und deshalb gestehe ich mir etwas ein, was ich in meinen wilden jungen Demo-Jahren nie für möglich gehalten hätte: Ich bin für eine gewisse Polizeipräsenz. Wenn wirklich die Chance besteht, dass ein Ordnungshüter bewirkt, dass der Typ neben mir an seiner Mordtat gehindert wird, ist es nämlich wiederum völlig wurscht, aus welchem Grund er mich abmurksen wollte.

Ein paar Tage später las ich übrigens in den Kleinnachrichten, dass am Sonntagabend sich eine Rockerlady im Kleinbasel einer polizeilichen Kontrolle – die Basler Polizei ist auf Zack! – auf ungeklärtem Wege entzogen habe. Es sei, so Wachtmeister Burckhardt, auf einmal ein Pferd dagewesen und er habe so komische Musik gehört. (Walküren reiten immer zu Wagner, auch wenn sie eigentlich AC DC hören...)
Dummerweise glaubte man ihm nicht…   






























Freitag, 26. August 2016

Sicherheitsmassnahmen in der Badi

(In eigener Sache: Der heutige Post und der vom kommenden Dienstag schneiden ein heikles Thema an, nämlich die Diskussion über Terror und Sicherheit. Darf man darüber glossieren? Ich habe lange gezögert, die Texte zu veröffentlichen, tue es aber nun dennoch.)

Es ist ein erstaunliches Faktum, dass die angefüllten, übermenschten und nahtplatzenden Freibäder noch nicht ins Visier der Ordnungshüter geraten sind. Was da an einem heissen Sommersonntag passieren könnte – nicht auszudenken! Für den nächsten Sommer fordere ich also klare Sicherheitsmassnahmen, denn ich möchte ja in Ruhe in der Sonne liegen und nicht ständig Angst haben, dass mein Nachbar kurz in seine Sporttasche greift und dann losballert.

Die erste Massnahme ist natürlich, die Hecke, die die Badi von der Strasse trennt, durch eine 6 Meter hohe Mauer zu ersetzen. Wenn jemand reinkommt, soll er das am Eingang tun. Als kleinen Nebeneffekt brächte dies auch die Verhinderung von Schwarzbadern und nächtlichen Besuchern, die sich in leere Becken stürzen (geschehen letztes Jahr). Zugegeben, es ist ein anderes Gefühl sich am Rand der Liegewiese neben einer Hecke auf dem Badetuch zu aalen wie das Gleiche neben einer Sechsmetermauer zu tun. Es könnte ein klein wenig das Feeling von Gefängnis-Umschluss haben, aber da habe ich auch schon eine Idee: Aus Lautsprechern wird Wellengeräusch eingespielt und aus Zerstäubern leichter Fischgeruch verbreitet, und dann denkt man, man ist an einer Kaimauer.

Nun müssen natürlich die Kontrollen am Eingang verschärft werden. Einfach so Eintritt zahlen und hinein mit Kind und Kegel und Mann und Maus und mit tausend Taschen, von denen niemand weiss, was da drin ist, ob MG oder Messer, das geht nicht mehr. Alle Besucher müssen ihre ID vorzeigen, die natürlich scharf computermässig kontrolliert wird, und alle Besucher müssen durch einen Bodyscanner. Gepäckmässig teilt man in zwei Gruppen: Die, die klug sind und schnell zu Wasserrutsche und Schwimmbecken wollen, kommen als Standardbademensch, der StaBa hat sich zuhause schon eingecremt, unter seiner Sommerkleidung trägt er schon Badehose oder Bikini, er hat das Handtuch locker über die Schulter geworfen und hält nur noch Portemonnaie und Handy in der Hand. Der StaBa darf also nach ID-Vorweisung und Scannen sofort auf die Wiese. Alle anderen, die so dumm sind, noch eine Sport- oder Badetasche, einen Rucksack oder einen Beutel bei sich zu tragen, müssen diese Behältnisse noch durch eine Durchleuchtungsmaschine laufen lassen.

Selbstverständlich brauchen alle diese Prozeduren, brauchen Bodyscanner, Ausweiskontrolle und Gepäckband Zeit. Gut, aber Badi ist eine Freizeitbeschäftigung und dafür muss man eben eine gewisse Zeit mitbringen, und wenn mir jetzt jemand vorhält, dass die Schlange an einem Sommersonntag eh schon 150 Personen umfasst, dann kann ich nur kalt erwidern, dass sie in Zukunft eben 350 Personen lang sein wird. Schliesslich wollen wir Sicherheit, oder?

Eine Möglichkeit, alle diese Schikanen zu umgehen ist, das Abonnement. Der/die Besitzer(in) einer Saisonkarte ist natürlich registriert, d.h. alle seine oder ihre Daten sind überprüft, die Angaben sind durch alle Verfassungsschutz- und Polizeirechner gejagt worden und nur im Unbedenklichkeitsfall hat er oder sie das Badi-Abo erhalten. Der Abobademensch hat sein Kästchen, in dem er Sonnenmittel, Duschgel, Badehose und Handtuch, sowie Lektüre und Genussmittel aufbewahrt, diese Kästlein werden sämtlich von innen videoüberwacht. Der AboBa läuft also ohne Scanning, ID-ing und Gepäckkontrolle locker hinein und ist um etliches früher auf der Wiese als das gemeine Volk.

Sie könnten mir jetzt vorwerfen, dass ich, da ich selber AboBa bin, hier nicht ganz objektiv schreibe. Geschenkt, liebe Leserinnen und Leser! Geschenkt, dreimal geschenkt. Natürlich bin ich hier subjektiv, irgendeinen Vorteil darf man im Leben ja haben. Ich würde sogar noch weitergehen und überhaupt nur noch den AboBa ins Schwimmbad lassen. Dann ist die 100%ige Sicherheit garantiert.

Nebenbei bemerkt: Ist sie natürlich nicht. Denn wem würde man ein Abo denn verweigern? Oder anders gefragt: Was müsste man dann vorweisen, um ein Abo zu bekommen? Müsste ich vorher zum Psychologen, der meine emotionale Stabilität bescheinigt? Müsste ich ein polizeiliches Führungszeugnis vorweisen? Oder lässt man einfach grundsätzlich keine Muslime ins Freibad? Dann hätte man ja auch die Burkini-Angelegenheit und diverse andere Sachen für immer gelöst.

Ein Riesenproblem stellen natürlich die Seebadis dar. Denn hier könnte ein Selbstmordattentäter einfach den See entlang schwimmen oder mit dem Bötchen fahren und von der Wasserseite auf die Liegewiese gelangen. Aber da wir Sicherheit wollen, werden wir nicht umhinkommen, die Badis auch von dieser Flanke her zu schützen, da wo jetzt die gelben Bojen die bewachte Zone markieren, wird in Zukunft ein Zaun mit Stacheldraht oder eine Mauer sein. Unschön, aber unumgänglich. Meine Badi-Touren, die ich jedes Mal in den Sommerferien unternehme, könnte ich mir natürlich abschminken, denn in den Seebadis Zug, Sarnen, Oberrieden oder Nidau bin ich natürlich weder ein StaBa noch ein AboBa, sondern jemand, der ob der zweistündigen Anreise mit Gepäck kommt… 

Blieben noch die freien Badestellen, von denen es in der Schweiz natürlich auch gefühlte 10000 gibt. Die müsste man wegen des Risikos schlicht und einfach abschaffen, was einem Schwimmverbot in Seen ausserhalb einer Badi gleichkäme. Hässlich, aber nicht zu vermeiden, wenn wir Sicherheit wollen. Aber wer kontrolliert das Verbot? Die Menge an Polizistinnen und Polizisten, die in Zukunft die freien Ufer nach unerlaubten Schwimmerinnen und Schwimmern absuchen, könnte man ja eigentlich auch in den Badis einsetzen. Vielleicht wäre DAS sogar die Lösung.

Es ist ein erstaunliches Faktum, dass die angefüllten, übermenschten und nahtplatzenden Freibäder noch nicht ins Visier der Ordnungshüter geraten sind. Was da an einem heissen Sommersonntag passieren könnte – nicht auszudenken!
Hoffen wir für 2017 einfach auf ein verregnetes Frühjahr, einen verhagelten Sommer und Frost schon im September. Dann stellt sich das Problem nicht.














Montag, 22. August 2016

12.30 ab Olten - Zug der Umkehr

Ich stehe um 12.25 am Gleis 10 im Bahnhof Olten und warte auf meinen Zug nach Basel. Auf Gleis 11 fährt der Intercity ein, der um 12.29 nach Bern weiterfahren wird. Als der Zug angehalten hat, folgt die übliche Durchsage mit den Anschlussverbindungen, und zum ersten Male fällt mir auf, dass der IC um 12.30 nach Basel hier nicht genannt wird. Komisch, dass ich das noch nie gemerkt habe, aber es ist eindeutig, mein Zug ist nicht dabei, man kann nach Aarau, Zürich, Luzern, man kann diverse Regionalbahnen nehmen, aber nicht nach Basel. Nun kommt auch mein Zug, den ich, ins Grübeln vertieft, besteige. Als der Kontrolleur mein GA an seinen Apparat gehalten hat, lässt es mir keine Ruhe und ich frage ihn höflich: «Warum wird dieser Zug den Leuten auf Gleis 11 nicht als Verbindung genannt?» Er stutzt, grinst und meint nur lapidar: «Aber jener Zug auf Gleis 11 kommt doch aus Basel!» «Und Menschen, die umkehren wollen?» «Umkehr ist für die SBB kein Thema.»
Da haben wir’s. Allen wird Rechnung getragen, nur denen, die auf schnellstem Wege zurück möchten, wird das Leben schwergemacht. Dabei wäre doch gerade für jemand, der ohne Zeit zu verlieren zurück an den Ausgangsort will, der Hinweis auf den nächsten Zug, der ihn wieder auf LOS bringt, extrem wichtig.

Gründe gebe es viele.

Da könnte man zum Beispiel merken, dass man im falschen Zug sitzt. Oder man könnte verschlafen haben, der 12.29 kommt nämlich aus Deutschland, und wenn jemand am Badischen Bahnhof eingeschlafen ist, hat er Basel SBB vielleicht verpennt. Oder man hat etwas vergessen, etwas, was man am Bahnhof nicht kaufen kann, die Vertragsunterlagen, die Brille oder das Hörgerät, die Dritten Zähne oder die Medikamente. Alles das Gründe, in Olten aus dem Zug hüpfen zu müssen und sofort, sofort ohne Umschweife eine Verbindung zurück an Rhein zu haben.

Spannender allerdings ist die Umkehr, die nicht durch äussere Umstände, sondern von innen heraus motiviert ist. Und damit meine ich nicht, dass ein Bussprediger im wallenden Gewand und mit Sandalen beschuht durch den IC geschritten ist und «Kehrt um! Das Ende ist nahe!» gerufen hat und alle auf einmal Busse tun und umkehren, nein, ich meine den gar nicht so seltenen Fall, dass man darauf gekommen ist, da, wo man hin will, gar nicht hin zu wollen.
Da wird Marco, der nach Bern fährt, weil er ein Bewerbungsgespräch für einen Marketingposten bei einem Küchenausstatter hat, urplötzlich klar, dass er eigentlich schon seit Jahren nichts so hasst wie den Verkauf und dass inzwischen Hängeschränke, Herde und Arbeitsflächen ihm den Schweiss auf die Stirn und die Tränen in die Augen treiben.
Und nimmt den 12.30 nach Basel.
Da wird Yannik, der nach Bern fährt, wo er einen Lokaltermin für seine Hochzeit hat, urplötzlich klar, dass er die drei letzten Nächte, die er mit Sven verbracht hat, nun doch nicht einfach so ignorieren kann, und dass es an der Zeit ist, nun mal ernsthaft über seine sexuelle Orientierung nachzudenken.
Und nimmt den 12.30 nach Basel.
Es gibt aber auch harmlosere Beispiele. Wenn z.B. Margrit, die sich den Besuch im Zentrum Paul Klee schon lange vorgenommen hat, aus heiterem Himmel von einem Ekel gepackt wird, einem Klee-Ekel, einem Klee-Ekel, der so stark, so brutal ist, dass sie unter keinen Umständen sich den Tag verkleeen will.
Und nimmt den 12.30 nach Basel.
Manchmal merkt man auch einfach, dass an einem Tag wie diesem einfach nix geht, dass alles, was heute machen wird, Mist sein würde. Und man dreht um, nimmt den 12.30 nach Basel und legt sich aufs Sofa.

Solche Wendungen und Drehungen sind natürlich nicht im Sinne der Allgemeinheit. Wo kämen wir hin, wenn alle Leute plötzlich umkehren? «Wer A sagt, muss auch B sagen», spricht der Volksmund und «Die Suppe, die man sich eingebrockt hat, löffelt man auch aus». Ganz schön hat es mal ein Denker formuliert: «Konsequenz heisst auch einen Holzweg zu Ende zu gehen.» Das ist stark, das ist männlich, tapfer, das hat Klasse, das hat Stil, das ist beeindruckend.

Und entsetzlich bescheuert.

Ist es nicht besser, Marco nimmt den 12.30 wie eine Stelle, wo er dann irgendwann Kollegen und Kunden beleidigt, Inventar zertrümmert und den Fussboden ruiniert, weil er – wie gesagt – einfach keine Küchen mehr erträgt?
Ist es nicht besser, Yannick vertagt erst einmal seine Hochzeit und findet heraus, ob er nun hetero, schwul, bi oder irgendetwas anderes ist?
Ist es nicht besser, Margrit nimmt den 12.30 nach Basel, als dass sie im Zentrum Paul Klee anfängt zu randalieren und mit Salzsäure auf Bilder losgeht, weil der Klee-Ekel sie im Griff hat?
Und wäre es nicht besser, alle Politiker, alle Wirtschaftsbosse, alle Manager und Kaderleute, alle Militärs und Funktionäre, alle IOC-ler und EU-ler, alle die, die heute effektiv nur Mist machen würden, nähmen die entsprechenden Züge und legten sich aufs Sofa? Einfach mal nix tun statt Unsinn? Man stelle sich nur vor, was passiert wäre, wenn z.B. ein gewisser Herr am 9.11.1923 (auch ein Nine Eleven!!!) gesagt hätte: «Zur Feldherrnhalle latschen? Zu Fuss? Viel zu anstrengend. Ich hau mich auf die Chaiselongue, rauche, trinke Kaffee und lese Zeitung, ist viel chilliger.» (Zugegeben: «chillig» hätte er damals nicht gesagt.)

Berthold Brecht hat es im Stück Der Nein-Sager auf den Punkt gebracht:
Wer A sagt, muss nicht B sagen.
Er kann auch erkennen, dass A falsch war.  
















Freitag, 19. August 2016

Achtung Bakterien!

Sie haben es vielleicht nicht mitbekommen, aber am Montag war Schulstart. Ein Tag voller Wunder. Von allen wunderbaren Wundern war das grösste Wunder, dass die neuen Computer, die im Vorbereitungszimmer stehen, auch wirklich funktionierten. Nein, das grösste Wunder war eigentlich, dass sie besser funktionierten als die alten, zum Beispiel kann man jetzt endlich Passwörter speichern, was die Arbeit doch sehr erleichtert, Sie kennen sicher das Problem. (War es jetzt Rom753 oder 753Rom oder rom753 oder 753rom oder gar 7R5o3m bzw. r7o5m3? Die mathematisch Begabten unter meinen Followern können ja mal alle Kombinationen ausrechnen, JM, eventuell a job for you?) Die witzigste Neuerung aber war ein laminierter Zettel, auf dem vor den Bakterien auf Maus und Tastatur gewarnt wurde. Und zwar richtig klischeemässig, da wurde ein Mikroskopbild einer «sauberen» Oberfläche einem Mikroskopbild einer Tastatur gegenübergestellt. Und siehe da: Auf dem Computer wimmelte es von hässlichen kleinen Biestern! Dazu die Anzahlen der winzigen Ekelmonster, auf der Tastatur sind es 1000x mehr als auf einer «normalen» Oberfläche. Gekrönt wurde der Zettel mit der Bitte
VOR DER BENUTZUNG DER TASTATUR UND DER MAUS BITTE DIE HÄNDE WASCHEN.

Auf dem Heimweg schlug ich kurz eine Wurfzeitung auf, und auch hier überfiel mich der Hinweis, dass auf irgendeiner Sache Milliarden, Trilliarden von Bakterien gesichtet worden waren, ich habe vergessen, was es war. Waren es Haltegriffe in Trams, waren es Geldautomaten, waren es Schuhsohlen? Oder waren es Kugelschreiber?

Am Dienstagmorgen bemerkte ich an mir schon eine kleine Veränderung. Ich sass im Zug nach Moutier und auf einmal konnte ich die Winzbestien sehen. Also natürlich nicht wirklich, aber vor meinem geistigen Auge krabbelten sie auf den Sitzen, hüpften auf den Polstern, sie fielen von der Decke und sie wälzten sich am Boden. Alles, alles schien übersät mit Legionellen, Fontanellen, Sardellen, mit Tuberkeln und Ferkeln, mit Streptokokken und Pokken und Ringelsokken, wobei mit dann durchaus einfiel, dass die meisten gar keine Bakterien sind.
Ich verspürte den unwiderstehlichen Drang, zum WC zu rennen und mir die Hände zu waschen, allerdings fiel mir dann ein, dass natürlich eine Zugtoilette auch wiederum ein Hort für Kokken und Legionellen ist. Ein schreckliches Dilemma. Die nächste Idee, in Delémont aus dem Zug zu steigen und Desinfektionsmittel zu kaufen, scheiterte an der frühen Stunde, es war erst 6.41. Ich bekam mich dadurch in den Griff, dass ich statt etwas Sinnvolles zu arbeiten, monoton den Satz in meine Tastatur hämmerte:
ich habe ein immunsystem ich habe ein immunsystem ich habe ein immunsystem…
Wie ein Mantra, eine Litanei schrieb ich die Worte permanent bis Moutier, dann ging es wieder einigermassen.

Wann haben wir eigentlich vergessen, dass wir Abwehrkräfte haben? Und zwar ziemlich gute. Das merkt jede(r), der oder die eine Transplantation hinter sich hat. Er oder sie muss nämlich jeden, wirklich jeden Tag Medikamente schlucken, damit sein oder ihr Körper das neue Organ nicht einfach bekämpft und vernichtet.
Wir haben ein Immunsystem, und entgegen allem, was uns die Pharmaindustrie weismachen will, funktioniert es auch ohne fremde Hilfe. Nach vorsichtigen Schätzungen gibt es 4700 Präparate, die mir meine Abwehrkräfte stärken, und da ist Echinacea noch das harmloseste davon. Zu den 4700 Präparaten kommen noch 6000 Gesundheitstipps, wie wir unsere Immunabwehr auf Trab bringen: Kaltwasser, Frischluft, Kopfstand, Handstand, Zunge knoten, Nase rubbeln usw. Wäre ich in der Immunabwehr tätig, ich wäre stockbeleidigt. So ein Immunteilchen muss sich doch verschaukelt vorkommen, den ganzen Tag schuftet man wie blöde, man IST auf Trab, auf Zack, man hat alle Power der Welt und dann denkt es da oben im Gehirn ständig nach wie man die Truppe verbessern könnte. Nein, lassen sie Ihre Abwehr mal unbehelligt. Wobei Obst und Gemüse, Sport und Kaltwasser nix schaden, im Gegensatz zu IMMUNOSOL®, IMMUNOVIP®, NOVAIMM® und VEROIMM®, da weiss nämlich keine Sau, was da wirklich drin ist.

Sie müssen Ihr Immunsystem also nicht auf Teufel-komm-raus stärken, aber Sie können vermeiden, es zu schwächen. Wenn Sie nämlich nach einer Party bei einem Kollegen übernachten und dann nach zwei Stunden Schlaf morgens zur Arbeit gehen und es hat einen Wettersturz gegeben, ja dann latschen Sie übernächtig, restalkoholisiert und frierend durch den Regen und wundern sich, warum Sie irgendwann krank sind. (Das gehört wieder in unser Thema von neulich mit den Glasscherben: «Ich weiss genau, dass man das nicht macht und mache es dennoch.»)

Das ständige Händewaschen kann übrigens böse Folgen haben, und damit meine ich nicht, dass Ihnen irgendwann die Haut abgeht. Wenn Sie die Pfoten jedes Mal, wenn Sie irgendetwas angefasst haben, unter den Hahnen halten, dann bekommen Sie das, was die Psychiatrie als Waschzwang bezeichnet, eine relativ unschöne Manie, deren Behandlung auch relativ lange dauert.

Am Montag war Schulstart. Mit neuem – toll funktionierendem! – Mac und dem neuen Hinweis, sich vor Bedienung doch bitte die Hände zu waschen.
Ich habe es natürlich nicht getan.
Denn gerade Lehrerinnen und Lehrer haben nicht nur Nerven wie Stahlseile, sondern auch Immunsysteme wie Bollwerke. Sonst könnten sie Ihren Job nämlich nicht machen. Die Schülerinnen und Schüler waschen sich auch nicht permanent die Hände, bevor sie einem die Hand geben.
By the way:
Vielleicht verweigern die Therwiler Schüttelgegner deshalb den Händedruck?
Weil sie so dreckige Pfoten haben?
Who knows.






Dienstag, 16. August 2016

Die juristisch erkämpften Triumphe - ein Trauerspiel

Ich erzähle Ihnen jetzt mal eine Geschichte:
Als die Pianisten Sandra Beule (Name von der Red. geändert) mit Ach und Krach und Hängen und Würgen die Abschlussprüfung der Künstlerischen Ausbildung an der Musikhochschule Frankfurt (Name von der Red. geändert) geschafft hatte, ritt sie der Teufel und sie bewarb sich für die nächste Stufe, das Solistenexamen. Da man sie eigentlich schon bei der vorigen Stufe nur aus Gnade hatte durchkommen lassen, liess man sie jetzt durchfallen. Dummerweise machte man bei der Aufnahmeprüfung einen Formfehler. Solche Formfehler sind an Konservatorien häufig, weil die Professoren Künstler und Künstler eben keine Juristen sind. So kann es z.B. geschehen, dass man bei einem Pflichtstück, für das es laut Satzung 30 Minuten Vorbereitung gibt, den oder die zu Prüfende um 10.30 ins Übezimmer schickt und schon um 10.59 holt. Eigentlich geschenkt, aber formaljuristisch keine dreissig Minuten. Solch einen Fehler gab es, und Beule klagte. Klagte und bekam Recht, sie hatte sich also einen Studienplatz erfochten. Nun ist der Sinn einer Solistenausbildung eigentlich, sich bei einem anerkannten Konzertkünstler den letzten Feinschliff zu holen; die internationalen Pianistinnen und Pianisten in Frankfurt hatten aber alle keine Lust, Beule zu unterrichten. Erstritten hatte sie sich allerdings nur einen Platz, nicht einen bestimmten Lehrer oder eine bestimmte Lehrerin. Der, der sie aufnahm, war Fleischer, der Prof für Schulpraktisches Klavierspiel, also jemand, der sonst Schulmusikern beibringt, wie man nett und flott einen Song begleitet, von Rachmaninoff hat so jemand keine Ahnung. Bei Fleischer dümpelte sie nun 24 Monate dahin, bis sie mit Beethoven Nr. 5 ihr Examen in einem Orchesterkonzert ablegte. (Üblich ist hier normalerweise mindestens Tschaikowski 1.) Dieses Examen bestand sie nicht, man liess Beule hochgradig durchfallen, wobei drei Juristen den Prüfungsprozess begleiteten.

Was man sich nun fragt, ist doch das Folgende:
Was hat das Ganze gebracht? Wie muss so eine Person gestrickt sein, die zwei Jahre an einer Muho dahinvegetiert, von den anderen Studenten verlacht, von den Dozenten begrinst, von den Putzfrauen bemitleidet und dann erst nix hat? Was ist das für ein Mensch?
Die andere Frage ist, ob Sie das könnten? Ich könnte das nicht.
Könnten Sie auf einer Party erscheinen, zu der man Sie ausdrücklich nicht eingeladen hat?
Könnten Sie mit Freude einen Job antreten, für den Sie den Konkurrenten rausgemobbt haben?
Könnten Sie ein geklautes Bild in Ihrem Wohnzimmer aufhängen?
Ich nicht.
Aber es gibt so Leute, Leute, bei denen ich mich immer wieder frage, was da schiefgelaufen ist…

Bei Olympia 2016 haben wir ja auch so Fälle. Da erstreitet jemand seine Teilnahme vor Gericht, obwohl er oder sie offensichtlich in der Vergangenheit gedopt hatte. Am Wettkampfort wird man von allen anderen Teilnehmerinnen und Teilnehmern ignoriert, vom Publikum ausgepfiffen, man schwimmt, läuft, springt oder wirft in eiseskalter Atmosphäre, und wenn man doch eine Medaille erringt, wird man mit Buh-Rufen auf dem Treppchen empfangen, sofern überhaupt noch jemand in der Halle ist…

Was hat der oder die von so einem Auftritt?
Ich habe mich lange gefragt, ob das genetisch bedingt ist, ob also bei solchen Leuten einfach ein Scham-Gen fehlt, ob ein Gen für das Ich-will-nicht-etwas-erreichen-wenn-mich-alle-hassen nicht vorhanden ist. Da muss doch ein erblicher Defekt vorliegen, wenn man irgendwo hineinstolziert, obwohl niemand einen dort haben will.

Als ich den Post schrieb, ich schrieb ihn im Zug, haben mich Kinder eines Besseren belehrt: Am Nachbar-Vierer waren die Plätze zu verteilen, und jeder der beiden Jungs (6 und 8) wollte neben der Grossi sitzen. Als keine Lösung in Sicht war, machten sie Schere-Stein-Papier. Das heisst aber, Kinder haben noch eine klare Vorstellung davon, was wem zusteht und wie man solche Sachen löst. Natürlich hätte der 8jährige dem Kleinen einfach eine Faust geben können, aber dann – das wusste er – hätte er allen dreien den Tag versaut. Kinder haben da also noch irgendwie ein Bewusstsein. Wann aber geht es verloren?

Wann klage ich eine Olympia-Teilnahme ein und marschiere dann ohne Scham in die Schwimmhalle oder aufs Sportfeld?

An das Konzert von Frau Beule kann ich mich übrigens noch gut erinnern. Es war der uninspirierteste, schlechteste, langweiligste, ödeste und einschläferndste Beethoven, den ich bis dahin gehört hatte. Abgesehen davon, dass sie nicht Klavier spielen konnte, war daran sicher auch der Beta-Blocker schuld, mit anderen Worten: Sie war gedopt. Nur wird bei solch einer Prüfung keine Doping-Kontrolle durchgeführt. Die/der Künstler(in) straft sich selber, wenn er oder sie jede Emotion einfach wegpfeffert.


Freitag, 12. August 2016

Wie fälsche ich meinen Lebenslauf?

Wie fälsche ich meinen Lebenslauf? Oder besser: Wie fälsche ich korrekt meinen Lebenslauf?
Diese Frage beschäftigt Bernd, der, nachdem er die letzten sechs Jahre vom Erbe seiner Tante in einem Quasi-Bohème-Status lebte und nun doch nach einer Arbeit sehen muss. Anders formuliert: Seit 2012 hat Bernie die 200.000.- durchgesoffen und durchgekifft und steht jetzt vor der folgenschweren Entscheidung Arbeit oder Untergang, wobei er doch Arbeit wählt. Wie fälsche ich nun korrekt, das ist ja eigentlich ein Widerspruch, meint aber, wie fälsche ich so, dass ich noch ungefähr im Legalen bleibe.
Bernd beginnt:
Geboren am 3.6.1986
Das ist einerseits unverfänglich, andererseits auch wahr. Und nachprüfbar, also sollte man hier nicht schwindeln. Ausserdem ist eine Geburt auch etwas Unverfängliches. Und für das Schreiben einer Vita unerlässlich, denn wer sollte sonst schreiben. Scribo ergo sum, frei nach Descartes.
Besuch der Grundschule und des Gymnasiums
Auch hier nichts einzuwenden, denn es wird ja einfach die physische Anwesenheit in einer Lehranstalt verlangt. Und die ist eh bis zum 9. Schuljahr gesetzlich vorgeschrieben. Psychische Anwesenheit, die Bernd nur in 10% der Fälle zeigte, steht in einem Curriculum nicht zur Diskussion.
Mitarbeit in der Schülerzeitung
Glatte Lüge. Aber einfach nicht nachprüfbar.
2004 Abitur
Über diesen heiklen Punkt hat Bernd lange nachgedacht. «Abitur» legt ja irgendwie nahe, dass in seiner Schublade ein Zettel mit der Hochschulreife liegt. Das tut er nämlich nicht, weil Bernie durchgefallen ist, das lag einerseits an den blöden Prüfungsfragen und andererseits an dem THC, das permanent in seinem Schädel schwirrte. Aber «Abitur» kann ja auch einfach die Examenszeit heissen, man sagt ja, in B-W ist gerade wieder «Abitur». Und an den Tests hat unser Held ja teilgenommen.
2004-2006 Weltreise
Das macht sich gut, das klingt nach Humboldt und Goethe und Darwin und anderen, es hat dazu noch den Vorteil wahr zu sein. Dass Bernie das zweite Jahr seines Globustripps (sic) in einem Nigerianischen Gefängnis wegen unerlaubten Drogenbesitzes zubrachte, ist geschenkt.
2006-2012: Studium in Göttingen (Germanistik, Philosophie, Geschichte, Religionswissenschaften, Italienisch und Theaterwissenschaften)
Beachtlich. Fakt ist, unser Guter war für alles einmal eingeschrieben, und mehr heisst Studium in einer Vita auch nicht.
Während des Studiums Freier Mitarbeiter beim NDR und am Stadttheater
Bernd könnte im Nachhinein seine Chefs küssen, dass sie ihm, der einerseits in der NDR-Kantine jobbte und am Theater Karten abriss, stets einen regulären Vertrag verweigerten. So kann er den «Freien Mitarbeiter» ohne Zögern hinkritzeln.
2006 Master
Das wäre jetzt wirklich zu dreist, denn in keinem seiner Fächer hat Bernd je an irgendeiner Prüfung teilgenommen.
seit 2012 freischaffender Autor und Essayist, diverse Veröffentlichungen, 2008 «Meditazioni filosofici» in der Editione Garibaldi, L’Aquila
Sehr, sehr euphemistisch. Da er 2012 die 200.000.- erbte, hat er eigentlich nichts gemacht, ausser kiffen und saufen. Aber man kann ja das «frei» bei «freischaffend» etwas mehr betonen als das «schaffend», weil dort ja das Verb «schaffen=arbeiten» drinsteckt, und gearbeitet hat Bernie nun wirklich nicht wirklich. Veröffentlichungen? Er hat sich nun doch genügend mit z.B. Habermas beschäftigt, um einem Kritiker den Begriff der Öffentlichkeit heftig um die Ohren zu hauen. Denn eigentlich ist es schon eine Art der «Veröffentlichung» etwas in einer Kneipe herumzubrüllen, und das hat Bernd, 40% seiner Zeit betrunken, oft getan. Und natürlich hat er ständig in Facebook gepostet, das ist ja inzwischen durchaus Literatur, immerhin HAT eine Wienerin mit gesammelten Posts den Publikumspreis beim Bachmann-Wettbewerb eingeheimst.
Das mit dem Buch ist ein genialer Trick! Natürlich gab es weder Buch noch Verlag, aber wer sich wundert, dass er nix findet, kommt natürlich bald drauf, dass da 2009 ja in den Abruzzen etwas war: Das Erdbeben! Alles kaputt! Alles im Schutt, Verlag und alle restlichen Bände des Werkes…
Bernd sitz nun sehr zufrieden über seinem Curriculum.
Das ist alles schon sehr beachtlich. Vielleicht wäre er in einem Theaterbetrieb, in einem Verlag oder beim Funk gar nicht richtig. Er sollte in die Politik. Genau! Das ist es! Sein Geld langt noch ein Jahr, bis dahin also Partei suchen und ab in Bundestag.
Zufrieden lehnt sich Bernie zurück und zündet sich einen Joint an. 
Um dann später den «Master» noch hinzuschreiben, denn in Berlin nimmt man es nicht so genau, ob ein Abschluss auch wirklich erfolgte, da sitzen Hinz und Kunz und behaupten, sie seien Akademiker.









Montag, 8. August 2016

Illusionen - z.B. Olympia 2016

Wir leben in einem Zeitalter der Illusionen. Alles ist Trug, alles ist Schein. Es wird Ihnen eigentlich den ganzen Tag ein Gefühl, eine Ahnung von etwas vermittelt, ohne dass es zur Realität gären müsste. Das fängt schon morgens an: Sie duschen mit einem Minz-Orange-Duschgel, das Ihnen die Illusion vermittelt, jetzt wach und energiegeladen und fröhlich zu sein, die 5 Stunden fehlenden Schlaf kann Minze nicht wettmachen, aber sie gibt Ihnen das Gefühl, sie könnte es. Dann geht es zur Kaffeemaschine, die Ihnen mit ihrer sauteuren Elektronik vortäuscht, sie würde jetzt einen Espresso brauen, der speziell auf Ihre Bedürfnisse, Ihren Geschmack und Ihre Vorlieben abgestimmt ist, ja, Sie haben das Gefühl, die Illusion, dass jede Bohne Ihren Namen trägt. Dann geht es noch kurz ins Facebook, und auch hier Illusion: Sie haben jetzt 300 Freunde, was sind Sie doch beliebt und vernetzt, Ihr Vater hatte nur drei treue Freunde, was für eine arme Sau.
So energiegeladen und frisch starten Sie in den Tag, und da macht es Ihnen auch gar nichts aus, dass auf dem Weg zur S-Bahn ständig Leute mit starrem Blick in Sie hineinrennen, weil hinter Ihnen ein zu fangendes Gelbtier sitzt, nein, es sitzt natürlich nicht wirklich da, es ist eine Illusion, ein Trugbild, eine Fata Morgana.

Auch ich arbeite hier natürlich mit Illusion; die Glosse ist nämlich eine Gattung, die irgendwo zwischen Skizze und Journalismus herumgeistert, aber den Lesern das Gefühl, die Ahnung vermittelt, es könnte sich um Literatur handeln. Um Literatur zu sein, müsste man tagelang an Wortklang, Wortstellung, an Syntax und Interpunktion herumdoktern, und die Musse kann ich mir als nebenbei arbeitender Mensch nicht gönnen. "I was working on the proof of one of my poems all the morning, and took out a comma. In the afternoon I put it back again." Ja, lieber Oscar, die Zeit habe ich leider nicht, beim besten Willen nicht. So ist die Kolumne, die Glosse eine Sache, die auf Illusion beruht, die Illusion, mehr als nur besseres Zeitungsgewäsch zu sein. Umgekehrt vermitteln Boulevard- und Wurfzeitung die Illusion, das Trugbild, Journalismus zu sein. Denn zu letzterem würde ja so etwas wie Recherche gehören, einer Handlung, von der sich BLICK, BILD, der Telegraaf oder die SUN mit Ekel abwenden. Wen interessiert, ob die 6 Meter-Python auf dem Foto wirklich die Schlange ist, die der Mann im Garten hatte? Und würde irgendjemand die Zeitung kaufen, wenn die Schlagzeile BLINDSCHLEICHE VOR DER TÜRE - MANN (52) ZU TODE ERSCHROCKEN lautete?

Heikler wird es, wenn man an ernstere und weltweitere Dinge mit Illusionen herangeht. Da muss man schon gut planen, gut vorbereiten, dass die Menschheit die Fata Morgana, das Trugbild akzeptiert. Wussten Sie, dass es beim IOC den Posten eines LRI, eines Leading Responsible for Illusions gibt, ein Posten, den zurzeit Jack Manster aus Kanada innehat, und dem immerhin eine Abteilung mit 100 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern zugeteilt ist? Der LRI hat vier Punkte auf seiner Agenda:
1.) Wir vermitteln die Illusion, bei den Spielen gehe es um Sport.
2.) Wir vermitteln die Illusion, die Bevölkerung freut sich wie Schneekönige auf die Spiele und profitiert von Ihnen.
3.) Wir vermitteln die Illusion, wir hätten das Doping unter Kontrolle.
4.) Wir vermitteln die Illusion, die Spiele seien sicher.

Warum das alles Trugbilder, Fatae Morganae sind? (Ich weiss, dass der Plural falsch ist, aber er sieht so gebildet aus, auch das wieder Illusion...)
Ich bitte Sie:
Wenn ich von der DRUZAMAG gebeten werde, auf einer Betriebsveranstaltung Klavier zu spielen ("Klassik oder leichten Jazz! Ja keine Musik des 20. Jahrhunderts! Am besten Mozart! Was zum Innerlichmitsingen!), dann geht es hier nicht um Kultur, es geht um die Selbstdarstellung der DRUZAMAG. Und so fördern CocaCola und NIKE nicht die Spiele, weil sie Wettkämpfe lieben, sondern springen, rennen, schwimmen und biken die Athletinnen und Athleten, um für CocaCola und NIKE zu werben. So einfach ist das.
Schwieriger ist die Frage, ob die Leute im Land die Spiele mögen. Einige tun das nämlich sehr wohl. Ob allerdings die 10köpfige Familie, deren Favela dem neuen Stadion weichen musste, und die sehr handgreiflich aus ihrem Wellblech entfernt wurde, Olympia 2016 wirklich geil findet, ich habe da meine Zweifel... Und ich habe auch immer meine Zweifel, ob ein Land wirklich von der Grossveranstaltung profitiert. Klar ist, dass auf der ganzen Welt Stadien und Arenen leer stehen und verfallen. (Man stelle sich das mal in der Kultur vor: Ein Opernfestival, nach dessen Ende das neu erstellte Opernhaus einfach gesprengt wird, gut, Pierre Boulez hätte seine Freude daran.) Dass es auch neue S-Bahnen und Tramlinien gibt, ist wunderbar, aber wer hat in Zukunft etwas von der S6 und U3, wenn diese zu den Stadien und Arenen hinführen, die dann nur noch Geisterruinen sind?

Punkt 3 ist sicher die grösste Illusionsmacherei. Die Anti-Doping-Agenturen stehen seit Jahren auf verlorenem Posten. Aber es wird immer wieder das Gefühl vermittelt, man habe die Lage im Griff. "Wer dopt, den erwischen wir - die anderen sind clean." Guter Satz, aber er muss doch anders lauten. "Wen wir erwischen, war gedopt - die anderen sind uns durch die Lappen." Und ich rede nicht von Volleyball oder Fechten, wo die Substanzen einfach nix bringen.
Sichere Spiele? Eine Illusion. Jeder und jedem ist klar, dass eine komplette Kontrolle aller Wettkampfstätten, aller Verkehrsmittel, aller Plätze schlicht unmöglich ist.

Warum aber hat dann Jack Manster Erfolg - und die Eröffnung hat gezeigt, wie gut der LRI und seine Mannschaft arbeiten?
Weil wir die Illusionen wollen. Wir WOLLEN glauben, dass Minzduschen uns wach macht. Wir WOLLEN glauben, einen personifizierten Kaffee zu trinken und 5000 echte Freunde zu haben. Sie WOLLEN auch das Gefühl bekommen, hier Literatur zu lesen, es gibt Ihnen ein so intellektuelles Gefühl.
Und wir WOLLEN glauben, dass Olympia 2016 keine Cola- sondern eine Sportsache ist, dass alle Brasilianer jubeln, dass es kein Doping gibt und absolute Sicherheit.
Wenn dem nicht so wäre, könnte sich Manster erschiessen.

Freitag, 5. August 2016

England-Tripp 3: Warnung vor englischer Geschichte.


Im letzten der Posts, die eine Frucht meiner Englandreise darstellen, möchte ich eine klare, eindeutige und scharfe Warnung aussprechen. Und diese klare, scharfe und eindeutige Warnung lautet: Lassen Sie die Finger von Englischer Geschichte!

Ich war, wie ich berichtete, in Leicester und habe dort eine Weile andächtig am Grabe König Richards des Dritten gestanden. Da ich – trotz manches Shakespeare-Abends – immer noch zu wenig Ahnung von dieser Zeit habe, fing ich im Hotel an zu googeln und wurde auch bei Wikipedia fündig. Allerdings machte mein armes Gehirn irgendwann solche Bocksprünge, solche Wendungen, solche Ruckungen, Zuckungen und Kapriolen, dass ich es schnell wieder aufgab.



Hier eine kleine Kostprobe:

Richard wurde auf Schloss Fotheringhay als jüngster von acht Söhnen (von denen vier überlebten) des Richard Plantagenet, 3. Duke of York, und dessen Gemahlin Cecily Neville geboren. Als Angehöriger der seit 300 Jahren regierenden Dynastie Plantagenet hatte sein Vater gewichtige Ansprüche auf den englischen Thron, den zu dieser Zeit König Heinrich VI. aus dem Haus Lancaster, einer anderen Linie des Hauses Plantagenet, innehatte.

Richards Vater und sein älterer Bruder Edmund, Earl of Rutland, fielen während der Rosenkriege in der Schlacht von Wakefield, als er noch ein Junge war. Richard wurde der Obhut Richard Nevilles, des Earl of Warwick, unterstellt. Warwick gilt in der englischen Geschichtsschreibung als „Königsmacher“, da er erheblichen Einfluss auf den Fortgang der Rosenkriege ausübte. Er half 1461, Heinrich VI. zu stürzen und ihn durch Richards ältesten Bruder Eduard IV. zu ersetzen.

Während Eduards Herrschaft bewies Richard als Duke of Gloucester seine Loyalität. Vor allem in der Spätphase der Rosenkriege zeigte er große Fähigkeiten als Heerführer. Als Heinrich VI. kurzzeitig wieder auf den Thron gelangte, floh Richard im Oktober 1470 gemeinsam mit Eduard ins Exil nach Brügge in Flandern. Der mittlere Bruder der beiden, George Plantagenet, 1. Duke of Clarence, verbündete sich dagegen mit Warwick, der inzwischen auf die Seite der Lancasters gewechselt war. Am 14. März 1471 kehrte Richard im Gefolge Eduards IV. nach England zurück. Beim Marsch auf London trafen sie sich mit Clarence, der Eduards Vergebung fand und sich wieder dem Haus York anschloss. Kurz darauf schlug Eduard das Haus Lancaster endgültig. Der gefangene und geistig labile Heinrich VI. wurde ermordet.

Sofort begannen neue Auseinandersetzungen, diesmal zwischen den Brüdern George von Clarence und Richard von Gloucester…



Haben Sie noch irgendetwas behalten? Nein, gell? Ist auch nicht möglich. Bitte denken Sie jetzt nicht, dass es einfacher wäre, wenn Sie (wie bei der echten Wiki) auf die unterstrichenen Wörter klicken könnten (im Netz sind sie blau). Denn jeder Klick bringt Sie wieder auf einen ähnlichen Artikel, wieder mit 100 Namen von Dukes, Earls und Kings, wieder mit irgendwelchen Cester-Orten und Shire-Landschaften und Sie kommen aus dem Labyrinth nie mehr raus. Wie eine Schlingpflanze verzweigt sich das Ganze bis zur Besinnungslosigkeit.



Die Geschichte Englands ist so unglaublich unbegreifbar, weil sie scheinbar so geradlinig ist. Auf der Insel gab es keinen Dreißigjährigen Krieg, Bonaparte teilte hier keine Länder neu ein, die Briten waren nie besetzt und immer Monarchie. Ja, seit dem 10. Jahrhundert reiht sich Königin und König an Königin und König, reiht sich Königshaus an Königshaus.

Scheinbar.

In Wirklichkeit sieht es nämlich ganz anders aus. Da reiht sich nicht House of X an House of Y, da sind die beiden die liebe lange Zeit irgendwie beide da, bekämpfen sich, bekriegen sich, meucheln, töten, killen die jeweiligen Kontrahenten, da werden Gifte gemischt und Schwerter gewetzt, da werden Kanonen bekugelt und Schiesspülver (sic) zubereitet, dass es nur so eine Freude ist. Da gibt es nicht EINE Amtszeit von König Z dem Fünften, da fängt er mal so an und wird dann abgesetzt und erobert wieder den Thron und wird dann wieder mal verbannt und kommt ein drittes Mal an die Macht, und jetzt haben die Andershausigen genug und schlagen ihm diesmal den Kopf ab.

Nicht zuletzt war König Richard III der letzte Monarch, der in der Schlacht starb. Und denken Sie bitte nicht, die anderen seien im Bett gestorben. Gab es auch, durchaus, aber die normalen Ursachen für das Ableben eines Kings waren Dolch, Gift und Kopfkissen.

Die Geschichte Englands ist eine immerwährende Tatort-Folge, ein permanentes „Aktenzeichen XY ungelöst“.



Also lassen Sie die Finger davon.

Wirklich!

Ich kann Sie nur warnen.

Sie googlen sonst ihre ganzen Ferien in London, Nott’m oder York und haben nichts behalten. Ausser dem Gefühl, dass der Englische Adel immer nur am Meucheln war.


Was ja auch stimmt.

 

Dienstag, 2. August 2016

England-Tripp 2: Das Gewöhnungsbedürftige

Zu den Dingen, die nicht wirklich toll sind, an die man sich aber in England gewöhnt, gehören das Essen, der Verkehr und die Sauberkeit, und über diese drei will ich heute ein wenig plaudern.

Es ist ein Ammenmärchen, dass in England alles gekocht wird, ein Ammenmärchen, das wir vor allem durch die Asterix-Comics eingetrichtert bekommen haben («Wildschwein gekocht mit Minzsauce!!!»), aber man darf nicht vergessen, dass diese Bildergeschichten von Franzosen gestaltet wurden. In den East Midlands jedenfalls wird nur das Gemüse matschig gekocht, das Fleisch – und es gibt immer und viel Fleisch – wird gebraten, in Fett, Öl und Butter, sodass einem manchmal die City von Nott’m (so sagen die da) wie eine einzige grosse Bratpfanne vorkommt. Es ist erstaunlich, wie die Einheimischen damit umgehen können, aber einfach zu erklären: Bis 30 geht man ins Fitness-Studio, wie an den 100000 Muskelbergen, die einem entgegenlaufen, zu sehen ist, die meisten davon allover-tätowiert, ab 30 wird man dann fett, auch deutlich an jeder Strassenecke zu sehen. Wie ernährt man sich also richtig in diesen Gefilden? Ja, es ist möglich, und ich muss sagen, dass ich die Woche gut gegessen und mich gut ernährt habe.

Das «English Breakfast» ist ein Muss, vor allem – ich bin Schwabe – wenn es im Übernachtungspreis inbegriffen ist. Also schlägt man sich um 8.30 den Bauch mit Spiegelei, Speck, Bratkartoffeln und (das Beste vom Besten, und das meine ich ernst) Baked Beans voll und hat erst mal gegessen. Das Vorteil an diesem Z’Morge ist, dass das Fett und das Öl und die Butter noch frisch sind, gewechselt werden sie nämlich nur einmal am Tag. Zum Lunch gibt es ein Sandwich, das können sie, das ist in England erfunden und man ist quasi im «Mutterland des Belegten Brotes». Hindern muss man den Gastronomen nur daran, einem Fritten oder Chips dazuzulegen, darf er beides nicht hinzufügen, macht er eine Salatgarnitur. Zur Zwischenmahlzeit isst man Obst vom Markt  (zum Z’Vieri für die Schweizer) die Teezeit lässt ein Kaffeetrinker wie ich aus, dies aber sei übrigens nebenbei bemerkt: Es gibt überall inzwischen einen hervorragenden Espresso, wer hätte das vor 30 Jahren gedacht. Nun kommt das Schwierigste, das Abendessen; zu warnen ist jetzt vor jedem Fleisch-Hauptgang, wenn Sie z.B. ein «Hunter Chicken» bestellen, dann bekommen Sie ein in Speck eingemummtes Hühnchen, in dick Fett, Öl oder Butter gebraten, serviert mit ebenso triefenden Pommes, abgesehen davon, dass Öl, Fett oder Butter inzwischen 15 Stunden alt sind. Ordern Sie daher einen Salat mit Hühnchen, dann und nur dann ist das Federvieh nämlich grilliert, und man serviert Ihnen einen deliziösen Teller mit diversen Wildsalaten, Beeren, Tomaten, Croutons und Chicken, dass selbiges am Spiesschen ist und noch zerteilt werden muss, ist eine lokale Spinnerei, aber Nebensache. Sie haben nun so wenig Kalorien eingeworfen, dass zuhause noch ein paar Schlummer-Chocolate-Chips-Cookies und ein Glas Rotwein gehen…

Als ich East Midland Airport ankam, stand da sofort ein Bus bereit, der SKYLINK, der einen für 5 Pfund zur Nott’m Bus Station brachte und den ich natürlich auch sofort bestieg. Er stand in einer Haltebucht, also konnte man nichts falsch machen, das war übrigens der mit dem British-Humour-Driver. Von der Busstation nahm ich mir ein Taxi und checkte im «Stage Hotel» ein. Nach dem Einräumen und einer Dusche wollte ich nun doch das örtliche Bussystem erkunden und begab mich zur 200 Meter entfernten Bushaltestelle. Ich erinnerte mich kurz, wo die City liegt und stellte mich hin und dann passierte das, was immer auf der Insel passiert, der Bus Richtung Innenstadt fuhr auf der anderen Seite vorbei, scheinbar grinsend, aber wahrscheinlich schien mir das nur so, denn Busse grinsen nicht. Meine Ortskenntnis war richtig gewesen, aber ich hatte den Linksverkehr vergessen. Gut, wenn man nicht völlig doof ist, gewöhnt man sich daran und macht diesen Ich-stehe-an-der-falschen-Halteseite-Trick nur einmal. «We drive on the right side and you on the left side.» Dies sagte ich vor 35 Jahren zu einem Briten, der süffisant replizierte: «We are driving on the right side and you on the wrong side.» Alles ist also so, wie man es kennt. Das Überqueren von Strassen allerdings braucht Training, hier muss man sich stets das Kindergartenverslein verkehrt herum aufsagen:
Schau rechts
Schau links
Schau geradeaus
Dann kommst du sicher stets nach Haus.
Würde man von einem Auto, das unerwartet aus der falschen (also für das Motorfahrzeug aus der richtigen) Richtung auf die Hörner genommen und quer über den Kühler auf die Strasse geschleudert, bekäme man in England zwar eine kostenlose Spitalbehandlung, aber ausprobieren muss man das sicher nicht.

Zum letzten Punkt ist zu sagen, dass das Hotel, die Toiletten in den Pubs, dass die Züge und die Bahnsteige nicht wirklich sauber waren. Allerdings: Wenn man in der Schweiz wohnt, liegen die Massstäbe sehr, sehr hoch. Ein Eidgenosse kann überall auf der Welt entweder nonchalant die Schultern zucken und diverse Flusen und Flecken einfach übersehen oder sich die Ferien dadurch versauen, dass er stets «Hier muss mal eine Grundreinigung her» seufzt. Ich tendiere immer – obwohl (noch) kein Eidgenosse – zur ersten Möglichkeit. Mein Hotelzimmer wurde eigentlich nie richtig geputzt, ich frug mich jeden Tag, was die vier russischen Zimmermädchen, die um 9.00 begannen und um 16.00 aufhörten, eigentlich den ganzen Tag machten, putzen war es nicht, es waren 40 Zimmer. Aber wie gesagt, wenn man in der Schweiz wohnt…

So, jetzt habe ich ein wenig über die Dinge geplaudert, die gewöhnungsbedürftig, aber OK waren. Und zusammen mit den Sachen vom Freitag ergeben sie ein Bild, das mein Urteil von neulich revidiert:
Schade, Tommies, dass ihr geht! Wir werden euch vermissen.  

Am Freitag kommt noch ein Post mit einer Warnung.