Freitag, 23. Juli 2021

Helikoptereltern - Blogpause

Es gab sie immer schon. Es gab sie schon in meiner Jugend, während der Kindergartenzeit, während der Grundschule und des Gymnasiums. Und schon während der Kindergartenzeit, während der Grundschule und des Gymnasiums bevölkerten sie die Elternabende und Sommerfeste, die Sprechzeiten und Abschlussfeiern:
Die Helikoptereltern.
Aber sie waren in der Unterzahl.
Wenn ich mich an meine Kindergartenzeit, Grundschule und Gymnasium erinnere, an die Elternabende und Sommerfeste, die Sprechzeiten und Abschlussfeiern, dann kommen mir nette Situationen und Geschichten in den Sinn, in denen es die Heli-Eltern gab, aber diese eher komische Nummern waren.

Beim ersten Elternabend des Gymnasiums (für meine Schweizer Leser: man ist dann 10) bat eine Mutter den Sportlehrer, nach dem Schwimmunterricht doch jedem Schüler und jeder Schülerin eigenhändig die Kappe aufzusetzen, ihre Tochter habe neulich eine Erkältung wegen nasser Haare in der kalten Luft bekommen.
Es vergingen ein paar schweigsame Sekunden, dann fingen alle Väter und Mütter an zu lachen, sie kugelten sich, wälzten sich auf dem Boden, sie schlugen auf die Tische, sie schrien und johlten und die Tränen liefen ihnen über die Wangen.
Dann sagte der Sportlehrer, er könne und wolle (!!!!) bei einer Klassenstärke von 35 (war damals so!) nicht jede und jeden einzeln kontrollieren, er sage zweimal: „Zieht eine Mütze an, ihr habt nasse Haare und es ist kalt.“ Und das war es.

Vor dem ersten Ski-Schullandheim bat ein Vater, ihn doch täglich anzurufen, sein Sohn habe manchmal kleinere Probleme und Sorgen, zum Beispiel habe er sehr grosse Angst vor dem Liftfahren.
Wiederum das gleiche Bild: Alle Väter und Mütter fingen an zu lachen, sie machten Rollen vorwärts und rückwärts, kugelten sich, lagen auf dem Boden, sie schlugen auf die Fenster und Wände, sie schrien, grölten und johlten und Tränen liefen ihnen über die Wangen.
Dann schlug der Klassenlehrer vor, er werde den Vater anrufen, wenn es dem Sohnemann NICHT gut gehe. 10 Minuten Applaus von der Elternschaft, der Vater verliess erbost den Raum.

Diese Geschichte gehört nicht in meine Schulzeit, aber ist auch sehr nett.
Frau Daum, Frau Herter (meine Mutter) und Frau Schölzel – das sind alles echte Personen – standen bei Frau Striffler, unserer Bäckerin, im Laden. Erbost berichtete Frau Daum, ihr Sohn sei diesen Morgen erst um 6.00, dazu leicht angetrunken, nach Hause gekommen. Auf die zarte Nachfrage meiner Mutter, wie alt den der Herr Daum sei («so jung kann er doch nicht mehr sein, Frau Daum???»), erwiderte diese: «24. Aber das tut nichts zur Sache.»
Wieder ein Ähnliches: Alle lachten, sie wälzten sich auf dem Boden, sie warfen mit Torten und Kuchen, sie schlugen auf die Theke, sie schrien und johlten.
Und man musste Berta Daum klar machen, dass ihr Sohn erwachsen sei.

Es gab sie immer schon. Es gab sie schon in meiner Jugend, während der Kindergartenzeit, während der Grundschule und des Gymnasiums. Und schon während der Kindergartenzeit, während der Grundschule und des Gymnasiums bevölkerten sie die Elternabende und Sommerfeste, die Sprechzeiten und Abschlussfeiern:
Die Helikoptereltern.
Aber sie waren in der Unterzahl.

Seit wann hat dieses Phänomen so zugenommen?
Seit wann ist ein Verhalten wie oben geschildert normal?
Seit wann gelten Eltern, die sich NICHT so verhalten, als sozial gefährdet?
Und vor allem: Warum?
Vielleicht ist hier – wie bei so vielen Dingen – unsere weltweite Vernetzung mit Schuld.

Wir schauen Videos an, in denen uns Ärzte erklären, wie gefährlich es ist, wenn Kinder auf dem Bett (oder auf dem Sofa) Trampolin springen, dazu zeigt man Ausschnitte von Buben und Mädchen, die stürzen und verunglücken, Knochen splittern und Beine brechen und wir lassen unsere Kinder nie mehr solche Dinge tun.
Dabei sind wir selbst unendlich oft auf allen Dingen gehopst, sind auch mal gestürzt, es gab blaue Flecken, aber das war es.

Wir lesen Berichte, in denen Kinder von Hunden und Katzen verletzt werden, Berichte, in denen Schildkröten und Hamster, Wellensichte und Fische Kindern lebensbedrohliche Wunden zufügen. Und natürlich werden wir unsere Kinder nie in solche Gefahr lassen. Werden wir sie nie in die Nähe von Hunden und Katzen, Schildkröten und Hamstern, Wellensichten und Fischen lassen, obwohl wir selbst JEDES Tier, auch Wildsäue und Hirsche streichelten und nie etwas passierte.

Es gab sie immer schon. Es gab sie schon in meiner Jugend, während der Kindergartenzeit, während der Grundschule und des Gymnasiums.
Die Helikoptereltern.
Die Eltern, die ihre Kinder am liebsten immer an der Leine geführt hätten.
Aber sie waren in der Unterzahl.

Jetzt machen wir erst einmal eine Sommerpause bis zum 13. August, am 17. August geht es weiter.










Dienstag, 20. Juli 2021

Fehlverhalten? Besser, wenn Sie Graf sind

Franziska Luzia von und zu Herrenborgdramsee trinkt.
Ihr Frühstück (nie vor Neun) begleitet sie mit einem Glas Sekt, aus dem gut und gerne auch einmal zwei oder drei werden dürfen. Dann folgt eine Zeit der Abstinenz, die um 11.30 mit einem Aperitif (2 Martini Bianco) endet, der dann wiederum ins Mittagessen (Weiss- und Rotwein) mündet. Danach eine Siesta. Nach dem Ausruhen gibt es dann erst einmal einen Espresso, der nur von einem (oder zwei oder drei) Cognac begleitet wird. Dann der Aperitif um 18.00 und während des und nach dem Abendessen darf man dann ja richtig trinken.
Nie wird man erleben, dass Franziska Luzia von und zu Herrenborgdramsee besoffen ist, auf dem Tisch tanzt oder in die Fabergé-Vase kotzt, und auch ihr Outfit (Haute-Couture) und ihr Makeup wird stets über jeden Zweifel erhaben sein. Und natürlich ist auch ihre Villa stets picobello, aber das erledigen ja ihre Perlen, und die haben keinen Zugang zur Hausbar.

Auch Jon Gupper trinkt.
Sein Frühstück aber begleitet er nicht mit Sekt, sondern sein Frühstück IST Schnaps, wie auch sein Mittagessen und sein Abendmahl, wenn er finanzielle Schwierigkeiten hat, wird der Gorbachov® oder der Bommerlunder® schon mal durch Chianti oder Bier ersetzt.
Bei ihm hat die Sauferei verheerende Auswirkungen gehabt: Er ist arbeitslos, Sozialhilfeempfänger, seine Wohnung sieht aus wie Schwein, er hat seit Tagen nicht geduscht und seine Hosen sollten dringend in eine Waschmaschine.

Stefan Philipp von und zu Trassenburg stiehlt.
Also nicht im Supermarkt oder im Kaufhaus, Gott bewahre! Nein, Stefan Philipp von und zu Trassenburg bestiehlt die Allgemeinheit.
Sein Vermögen hat er auf den Bahamas geparkt, um keinerlei Steuern zu zahlen, er gibt nur einen Bruchteil seiner Einnahmen an und hat einen ganzen Stab von Rechtsanwälten beschäftigt, um möglichst viele legale, halblegale, fastlegale und minimallegale Verfahren anzuwenden. Stefan Philipp von und zu Trassenburg betrügt so den deutschen Staat jährlich um ca. 3 bis 6 Millionen Euro, aber den Begriff «Diebstahl» würde Stefan Philipp von und zu Trassenburg so nicht anwenden.

Auch Margo Schmidt klaut.
Aber sie tut es so richtig, das heisst, sie läuft aus keinem PENNY®, EDEKA® oder LIDL®, aus jedem ALDI® oder REWE® raus, ohne etwas in der Tasche zu haben, was sie nicht berappt hat.
Dabei hat Margo ein klares System: Zwei Dinge zahlen, eines mitgehen lassen. Sie zahlt also an der Kasse zwei Packungen KNORR®-Sossenpulver und hofft, dass man dann die Flasche Wein in ihrer Tasche nicht sieht. Sie blecht also an der Kasse zwei Flaschen Weinfusel und hofft, dass man dann die Schokolade in ihrer Tüte nicht bemerkt. Sie zeigt also an der Kasse zwei Melonen und betet, dass man dann die Pralinen in ihrem Rucksack nicht wahrnimmt. Margo klaut. Klaut jeden Tag und auf niederstem Niveau.

Ole Pieter ist aggressiv.
Wenn ihm jemand falsch kommt oder jemand ihn blöd anmacht, kann er sich nicht halten. Dann schlägt er zu. Dabei kann es dann schon sein, dass dann ernsthafte Schäden entstehen: Seinem besten Kumpel Heinz hat er einmal das Nasenbein gebrochen, seinem Erzfeind Luk hat er den Arm ausgekugelt und seinem Skatmitspieler Bernd hat er ein solch schönes Veilchen gesetzt, dass dieser noch lange seine Freude vor dem Spiegel hatte. Es darf halt niemand meinen, man könne Ole einfach so kommen, dürfe einfach so mal frech sein, Ole hat seine Ehre und die verteidigt er – auch mit Körperkraft.

Auch Gerold von und zu Geroldsburg ist aggressiv.
Also – natürlich prügelt sich Gerold nicht, das haben ihm Salem und Oxford ausgetrieben. Aber er kann sehr gezielt, klar und präzise intrigieren und hetzen. Wenn Sie Gerold blöd kommen, dann haben Sie kein Veilchen, aber in Ihrem Golfclub müssen Sie nicht mehr auftauchen. Wenn Sie Gerold ärgern, dann können Sie viele soziale Kontakte erst einmal ad acta legen. Sehr gezielt, klar und präzise integriert und hetzt Gerold per Fax (ach Gottchen!) und Telefon. Sehr gezielt, klar und präzise nutzt er die Social Media um Ihnen alles Schlechte anzutun…

Und die Moral?
Nun…
Die Moral?
Wir akzeptieren Fehlverhalten in den Oberschichten mehr als in den Unterschichten, obwohl die Oberen schlimmer sind.
In Alkoholeinheiten gerechnet, trinkt Franziska Luzia von und zu Herrenborgdramsee sogar mehr als Jon Gupper.
Stefan Philipp von und zu Trassenburg hat die Allgemeinheit im Jahr 2020 um 5,5 Millionen geschädigt, Margo Schmidt schädigte jede Kette, ALDI®, DENNER®, MIGROS®, REWE® und EDEKA® (Margo klaut dies- und jenseits der Grenze) jeweils um ca. 250.--.
Und Oles Veilchen sind nach 4 Tagen wieder weg und selbst die gebrochene Hand heilt. Von Gerolds Schlägen erholen Sie nicht.

Also: Wenn Sie in Alkohol, Kriminalität und Gewalt abstürzen wollen: Tun Sie es nur, wenn Sie «von und zu» sind, man wird es viel mehr schätzen.











 

 

 

 

 

 

 

 

Freitag, 16. Juli 2021

Was testet ein Quiz wirklich?

 Ich mache ein Quiz über das Königreich Württemberg:

Wer installierte das Königreich Württemberg?
Napoleon (S) Caesar (Z) Karl der Grosse (M) Friedrich der Grosse (U)
Wie hiess der Geliebte von Karl I.?
Woodstock (L) Woodstar (M) Woodcock (P) Woodman (S)
Aus welchem Land kamen die württembergischen Regentinnen?
Frankreich (M) Russland (I) Niederlande (P) Österreich (F)
In welches Gebäude zog Wilhelm II. um?
Wilhelmshaus (U) Königsbau (F) Altes Schloss (D) Wilhelmspalais (T)
Wo starb er?
Bebenhausen (Z) Karlsruhe (I) Heilbronn (T) Ulm (R)
Die Antwort ergibt ein Tier, das in der württembergischen Geschichte auftaucht.

Während ich noch grüble und notiere, schaut mir meine Kollegin Flora über die Schulter: «Napoleon, Woodcock, Russland, Wilhelmspalais, Bebenhausen.» Ich glotze sie entgeistert an, Flora ist eine in Basel geborene Seconda mit italienischen und spanischen Wurzeln. Sie weiss viel über Italien, Spanien und die Schweiz, aber woher kennt sie auch die Geschichte auf der anderen Seite der Grenze? Flora grinst: «Kann von den Buchstaben nicht anders sein.»
Ich stutze, ich überlege, ich schaue hin und ich bemerke, dass sie recht hat.

Napoleon ist klar, den muss man wissen. Ist aber auch logisch, denn der hat ja ganz Europa neu geordnet (auch die Schweiz…) Dann kann man sich aber weiterhangeln: Nach einem S geht nur ein P, Sl, Sm, Ss sind keine Wortanfänge. Nun brauchen wir unbedingt einen Vokal, also Spi…
Und dann geht es weiter: Spiu, Spif und Spid sind zwar phonetisch möglich, es gibt aber keine deutschen Worte, die so anfangen, wohl aber Spit, daraus machen wir mit dem Z einen Spitz und haben die Hunde von Wilhelm II. (Wir erinnern uns: Jeden Morgen ging der Monarch, der eigentlich mehr ein Grossbürger war mit seinen Hunden im Schlosspark spazieren und die Bürger, die ihm begegneten, grüssten ihn mit «Guta Morga Herr Keenig», nicht etwa mit «Majestät»)

Was sagt uns nun diese Geschichte?
Das Rätsel wollte eigentlich das Wissen über die Geschichte des Königreichs Württemberg testen, im Falle Floras testet es aber das Wissen über Linguistik. Flora hat keinen blassen Schimmer von der Historie jenseits der Grenze, aber sie hat viel Ahnung von deutscher Phonetik. Das wollten wir aber damit nicht testen. Und nun kommen wir zur entscheidenden Frage: Was ist der richtige Weg, um bestimmtes Wissen oder bestimmte Sachverhalte zu testen?

Bei einer Einbürgerung könnten drei Fragen die Einstiegsfrage sein, welche ist die beste?
- Wo kaufen Sie guten Käse, gute Krawatten und gute Stifte ein?
- Wann wurde die Kathedrale erbaut?
- Nennen Sie die 8 Museen der Stadt.
Die erste Frage ist die beste, sie kann man nicht googeln. Ein Ami klagte in der Innerschweiz gegen diese Frage – und bekam unrecht: Das Wissen um Einkaufsmöglichkeiten zeige ganz klar, ob jemand sich regelmässig in der Gemeinde bewege oder ob er oder sie nur zuhause hocke und Käse, Krawatten und Stifte bei Amazon® oder Galaxus® bestelle. Zudem zeige es auch, ob man soziale Kontakte zu Schweizern, zu Einheimischen habe, denn wo man bestimmte Sachen bekommt, ist ja eine Frage die man Insidern, Bewohnern, Einheimischen stellt.

Was ist der richtige Weg, um bestimmtes Wissen oder bestimmte Sachverhalte zu testen?
Wir haben uns daran gewöhnt, dass die üblichen Corona-Tests eine Infizierung mit Covid19 beweisen. Das tun sie natürlich nicht, um eine wirkliche Viruslast nachzuweisen, muss man Bluttests machen, bei heiklen Fällen (Aids! Aids! Aids!) macht man sogar zwei.

Was ist der richtige Weg, um bestimmtes Wissen oder bestimmte Sachverhalte zu testen?
Bei den Flüchtlingen versagen unsere Verfahren dann gleich ganz. Da wir einen Aufenthalt an eine Verfolgung koppeln, sagt z.B. Achmed (30, aus dem Sudan), dass er als Homosexueller mit dem Tod rechnen müsse. Wie testen wir nun die Schwulheit von Achmed? Bilder zeigen und bestimmte körperliche Reaktionen dokumentieren? Jene körperlichen Reaktionen, die in Stresssituationen einfach versagen? Oder wie sonst?

Ich glaube, dass ganz häufig Menschen richtige Antworten wissen, obwohl sie von dem, was getestet werden soll, keinen blassen Schimmer haben.

Ich mache ein Quiz über das Königreich Württemberg und während ich noch grüble, guckt mir meine Kollegin Flora über die Schultern: «Napoleon, Woodcock, Russland, Wilhelmspalais, Bebenhausen.» Ich glotze sie entgeistert an, sie weiss viel über Spanien, Italien und die Schweiz, aber woher kennt sie auch die Geschichte auf der anderen Seite der Grenze? «Kann von den Buchstaben nicht anders sein.»







Dienstag, 13. Juli 2021

Die Ersatzbusfahrer


Schilda, die Stadt der Schildbürger, jene Stadt, die durch so viele Lesebücher und Kinderschmöker geisterte, Schilda, eben dieses Schilda hat sich in den letzten 100 Jahren zu einer veritablen Grossstadt gemausert. Schilda hat inzwischen über 300000 Einwohner, ist Sitz mehrerer grosser Firmen, ist digitalisiert, autobahnangeschlossen und enorm be-ÖVt. Seit 1990 besitzt Schilda ein Tramnetz mit 6 Linien, die insgesamt eine Streckenlänge von satten 12 km zustande bringen.
Nun bleibt aber Schilda eben doch Schilda, und deshalb will ich von einer Strassenbahn-Story erzählen.

2015 stellte man fest, dass bestimmte Punkte des Tramnetzes Schwachpunkte aufwiesen. Der Grund war klar: Die ältesten Gleise waren 25 Jahre alt, und nach 25 Jahren sind halt Metall und Stein ein wenig ermüdet. So musste man als erstes die Gleise der Linien 2 und 3 am Victoriaplatz erneuern, für das ¾ Jahr wurden 10 Busse gekauft und 10 Schienenersatzverkehrsbusfahrer (welche Worte macht die deutsche Sprache möglich!) eingestellt. Die Sache lief, die Schienenersatzverkehrsbusfahrer taten ihren Dienst und die Gleise waren nach einer Weile erneuert. Natürlich hatte man ihnen nur einen Zeitvertrag angeboten.

Dann kam die Renovierung der Endschlaufe der Linie 7 in Schilda-Seldwyla. Auch hier musste man ein halbes Jahr Schienenersatzverkehrsbusse einsetzen und man brauchte wieder Schienenersatzverkehrsbusfahrer. Und diese Schienenersatzverkehrsbusfahrer, die 2015 gearbeitet hatten, wurden auch im Jahr 2016 wieder eingestellt. Und die Schienenersatzverkehrsbusfahrer taten einen geschätzten und gelobten Dienst, so wie im Jahre zuvor. Natürlich wieder nur per Zeitvertrag.

2017 stellte man dann fest, dass die Kreuzung der Linien 1 und 4 im Eugenspiegel-Quartier erneuert werden musste. Und da im Eugenspiegel-Quartier wichtige Leute wohnen, konnte man das auch nicht aufschieben. Also: Wieder auf die Schienenersatzverkehrsbusfahrer zurückgreifen, die Schienenersatzverkehrsbusfahrer wurden wieder eingestellt und…
Aber halt!
Es gab Probleme.
Denn die Schienenersatzverkehrsbusfahrer bockten, sie maulten, sie motzten, sie streikten, sie hatten keine Lust auf einen dritten Zeitvertrag. Die Schienenersatzverkehrsbusfahrer klagten und – bekamen Recht. Die Schilda-Strassenbahnen-Sozietät (SSS) wurde verdonnert, die Schienenersatzverkehrsbusfahrer auf Dauer anzustellen.

Was auch geschah.

2018 brachte keine Probleme, denn es mussten Gleise der Linie 3 saniert werden.
2019 brachte keine Probleme, denn es musste der gesamte Bahnhofsbereich erneuert werden.
2020?

Seit letztem Jahr hat Schilda ein massives Problem. Alle Gleise sind erneuert, ausser die der Linien 8, 9, 10 und 11, aber die sind erst 2011 entstanden, aber man hat 10 Schienenersatzverkehrsbusfahrer fest angestellt, mit Krankenversicherung, Arbeitslosenversicherung und Rente. Also hat die SSS bei Stadt und Unternehmen nachgefragt:
Muss man nicht am Markplatz das Kopfsteinpflaster erneuern?
Will nicht die Post am Georgplatz neue Kabel verlegen?
Gibt es kein Bauprojekt in Schilda-Süd?
Alles mit einem Ziel: Wir müssen die Schienenersatzverkehrsbusfahrer beschäftigen.

So.
Und nun müssen wir nur die Rückschlüsse auf andere Städte ziehen.
Denn:
Schilda ist überall.

Sie fragen sich, warum in Basel seit zehn Jahren kein Sommer vergeht, ohne dass irgendwelche Strecken gesperrt werden, ohne dass umgeleitet wird und Schienenersatzverkehrsbusfahrer zum Zuge kommen?
Sie fragen sich, warum in Mannheim seit 8 Jahren der Markplatz gesperrt ist, kein normaler Tramverkehr möglich ist und Schienenersatzverkehrsbusfahrer den Dienst übernehmen?
Sie fragen sich, warum in Koblenz niemals ein anständiger Strassenbahnverkehr stattfindet?

Die Antwort ist klar:
Alle Städte haben Schienenersatzverkehrsbusfahrer eingestellt und diese Schienenersatzverkehrsbusfahrer muss man jetzt beschäftigen. Und weil man Schienenersatzverkehrsbusfahrer beschäftigen muss, erfinden alle Städte Bauprojekte, die dann Tramlinien bewusst blockieren.

Schilda ist überall.

Freitag, 9. Juli 2021

Seifenblasen

Meine Nachbarin, oder eigentlich die Frau, die unter uns wohnt, liess letzte Woche zusammen mit einigen Freunden Seifenblasen steigen.
Ich will meine Reaktionen – innerliche und äusserliche – nun in mehreren Phasen darstellen.

Phase 1:
Ich ärgere mich. Ich ärgere mich, denn da sitzt man an einem ruhigen Dienstagabend auf dem Balkon, man isst einen Insalata Caprese, trinkt ein Glas Weisswein, hat den Frieden, und dann kommen diese Ungetüme von unten hochgeschossen. Totale Störung. Ich gucke runter, und da hockt Magda, eine erwachsene Frau, mit vier ebenfalls erwachsenen Bekannten und bläst Seifenblasen. Mein erster Impuls: Runterbrüllen, runterbrüllen, so etwas wie «Aufhören!», «Stopp!» oder «Schluss jetzt!». Mein zweiter Impuls: Ich hole die Polizei. Aber was geht hier eigentlich vor? Ruhestörung? Die Seifenblasen sind relativ leise. Nein, sie sind sogar absolut stumm. Sachbeschädigung? Die Dinger machen nichts kaputt und machen auch keinen Dreck. Wenn sie fertig sind, dann zerplatzen sie einfach wie…, ja wie… Seifenblasen. Daher sagt man das auch so. Erregung öffentlichen Ärgernisses? Eher nein. Grober Unfug? Eher nein.

Meine Nachbarin, oder eigentlich die Frau, die unter uns wohnt, liess letzte Woche zusammen mit einigen Freunden Seifenblasen steigen.

Phase 2:
Ich gucke mir die Dinger etwas genauer an. Wenn ich ehrlich bin, sind die Seifenblasen eigentlich ganz hübsch, sie schillern in allen Farben, sind mal gross, mal klein, sie steigen nach rechts und nach links, mal schneller und mal langsamer, je nach Wind und schimmern in Rot, Blau und Lila. Und: Sie erinnern mich an meine Kindheit. Meine Güte, was war das für eine Wonne, wenn der Götti oder die Gotte so eine Packung mitbrachte. Eine halbe Stunde Vergnügen und Fantasie. Insofern – mein Zorn auf meine Nachbarin schwindet.

Meine Nachbarin, oder eigentlich die Frau, die unter uns wohnt, liess letzte Woche zusammen mit einigen Freunden Seifenblasen steigen.

Phase 3:
Ich hole meinen Fotoapparat und mache Bilder. Und zwar nicht diese normalen, in allen Regenbogenfarben schillernden, die man von Bildersammlungen kennt, sondern eher nüchterne, surrealistische, denn der Himmel ist fast schon dunkel, dämmernd, abendhaft. Und in diesem dunklen, dämmernden, abendhaften Himmel gelingen mir ein paar Aufnahmen, die fast an René Margritte erinnern. Ich experimentiere dann noch ein bisschen mit Ausschnitten herum, und am eindrücklichsten ist es, wenn eine blasse Kugel vor einem Wolkenhimmel schwebt, ohne Dächer und Bäume.

Meine Nachbarin, oder eigentlich die Frau, die unter uns wohnt, liess letzte Woche zusammen mit einigen Freunden Seifenblasen steigen.

Phase 4:
Am Sonntagmorgen drucke ich das schönste Bild aus, es sieht wirklich aus wie eine Malerei des belgischen (jawoll, jawoll, belgischen, nicht französischen!) Surrealisten, und ich packe das Bild mit einem Zettel und etwas Schoggi in den Briefkasten meiner Nachbarin. (oder eigentlich – wie Sascha Lobo schreibt – meine Ubarin…). Auf dem Zettel steht: vielen dank für die aktion am dienstag.

Meine Nachbarin, oder eigentlich die Frau, die unter uns wohnt, liess letzte Woche zusammen mit einigen Freunden Seifenblasen steigen. Und diese Seifenblasen haben nun zu einer netten, schönen und guten nachbarschaftlichen (ja, Sascha, ubarschaftlichen…) Aktion geführt.

Die Frage ist nun: Warum bleiben wir so häufig in Phase 1 stecken? Warum rufen wir sofort die Polizei, wenn wir erst einmal nachdenken könnten? Warum schauen wir nicht erst einmal hin?

Zu den grössten Ärgernissen zwischen Obarn und Ubarn (das sind nach Sascha Lobo eben die Leute, die oberhalb oder unterhalb einem wohnen) gehört das Giessen der Balkonpflanzen. Umgekehrt zu den Seifenblasen kommt hier die Sache, die Ärger hervorrufen könnte, von oben. Ständig gibt es hier Zoff, weil das überlaufende Wasser nach unten tropft und rieselt. Aber mal ganz im Ernst: Was ist so schrecklich an den paar Tropfen, die von oben kommen? Die Momente, an denen meine ehemalige Obarin ihre Pflanzen goss und die Tropfen wie magisch in meine Wasserlilien perlten und die Tröpflein in der Morgensonne glitzerten gehören zu meinen schönsten Erinnerungen.

Das Gleiche mit Hunden. Manchmal möchte man um Hilfe schreien, wenn ein Setter oder Retriever auf einen zuläuft, aber wenn man die Phase 1 erst einmal vorbeigehen lässt und sich ein wenig mit dem Tier beschäftigt, dann kann es sein, dass man den Setter oder Retriever richtig ins Herz schliesst.

Warum stecken wir in Phase 1 oder Phase 2 oder Phase 3 fest und lassen uns nicht bis Phase 4 treiben?

Meine Nachbarin, oder eigentlich die Frau, die unter uns wohnt, liess letzte Woche zusammen mit einigen Freunden Seifenblasen steigen. Und ich bin froh, dass sie es gemacht hat.





 

 

 

  

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Dienstag, 6. Juli 2021

Wäre man als XY glücklicher?

Peter hat sich mit 19 Jahren für Rechtswissenschaften eingeschrieben. Das war ein Fehler, sagt er jetzt, er wäre mit Germanistik und Philosophie besser gefahren. Er wählte sich als Studienort für Jura Freiburg im Breisgau. Das war ein Fehler, sagt er jetzt, er hätte lieber seine Zelte in Göttingen aufgeschlagen. Nach seinem Studium fing in einem grossen Wirtschaftsunternehmen in Hannover an. Das war ein Fehler, sagt er jetzt, er wäre mit einer Laufbahn am Gericht glücklicher geworden. Bei der Zuhnbahn AG, jenem grossen Unternehmen, lernte er dann auch Julia kennen, seine heutige Ehefrau. Das war ein Fehler, sagt er jetzt, natürlich nicht sie kennen zu lernen, sondern sie zu heiraten. Und Fehler waren auch Marco (9), Tim (7) und Luis (5).

Und Julia? Julia hat in Göttingen Germanistik, Philosophie und Soziologie studiert. Das war ein Fehler, sagt sie jetzt, sie hätte viel lieber das Angebot ihres Onkels annehmen sollen. Er hatte ihr vorgeschlagen, für vier Jahre zu ihm nach Maryland zu ziehen und in seinem Atelier das Malen zu lernen. Nach dem Studium fand sie eine Stelle bei der Zuhnbahn AG, im Human Ressources. Das war ein Fehler, sagt sie nun, sie hat das Geld gelockt, ihre Fächer haben ja so etwas Brotloses, da kann das schon toll klingen, richtiges Geld zu verdienen, aber sie hätte dennoch weitermachen sollen in den Geisteswissenschaften und eventuell in Richtung Museum oder Theater gehen. Und dann Peter. Ein grosser Fehler, ein grosser, ein sehr grosser, es hätte ja auch noch einen Robert und einen John und einen Hans gegeben, Peter war ein Fehler, nicht als Affäre aber als Mann, ob sie jetzt auch Marco (9), Tim (7) und Luis (5) als Fehler sieht, dazu will Julia sich nicht äussern.

Marco (9), Tim (7) und Luis (5) haben sich über Entscheidungen in der Vergangenheit bisher noch keine Gedanken gemacht, keine über «hätte» und «wäre». Denn bislang haben die Eltern die Entscheidungen für Marco (9), Tim (7) und Luis (5) getroffen. Und die Vergangenheit von Marco (9), Tim (7) und Luis (5) ist auch noch nicht so lang. Die erste schwere Entscheidung muss Marco bald treffen: Geht er ans Heinrich-Heine-Gymnasium (altsprachlich) oder ans Geschwister-Scholl-Gymnasium (neusprachlich) oder ans Max-Planck-Gymnasium (mathematisch-naturwissenschaftlich)? Hier könnte er schon mal eine Fehlentscheidung treffen.

Für oben genannten Onkel allerdings sieht die Bilanz genauso mau aus:
Amerika war ein Fehler. (Europa wäre besser gewesen.)
Maryland war ein Fehler. (Chicago wäre besser gewesen.)
Die Malerei war ein Fehler. (Musik wäre besser gewesen.)
Das Atelier war ein Fehler. (Kein Atelier wäre billiger und wäre besser gewesen.)
Theresa war ein Fehler. (John oder Jim oder Bob wären besser gewesen.)
Ann (21) und Daisy (23) waren Fehler.

Hätte.
Ein blödes Wort.
Hätte nicht sollen.
Blöde Worte.
Könnte – würde – käme
Blöde Worte.

Wieso meinen wir alle, wir wären glücklicher, wenn wir uns an einem Punkt im Leben anders entschieden hätten? Wieso denkt Peter er wäre als??? in ??? und ohne Julia glücklicher, wieso denkt Julia sie wäre als Künstlerin an der Ostküste und ohne Peter glücklicher und wieso wird
Marco (9) einmal denken, am anderen Gym wäre er glücklicher gewesen und wieso denkt der Onkel er wäre als Gitarrist in Chicago und mit einem schwulen Leben glücklich?
Wieso?

Also ganz ehrlich: Ich denke das nicht. Ich habe alles im Leben richtig gemacht. Na ja, fast alles. Man könnte es aber auch wie mein verehrter Dirigierlehrer sagen:

Ich habe eigentlich
Alles im Leben falsch gemacht,
aber ich habe Leute, die das mitmachen.



(Manfred Schreier)

Wenn ich mir den Rolf vorstelle, wie er geworden wäre, dann habe ich Zweifel, ob er glücklicher wäre als ich jetzt – so könnte ich über ihn reden:
Ich treffe heute Rolf Müller aus Titisee-Neustadt, ich treffe ihn zufällig in einem ICE Richtung Zürich, und beim sich zufällig ergebenden Reden stellt sich zufällig heraus, dass Rolf Ich ist, oder nein, Rolf ist maxfrischmässig das, was ich geworden wäre, hätte ich vor dreissig Jahren die Weichen anders gestellt.
Rolf hat 1991 das Examen in Schulmusik und 1992 das Examen in Latein gemacht und 1993 bis 1995 das Referendariat in Villingen absolviert. Danach war er 20 Jahre Lehrer in Tuttlingen und später dann in Titisee-Neustadt. Zurzeit ist er Oberstudiendirektor, hat ein Haus mit Kiesauffahrt, drei Söhne, zwei Hunde, einen grossen Garten und eine liebe Ehefrau. (man beachte, scheisse (sit venia verbo) nochmal die Reihenfolge, die ist von ihm…), neben seinen Aufgaben am Gymnasium spielt er die alle drei Wochen die Orgel in St. Bilbus, und er leitet einen Männerchor und einen Musikverein.

Dieser Rolf wäre sicher nicht glücklicher.

P. S. mit «maxfrischmässig» beziehe ich mich natürlich auf "Biographie – ein Spiel" und wenn Peter, Julia und der Onkel es machen würden wie die Hauptfigur, dann würden sie sich an der entscheidenden Weiche gar nicht anders entscheiden…









  

Sonntag, 4. Juli 2021

Kleinvieh macht zu wenig Mist

Kleinvieh macht auch Mist. So sagt man doch: Kleinvieh macht auch Mist. Ich aber sage ihnen: Kleinvieh macht auch Mist, aber zu wenig. Anders formuliert, bräuchte man zu viel Kleinvieh, um genügend Mist zu haben.

Warum ernähren wir uns nicht rein rohköstlerisch? Weil eine rein rohköstlerische Ernährung voraussetzt, dass man immer wieder essen kann, also möglich im Homeoffice, für Schriftsteller oder ähnliche Künstler. Denn: Äpfel, Birnen und Rüben bringen auch Kalorien, aber halt wenige, so muss man immer wieder nachladen, wenn man das nicht kann, wird es schwierig, Unterzuckerung. Stellen Sie sich vor, Sie bekämen als Chirurg im OP plötzlich so einen Zuckerabfall, das kann tödlich enden – nicht für Sie, aber für den Patienten.

Gell, so sagt man doch: Kleinvieh macht auch Mist. Ich aber spreche: Kleinvieh macht auch Mist, aber viel zu wenig. Anders formuliert: Man bräuchte viel Kleinvieh, um genügend Mist zu haben.

Oder nehmen wir zwei einfache Rechenaufgaben:
a) Zählen Sie drei Zahlen zwischen 1 und 100 zusammen, so, dass Sie ein möglichst hohes Ergebnis erhalten.
b) Zählen Sie drei Zahlen zwischen 1 und 100 zusammen, so, dass Sie möglichst niedriges Ergebnis erhalten.
Welche Zahlen wählen Sie? Blöde Frage, gell? Im Fall a) 98, 99 und 100 = 297, im Fall b) 1, 2 und 3.
Wissen Sie, wie viele Zahlen man bräuchte, wenn man sie von unten nähme und die 297 übertreffen wollte? Die Ziffern von 1 bis 24.

Kleinvieh macht auch Mist. Ich aber sage und verkünde: Kleinvieh macht auch Mist, aber zu wenig. Anders formuliert bräuchte man zu viel Kleinvieh, um genügend Mist zu haben.

So, und jetzt kommen wir zum Thema der letzten Woche. Wie kommt der Staat zu Geld, wie werden Ausgaben bezahlt, die Wirtschaft gefördert und die Renten sicher?

Man könnte zum Beispiel die Münzen aus den Brunnen fischen, die Glückshungrige dort hineinwerfen. Die Stadt Rom kann jedes Jahr ca. 1 000 000 Euro für caritative Zwecke ausgeben, diese Summe fischt man aus der Fontana di Trevi. Aber wo sind die Münzenbrunnen in der BRD? Und wie viel Geld liegt da drin? Wahrscheinlich so wenig, dass die Rausfischkosten es auffressen.

Man könnte zum Beispiel die KFZ-Steuer um 0,001 Prozent anheben. Bringt fast nichts, ausser eine Menge Mühe und Ärger, ich höre schon den ADAC wettern, obwohl es für den einzelnen kaum ein Euro ist.

Nein, lesen wir doch den Satz mal richtig, er heisst ja «Kleinvieh macht auch Mist», aber lesen wir ihn doch einmal so:
Kleinvieh macht AUCH Mist.
Dann heisst das: Das kleine Vieh macht eben auch, aber den eigentlichen Mist, den macht das grosse Vieh.

Erinnern Sie sich an die Zahlen? Eben. Oben müssen wir beginnen, wir holen uns das Geld, die Knete, die Mäuse, wir holen uns den Zaster, die Moneten, die Kohle, wir holen uns Euro und Cent und Taler und Heller bei den Reichen.
Warum? Weil sie das Geld, die Knete, die Mäuse, weil sie den Zaster, die Moneten, die Kohle, weil sie
Euro und Cent und Taler und Heller haben.

Hier kommen zwei verrückte, aber machbare Ideen:

Erstens: Wir führen die Vermögenssteuer wieder ein. Auf deutschen Konten liegen 7 000 000 000 000 (in Worten: sieben Billionen) Euro. Und wenn jemand 10 Milliarden hat und man ihm 1 Milliarde nimmt, dann klingt das natürlich nach einer verbrecherischen Summe – aber es bleiben ja noch 9 Milliarden.

Zweitens: Wir machen eine Rente, in die alle einzahlen. Und zwar alle im Sinne von «alle». Jede in der BRD lebende Person – ausser den Rentnern natürlich. Das trifft wieder die Reichen und die Superverdiener, denn die tun das bisher nicht.

Und wenn Sie jetzt sagen, das sei Sozialismus pur, dann lebe ich in einem sozialistischen Land, nämlich der Schweiz. Die Eidgenossen haben die Vermögenssteuer nie abgeschafft, und mit der AHV haben sie ein Rentensystem, das funktioniert.

Kleinvieh macht auch Mist. So sagt man doch: Kleinvieh macht auch Mist. Ich aber sage ihnen: Kleinvieh macht auch Mist, aber zu wenig. Anders formuliert bräuchte man zu viel Kleinvieh, um genügend Mist zu haben.
Aber: Das Grossvieh macht eben den eigentlichen Mist.

Also holen wir uns doch das Geld, das der Staat braucht, beim Grossvieh.