Freitag, 31. Dezember 2021

Die Geschichte von Tom M.

Zum Jahreswechsel habe ich noch eine heikle Geschichte für Sie.

Im Jahre 2016 sprang Tom M. (37, aus H. in NRW) aus dem Fenster im 10. Stockwerk. Er hatte das Leben satt und dachte, die 10 Stockwerke würden ihn genug beschleunigen, dass der berühmte Faktor g ihn so schnell würde machen, dass sein Rückgrat es nicht aushielte. Leider hatte Tom die Rechnung ohne seinen Nachbarn gemacht, der drei Matratzen für den Sperrmüll bereitgestellt hatte, nein, nicht gestellt, gelegt, und das auch noch übereinander. Die Matratzen – Sie ahnen es längst – dämpften den Sturz so stark, dass Tom M. sich nur beide Beine und beide Arme brach. Nach 2 Monaten Spital und 3 Monaten Reha war Tom M. wiederhergestellt.

Wiederhergestellt, ja. Aber nur physisch. So schluckte Tom M. (inzwischen 38, aus H. in NRW) im Jahr 2017 eine Handvoll Pillen. Aber auch das funktionierte nicht. Nach einer halben Stunde fing Tom an zu erbrechen, und das tat er so laut, dass die Nachbarn die Rettung holten. Sein Magen wurde ausgepumpt und nach einigen Tagen Kontrolle im Spital konnte er wieder nach Hause.

Im Jahre 2018 probierte es Tom M. (inzwischen 39, und inzwischen in K. in B.-W.) mit dem Aufschneiden der Pulsadern. Es ist nicht mehr herauszufinden und dem Chronisten unbekannt, wie es hier zu einer Rettung kam. Aber es war Spitz auf Knopf, Tom hatte viel Blut verloren und mehrere Ärzte kämpften um sein Leben. Auch hier brauchte es Spital und Reha, bis er wieder auf die Beine kam.

Im Jahre 2019 wäre nun der Strick dran gewesen. Es passierte aber das Wunder: Tom M. (inzwischen 40, aus K. in B.-W.) fand einen guten Psychiater, der ihn seitdem mit Medikamenten und Therapie stabil hält.

Mir ist der Fall Tom. M. wieder in den Sinn gekommen, als ich neulich die Diskussion um ein herzkrankes Mädchen mitbekam, dessen Operation wegen grosser Spitalauslastung verschoben werden musste. «Schmeisst einen Ungeimpften raus!», twitterte jemand.
Ich frage mich, ob dieser jemand auch für Tom M. einen Ungeimpften rauswerfen wollen würde…
Denn:
Tom M. ist an allen seinen Spitalaufenthalten selbst schuld.
Er hat sich die Knochen gebrochen, er hat sich vergiftet, er hat sich das Blut aus dem Leib genommen. Die logische – und auch kostengünstige – Konsequenz wäre gewesen, dass man ihm die Todesspritze oder den Gnadenschuss gibt. Aber nein, dreimal kämpft die Medizin um ein Leben, das gar nicht mehr gewollt wird. Das gehört zum Berufsethos der Medizin.

Oder: Gehörte?
Corona hat hier eine gefährliche Diskussion angestossen. Sollen auch Ungeimpfte ein Intensivbett bekommen? Das ist ja die Frage. Aber wenn wir weiterdenken, dann kommt eine Lawine ins Rollen:
Sollen Selbstmörder wie Tom M. behandelt werden und nicht einfach getötet?
Bekommt Fritz P. aus Q., der den Tag mit einem Liter Weisswein beginnt und ihn mit drei Gläsern Whiskey abschliesst und der Bier trinkt, wenn er mal keinen Alkohol will, der sich auch Gin und Schnaps und Tequila in sich hineinschüttet, eine Spenderleber?
Wird Alexa B. aus C., die 4-5 Packungen Gauloises ohne Filter raucht, die kaum die Treppe heraufkommt und wie ein Schwein hustet, an ein Atemgerät angeschlossen?
Bekommt Heinz Z. aus Y., der mit 134 kg bei 167 cm Grösse mehr als das Doppelte seines Idealgewichtes wiegt, der aber an keiner Konditorei vorbeikommt und dessen Lebensmotto das Udo Jürgensche «Aber bitte mit Sahne» ist, eine Herzbehandlung?
Und wird man Sandra S. aus S. operieren, obwohl sie beim Boarden VOR dem Back Flip schon dachte, dass er schiefgeht und NACHHER wusste, dass er schiefgegangen war?

Liebe Leserinnen und Leser, die Diskussion ist kreuzgefährlich. Aber vielleicht muss sie geführt werden und vielleicht müssen neue Richtlinien gefunden werden.
Wahrscheinlich sogar.

In Zukunft werden im Krankenhaus nur Menschen behandelt, die folgende Kriterien ausweisen:
Sie sind gegen alle von der WHO aufgelisteten Krankheiten geimpft.
Sie haben Idealgewicht bzw. einen perfekten BMI.
Sie sind Nichtraucher, Abstinenzler und nehmen keine Drogen.
Sie betreiben Sport, aber nix Riskantes, sondern laufen oder schwimmen.
Sie fahren kein Auto und erst recht kein Motorrad.
Sie befinden sich in einer seelisch ausgeglichenen Situation.

Die Frage ist nun, warum sich solche Perfektmenschen, die geimpften Idealgewichtler, die nichtsaufenden Nichtraucher, die Breitensportler, Menschen, die aus einer Margarine- oder einer Weichspüler-, aus einer Urlaubs- oder Schüsslersalzreklame entsprungen sein könnten, überhaupt auf einer Intensivstation befinden sollen. Wahrscheinlich kommen sie nie in ein Spital.
Gut so. Wenn alle gesund leben, brauchen wir weniger Betten und können die Kapazität weiter verringern.

Tom M. (42, aus K.) ist übrigens geimpft. Und mokiert sich stark über Leute, die das Gesundheitssystem unnötig belasten. Und wenn er das tut, muss man ihm manchmal seine eigene Geschichte erzählen.

Und wie viel er die Allgemeinheit gekostet hat.

In diesem Sinne: Guten Rutsch! Und kein Feuerwerk! Wir wollen doch nicht irgendein Spital belasten...

Dienstag, 28. Dezember 2021

point - com?


Zurzeit nehme ich den 6.28 auf Gleis 12 nach Milano. Nicht, dass ich nach Mailand wöllte, ich will nur nach Olten, aber es gibt Leute im Zug, die nach Italien wollen. (Es ist übrigens nicht die Gotthardstrecke, sondern die Simplonstrecke über Bern und Brig und Domodossola.) Diesen Leuten muss man mitteilen, dass die Einreise nach Italien erschwert ist und was sie vor dem und beim Grenzübertritt machen sollen.
Dies wird ihnen einmal bis zweimal die Woche von einem wunderbaren innerschweizer Zugchef verkündet, er tut das in Deutsch (mit innerschweizer Akzent), in Italienisch (mit innerschweizer Tonfall) und in Englisch (mit innerschweizer Färbung). Abgesehen davon, dass es erstaunt, dass erstaunlicherweise nicht auch Französisch drankommt, erstaunt ein erstaunlicher Fehler im Englischen:

www – point – sbb – point – ch

Nun ist es erstaunlich – und ich verwende das Wort jetzt zum letzten Mal – dass das Englische so viele Wörter für das deutsche Punkt kennt, Während man bei einem Wettbewerb jemand points gibt, würde man bei einem Gesprächs- oder Themenpunkt eher von item sprechen. Nach einem Satz setzt man weder einen item oder point, sondern einen full stop. Und hier, bei unserer Ansage ist weder points noch item noch full stop richtig, sondern dot.

Jedenfalls ist das Gelächter in meinem Umfeld jedes Mal richtig gross. Und während wir uns mal wieder auf die Schenkel hauen, auf dem Boden wälzen und grölen, fange ich an, mir während des Schenkelhauens, des Bodenwälzens und des Grölens die folgende Sache zu überlegen:
Es gibt nur drei Möglichkeiten: a) Jemand hat es dem innerschweizer Schaffner gesagt, und er hat es nicht kapiert. b) Jemand hat es dem innerschweizer Schaffner gesagt, und es ist ihm wurscht. c) Niemand hat es dem innerschweizer Schaffner gesagt.

zu a)
Halte ich für unwahrscheinlich. Denn inzwischen erhalten die Kondukteurinnen und Kondukteure eine richtig gute Ausbildung. Der Job bei der SBB (oder der ÖBB oder DB oder einer anderen Zuggesellschaft…) ist keine Domäne für Dumme mehr. War es doch. Bei uns hiess es früher:

Wär nex isch und wer nex kaa
Goot zur Poschd und Eysebaa
Und wär gar nex wird
wird
Wirt.

Nein, ich denke, der Unterschied zwischen dot, point, item und full stop ist für einen Schaffner oder eine Schaffnerin verstehbar.

zu b)
Halte ich für wahrscheinlicher. Es ist ja nun so, dass sich so viele falsche Ausdrücke und Wörter eingebürgert haben, weil die ersten, die sie benutzten, es falsch taten, und es ihnen egal war, wenn sie korrigiert wurden. Als am Anfang der Ausdruck ein Taliban auftauchte, wurde von arabischen Muttersprachlern und Islamwissenschaftlern noch moniert, dass Taliban der Plural und Talib der Singular sei, den Journalisten war es schlicht und einfach wurscht. Ganz egal.
Ich habe in einer Arztpraxis einmal moniert, dass das Schild

BITTE GLEICH BEIM ANMELDEN, WENN MAN DAS HAUSARTZT-MODELL HAT.

ein T zu viel habe. Die Antwort war, das Schild hinge schon so lange und niemand habe etwas gesagt (!!!), und jetzt werde man auch nix mehr ändern…

zu c)
Das ist das Wahrscheinlichste.
Und das ist jetzt richtig doof.
Denn wäre es nicht netter, wir würden dem armen innerschweizer Zugchef sagen, was er falsch macht, anstatt jedes Mal zu lachen? Es ist doch ziemlich grausam, wenn man so einen armen Teufel jeden Tag in sein Unglück rennen lässt.
Stellen Sie sich vor, ihr Boss sagt ihnen im MAG: „Das machst du übrigens seit 5 Jahren falsch und es stört mich seit 5 Jahren, aber ich kam nie dazu, es dir zu sagen.“ Da möchten Sie doch toscaesk den Brieföffner nehmen und den Boss erstechen.
Stellen Sie sich vor, ihre Frau oder ihr Mann sagt Ihnen beim 50. Hochzeitstag, dass sie oder er Gelb nicht mag und Sie lassen vor ihren Augen die Kolonne gelber Kleidung, Blumen, Schmuckstücke etc. vorbeiziehen, die Sie all die Jahre geschenkt haben…

Zurzeit nehme ich den 6.28 nach Milano. Und alle drei Tage macht der innerschweizer Zugchef diese dummen Fehler.
Und beim nächsten Mal werde ich es ihm sagen.

I will tell him.
Point.
Nein: Full stop.



  

 

Freitag, 24. Dezember 2021

Mit Engeln kämpfen

Fröhliche Weihnachten. Die Engel singen und verkünden den Hirten grosse Freude..
Ach ja, die Engel.
Da komme ich auf das Folgende:

Mein Erzengel war wieder einmal unzufrieden mit mir.
Dreimal meldete er sich per WhatsApp: (Ja, auch Engel arbeiten inzwischen elektronisch…)

„Die Anzahl der Herren in rosafarbener Badebekleidung steigt eklatant von 25% auf 50%.“ Das stimmt nicht – der Anteil steigt von 33% auf 50%.
Ich ändere das sofort im Blog.

„Denn selbstverständlich ist die Menge der Menschen im Wasser zu klein. Die Stichprobe (so der richtige Fachausdruck) war geradezu lächerlich winzig.“ Naja, eine Stichprobe von was?
Ich ändere im Blog in „Stichprobe von Menschen in Hallenbädern“.

Ich erhebe auch widerspruch gegen die these, dass keine statistischen aussagen über die sicherheit von akws möglich sind.
Ich ändere nichts.

Abgesehen davon, dass mein Erzengel scheinbar zu viel George liest (Kleinschreibung) und das wahrscheinlich, weil er bei Stefan ein paar Male vorkommt (oder zumindest das Engelhafte-Numinose):
Die dritte Kritik stört mich, das habe ich so nicht geschrieben, ich habe nur gemeint, dass bei Ländern, die wenig AKW besitzen ein einzelner Störfall statistisch sehr reinhaut. Die dritte Kritik stört mich, und nun möchte ich streiten. Ich möchte kämpfen.

Aber wie streitet man mit Engeln?
Wie streitet man mit Erzengeln?
Wie kämpft man mit Engeln, kämpft man mit Erzengeln?

Ich gehe in die LOTOSBLÜTE, die esoterische Buchhandlung um die Ecke. Susanne Shishoa Müller, die Buchhändlerin, die immer von einer zarten Aura umgeben ist und die immer ein wenig nach Jasmintee riecht, stutzt zunächst: Ob ich wirklich das meine, Kampf und Streit mit Engeln, immerhin seien diese Geistwesen ja unsere Ewigbeschützer, unsere Quellspender, unsere Kraftkörper und Stetsheiler, ob hier nicht ein Streit…
Aber ich beharre darauf. Susanne Shishoa Müller findet in ihrem PC drei Titel:

Klaus Kosho Peters
Mit Engeln reden – Gespräche und Anbetung / Ein Leitfaden für den Alltag mit Engeln
Ginkgo Verlag, 235 Seiten, Sfr 25,90

Johan Jupiter
Mit Erzengeln tanzen – So bringst du Schwung in deinen müden Alltag
Aquarius Verlag, 176 Seiten, Sfr 19,45

Lama Tup Poche
Mit Engeln backen – 40 Rezepte für Kraftkuchen und -kekse
Edition Regenbogen, 102 Seiten, Sfr 35,65

Klingt alles sehr spannend, ich sage aber noch einmal, dass ich nicht mit Engeln reden, tanzen oder backen will, auch nicht singen, schwimmen, joggen, auch nicht Halma oder Mühle spielen, ich will kämpfen. Und streiten.

In meinem eigenen Computer (also genauer im Netz) stosse ich mit der Eingabe „Kampf mit Engel“ schnell auf die Jabbok-Geschichte.
Der Kampf am Jabbok! Dass ich den vergessen konnte!
In der Nacht vor seinem Wiedersehen mit seinem Bruder Esau – und man muss dazusagen, dass Jakob ziemlich Schiss vor diesem Treffen hat, immerhin hat er seinen Zwillingsbruder ums Erbe betrogen – ringt Jakob am Fluss Jabbok mit „einem Mann“, er ringt mit Gott, aber wahrscheinlich einem Engel, und am Ende dieser Episode spricht er die bekannten (und oft vertonten) Worte Ich lasse dich nicht, du segnest mich denn. Er wird gesegnet, er erhält einen neuen Namen (aus Jakob wird Israel), mit einem kleinen Handicap: Der Engel haut ihn auf die Hüfte, und danach hinkt er.

Will ich das? Mein Name gefällt mir eigentlich ganz gut, und eine Namensänderung bringt einen riesigen administrativen Aufwand. Und die Hüfte? Hinken müsste ich nicht, aber mit 56 eine künstliche Hüfte? Die hält, wenn es schlimm läuft, nur 15 Jahre, das heisst mit 71 die zweite und die muss dann bis Lebensende heben. Mit 86? Und wenn ich 95 werde?
Der Kampf ist keine so gute Idee.

Mein Erzengel war wieder einmal unzufrieden mit mir.
Und ich werde ihn in Ruhe lassen. Er ist eben ein Engel.

P.S. Noch ein Nachtrag: Am 15. 12. zeigte statista.com eine Statistik, bei der bestimmte Länder (z.B. Gibraltar) eine Impfquote von über 100% hatten. Vorbildlich!
Inzwischen hat statista.com das geändert… 

P.P.S.: Fröhliche Weihnachten!



















Dienstag, 21. Dezember 2021

Lauterbach muss auf einmal arbeiten

Britta Brittner ist die Sekretärin von Karl Lauterbach. Sie kann übrigens nichts für ihren komischen Namen, den hat sie per Geburt abbekommen, genauso wenig, wie Lauterbach etwas für seinen kann. Für einen Namen, der ja nicht ganz stimmig ist, denn er heisst ja wörtlich «lauterer Bach», was «heller, reiner, klarer Bach» bedeutet. Denken Sie bei Karlchen an einen klaren Quell? An ein Bächlein von sprudelndem Wasser? Denken Sie nicht vielmehr an Öl? An eine ölig aus einer Flasche schwappende Flüssigkeit? Obwohl es natürlich bei Schiller in der Bürgschaft heisst

Und horch! da sprudelt es silberhell,
Ganz nahe, wie rieselndes Rauschen,
Und stille hält er, zu lauschen,
Und sieh, aus dem Felsen, geschwätzig, schnell,
Springt murmelnd hervor ein lebendiger Quell,

Ja, bei «sprudeln», bei «rieselnd rauschen», bei «geschwätzig», bei «murmeln», da kann man schon an Karlchen denken.

Britta Brittner hat nun ein Riesenproblem. Neben Kaffeekochen und Diktat gehört es zu ihren Aufgaben, den Terminkalender Lauterbachs zu führen. (Das ist natürlich Quatsch, das klassische Diktat gibt es ja so nicht mehr, und Kaffee macht die Erpresser®-Maschine – wenn Karlchen überhaupt Kaffee trinkt, er wirkt ja mehr so wie der Kräutertee-Typ, aber wir kommen vom Thema ab…)

Der Terminkalender also. Er enthält bis Jahresende 2021
15 Auftritte in Talkshows, darunter allein fünf Male bei Markus Lanz, den kennen Sie, gell, das ist der Mensch, der im Teaser immer mindestens einmal auf seinen Spickzettel schauen muss, weil er sich die Namen seiner vier Gäste nicht merken kann, und dem man inzwischen eine Affäre mit Lauti nachsagt…
26 Interviews für Radio- und Fernsehsender, darunter auch Radio Vatikan, MTV, VOX, arte und Radio Liechtenstein
Textbeiträge für alle möglichen Zeitungen und Zeitschriften, nicht nur medizinische und politische, sondern auch Herr & Hund, Hund & Katz, Katz & Herr, Schöner Wohnen, Schöner Radfahren und Schöner Arbeiten
Gastauftritte in Zirkussen, Cabarets, Theatervorstellungen, etc., etc., etc.

Nun kommen aber, obwohl die Agenda voll ist, noch etliche Termine hinzu, denn ein Minister – und das hat Karlchen, hat Lauti sich nicht überlegt – muss ja auch noch ministerielle Arbeit erledigen:
Dienstbesprechungen im eigenen Haus
Schreibtischarbeit
Tägliches Treffen mit Wieler (Ob da auch was läuft und ob Lanz eifersüchtig ist?)
Konferenzen der Gesundheitsminister
Kabinettsitzungen
Repräsentative Aufgaben (Einweihung neuer Kliniken, ach, nee, da müssten ja welche gebaut werden…)

Britta Brittner muss nun Termine streichen. Denn ein Minister sollte ja zunächst regieren und nebenbei den Talkgast spielen. Aber dieses Gestreiche löst bei Karlchen, bei Lauti heftige Gegenwehr aus.

Kennen Sie Menschen, denen man beim Ausmisten helfen will, die aber an jedem, aber auch an wirklich jedem Gegenstand hängen und bei keinem zulassen, dass er auf den Sperrmüll oder auf den Flohmarkt kommt? Die blassblaue Vase? Unter keinen Umständen, sie ist eine Erinnerung an Venedig. Das kleine Ölbild? Nie im Leben, ein Erbstück von Tante Greta, Der schwarze Stuhl? Neeeeeeeeeeeeeein, auf dem hat man die Diplomarbeit geschrieben.

Kennen Sie Menschen, die eine Gästeliste für einen runden Geburtstag geschrieben haben und dann feststellen, dass Sie zwar 200 Bekannte haben, der Saal aber nur 100 Plätze und dass sie jetzt eigentlich die Hälfte wieder streichen müssten, dies aber nicht schaffen? Die nicht einmal das Ehepaar Müller-Mehlmann, das niemand gern gerne hat und das niemand vermissen wird, von der Liste entfernen können?

Und genau so macht es Lauti mit den Terminen und Aufgaben.
Eine Absage bei seinem Lover Lanz kommt eh nicht in Frage. Also Illner? Nein, da ist er so gerne. Maischberger? Sicher nicht.
Also versucht Brittner es mit den Witzterminen. Allein über den Jonglage-Gastauftritt beim Zirkus Montafabiolla streitet sie mit ihm eine Stunde – und schafft es doch nicht, ihm diese Showtime wegzunehmen. Zu lange hat Lauti das Jonglieren mit den 5 Bällen geübt, Sie können sich ja denken, welche Form die Bälle haben. Nicht? Oh, sind Sie phantasielos. Also gut, die Form von Corona-Viren.

Britta Brittner ist die Sekretärin von Karl Lauterbach. Sie kann übrigens nichts für ihren komischen Namen, den hat sie per Geburt abbekommen, genauso wenig, wie Lauterbach etwas für seinen kann.
Britta Brittner hat ein Riesenproblem.
Und sie löst es elegant: Sie streicht Karlchen, streicht dem Lauti Schlaf- und Essenszeiten. Er wird also in nächster Zeit übermüdet und mager aussehen.
Aber besser gesagt:
NOCH übermüdeter. 

Und NOCH magerer.




Freitag, 17. Dezember 2021

Statistik mit zu kleinen Stichproben

Ich betrete das Schwimmbad in Muttenz. In dem grossen Becken, in das ich gleich steigen werde, befinden sich drei Männer. Alle drei sind um die 30, alle drei tragen Bart, und alle drei sind mit Badeshorts bekleidet. Der eine trägt blaue, der eine rosafarbene, der andere gelbe. Ob sie zusammengehören? Ich weiss es nicht.

Auf jeden Fall, ich steige in das Wasser.
Und in diesem Moment, in just dieser Sekunde, in genau diesem Augenblick verändert sich das Geschehen fundamental: Die Anzahl der Glattrasierten steigt von 0% auf 25%. Der Anzahl der Trunkträger genauso. (ich hasse diese Badeshorts…) Die Anzahl der Herren in rosafarbener Badebekleidung steigt eklatant von 33% auf 50%. Umgekehrt sinken die Anzahl der Bärtigen (von 100% auf 75%) und die Anzahl der Badeshortsträger (von 100% auf 75%), der Altersdurschnitt steigt von ca. 30 Jahre auf ca. 37 Jahre.

Nach einer Weile verlassen der Rosabadebehoste und der Blaubadebehoste das Becken in Richtung Dusche. Nun ändert sich natürlich wieder alles eklatant.
Der Trunkanteil liegt jetzt bei 50%, ebenso halten sich behaarte Kinne und rasierte Kinne die Waage, der Anteil rosafarbener Badehosen bleibt merkwürdigerweise bei 50%, aber der Altersdurchschnitt rast auf 43.
Lustigerweise war der Frauenanteil die ganze Zeit bei 0%...

Man hätte das Beispiel noch lange so weiterspielen können.
Ein herrliches Spiel.
Ein herrliches Spiel, weil es so unsinnig ist. Denn selbstverständlich ist die Menge der Menschen im Wasser zu klein. Die Stichprobe von Menschen in Hallenbädern (so der richtige Fachausdruck) war geradezu lächerlich winzig.

Das Spiel wird gefährlich, wenn es um gefährliche Dinge geht, um Atomkraft, Flüchtlinge, um Corona, um Krieg und Macht. «Ich glaube nur Statistiken, die ich selbst gefälscht habe.» Diesen Satz sagt man Winston Churchill nach. Aber Statistiken mit zu kleinen Stichproben muss man gar nicht fälschen. Sie werden von vorneherein nix.

Wo sind die AKWs sicherer, in der Schweiz, in Schweden oder in Belgien? Wie viele Störfälle gab es je? Eine blöde Untersuchung, denn mit weit unter 10, mit 4 bis 7 AKWs ist die Stichprobe meilenweit zu klein. Wenn z.B. in Belgien einen Störfall gab, und in Schweden nicht, dann sagt das nichts aus. Tatsache ist allerdings, dass die Störfälle in Dänemark begründete 0 betragen. Dänemark hat keine AKWs.

Wie verhalten sich die Flüchtlinge in Land A? Wie in Land B? A und B, beides Kleinstaaten, haben je 40 Menschen aus Syrien aufgenommen. Auch hier ist die Stichprobe winzig. In Land A gab es x Zwischenfälle oder Probleme, in B gab es x plus 80. Was macht B falsch? B macht gar nichts falsch, B macht alles genauso wie A, kümmert sich um Spracherwerb und Integration, hat Sozialarbeiter und Helfer parat, aber trotz Spracherwerb und Integration, Sozialarbeiter und Helfer ist die Zahl zufällig grösser, die Stichprobe ist einfach zu klein.

Ebenso bei Covid 19. In manchen Schweizer Kantonen sind 100% der Betten belegt. Allerdings würde eine Genesung schon 25% der Betten frei geben, denn es gibt nur 4. Auch hier eine zu kleine Stichprobe. Die grosse, grosse, sehr grosse und riesengrosse Frage ist, warum ein so reiches Land wie die Schweiz nicht mehr Intensivbetten hat und warum man diese auch reduziert hat. Die zweite grosse, grosse, sehr grosse und riesengrosse Frage ist, warum man in einem Land, in dem die Putzkräfte schon fürstlich bezahlt werden, Pflegepersonal nicht päpstlich bezahlt wird.

«Ich glaube nur Statistiken, die ich selbst gefälscht habe.» Diesen Satz sagt man Winston Churchill nach. Aber Statistiken mit zu kleinen Stichproben muss man gar nicht fälschen. Sie werden von vorneherein nix.

Wie sähe es nun – um zum Ausgangspunkt zurückzukehren – aus, wenn wir nicht nur das Hallenbad Muttenz beobachten würden, sondern alle Hallenbäder der Schweiz den ganzen Tag?
Der Frauenanteil wäre sicher nicht null, sondern 50%.
Der Altersdurchschnitt lag im Jahre 2019 bei 42,64 Jahren, der wäre dann auch so. (Da lagen wir mit dem Gelbbadebehosten und mir gar nicht so verkehrt, aber das ist Zufall…)
Der Anteil der Glattrasierten wäre sicher höher, es ist schwer zu sagen, weil 25% der Männer angeben, immer und 25% der Männer angeben, gelegentlich Bart zu tragen.

Ja, es gibt da Statistiken.
Übrigens auch über Shorts- oder Trunktragen. Der Anteil der Badeshortträger ist auch in Wirklichkeit ziemlich hoch. Er sinkt, je älter die Gruppe ist, und er sinkt bei den Gebildeten. (wirklich wahr!) das macht mich ein wenig stolz. Zeige mir, welche Badehose du trägst, und ich sage dir, wer du bist.

Ich bin mit Schwimmen fertig. Als ich aus dem Wasser steige, kommt zur gleichen Zeit eine 90jährige Dame in schwarzem Badeanzug ins Becken. und die ganze Statistik kippt wieder um grosse Prozentzahlen.
Ob die Dame einen Damen-Bart trägt, kann ich aber nicht sehen…



Dienstag, 14. Dezember 2021

Update oder Upgrade?

 
Haben Sie neulich ein Upgrade bekommen?
Oder haben Sie vielleicht neulich ein Update bekommen?
Interessiert mich einfach mal…
Ach so, Sie denken, dass seien die gleichen Dinge. Nein, nein. Ganz und gar nicht. Definieren wir doch einmal:

Von einem Upgrade spricht man, wenn man etwas Besseres, etwas Hochwertigeres, etwas Schöneres oder etwas Wertvolleres bekommt. Zum Beispiel eine Suite statt einem Doppelzimmer. Oder die 1. Klasse SBB statt der 2. Klasse. Oder die Businessclass statt der Economy. Das geht eigentlich ganz einfach, man muss nur hin und etwas Besseres, etwas Hochwertigeres, etwas Schöneres oder etwas Wertvolleres verlangen. Das Blöde ist nur, dass dann das Hochwertigere und Bessere, das Wertvollere und Schönere auch viel mehr kostet. Gelegentlich geben Hotels und Verkehrsbetriebe auch kostenlose Upgrades, aber meistens nur, wenn sie ein brutal schlechtes Gewissen haben…

Von einem Update spricht man, wenn eine Sache auf den neusten Stand gebracht wird. Wir alle kennen das von Programmen wie Etzel®, Wort® und Kraftpunkt®, von Plattformen wie Hype®, Tears® und Boom®, Strike® und Wistle®, ständig wird man da informiert, dass upgedatet wird, manchmal kommt der Hinweis „Schalten Sie den Computer nicht aus“ und es geht von Etzel® 1.0 auf Etzel® 2.0, es geht von Kraftpunkt® 2.0 auf Kraftpunkt® 3.0, es geht mit Hype®, Tears®, Boom®, und Wistle® von Eins punkt Null auf Zwei punkt Null, von Zwei punkt Null auf Drei punkt Null.

Aber ein Update ist auch, wenn ich mir eine neue, modische Frisur verpassen lasse.
Ein Update ist auch, wenn ich eine neue Kaffeemaschine kaufe.
Ein Update ist auch, wenn ich mir eine neue, modische Frisur verpassen lasse.
Ein Update ist eine modische, neue Tapete.
Ein Update ist…
Ich denke, Sie haben es verstanden.

Aber ist ein Update nun immer ein Upgrade? Mitnichten.
Der Komponist Pietro Vorneone schrieb in jungen Jahren die wunderbare Sinfonische Dichtung Das Leben der Mirjam, ein herrliches Stück voller origineller Ideen, jugendlich-frischer Harmonien und schwelgender Melodien, ein frisches und anregendes Stück. In späteren Jahren hatte Vorneone dann eine eigene Musiktheorie entwickelt, die er Überschwärzung des Tonwortes nannte. Und – hätte er es nur nicht getan – er überarbeitete das Leben der Mirjam und verpasste der Sinfonischen Dichtung ein Update. Ein Upgrade war das allerdings nicht. Originelle Ideen, jugendlich-frische Harmonien und schwelgende Melodien verschwanden, aus einem frischen und anregenden Stück wurde (s.v.v.) gequirlte Scheisse.

Apropos: Das neue (upgegradete) WORD setzt mir hier eine Linie, es ist – ich habe schon darüber geschrieben – nur noch auf geschäftliche Briefe und Sachtexte ausgerichtet. Umgangssprachliche, ordinäre Begriffe moniert es genauso wie die wunderschönen Füllwörter wie «eigentlich», «ja» «doch», «natürlich» und «aber», Wörtlein, die eben die Sprache so reich und witzig machen. Ach ja, und s.v.v., sic veniat verbo, also «sei dem Wort Vergebung» gleich «man verzeihe den Ausdruck», das kennt das WORD natürlich (!) nicht.
Auch hier ist das Update kein Upgrade gewesen.

Und wie ist es mit der Kaffeemaschine, der Frisur und der Tapete?
Mein Freund Giorgio, der vor ein paar Jahren über die Alpen kam, das meine ich jetzt natürlich bildlich, sein Möbelwagen kam durch den Gotthardtunnel, macht seinen Kaffee immer noch auf der Caffetteria, die er von seiner Oma bekam, Sie wissen, dieses Stahlding (das auch Moka heisst), das man auf den Herd stellt und das dann dampft und schnaubt. Meine Freundin Sabine, die als Rechtsanwältin ein Schweinegeld verdient, hat sich einen Glarus®-Hightech-Kaffeeautomaten gekauft, der bei jedem Gast die Aerosole analysiert und dann einen Kaffee zubereitet, der exakt auf die Person passt, die vor ihm steht.
Aber wenn Sie mich jetzt fragen, welcher Kaffee mir besser schmeckt: Natürlich der Espresso aus dem simplen Teil von Giorgios Nonna.

Über Frisur und Tapete kann man nur Kästner zitieren:

Sind sie nicht pfuiteuflisch anzuschauen?
Plötzlich färben sich die Klassefrauen,
weil es Mode ist, die Nägel rot!
Wenn es Mode wird, sie abzukauen
oder mit dem Hammer blauzuhauen,
tun sie's auch. und freuen sich halbtot.

Nein, nicht jedes modische Update ist ein Upgrade. Das kann man sicher so sagen. Wer von weisser Raufaser zu Wir-machen-wieder-70er-Jahre-Kreise updatet, geht im Grade runter, genauso, wer sich die Haare in Farben legen lässt, bei denen der Hund sich weigert, mit einem Gassi zu gehen.

Haben Sie neulich ein Upgrade bekommen?
Oder haben Sie vielleicht neulich ein Update bekommen?
Interessiert mich einfach mal…
Ach so, Sie denken, dass seien die gleichen Dinge. Nein, nein. Ganz und gar nicht.

Das haben wir gezeigt.









Freitag, 10. Dezember 2021

Herzlichen Glückwunsch, Herr Scholz, Herr Bundeskanzler Scholz!

Die Dienstag-Freitag-Glosse gratuliert Olaf Scholz zur Wahl zum Bundeskanzler.
Leute, Leute, wer hätte das gedacht. Da haben wir so viel gelästert und gemotzt, da haben wir zum Beispiel geschrieben:

Die entscheidende, wichtige, echte und wirkliche K-Frage ist auch nicht, ob Schölzlein eine Chance hat…

Da haben wir auch geschrieben:

Ach, Herr Scholz! (Wäre ich SPD-Mitglied dürfte ich Olav und du sagen, aber welcher klardenkende Mensch ist denn heutzutage noch Sozialdemokrat?)
Sie waren das arme Schwein, das die Corona-Schulden aufnehmen musste, und damit haben Sie die Schwarze Null aufgegeben, die solange der höchste Stolz der Regierung war, gut, konnten Sie nicht dafür, der WUMMS musste sein, aber was war mit Wirecard®?

Und wir haben auch geschrieben:

Jung-Olaf fand natürlich keinen schwarzen Ritter und keine böse Hexe, er fand auch keine in Ketten wimmernde Jungfrau, aber er fand Labatuga, den Drachen, also eigentlich eher ein Drächlein oder ein Drächchen, Labatuga war klein und süss und sehr brav, aber weil Jung-Olaf eben Notdurft einsetzen wollte und seinen WUMMS brauchte, tötete er Labatuga.
Labatuga, das Drächlein oder Drächchen, hielt keine Jungfrau gefangen, er hatte auch keine Schätze gehortet, das fand Jung-Olaf sehr schade, denn Geld und Gold und Schätze interessierten ihn, er wollte viel mit Geld und Gold und Schätze zu tun haben, er wollt auch da seinen WUMMS bringen, aber da war nun mal nix. Dennoch musste er den Drachen töten.

Wir waren also nicht nett zu Olaf. Wir waren gemein, gehässig und fies. Aber: Schölzlein ist das egal. Denn er liest uns nicht. Gar nicht. Und nun ist er Bundeskanzler.

Bundeskanzler.
Allen Menschen unter 20 muss man klar sagen: Ja, das Grundgesetz und alle Wahlgesetze erlauben einen Mann als Regierungschef. Deutschland wurde zwar in den letzten 16 (in Worten: sechzehn) Jahren von einer Frau regiert, aber es ist nicht verboten, dass es ein Mann macht. Wenn man historisch denkt, muss man sagen, dass die BRD eigentlich die meiste Zeit von einem Mann regiert wurde, man könnte sogar sagen, die BRD wurde IMMER von Männern regiert, Ausnahme die letzten 16 Jahre.

Ach, die Angela.
Eigentlich ist Olaf ja so etwas wie die Angie als Mann. Beide sind ruhig, nüchtern, beide sind schwer aus der Ruhe zu bringen und beide sind keine Show-Typen. Man kann sich eine Homestory, die es bei Merkel nie gegeben hat (schon dafür gebühren ihr 23 Orden!!), auch bei Olaf nicht vorstellen. Beide sind keine Schönheiten, beide haben Kleidung, die nicht über alle Zweifel erhaben ist und beide könnten mal den Friseur wechseln. Und beide sagen: Es ist uns völlig – aber nun so was von völlig – wurscht. Wir wollen ja nicht zu Heidi Klum, sondern Politik machen…

Die Dienstag-Freitag-Glosse gratuliert Olaf Scholz zur Wahl zum Bundeskanzler.

Viele werden sagen, dass Scholz kein Charisma hat.
Oh, Leute, kein Begriff ist schwieriger als dieser.
Charisma ist wie „starke Arme“ oder „gescheiter Kopf“. Alle diese drei Dinge kann man für gute oder auch eben für schlechte Dinge benutzen.
Siedler, die Städte bauten, die Äcker erschlossen und Gegenden urbar machten, hatte starke Arme, waren muskelbepackt und naturgestählt. Allerdings – auch Jack the Ripper und Fritz Haarmann hatten starke Arme, auch sie waren muskelbepackt und naturgestählt, aber sie nutzen ihre Kraft nicht zum Städte bauten, Äcker erschliessen und Gegenden urbar machen, sondern sie brachten damit Leute um.
Oft ist sogar die Gabe in der gleichen Person Fluch und Segen zugleich. Moritz Schreber (1808 – 1861) war ein intelligenter Mensch, als Arzt, Hochschullehrer und Sozialreformer war er der Vater der nach ihm benannten Schrebergärten, kleine Parzellen, in denen die Arbeiter ein kleines bisschen Landleben erleben konnten und für sich selbst gesunde Nahrung anbauten. Was er mit seinen Söhnen anstellte, war weniger gut: Er erschuf Apparate, die sie nachts am Onanieren hindern sollten, beide Söhne wurden psychisch krank.
Und Charisma?
Da gilt das Gleiche: Gandhi und Luther King hatten Charisma, aber Goebbels hatte es eben auch. Man kann, wenn die Massen einem folgen, denen Liebe und Frieden ins Hirn hämmern, aber auch den Totalen Krieg.

Wir waren nicht immer nett zu Olaf…
Aber nun:
Herzlichen Glückwunsch, Herr Bundeskanzler Scholz!

Dienstag, 7. Dezember 2021

Manchmal muss ich Dinge nachschlagen

Wissen Sie, was ich mit Günter Jauch gemeinsam habe?
Nein, ich meine nicht das gute Aussehen oder die deutsche Herkunft. Auch nicht den Jahrgang, nein, der ist nicht gleich, Jauch hat 1956 und ich 1965, das ist ein Unterschied von 11 Jahren, ja, ich bin jünger, warum ich dann so weissgraue Haare habe? Günti färbt, aber wir kommen vom Thema ab. Was habe ich mit Günti gemeinsam?
Man hält uns für klüger, intelligenter und gebildeter als wir sind.

Es gibt wirklich Menschen, die denken, wenn Günti die Frage stellt

WER ERFAND DEN DETEKTIV DUPIN UND DAMIT DEN DETEKTIVROMAN IN HEUTIGER FORM?
A Edgar Allen Poe
B Nathaniel Hawthorne
C Mark Twain
D James Fenimore Cooper

dann weiss er sofort, dass es A ist, weil er es weiss, er weiss es aber, weil auf seinem – und natürlich nur auf seinem – Bildschirm die Antwort farbig unterlegt ist. Zugegeben, Jauch weiss viel, er nimmt ja auch selbst an Quizshows teil, aber er weiss eben nicht alles.

Und mir geht es genauso. Immer wieder sprechen mich Leute an, was ich nicht alles wüsste, welche Zitate ich kenne und welche Sprichwörter, in was ich alles bewandert sei, aber bei mir ist es wie bei Günti. Nein, natürlich unterlegt sich da nix farbig, nein, ich bin ja beim Schreiben meist online und dann googele ich. (Nein, das stimmt schon, ich bin MEIST online, da ich nicht direkt in den Blog schreibe, sondern erst einmal auf WORD und dann reinkopiere…)

So habe ich im letzten Post ein paar Dinge nachsehen müssen, vor allem, weil ich ja einen Erzengel habe, einen Erzengel, der alles weiss und alles kennt, na ja, fast alles, aber auch Erzengel sind inzwischen meist online. Und wegen des Engels kann ich mir eben keine Fehler erlauben, die würde er mir sofort aufs Brot schmieren.
So musste ich mich nochmals vergewissern, dass es Pissarro und Seurat und nicht etwa Pisarro und Seurrat oder Pisaro und Seuratt heisst. Ich musste die drei jüngsten Kinder von Mann nachschlagen, klar, Erika, Klaus und Golo kennt jeder, aber hätten Sie Monika, Elisabeth und Michael gewusst? (Mein Erzengel hätte es, er arbeitet gerade (auch) über Mann…) Und beim Schillerzitat habe ich stets im Kopf, es sei aus Wilhelm Tell, aber es ist eben aus der Braut von Messina.

Und dann habe ich gegoogelt.

Jetzt sind Sie enttäuscht, nicht wahr?
Sie haben mich für den intelligentesten, klügsten und gebildetsten Menschen gehalten.
Wobei: Das sind ja eigentlich ganz verschiedene Paar Stiefel, da muss man differenzieren und aufpassen, dass man nicht Äpfel mit Birnen vergleicht.
Intelligenz ist – laut Wikipedia – vor allem die Fähigkeit, die Gesamtheit unterschiedlich ausgeprägter kognitiver Fähigkeiten zur Lösung eines logischen, sprachlichen, mathematischen oder sinnorientierten Problems einzusetzen. Fähigkeit! Das hat noch nichts mit Bildung zu tun. Ja, auswendig lernen kann auch ein dummer Mensch, alle Hauptstädte der Welt in sich reinschaufeln, das geht mit einem IQ von 67 oder mit einem IQ 167. Sie können mit einem IQ von 80 sich merken, dass es Pissarro und Seurat heisst. Sie können mit einem IQ von 36 eine Nacht lang die sechs Vornamen pauken, und sich das Zitat einbläuen, das geht mit 90 und mit 130.

Aber wie ist es mit der Klugheit?
Die scheint ja fast in diametralem Gegensatz zu Intelligenz UND zu Bildung stehen.
Stellen Sie sich vor, Sie haben genug Intelligenz, um den zentralen Computer des Verteidigungsministeriums zu hacken, und sie haben auch die Bildung (Sie sind nämlich studierte(r) Infomatikergendergapin.) Aber ist es KLUG, dieses Vorhaben auch in die Tat umzusetzen? Ist es nicht. Wenn Sie erwischt werden, warten die Schwedischen Gardinen auf Sie, möglicherweise sogar lebenslang.
Stellen Sie sich vor, Sie haben die Bildung und Intelligenz, Sotheby’s einen weiteren Leonardo anzubieten, allerdings haben Sie Salvator Coeli nirgendwo gefunden, sondern selbst gemalt. Aber ist es klug? Ist es nicht, es ist strafbar, und es wird Sie ächten, Sie werden z.B. zu keinen Vernissagen mehr eingeladen, und das wäre ja schrecklich.
Ich halte mich für einigermassen klug, zumindest habe ich deshalb noch keine Verbrechen verübt.

Wissen Sie, was ich mit Günter Jauch gemeinsam habe?
Nein, ich meine nicht das tolle Aussehen oder die Herkunft. Auch nicht den Jahrgang, nein, der ist nicht gleich, ich habe 1965, Jauch hat 1956, das ist ein Unterschied, ja, ich bin jünger, warum ich dann so weissgraue Haare habe? Günti färbt. Was habe ich mit Günti gemeinsam?
Man hält uns für klüger, intelligenter und gebildeter als wir sind.

Günti hat seinen Bildschirm.
Und ich habe Google®. – Ok, Jauch vielleicht auch.
Oh, schon wieder ein Gedicht, wie neulich beim Habemus-Post:

Ich weiss der Dinge nicht all.
Ich googele in manchem Fall.
Günter Jauch.
Tut es auch.

 

   

Freitag, 3. Dezember 2021

Überkreuzmenschen

Beim Impfen begegnet man immer wieder dem Phänomen der Überkreuzmenschen.

Sie wissen sicher nicht oder nur ungefähr, was ich mit Überkreuzmenschen meine. Ich meine damit nicht, dass Leute ständig überkreuz laufen oder überkreuz liegen oder überkreuz stehen, so ganz materiell, ich meine auch nicht, dass sie mit Sachen nicht klarkommen, also mit gewissen Dingen – wie man so sagt – überkreuz sind. Überkreuzmenschen sind auch nicht Fromme, die müssten ja UNTER dem Kreuz sein und nicht darüber, Überkreuzmenschen funktionieren nach folgendem Schema:
Man ist A oder man ist B, zu A gehört eigentlich 1 und zu B gehört 2. A-1 und B-2 wären also Normalmenschen, A-2 und B-1 wären Überkreuzmenschen.
Wollen Sie ein Beispiel?

Man würde denken, dass Kunstliebhaber auf Vernissagen gehen und Kunsthasser NICHT.
Das ist sicher auch normal. Nun gibt es aber z.B. Holger. Holger ist 56, langzeitarbeitslos und finanziell sehr geschwächt, ach, nennen wir es ruhig beim Namen, Holger ist Hartz-IV.
Nun hat Hollerbaum, wo er wohnt, vor zwei Jahren HARTZ-IV-Empfängern den Eintritt in die Städtische Galerie erlassen. Eine Geste, die ungeheuer sozial ist und die Stadt nichts kostet, denn HARTZ-IV-Empfänger gehen nicht ins Museum.
Ausser Holger.
Er ist zu einem wahren Kunstexperten geworden, er würde nie mehr einen Pissarro mit einem Seurat oder einen Klee mit einem Miró verwechseln. Zu gerne würde er auch einmal in eine der Galerien Hollerbaums zu einer Vernissage eingeladen werden. Aber das passiert nicht, denn HARTZ-IV-Empfänger lädt man zu keiner Vernissage ein. Wohl aber Dr. Hoppel, CEO der HUPAMAG, der nichts so hasst wie Kunst, Künstler und Künstlerinnen, der aber regelmässig auf Vernissagen geht, denn sie sind gesellschaftliche (und damit geschäftsrelevante) Ereignisse. Holger und Dr. Hoppel sind Überkreuzmenschen.

Man würde – Sie gestatten mir ein zweites Beispiel – denken, dass Schwule mit Männern schlafen und Heteromänner mit Frauen.
Ja.
Im Normalfall.
Aber wenn die gute Katia Mann, geborene Pringsheim nicht ständig fremdgegangen ist, dann sind Erika, Klaus, Golo, Monika, Elisabeth und Michael von Thomas, und das heisst, der Literaturnobelpreisträger muss zur Produktion von Erika, Klaus, Golo, Monika, Elisabeth und Michael mit seiner Frau geschlafen haben. Oder haben sie einfach Findelkinder aufgelesen? Dafür sehen aber Klaus und Golo (übrigens wiederum beide schwul…) ihrem Vater verdammt ähnlich.
Gut, das Phänomen des verheirateten Schwulen ist sicher gar nicht selten, man sagt ja nicht umsonst «ein gutaussehender Mann um die 50 ist entweder verheiratet oder schwul – oder beides…». Aber gibt es auch das umgekehrte Ding? Yes, Sir, in der Pornoindustrie, dort findet man sehr häufig die Einstellung «gay for pay».

Und wie ist das jetzt mit dem Impfen?
A-1 ist der geimpfte Impfbefürworter. B-2 ist der nichtgeimpfte Impfgegner. A-2 ist der nichtgeimpfte Impfbefürworter. B-1 ist der geimpfte Impfgegner.
Wenn man über diese Typen nachdenkt, wenn man sie diskutiert und erörtert, dann fällt auf, dass viele Leute B-1 viel abstruser finden, als A-2, ein geimpfter Impfgegner, das ist ja eine Condradictio in Adiecto, das ist ja völliger Quatsch, völliger Blödsinn, aber einen Impfbefürworter, der «einfach noch nicht dazu gekommen ist», den kann man verstehen.
Nein.
Nein.
Nein, und nochmals nein.
Warum soll ein Impfgegner sich nicht dem Druck beugen, dem Zwang und – wie Schiller es in seiner Braut von Messina schreibt – der Not gehorchen und nicht dem eignen Triebe? Es gibt Menschen, die sind gegen Steuern und zahlen sie doch, es gibt Menschen, die finden 50 km/h innerorts Nonsens und halten sich dennoch dran, ich finde zum Beispiel, dass der ÖV – Klima lässt grüssen – gratis sein sollte. Trotzdem zahle ich meine Zugfahrten.
Aber nichtgeimpfte Impfbefürworter?
Entschuldigung, man braucht keine Einladung, kein Time-Slot, man kann einfach hinlaufen, der Impfbus kommt und wartet auf einen, Impfangebote noch und nöcher und nöcher und am nöchersten und es absolut unverständlich, dass es irgendjemand «noch nicht geschafft hat».
So kann ich A-1 und B-1 und B-2 begreifen, aber A-2 nicht.
Und: Nichtgeimpfte Impfbefürworter füllen die Spitäler, geimpfte Impfgegner, motzen und stänkern zwar die ganze Zeit, aber sie sind virologisch ungefährlicher.

Nun wissen Sie, was ich mit Überkreuzmenschen meinte. Ich meinte damit nicht, dass Leute ständig überkreuz stolpern und schlendern, so ganz materiell, ich meinte auch nicht, dass sie mit Sachen nicht zurechtkommen, also mit Dingen – wie man so sagt – überkreuz sind. Überkreuzmenschen sind auch nicht Fromme, die müssten ja darunter sein…
Überkreuzler sind fleischessende Veganer und gemüseessende Fleischfanatiker, an die Wiedergeburt glaubende Muslime und monotheistische Buddhisten.
Und geimpfte Impfgegner.
Und nicht nichtgeimpfte Impfbefürworter.
Und nur letztere sind problematisch.

















Dienstag, 30. November 2021

Neue Corona-Jobs

Ich habe am 1. Mai 2020, also im Frühling des letzten Jahres, einen Post über Corona-Berufe veröffentlicht. Auf einer fiktiven Homepage www.jobcorona.ch wurden vier Stellen angeboten: eine Stelle als Atemschutzberatin, eine als Corona-Detektiv, eine als Luxusessen-Auslieferer und eine als Videoberaterin.

Niemand hätte gedacht, dass die Krise im Winter 2021 noch so heftig da ist und niemand hätte gedacht, dass wirklich neue Jobs entstanden sind. Nein, nicht als Atemschutzberatin, als Corona-Detektiv, als Luxusessen-Auslieferer oder als Videoberaterin, aber einige Neuerungen hat es schon gegeben.
Beispiele?

Der/die Zertifikatskontrolleur(in)

Er oder sie steht an den Eingängen von Etablissements, die keine Kasse haben. (Wie zum Beispiel das Hallenbad Muttenz, ich habe ja schon erwähnt, dass ich dort ein Abo habe…)
Und er oder sie fühlt sich wie Gott. Das ist nun auch etwas Tolles, wenn man dasteht und wie beim Jüngsten Gericht die Schafe von den Böcken scheidet, oder hier die Zertifizierten von den Nichtzertifizierten. Man hat die Schlüssel des Himmelreichs, man ist Cerberus, man ist der Cherub vor der Paradiestür.
Dabei tut man gar nichts Weltbewegendes, man hält die Control-App an den QR-Code und überprüft dann das Lichtbilddokument. Braucht man dafür eine Ausbildung oder spezielle Intelligenz? Nein, den Vorgang könnte ein Lernbehinderter bewerkstelligen, jede Person, die es schafft, ein Handy zu halten und zu vergleichen, ob HERBERT HEINZ HODLER und HERBERT HEINZ HODLER die gleiche Person sind.
Und die Kontrollfunktion? Die Covid-Check-App können Sie sich auch herunterladen. Mit anderen Worten: JEDE und JEDER könnte da stehen, aber das Feeling ist ein anderes, man fühlt sich wie Gott, wie Cerberus, man fühlt sich am Eingang zum Elysium, zum Nirwana, zu Walhall, und kann alle, die kein Zertifikat haben, wieder in die Wüste schicken.

Der/die Impfmotivator(in)

Es ist eine altbekannte und vieldiskutierte Tatsache: Es sind noch zu wenig Leute geimpft. Nun gibt es drei Wege, die zu einer hohen Quote führen könnten:
Die Impfpflicht, eines der seltenen Wörter mit zweimal «pf» und der einzig ehrliche Weg. Ich habe am 26. Februar darüber geschrieben.
Die Daumenschraube, die man immer mehr anzieht, also von 3G in Museen und Restaurants bis zu 2G in Bus und Supermarkt, das heisst der Ungeimpfte/Ungenesene kann dann nicht mehr den ÖV benutzen und vor allem auch nicht mehr einkaufen, und kurz vor dem Hungertod wird er sich endlich impfen lassen…
Die Motivation. Hier kommt nun der neue Job ins Spiel. Man versucht mit aller Lustigkeit und Spasshaftigkeit locker vom Hocker die Menschen von der Spritze und der Nadel zu überzeugen. Das kann mit netten kleinen Sketschen sein, oder mit netten kleinen Tanzeinlagen, mit netten kleinen Liedern oder mit netten kleinen Filmchen, man verteilt Bildchen oder Bratwürste, Eiscreme oder Suppe, man gibt Kuchen und Kränze, man schenkt Lollis und Lebkuchen. Der Impfmotivator oder die Impfmotivatoren setzt hier den ganzen Charme, die ganze Kraft ein, um die Leute von dem Piks zu überzeugen. «Lasst euch impfen! Lasst euch impfen!», diese Botschaft kommt circa 500 Mal pro Tag mit einem Lächeln über die Lippen.

Der / die Impfer(in)

Auch beim nächsten Schritt werden natürlich enorm viele Leute gebraucht. Irgendwer muss den Leuten ja die Pikse verpassen. Aber darf man das denn, wenn man keine Pflegeausbildung hat? Wahrscheinlich schon, denn ein Diabetiker darf und kann sich ja auch selber spritzen, ohne eine Riesenausbildung zu haben, und so sind die Impfzentren ein fröhlicher Pool, wo sich pensionierte Pflegerinnen und angehende Ärzte, aber auch Kulturfritzen in Kurzarbeit, ehemalige Bäcker, wo sich Keramikerinnen und Dekorateure, arbeitslose Webdesigner und arbeitslose Schausteller versammeln und piksen, piksen, piksen, im Akkord, im Akkord, im Akkord.
Daneben braucht es natürlich dann auch wiederum Leute, die im Impfzentrum oder im Impfbus in der Administration arbeiten.
Und wenn man im Beobachter den entzückenden Artikel Die Gesichter der Impfmaschine liest, dann hat man das Gefühl, dass es keinen fröhlicheren und heitereren Arbeitsort gibt als solch eine Impfanlage.

Ich habe am 1. Mai 2020, also im Frühling des letzten Jahres einen Post über Corona-Berufe veröffentlicht.
Niemand hätte gedacht, dass die Krise 2021 noch so heftig da sein würde und niemand hätte gedacht, dass wirklich neue Jobs entstanden sind. Nein, nicht als Atemschutzberatin, als Corona-Detektiv, als Luxusessen-Auslieferer oder als Videoberaterin, sondern als Impfmotivatorin oder als Impfer oder als Zertifikatskontrolleurin.

Und Omikron wird noch mal ganz neue Jobs kreieren.





Freitag, 26. November 2021

Habemus Regierung

Da sitze ich am Mittwochabend noch über einem Post über die Bedeutung von Frankfurt, da kommt es wie ein Paukenschlag: Die Ampel steht. Es gibt einen Koalitionsvertrag. Ach, gucken Sie mal, das gibt jetzt ja unfreiwillig ein Gedicht:
Da kommt es wie ein Paukenschlag:
Habemus Koalitionsvertrag.

Geräuschlos. Schnell. Effizient. So muss man die Verhandlungen beschreiben. Einerseits konnten alle am Tisch (oder an den Tischen, es wurde ja in mehreren Gruppen verhandelt) ihre zuckenden Daumen besänftigen, indem sie sich mantrahaft vorsagten: …nicht twittern…nicht twittern…nicht twittern…nicht twittern…nicht twittern, andererseits waren sie auch wirklich schnell. Man erinnert sich ja noch an 2017, erst die zähen Verhandlungen, die nach Jamaica führen sollten, dann die Absage, und dann unendlich langes Ringen für eine GroKo – ich hatte damals einen Post geschrieben, in dem ich Douglas Adams längste Party aller Zeiten in längste Koalitionsverhandlung aller Zeiten umschrieb, den machte mir Angie eigentlich durch die GroKo-Verkündung kaputt, ich habe ihn aber doch veröffentlicht…

Da sitze ich über einem Post, in dem Adorno und Horkheimer appelwoiselig fast in den Main fallen, als sie von Sachsenhausen auf die andere Seite torkeln,
Da kommt es wie ein Paukenschlag:
Habemus Koalitionsvertrag.

Er sieht gut aus, der Vertrag. Also, ich habe ihn natürlich nicht gelesen, ich meine, er sieht grafisch hübsch aus. ich denke aber, auch was drinsteht, das ist ganz nett. Sehr sozial, gut fürs Klima und mit vielen anderen netten Dingen. Einziges Problem ist, dass es sehr sozial, gut fürs Klima und mit vielen anderen netten Dingen nicht umsonst gibt, dass sozial, gut fürs Klima und mit vielen anderen Dingen eben etwas kostet (auch darüber habe ich geschrieben…). Aber Lindner, unser zukünftiger Finanzminister, der scheint ja mehrere Goldesel zu haben, der scheint das Eldorado gefunden zu haben, der hat noch irgendwo Diamantenminen in der Hinterhand, und mit den Goldeseln, dem Eldorado und den Minen wird er das alles finanzieren, vielleicht wird er auch Stroh zu Gold spinnen, und wenn das nicht klappt, hilft Rumpelstilzchen und holt sein Kind…

Da sitze ich über der Stelle, an denen Christine Lagarde einen ihrer wunderschönen Mäntel mit Senf bekleckert, weil sie gerade ein Frankfurter Würstchen isst,
Da kommt es wie ein Paukenschlag:
Habemus Koalitionsvertrag.

Auch die Regierung steht – fast. Kanzler ist klar, Vizekanzler ist klar, Finanzen und Aussen sind klar.
Beim Rest ist zumindest klar, welche Partei welches Ministerium bekommt. Und das erstaunt eigentlich schon etwas. Es ist also nicht so, dass eine Partei ein Ressort will, weil sie schon eine fähige Frau oder einen fähigen Mann in der Hinterhand hat, nein, erst wird aufgeteilt, dann wird gesucht. Was ist nun, wenn Partei X für Ressort Y eine tolle Person hätte, aber X nicht Y, sondern Z bekommen hat, und wenn Partei W für Z eine wunderbare Person hätte, aber nicht Z, sondern Y bekam? Dann hat man Pech gehabt.
Und Menschen, die Ahnung, aber kein Parteibuch haben?
Vergessen Sie es bei einer 3-Parteien-Konstellation.

Da schreibe ich (wieder einmal) über das entzückende japanische Hotel am Bahnhof, über die Lift-Videoüberwachung, die in die Lobby übertragen wird und die Toiletten, die Astronautensitzen ähneln,
Da kommt es wie ein Paukenschlag:
Habemus Koalitionsvertrag.

Eine Frage, die uns allen auf den Nägeln brennt, die Scholz aber noch nicht beantworten wollte:
Wird Lauterbach Gesundheitsminister?
Er ist in der richtigen Partei, ist Dr. med. und sicher ein fähiger Mann. Und bekannt – da hat er ja auch alles drangesetzt. Lauterbach ist «King of the Talkshows 2020», mit 30 Auftritten führt er die Rangliste an, ob Illner oder Lanz oder Maischberger, niemand kam um ihn herum. Gut, Herumgetalke muss er sich abgewöhnen, als Minister muss er nämlich arbeiten, und er sollte sich auch besser eine hübsche Sprecherin oder einen hübschen Sprecher zulegen, denn sein Gesicht (kann er nix dafür) will man nun wirklich nicht mehr sehen. Und seine Stimme (kann er auch nix dafür) will man auch nicht mehr hören.

Da sitze ich am Mittwochabend noch über einem Post über die Bedeutung von Frankfurt, da kommt es wie ein Paukenschlag: Die Ampel steht. Es gibt einen Koalitionsvertrag.

Und damit wünschen wir der neuen Regierung viel Glück.

Das wird sie nämlich brauchen.



Dienstag, 23. November 2021

Warum kann ich nicht schon abends meine Tasche packen?

Ich habe neulich über Sprichwörter geschrieben. Da war eines meiner Hass-Sprichwörter der schöne Satz

Was du heute kannst besorgen, das verschiebe nicht auf morgen.

Der Unsinn wird vor allem deutlich, wenn man sich überlegt, was man am einem Morgen alles leisten muss:
Man muss aufstehen.
Man muss wach bleiben.
Man muss Zähne putzen, sich rasieren, duschen.
Man muss sich anziehen.
Man muss Kaffee trinken und frühstücken.
Man muss die Tasche packen.
Man muss die Tasche nehmen, Schuhe und Mantel anziehen und aus dem Haus gehen.

Alle diese Sachen – bis auf eine – kann man nicht heute besorgen, sondern muss sie auf den nächsten Tag verschieben.
Man kann nicht schon am Abend aufstehen, das geht schon logisch nicht. Man könnte natürlich wach bleiben, aber wer schon einmal nach einer Nacht, in der man nicht geschlafen hat, versucht hat, etwas Ordentliches zu leisten, der weiss, dass das praktisch unmöglich ist.
Zähne putzt man ja auch am Abend, aber über Nacht sammelt sich wieder widerwärtiges Zeug in der Mundhöhle an. (Woher kommt das eigentlich?) Das Gleiche gilt für das Rasieren und das Duschen: Man könnte es abends erledigen, aber nach 8 Stunden Schlaf wäre der Bart wieder gesprossen und der Körper müffelig (sic).
Trinken und Essen wäre am Abend natürlich möglich, aber man hätte am Morgen Hunger.
Und die Kleider und Schuhe? Wer schon einmal in voller Montur geschlafen hat, weswegen und warum auch immer, weiss, wie eklig man sich am Morgen fühlt.
Aus dem Hause gehen geht abends natürlich auch nicht...

Die einzige Sache, die abends schon gehen würde, ist das Tasche packen, und das schärft man ja den Kindern schon ein, dass sie abends ihre Sachen schon packen und ihr Zeug richten.
Ich aber schaffe es nicht.
Einfach nicht.
Gar nicht.
Überhaupt nicht.

Es gehört zu den merkwürdigsten Dingen in meinem Leben, dass ich es noch nie geschafft habe, eine Tasche oder einen Aktenkoffer am Abend schon zu packen. Nicht dass das schlimm wäre, ich stehe immer früh auf, das habe ich ja neulich schon beglossiert und bepostet, es langt mir immer gut für alles, ich vergesse auch höchst selten etwas, aber dennoch ist es merkwürdig. Ich habe schon mit Psychologen und Therapeuten, habe mit Ärzten und Soziologen, habe mit Philosophen, Schamanen und Yogis, habe mit Helfern und Gurus geredet, aber alle Psychologen und Therapeuten, alle Ärzte und Soziologen, die Philosophen, Schamanen und Yogis, alle Helfer und Gurus konnten mir nicht helfen und meine Fragen nicht beantworten, nein, die Psychologen, Therapeuten, Ärzte, Soziologen, Philosophen, Schamanen, Yogis, Helfer, Gurus haben nur ziemlich viel Geld verlangt. Aber die Frage blieb:

Warum kann ich meine Tasche nicht am Abend packen?
Ich habe drei mögliche Erklärungsversuche:

Ich habe wahrscheinlich Angst, dass die Gegenstände, die ich in die Tasche tue, dort nicht bleiben, sondern irgendwo hingehen und Party machen. Ich habe in einem (sehr alten) Post über die Kugelschreiber und die Socken geschrieben, die wir ja immer wieder vermissen und die ich in einem Schränklein fand:
In meinem Flur roch es nach Hasch. Nach Cannabis. Nach Gras. Nach Coffeeshop. Dem Geruch nachgehend, stand ich bald vor jenem weissen Kästlein, das keinerlei Funktion hat, ausser meinen Flurspiegel zu tragen. Ich riss die Türen auf und traute meinen Augen nicht; in meinem Flurkästlein fand eine wüste Party, eine Orgie, ein Gelage der verlorenen Gegenstände statt.

Genauso habe ich Angst, dass sich die Welt über Nacht dermassen verändern könnte, dass das ganze Taschegepacke sich überholt. Was ist, wenn ich einen Regenschirm eingepackt habe, und beim Aufwachen strahlt die Sonne von einem blauen, wolkenlosen Himmel? Oder blöder: Was ist, wenn ich KEINEN Schirm in die Tasche tat, es aber am Morgen aus Kübeln schüttet? Was wäre, wenn die Welt gar nicht mehr steht, wenn Armageddon schon passiert wäre? Ginge ich dann mit gepackter Tasche zum Jüngsten Gericht?

Aber der logischste Grund ist wahrscheinlich der: Da ich verschiedene Taschen und Rucksäcke, Beutel und Koffer besitze, weiss ich nie, welche Taschen und Rucksäcke, Beutel und Koffer meiner Stimmung am nächsten Morgen entsprechen werden. Vielleicht habe ich den knallgelben Rucksack gepackt und fühle mich mehr nach mausgrauem Koffer, vielleicht habe ich den Pop Art-Beutel gepackt, aber um 7.00 am nächsten Tag wäre die Barocktasche viel richtiger…

Die meisten Dinge kann man nicht schon abends machen. Die einzige Sache, die abends schon gehen würde, ist das Tasche packen, und das schärft man ja den Kindern schon ein, dass sie abends ihre Sachen schon packen und ihr Zeug richten.
Ich aber schaffe es nicht.

Überhaupt nicht.





Freitag, 19. November 2021

Glasgow

Ja, und dann ist da noch das Schlussdokument der Klimakonferenz. Es gibt hier nichts schönzureden oder zu beschönigen: Glasgow war eine Katastrophe. So schön es war, dass – und lassen Sie sich das jetzt mal auf der Zunge zergehen – niemand mehr den Klimawandel abstreitet, angesichts der Tatsache, dass es eins vor zwölf ist, ist ein Packen-wir-es-irgendwie-und-irgendwann-einmal-an einfach zu wenig.
Einfach Mist.
Einfach nix.

Die Abschlusserklärung der Konferenz erinnerte mich sehr an die Vorsätze meiner Freundgendergapinnen (meine neueste Errungenschaft) für das Jahr 2021:

Holger wollte mehr Sport machen.
Tina wollte weniger trinken.
Susanne wollte weniger rauchen.
Bernd wollte mehr Obst essen.
Ralf wollte weniger Schokolade essen.

Alle meine Freundgendergapinnen haben ihre Ziele erreicht!

Holger geht inzwischen nicht nur am 2. Dienstag des Monats schwimmen, sondern auch am 4. Donnerstag. Er hat seine Frequenz also um 100% erhöht! Und wenn er in seiner roten Badehose durch das Wasser crawlt, dann fühlt er sich richtig gut – und sieht auch gut aus, denn sein Hintern ist noch ok, die Wampe ist ja dann unter Wasser, und um die wegzubekommen, müsste er JEDEN Dienstag und JEDEN Donnerstag schwimmen.
Tina hat ihr Quantum von 2 Flaschen Wein am Tag auf eine Flasche heruntergeschraubt, eine Reduktion um 50%. Aber auch hier natürlich nicht wirklich effektiv, wenn Tina abends ins Bett geht, ist sie nicht mehr sturzbetrunken, sondern nur noch betrunken, einer vernünftigen Arbeit am Morgen kann sie immer noch nicht nachgehen.
Genauso sieht es bei den restlichen drei meiner Freundgendergapinnen aus:
Susanne hat von 4 Päckchen Marlboro auf 2 Päckchen reduziert, das entspricht einer Verlängerung der Pause zwischen zwei Glimmstängeln von 2 auf 10 Minuten! Sie hustet immer noch genauso viel, aber nicht mehr so laut.
Bernd isst jetzt jede Woche einen Apfel, bislang war es einmal pro Monat, Steigerung auf das Vierfache! Aber auch hier: Es heisst halt nicht An apple a week keeps the doctor away sondern An apple a day keeps the doctor away.
Und Ralf? Er isst immer noch eine Tafel am Tag, ist aber sortenmässig von Kalim® auf Triret® umgestiegen, bei Triret® haben die Tafeln 10 Gramm weniger…

Wenn man also kein klares Ziel definiert, dann ist man immer auf der Gewinnerseite. Nein, halt, nicht ganz!
Holger hätte das Schwimmen auch ganz sein lassen können, Tina hätte auf drei Flaschen oder auf zwei Flaschen Whiskey steigern können, bei Susanne hätten es fünf Päckchen und bei Bernd GAR KEIN Apfel werden können und Ralf hätte auf Dilnt® umsteigen können, wo die Tafel 40 Gramm mehr hat.
Gut.
Schön.
Aber Verbesserung sieht anders aus.

Und so ist es eben auch mit der Schlusserklärung von Glasgow. „Wir wollen die Kohle reduzieren.“ Das ist ein so netter Satz, eine so entzückende Sentenz, ein so tolles Vorhaben, aber dieser nette Satz, diese so entzückende Sentenz, dieses so tolles Vorhaben bringt halt nix, gar nix, weil dieser entzückende Satz, diese so nette Sentenz, dieser Spruch, dieser Slogan, dieses so tolle Vorhaben keinerlei konkrete Ziele festlegt.
Kohle reduzieren – Bis wann? Und wie viel?
Es bringt nichts, sich das hehre Ziel von Null-Kohlekraftwerke-auf-der-Welt zu setzen, wenn Null-Kohlekraftwerke-auf-der-Welt im Jahre 2150 erreicht wird. Bis dahin lebt England vom Ganzjahres-Beachtourismus und in der Sahara hat es 70 Grad, bis dahin ist auf dem Gebiet des Aletschgletschers ein Palmengarten und Den Haag und Venedig liegen auf dem Meeresgrund.
Genauso wenig bringt es aber, von den 2485 KoKWs auf der Welt 10 zu schliessen, und das aber sofort…

So bitter es ist: Wir brauchen drastische Massnahmen und die sofort.

Ja, und dann ist da noch das Schlussdokument der Klimakonferenz. Es gibt hier nichts schönzureden oder zu beschönigen: Glasgow war eine Katastrophe. So schön es war, dass – und lassen Sie sich das jetzt mal auf der Zunge zergehen – niemand mehr den Klimawandel abstreitet, angesichts der Tatsache, dass es Eins vor Zwölf ist, ist ein Packen-wir-es-irgendwie-und-irgendwann-einmal-an einfach zu wenig.
Einfach Mist.
Einfach nix.




Dienstag, 16. November 2021

Sprichwörter

Kennen Sie diese Sprichwörter?

Wer länger schläft, ist ausgeschlafen.
Wir arbeiten langsam und gediegen, und was nicht fertig wird, bleibt liegen.
Das Wichtigste am Leben ist Spass und Vergnügen.

Wahrscheinlich kennen Sie sie nicht, es gibt sie auch gar nicht.
Es wären ja auch sehr untypische in der deutschen Sprichwortkultur. Die deutsche Sprichwortkultur besteht normalerweise aus moralinsauren, Zeigefinger erhebenden, spasslosen und düsteren Sentenzen, die deutsche Sprichwortkultur macht uns klar, dass das Leben ernst und bitter ist und man sich verdammt anstrengen muss, um nicht unter die Räder zu kommen. Die deutsche Sprichwortkultur ist kein Garten der Lüste, sondern ein Acker voller Steine und Disteln.
Ich möchte heute vier dieser schlimmen Gesellen genauer unter die Lupe nehmen.

WAS HÄNSCHEN NICHT LERNT, LERNT HANS NIMMERMEHR.

Ein ganz, ganz grosser Blödsinn. Dieser Satz wird gesprochen, um den Schülerinnen und Schülern möglichst viel Druck zu machen. So nach dem Motto: Wenn du jetzt nicht dahinter gehst, dann landest du in der Gosse. Er stimmt aber keineswegs. Hunderte, wenn nicht Tausende, wenn nicht Millionen von fröhlichen Senioren, die die Ferienkurse und Volkshochschulen bevölkern, strafen das Wort vom Hänschen Lügen. Da ist Biba, die mit 80 noch Italienisch gelernt hat, und nun zu ihrer ersten grossen Tour durch die Abruzzen und die Marken aufbricht, da ist Bert, der mit 78 nach 40 Jahren Brustschwimmen einen Crawl-Kurs besucht, da ist Carola, die mit 83 noch Harfe zu spielen beginnt. Zugegeben: Es geht im AHV-Alter ein wenig langsamer, aber es geht.
Ich selbst habe mit 40 Niederländisch gelernt, gerade bin ich am Französisch, ich habe meinen Führerschein mit 26 gemacht und habe mich spät, sehr spät, extrem spät mit dem Computer befasst. Was wartet auf mich, wenn ich 80 bin? Vielleicht ein Zeichen- und Malkurs, so unbegabt, wie meine hässlichen Grundschulbilder aussehen, kann ich gar nicht sein…

WAS DU HEUTE KANNST BESORGEN, DAS VERSCHIEBE NICHT AUF MORGEN.

Auch so ein Quatsch.
Stellen Sie sich vor, Ihre To-Do-Liste für die kommende Woche hat 72 Zeilen, Arbeiten und Erledigungen, die im Durchschnitt eine halbe Stunde brauchen, die meisten dieser Arbeiten und Erledigungen, nämlich 60, könnten Sie am Montag abarbeiten oder erledigen, aber da der Montag keine 30 Stunden hat, müssen Sie auf Dienstag und Mittwoch schieben, das Sprichwort macht also schon rein rechnerisch keinen Sinn.
Es gibt aber auch noch einen weiteren Grund:
Manchmal hat man für Arbeiten und Erledigungen noch keinen Drive, keinen Groove, keinen Antrieb, und diese Arbeiten und Erledigungen würden dann HEUTE richtig blöd und MORGEN vielleicht gut.
Und dann gibt es noch die vielen Dinge auf der To-Do-Liste, die sich erübrigen:
Kuchen für Tante Gerda ----- sie ist krank geworden
Regenschirm kaufen ----- ein Hoch ist gekommen
Brief an M. schreiben, dass er endlich T. schickt ----- M. hat T. geschickt
usw.
usw.
Nein, wenn man alles heute erledigen will, dann hat man morgen ein Burnout.

DER FRÜHE VOGEL FÄNGT DEN WURM.

Auch wieder so ein Ding, das von calvinistischem, arbeitsamen und strengem Denken nur so strotzt, in die gleiche Reihe gehört zum Beispiel
MÜSSIGANG IST ALLER LASTER ANFANG
Diese Sätze wollen uns vermitteln, dass jede Minute, die wir zu lange in den Federn sind, uns direkt in die Hölle führt, Ausschlafen ist Sünde, raus aus den Betten und ans Tagwerk!
Dabei weiss man inzwischen, dass es sogenannte Lerchen (Menschen, die morgens ihr Hoch haben) und sogenannte Eulen (Menschen, die abends ihr Hoch haben) gibt. Wenn nun eine Eule sich um 6.00 aus den Daunen quält, fängt sie eben keinen Wurm, sondern muss ihre ganze Energie aufbringen, um ihre Augen offen zu halten…

DER APFEL FÄLLT NICHT WEIT VOM STAMM

Komischerweise benutzen wir diesen Satz immer nur negativ, so im Sinne von: Er/sie ist genauso schlimm wie sein/ihr Vater, seine/ihre Mutter. Es könnte ja auch positiv werden, wenn die Eltern grosse Begabungen hatten und man hat die auch.
Aber auch dieses Sprichwort ist totaler Blödsinn.
Oft fällt der Apfel eben weit vom Stamm. Der Sohn des Massenmörders kann ein reizender Mensch sein, und die Tochter der Lyrikerin kann keinen einzigen Vers herausbringen.

Die deutsche Sprichwortkultur besteht normalerweise aus moralinsauren, Zeigefinger erhebenden, spasslosen und düsteren Sentenzen, die deutsche Sprichwortkultur macht uns klar, dass das Leben ernst und bitter ist und man sich verdammt anstrengen muss, um nicht unter die Räder zu kommen. Die deutsche Sprichwortkultur ist kein Garten der Lüste, sondern ein Acker voller Steine und Disteln.

Arbeiten wir doch nun an fröhlichen, heiteren Sprichwörtern, wie zum Beispiel:

DER FISCH BRAUCHT DIE FLOSSE, DER MENSCH BRAUCHT DIE GLOSSE.













Freitag, 12. November 2021

The Man with the Hammer

Holla hatte vor etlichen Jahren gesundheitliche Probleme, sie hatte immer kalte Hände und leichte Kopfschmerzen. Ihre Freundin Hilla riet ihr, zu einer Kinesiologin zu gehen, vielleicht litte Holla an einer Amalgamallergie, und die Kinesiologin könne das herausfinden. Sie selbst, so Hilla, litte an Jucken im Bauchbereich und kalten Füssen, und die Kinesiologin habe das mit dem Amalgam herausgefunden und sie, Hilla, liesse sich jetzt das Amalgam herausnehmen.
Holla ging also zur Kinesiologin, diese diagnostizierte durch ihre typischen kinesiologischen Methoden eine Amalgamvergiftung und empfahl eine Sanierung. Holla machte dies aber dennoch nicht, als sie zwei Dinge herausfand:
1) Bei Hilla blieben die kalten Füsse und das Jucken, auch als das ganze Amalgam herausgebohrt war.
2) Die Kinesiologin empfahl jedem und jeder, also wirklich ALLEN das mit dem Amalgam, ihre Diagnose war immer die gleiche.

Helga spielt nicht nur in einer Blasmusik, nein, sie ist sogar die Präsidentin und als solche gehört es zu ihren Aufgaben, nach einem Wettbewerb mit Stiller Bewertung zum Gespräch zu gehen. (Für die Nichtkenner der Musikszene: Bei einer Stillen Bewertung gibt es keine Punkte, sondern man wird zu einem Expertengespräch aufgeboten, bei dem ein Juror kommentiert, lobt und kritisiert, erklärt was und vor allem wie es besser gemacht werden kann.)
Bei den Musiktagen in Bad Schlönborn, bei dem Helga und einige ihrer Mitspieler zum Gespräch mit dem Experten Dudl Dudelheimer gehen, ist Helga aber einigermassen enttäuscht und verwundert. Dudl Dudelheimer schwatzt ziemlich um den Brei rum, sagt nicht klar, was gut und was schlecht war, er schwafelt und salbadert, kommt dann aber zum Schluss auf einen ganz konkreten Punkt: Die Klarinetten brauchen ein dickeres Blättchen.
Ein paar Tage später erfährt Helga, dass Dudelheimer das zu jedem Verein gesagt hat, anscheinend ist er Klarinettist und spielt gern auf dicken Blättchen…

Hulda, eine Freundin von mir, träumt viel. Und sie kann sich am Morgen meist an Traumfetzen erinnern. Mal sind es Albträume, mal sind es Stressträume, oft aber auch schöne, paradiesische, urlaubshafte Träume, häufig sind ihre Träume erotisch und häufig auch gewaltsam. Ihre Palette ist also gross, feststeht nur: Sie träumt. Obwohl Hulda genügend schläft, ist sie tagsüber oft müde. Um das abzuklären, schickt ihre Hausärztin sie in ein Schlaflabor.
Das Schlaflabor stellt fest, dass die junge Frau unter einer Schlafapnoe leidet und verkauft ihr eine Schlafmaske. Als ich Hulda ein paar Wochen später treffe, bin ich völlig entsetzt: «Hulda, du träumst doch jede Nacht, das heisst, du bist in der REM-Phase, also schläfst du tief genug! Was ist das für ein Quatsch!» Hulda bringt die Maske zurück und macht noch einmal ein grosses Blutbild. Der Übeltäter heisst Vitamin B12.

Seit 2017 gibt es im Kanton Schwyz bei den Kindern und Jugendlichen einen rasanten Anstieg der Fälle von Asperger-Syndrom. Dafür nehmen seit vier Jahren die ADHSler ab.
Warum das so ist, weiss niemand, aber es gibt eine Vermutung, Dr. Hubert Fischli, der Kantonspsychologe bis 2017, hatte über ADHS promoviert, sein Nachfolger, Dr. Helmut Weiss, schrieb seine Doktorarbeit – das können Sie jetzt leicht erraten – über das Asperger-Syndrom.

Nette Geschichten, werden Sie sagen.
Nette Geschichten.
Das Schreckliche aber ist: Alle diese Geschichten sind mehr oder weniger wahr, nur mit anderen Personen zu anderen Zeiten.
Holla bin ich selbst, weil ich feststellte, dass irgendwie alle, die zu einer Kinesiologin gehen, dann ihr Amalgam rausmontieren lassen, und weil es bei den Freundinnen Evi und Chris nix gebracht hatte, sagte ich alle Zahnarzttermine ab. Inzwischen sind übrigens alle alten Plomben draussen, weil sie ersetzt werden mussten…
Das mit dem Klarinettenblättchen ist übrigens auch mir passiert, ich war «nur» der Dirigent, aber der Experte sagte genau das – ich habe seinen Namen vergessen.
Hulda ist in Wirklichkeit eine Schülerin von mir. Sie erzählt mir selbstverständlich nicht ihre Träume, die kenne ich nicht, aber sie sagt, sie träume sehr viel. Weil sie immer so müde ist, soll sie in ein Schlaflabor, aber ich bestehe darauf, dass es andere Gründe geben muss.
Und das mit den Psychologen stimmt auch, nur ein anderer Kanton und es sind Frauen.

To a man with a hammer, everything looks like a nail.

So schreibt Mark Twain. Und der Spruch ist ja auch sehr treffend. Er beschreibt das, was man als «Betriebsblindheit» bezeichnen könnte.

Für den Mann mit dem Hammer sieht alles wie ein Nagel aus.

Das Problem ist, dass es bei Hammer und Nägeln, sprich bei Gegenständen vorkommen kann und irgendwie nicht ganz so schlimm ist, bei Menschen einfach nicht passieren sollte und nicht passieren dürfte.
Wer mit dem Hammer die Scheibe putzt, macht wahrscheinlich Scherben daraus, gut, die bringen Glück und es gibt ja auch Glaser. Wer jemand zu einer Amalgamsanierung rät, die aufwändig – und auch gar nicht so ungefährlich – ist, einfach weil das ihr ständiger Rat ist, die ist eine Schlimme.
Wer mit dem Hammer versucht zu sticken, wird wahrscheinlich keine Tischdecke zustande bringen, wer aber Jugendliche falsch therapiert, der ist ein Monster, weil er den jungen Menschen Lebenszeit stiehlt.

Nein, in Pädagogik und Psychologie, in Bewertung und Medizin sollte es keine «Menschen mit Hammer» geben.



Dienstag, 9. November 2021

Die Lösung des Papierproblems

Es gibt Probleme und Fragen, die ganz einfach zu lösen oder zu beantworten sind. Das sind wenige, sehr wenige, extrem wenige, aber es gibt sie.

Die Frage, warum so unglaublich viele japanische Touristen in Frankfurt a. M. herumlaufen, beschäftigte mich zwar lange, aber die Lösung war ganz simpel und extrem einfach: Die Japaner kommen am Rhein-Main-Airport an und beginnen dort ihre BRD-Reise, ebenso fliegen sie von dort auch wieder ab, d.h. von 10 Nächten in Deutschland schlafen sie zwei in der Nähe des Römers.

Die Geschichte mit den Zündhölzern finde ich nicht im Internet, so kann ich nur hoffen, dass die Story, die mein Vater mir erzählte, wahr ist: Der schwedische Zündholzkönig Ivar Kreuger hatte einen Wettbewerb ausgelobt, wie man mehr Effektivität bei den Schachteln erreichen könne, die Reibfläche war abgenutzt, bevor das letzte Hölzchen angezündet war. Kreuger dachte natürlich an eine chemische Formel, das hohe, sehr hohe, extrem hohe Preisgeld bekam aber ein junger Mann, der schrieb: «Machen Sie zwei Reibflächen an die Schachtel.»

In meinen Musik-Klausuren zum Thema Instrumentenkunde stellte ich in meinen Klassen immer die folgende Frage: «Ein Geiger hat ein Volkslied in D-Dur, ein Klarinettist (Klar. in B) dasselbe Volkslied in C-Dur. Wie kommen die beiden zum gemeinsamen Musizieren?» Auch hier war die Lösung denkbar simpel: Sie müssen die Stimmen tauschen, wenn der B-Klarinettist, der immer ein Ton tiefer klingt, D-Dur spielt, wird es C-Dur, was der Geiger dann hat…

Zurzeit erschüttert ein Problem den deutschen Buchmarkt: Es gibt zu wenig Papier für die Bücher. Da die meisten Papierhersteller zunächst Verpackungsmaterial machen und mit dieser Verpackung den Internetversandhandel beliefern, ist für die Druckereien nicht genug Papier da. Hülle sei zurzeit wichtiger als Inhalt, so wird ein deutscher Verleger zitiert.

Aber wie bei den Japanern in Frankfurt, wie bei den Streichhölzern, wie bei den beiden Musikern ist auch hier die Lösung ganz einfach, ganz simpel:
Man muss die Texte auf die Verpackungen drucken.

Nun staunen Sie, was? Halten Sie es gar für unmöglich?
Nun, das Einfachste wäre es natürlich, wenn man für die Pakete und Päckchen, für die Sendungen und Auslieferungen kurze, knappe Texte nehmen würde. Hier würden sich zum Beispiel Kalendergeschichten eignen, aber auch Lyrik, Aphorismen und kleine Storys, man müsste die Autorinnen und Autoren dazu anhalten, entsprechende Literatur zu produzieren, vielleicht, ja, vielleicht und eventuell würde sogar ein spezielles neues Genre entstehen:
Der Verpackungs-Text.

Der Verpackungs-Text könnte dann auch auf den Absender, den Adressaten und den Inhalt des Päckchens Bezug nehmen, so würde, wenn Herr Schmid aus Waldenburg bei Amazon ein Kochbuch bestellt, im Text der Schmied auf der Burg im Wald für die Amazone einen Hammel braten.
Und wenn Frau Schneider aus Freiburg bei Quelle ein Paar Schuhe bestellt, dann würden im Text den Schneider ein Paar magische Schuhe in die Freiheit und zur Quelle tragen.
Und wenn…
Ich denke, Sie haben verstanden.

Was aber ist mit Romanen, mit richtig langen, mit Schwarten, die 1000 Seiten übersteigen, mit langen Geschichten wie Der Zauberberg oder Doktor Faustus, langen Machwerken wie die Suche nach der verlorenen Zeit oder dem Mann ohne Eigenschaften? Gut, es stellt sich die Frage, ob man so lange Bücher überhaupt schreiben muss, aber auch hier gibt es eine Lösung:
Kleiner Druck.
Ein Designlabel in Berlin – und das ist jetzt nicht erfunden – druckt den ganzen Faust, und zwar 1 UND 2, auf ein riesengrosses Plakat, das man sich dann ins Zimmer hängen kann. Witzigerweise lassen sie in der Mitte eine weisse Stelle, um die die Buchstaben dann herumfliessen, und die hat die Form eines Pudels. Es wäre also durchaus möglich, den Zauberberg oder Doktor Faustus, die Suche nach der verlorenen Zeit oder den Mann ohne Eigenschaften auf ein Packpapier zu drucken.
Zugegeben:
Die Schrift ist schon sehr, sehr klein…

Es gibt Probleme und Fragen, die ganz einfach zu lösen oder zu beantworten sind. Das sind wenige, sehr wenige, extrem wenige, aber es gibt sie.

Und so wird man, wenn man in Zukunft im Internet etwas bestellt, nicht nur die Lieferart und den Weg der Bezahlung wählen, sondern auch den Text, der auf der Verpackung stehen soll:

Liefern:
O Click & Collect                O Nach Hause

Zahlen:
O PayPal                O Rechnung                O Kreditkarte

Text
O Neuestes Buch von Zeh                             O Neuestes Buch von Schlink     

O Neuestes Buch von Suter 

O Neuestes Buch von Genazino                     O Neuestes Buch von Berg











 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Freitag, 5. November 2021

Die Namen der Hochs und Tiefs

In grauer Vorzeit glaubten die Menschen an Götter. Sie hatten eine Menge, denn die einzelnen waren jeweils für verschiedene Sachen zuständig: Die Weisheit, den Krieg, die Liebe und den Ackerbau. Oder oft noch viel differenzierter, allein beim Wetter gab es zig: Die Göttin der Winde, den Gott der Blitze, da gab es die Göttin der Morgenröte und einen Gott für Hochwasser und Nicht-Hochwasser. Das alles war sehr praktisch, weil man wusste, wenn die Hütte überschwemmt wurde, war Zkolotl schuld, und Zkolotl musste man anklagen, aber fürs nächste Mal Zkolotl mehr opfern…

Dann kamen die monotheistischen Religionen und die Sache wurde einfacher und schwieriger zugleich: Ein Gott war für sanften Wind und harten Regen, für Sonne, Nebel, für Hitze und Frost, war für lauten Donner und silbernen Blitz zuständig. Wenn nun der eine Bauer noch Sonne für seine Tomaten und der andere Regen für seine Erbsen braucht, was tut man dann?
Aber die christlichen Missionare hatten hier Abhilfe: Es gab zwar nur einen Gott, aber Heilige mit verschiedenen Zuständigkeitsbereichen. Nun wusste man wieder, wen man anrufen musste. Im Falle Hochwasser oder eben Nicht-Hochwasser St. Nepomuk. Der steht auf den Brücken (oft als sehr schöne Statue) und passt auf das Wasser auf.
In einem wunderschönen schwäbischen Gedicht von Sebastian Blau wird zu ihm gebetet, dabei bitten die Rottenburger Katholiken, dass, wenn sich das Hochwasser nun gar nicht vermeiden lasse, dann solle man mit der Überschwemmung bei den „Gogen“, den Tübingern anfangen:

Ond loht se halt
mit aller Gwalt
s Hochwasser et verklemme',
noh hao' en Ei'seah', guater Ma'
ond fang mit überschwemme'
e bißle weiter donne' a':
dia Goge' nemmets et so gnau,
en deane ihren saure' Wei'
därf wohl e' bißle Wasser nei'
- ond evangelisch send se ao...

Dann kam – endlich! – die wissenschaftliche Meteorologie mit all ihren schönen Namen, da kamen Cirren und Wirren und Irren, da kamen Nimbi und Bimbi und Limbi, da kamen so schöne Kombinationen wie Nimbocirrostratucumulus und Cirrostratocumulonimbus und Nimbostratocumulocirrus, da entdeckte man die Hochs, die sich immer auf den Azoren verstecken, und die Tiefs, die auf Island hausen. Da wurde Luftdruck, Feuchtigkeit und Temperatur gemessen, und es wurden Wetterkarten erstellt.
Alles hatte nun eine physikalische Basis.

Dachte man.

Denn man hatte nicht mit der Sturheit und Rückwärtsgewandtheit der Leute gerechnet. Sie wollten keine anonymen Ereignisse, sie wollten keine unbenannten Cirren, Wirren und Irren, keine anonymen Nimbi und Bimbi, keine namenlosen Nimbocirrostratucumuli, keine unbezeichneten und Cirrostratocumulonimbus und Nimbostratocumulocirrus, Hochs und Tiefs.

Und so tragen seit 1954 Hochdruck- und Tiefdruckgebiete Namen. Was der grösste Schwachsinn ist, denn der moderne Mensch hatte sich ja gerade von Göttern und Heiligen gelöst, nun hatte man es wieder mit Personen zu tun, das Ganze wurde wieder höchst unwissenschaftlich.

So sagte der Bronzezeitmensch: «Fast wäre meine Hütte weggerissen worden, aber weil ich Zkolotl eine Geiss und einen Hasen geopfert habe, zog der Sturm und der Wind an meiner Hütte vorbei. Zkolotl sei Dank!»;
und der Mensch des Mittelalter sprach: «Als der Regen fiel, beteten wir zu St. Nepomuk und er lenkte das Hochwasser an unserem Hause vorbei» und eventuell fügt er noch verschmitzt wie die Rottenburger hinzu: «Es hat den evangelischen Nachbarn getroffen.»
Und der Mensch der Neuzeit spricht: «Manfredo ist an mir vorübergezogen» oder «Sybille hat mein Anwesen voll getroffen» oder «Hubert hat mich ruiniert».

Wie blöde ist denn das.

Lange war es ja so, dass alle Hochs männlich und alle Tiefs weiblich waren. Da haben aber die Frauen irgendwann reklamiert. Jetzt gibt es Männer-Hoch-Frauen-Tief-Jahre und ein Frauen-Hoch-Männer-Tief-Jahre. Da war natürlich die frühere Regelung einfacher, da wusste man immer, was was ist. Sie war zwar frauenfeindlich, aber praktisch. Heute muss man wissen, ob man sich in einem Männer-Hoch-Frauen-Tief-Jahr oder in einem Frauen-Hoch-Männer-Tief-Jahr befindet.

Dieses Jahr ist zum Beispiel Frauen-Hoch-Männer-Tief-Jahr. Wenn Sie sich also auf Beowulf freuen, dann leben Sie ein wenig hinter dem Mond, denn was ein Männertief in NRW und Rheinpfalz angerichtet hat, sollten Sie gesehen haben.

Früher glaubten die Menschen an Götter, die für das Wetter zuständig waren.
Dann kam der eine Gott und in seinem Schlepptau Heilige mit Zuständigkeiten.
Heute haben die Hochs und Tiefs Namen.
Dies zeigt, wie weit die Menschheit gekommen ist.





 

Dienstag, 2. November 2021

Ansagen 2: Das falsche Band

Ich habe neulich einen Post über Ansagen veröffentlicht.
Nun habe ich noch zweimal etwas mit Ansagen erlebt, das ich Ihnen nicht vorenthalten will. Und diese beiden kleinen Storys sind wirklich wahr.
Also:
Sie sind wahr im Sinne von: Sie sind wirklich passiert, sie sind echt, sie sind in unserer Zeit, auf unserer Erde passiert, man hätte sie – wenn man eine Kamera gehabt hätte – filmen können, es gäbe – wenn man sie auftriebe – Augen- und Ohrenzeugen, das Ganze hielte jeder wissenschaftlichen Überprüfung stand. Beide Storys sind wahr im Sinne von „wahr“ und nicht im Trump-Sinn, nicht im Sinne von Fakten aus der Auswahl von mehreren möglichen Fakten.
Gut.
Hier also die Geschichtlein:

Ich steige in Binningen an der Endhaltestelle Kronenplatz aus der Linie 2. Es muss an einem Montag gewesen sein, denn nur am Montag gehe ich ins Hallenbad Spiegelfeld, weil „mein“ Hallenbad Muttenz montags geschlossen hat. Aus dem Lautsprecher kommt folgende Ansage:

Liebe Fahrgäste, bitte beachten Sie, dass im öffentlichen Verkehr eine Maskenpflicht gilt.

Ich stutze. Ich stutze noch einmal. Welchen Sinn macht die Ansage jetzt, nachdem der 2er seine Fahrt beendet hat? Eigentlich keinen. Müsste man das Ganze nicht im Konjunktiv formulieren, so im Sinne von „…es hätte eine Maskenpflicht gegolten…“? oder will man Fahrgäste, die ohne Maske aussteigen, darauf aufmerksam machen, dass sie das nächste Mal eine Maske anlegen? Nein, eine solche Ansage NACH der Fahrt macht keinen Sinn.

Ebenso die zweite Anekdote:
Ich stehe in der Linie 11, die in diesem Moment vom Aeschenplatz zum Bankverein fährt. Da ich am Bankverein aussteigen will, stehe ich relativ nahe an der Tür. Plötzlich erschreckt mich eine Ansage:

Bitte geben Sie die Türen frei, damit wir weiterfahren können.

Hier stutze ich nicht sofort. Als pflichtbewusster Mensch, als preussisch Erzogener, als treuer Bürger springe ich sogleich einen Meter zurück. Dann erst stutze ich: Der Wagen fährt doch, warum muss ich zurücktreten? Oder will man mir androhen, man würde ANHALTEN, wenn ich an der Tür bleibe? Und würde man das auch wirklich tun?

Zwei Geschichten, zwei Ansagen.
Und eine Wahrheit: Die Lösung ist ganz einfach, hier hat jemand zum falschen Zeitpunkt auf den falschen Knopf gedrückt. Und das falsche Band zur falschen Zeit ausgelöst. Diesem jemand ist natürlich kein Vorwurf zu machen, es ist der Fahrer oder die Fahrerin. Diese Menschen haben selbstverständlich wichtigere Dinge zu tun als Tonbänder korrekt abzuspulen, sie müssen schauen, dass das Tram richtig abfährt und hält, auf querlaufende Fussgänger, querfahrende Velofahrer und wilde Autos achten, dabei noch immer wieder überprüfen, ob im Wageninnern keine Schlägerei ausbricht.
Blöd sind solche Fehler doch.
Ganz doof sind Ansagen, die die nächste Haltestelle verkünden, die dann nicht stimmt. Ortsunkundige steigen dann 1-2 Haltestellen zu früh aus.

Wie ist das Problem zu beheben?
Ganz sicher nicht mit der Koppelung von Ansagen an bestimmte Haltestellen. Wenn Sie nämlich jeden Tag hören

Ritterstrasse – Kavaliere helfen Müttern mit Kinderwagen.

dann gehen Sie davon aus, dass nur in der Ritterstrasse geholfen wird. Im Ernst, die Ansage gab es wirklich einmal und ich dachte als Kind, dass nur bei dieser Haltestelle Männer aufspringen und die Wägen herausheben, und dass deshalb alle Frauen dort ihre Läden, ihren Friseur und ihre anderen Orte haben, weil eben nur dort ihnen geholfen wird.

Nein.
Die Lösung ist ein im Wagen befindlicher Ansager oder eine im Waggon seiende Ansagerin. Diese oder dieser könnten dann ihre Sprüche auch gleich anpassen.

Hey, hässlicher bärtiger Alter! Keine Maske? Hast Du ein Attest? Zeig das mal her, und wehe, es ist gefälscht!
Hey, Schlampe im grünen Rock! Geh von der Tür weg, wir wollen losfahren.

Und wenn Sie jetzt sagen, dass sei doch viel zu teuer: Wir leisten uns gerade auch Menschen, die nicht anderes machen, als vor Einrichtungen rumzustehen und Zertifikate zu kontrollieren.
Der Tram- und Busansager wäre ein prima Job für Wiedereinsteiger nach Langzeitarbeitslosigkeit.

Freitag, 29. Oktober 2021

Sportlehrer

René Ragout, der Musiklehrer der Sekundarschule Weiningen (ZH) ist ein strenger Geselle. Er geht davon aus, dass eigentlich jeder und jede eine hohe musikalische Begabung hat, aber nur zu faul ist, diese auch auszuleben. So geht er mit jeder Klasse so um, als ob sie in der nächsten Woche zum ARD-, Tschaikowsky oder Chopinwettbewerb fahren würden. Schülerinnen oder Schüler, die einen Ton nicht treffen, keine grosse Septime singen können, keine «8 gegen 7» auf ihren Schenkeln schlagen vermögen oder sonst einfach unbegabt sind, beschimpft er als «unmusikalisches Warzenschwein», als «Rhythmuszombie» oder als «Scheisshaufen im Garten der Melodien».
René Ragout hat wegen seiner unmöglichen Art Probleme mit der Schulleitung.
Natürlich.
Und mit den Eltern.

Regula Schmid, die Deutschlehrerin der Sekundarschule Zuzenhausen (BE) ist eine raue Person, mit hexenhaften Zügen. Ihre Prämisse ist, dass eigentlich jeder und jede ein hohes sprachliches Talent hat, aber nur zu faul ist, dieses auch zur Geltung kommen zu lassen. So geht sie mit jeder Klasse so um, als ob sie in der nächsten Woche zum Bachmannwettbewerb fahren würden. Schülerinnen oder Schüler, die «weil» oder «während» mit Dativ gebrauchen, das Futur II Passiv nicht richtig bilden, keine 45 Synonyme für «sprechen» kennen oder sonst einfach unbegabt sind, beschimpft sie als «ungrammatische Drecksmenschen», als «Sprachkacker» oder als «Scheisshaufen im Garten der Poesie».
Regula Schmid hat wegen ihrer unmöglichen Art Probleme mit der Schulleitung.
Natürlich.
Und mit den Eltern.

Remo Tischler, der Sportlehrer der Sekundarschule Mossach ist ein wüster Unhold. Er geht davon aus, dass eigentlich jeder und jede eine hohe sportliche Begabung hat, aber nur zu faul ist, diese auch zu trainieren. So geht er mit jeder Klasse so um, als ob sie ab der nächsten Woche im Olympischen Dorf wohnen würden. Schülerinnen oder Schüler, die nicht 7 Meter weit und 2 Meter hoch springen, die keinen Flickflack und kein Rad können und auch im Base-, Volley- und Fussball keine Punkte machen oder sonst einfach unbegabt sind, beschimpft er als «meilenweit zu fett», als «totaler Krüppel» oder als «Scheisshaufen im Garten der Bewegung».
Remo Tischler hat…
Keine Probleme.
Nicht mit der Schulleitung.
Nicht mit den Eltern.
Nicht mit den Schülerinnen und Schülern.

Warum ist das so? Warum können und dürfen im Sportunterricht Dinge passieren, die in jedem anderen Fach unmöglich sind? Warum muss ein Schüler oder eine Schülerin sich ständig rechtfertigen, dass sie nicht schnell laufen oder hoch hüpfen können, während es für andere völlig normal ist, nicht singen oder keine genialen Texte schreiben zu können?
Warum – und ich schreibe das jetzt ganz bewusst provokant – haben die Sportlehrkräfte noch nicht gemerkt, dass der Zweite Weltkrieg vorbei ist? Wir brauchen keine durchtrainierten, kräftigen Leute mehr für Front und Lazarett. Die Schweiz hat sie übrigens auh damals nicht gebraucht...

Menschen, die normal intelligent sind, aber manchmal Buchstaben verdrehen, haben Legasthenie. Sie bekommen besondere Förderung und haben bei den Schultests einen gewissen Bonus.
Menschen, die normal intelligent sind, aber manchmal Zahlen verdrehen, haben Dyskalkulie. Sie bekommen besondere Förderung und haben bei den Schultests einen gewissen Bonus.

Ich fordere jetzt das Gleiche für mich bezüglich Sport. Ich habe ab jetzt offiziell eine Dysmotorisie. Und zwar rückwirkend. Damit werden alle meine Sportnoten seit Eintritt Primarschule im Jahr 1971 revidiert. Und alle meine Sportlehrer müssen sich entschuldigen.
Die, die noch leben, natürlich.
Nein, einen nehme ich aus: Meinen Lehrer für Leichtathletik (ausgerechnet!) in der 13. Klasse. Er hiess Lieb und trug den Namen zu Recht – aber er war eine grosse Ausnahme.
Sonst gilt ab jetzt für mich meine Dysmotorisie. Sportlehrpersonen, enstschuldigt euch!

René Ragout, der Musiklehrer der Sekundarschule Weiningen (ZH) ist ein strenger Geselle.
Regula Schmid, die Deutschlehrerin der Sekundarschule Zuzenhausen (BE) ist eine raue Person, mit hexenhaften Zügen.
Beide haben Probleme mit der Schulleitung – und mit den Eltern.
Aber sie haben jetzt eine Lösung:
Sie lassen sich zu Sportlehrpersonen ausbilden.



 

 

 

 

 

 

Dienstag, 26. Oktober 2021

Ansagen oder Zurzeit sind alle...

Liebe Badegäste
Wir bitten Sie, vor dem Schwimmen die Duschen zu benutzen.
Vielen Dank.

So hiess es früher im Gartenbad St. Jakob, vielleicht noch bis vor zwei Jahren, seit der letzten Saison ist dort zu hören:

Liebe Badegäste
Vor dem Baden und Schwimmen ist das Duschen obligatorisch.
Vielen Dank.

Warum hat man das geändert? Ich kann mir nur einen Grund vorstellen, nämlich den, dass man hier von einigen Witzbolden und Spassmachern ausging, deren Phantasie (sic) man nicht anregen wollte. Denn «Duschen benutzen» könnte ja einiges beinhalten, es könnte ausser dem Einseifen und sorgfältigen Abduschen, ausser Haare waschen und Abkühlen ja auch sämtlichen Unsinn beinhalten, den man in einer Dusche veranstalten kann. Das reicht von den Handtuch-Schlachten, die Jugendliche beginnen, indem sie sich die nassen Frotteetücher auf Bauch und Rücken pfeffern, bis zu den Sachen, die ausdrücklich und schriftlich verboten sind: Rasieren und Haare färben. Das reicht von den Tänzen und Tänzchen, die Kleinkinder veranstalten, bis zu…, bis zu…, ja, wie soll ich das jetzt sagen?...gut, nennen wir es beim Namen: Sex.
Und weil man nicht mehr will, dass Spassbolde und Witzmacher sich solche Dinge vorstellen, hat man das eben geändert.

Auch diese Ansage hat man geändert.

Liebe Anrufer
Zurzeit sind alle unsere Mitarbeiter beschäftigt. Bitte haben Sie ein wenig Geduld, Sie werden so schnell es geht bedient.
Vielen Dank.

So hiess es früher bei diversen Hotlines, vielleicht noch bis vor zwei Jahren, seit der letzten Saison ist dort zu hören:

Liebe Anrufer
Zurzeit sind alle unsere Mitarbeiter im Kundengespräch. Bitte haben Sie ein wenig Geduld, Sie werden so schnell es geht bedient.
Vielen Dank.

Warum hat man das geändert? Ich kann mir nur einen Grund vorstellen, nämlich den, dass man hier von einigen Witzbolden und Spassmachern ausging, deren Phantasie (sic) man nicht anregen wollte. Denn «beschäftigt» könnte ja einiges beinhalten, es könnte ausser dem Kundengespräch, ausser Notizen machen und weiterleiten ja auch sämtlichen Sinn und Unsinn beinhalten, der an einem Berufstag vorkommt. Das reicht vom Gang auf die Toilette über den Gang zum Kaffeeautomaten bis zum Haare kämmen, es könnte aber auch Nägel lackieren, Kreuzworträtsel lösen, SMS beantworten beinhalten, ebenso Lippen schminken, Topfpflanzen giessen, Sandwich essen, genauso wie Brille putzen und Nase kratzen.
Und weil man nicht mehr will, dass Spassbolde und Witzmacher sich solche Dinge vorstellen, hat man das eben geändert.

Nun gibt es aber zwischen den beiden Beispielen einen gewaltigen Unterschied. Im ersten Beispiel sind die Witzbolde und Spassmacher eben genau solche, sie stellen sich Dinge vor, die 90% der Besucher nicht tun.
Im zweiten Beispiel liegen die Witzspassboldmacher oft richtig. Anders gesagt: Die zweite Ansage ist gelogen. Es sind niemals alle Mitarbeiter in einem Kundengespräch.
Hoffentlich.
Ja, hoffentlich!
Ich hoffe, dass der Mitarbeiter, der mir gerade versprochen hat, einige Dokumente zu schicken, diese Verschickung auch wirklich in die Wege leitet.
Ich hoffe, dass die Mitarbeiterin, die versprach, die Sache weiterzugeben, dies auch wirklich tut und kurz eine Mail schreibt.
Und ich hoffe, dass der Mitarbeiter, der bei mir schon ein Kratzen im Hals hatte, zwei Minuten ein Bonbon lutscht, um den nachfolgenden Klienten nicht anzuhusten.

Wir brauchen also neue Ansagen. Wie wäre es damit:

Liebe Badegäste
Vor dem Baden und Schwimmen ist das Duschen obligatorisch. Dazu benützen Sie bitte die Duschen.
Vielen Dank.

Und:

Liebe Anrufer
Zurzeit sind alle unsere Mitarbeiter mit sinnvollen und die Kundenzufriedenheit fördernden Dingen beschäftigt. Bitte haben Sie ein wenig Geduld, Sie werden so schnell es geht bedient.
Vielen Dank.



















Samstag, 23. Oktober 2021

Wer soll die Ampelpläne bezahlen?

Stellen Sie sich vor, Sie müssten eine Mousse au Chocolat machen. Allerdings hat man Ihnen zwei herbe Bedingungen gestellt:
Die Eier dürfen nicht getrennt werden.
Die Schokolade darf nicht erhitzt werden.
Sie gehen also ans Werk und basteln etwas zusammen, etwas Naja-Mässiges, das den Namen Mousse au Chocolat sicher nicht verdient hat, denn wenn sie die geraspelte (!) Schokolade in die gequirlte Eierpampe hineinkippen, dann entsteht wahrscheinlich etwas Essbares, aber sicher nichts Geniessbares.

Stellen Sie sich vor, Sie müssten nach Norwegen Allerdings hat man Ihnen zwei Bedingungen gestellt:
Sie müssen vor dem nächsten Sonnenaufgang dort sein.
Sie dürfen kein Flugzeug und keinen Hubschrauber benützen.
Wenn Sie nicht gerade Odin heissen und Ihr Rappe sie über das Meer trägt – mit kurzem Zwischenstopp bei Meister Oluf, dem Schmied auf Helgoland, dann haben Sie grosse Schwierigkeiten. Natürlich fährt Ihr Wagen 300 km/h, aber irgendwo wird die Polizei Sie anhalten, vielleicht witzigerweise sogar in Flensburg.

Stellen Sie sich nun vor, Sie müssten einen Koalitionsvertrag entwerfen. Aber mit folgenden Bedingungen:
Mindestlohn und sichere Rente.
Grosse Investitionen in Klima und Digitalisierung.
Keine Steuererhöhung.
Einhaltung der Schuldenbremse.
Wird auch schwierig, gell?
Gell?

Ich habe VOR der Wahl das Folgende geschrieben:

Die Vorstellung der Wahlprogramme in den Nachrichten im Fernsehen wird dieses Jahr als fröhliche Karnevalsveranstaltung im heute-Journal inszeniert: Marietta Slomka, Bettina Schausten, Kay-Sölve Richter und Gundula Gause, Christian Sievers, Claus Kleber und Heinz Wolf sitzen zusammen im mit Luftschlangen übersäten Studio, trinken Sekt und haben dicke Pappnasen auf. Sie schauen sich die aus Berlin eingeblendeten Beiträge an.
Beitrag von der Pressekonferenz der SPD:
Mütter-, Väter und Grossmütterrente, Ausbau des ÖV, Mindestlohn von 25.-- und Abschaffung der Hundesteuer
Beitrag von der Pressekonferenz der FDP:
Steuersenkungen für alle Unternehmen, Abschaffung der MwSt. für Hotels, Ausbau der Autobahnen in Ostwestrichtung, Sicherung der Rente für Tierpfleger.
Beitrag von der Pressekonferenz der GRÜNEN:
Veganes Gratisessen an allen Schulen, Väter-, Mütter- und Kinderrente, Förderung der Erforschung der Energiegewinnung durch Verdauungskraft, Gratis-ÖV in allen Grossstädten.
Marietta Slomka, Bettina Schausten, Kay-Sölve Richter und Gundula Gause, Christian Sievers, Claus Kleber und Heinz Wolf haken sich unter und schunkeln und singen:
Wer soll das bezahlen?
Wer hat das bestellt?
Wer hat so viel Pinke, Pinke?
Wer hat so viel Geld?

(Post vom 29. Juni, dort in anderer Reihenfolge)

Das war – wie gesagt – VOR der Wahl, aber NACH der Wahl sieht das nicht anders aus, denn nun müssen ja die Wahlversprechen eingelöst werden, und mehr Geld ist ja nicht da…

Was tut man nun in unseren drei Fällen?

Die Mousse werden Sie – gegen das Gebot – auf traditionelle Art herstellen, Sie werden die Eier trennen und nur die Eiweisse zu einem steifen Schnee schlagen, und natürlich werden Sie die Schokolade im Wasserbad vorsichtig zerlassen. Sie werden dann zwar vom Bedingungssteller gestraft werden (Mit was? – Und wer ist dieser Bedingungssteller eigentlich?) aber Sie haben ein wunderbares Dessert.

Die Mousse werden Sie – gegen das Gebot – auf traditionelle Art herstellen, Sie werden die Eier trennen und nur die Eiweisse zu einem steifen Schnee schlagen, und natürlich werden Sie die Schokolade im Wasserbad vorsichtig zerlassen. Sie werden dann zwar vom Bedingungssteller gestraft werden (Mit was? – Und wer ist dieser Bedingungssteller eigentlich?) aber Sie haben ein wunderbares Dessert.

Die Reise werden Sie – gegen das Gebot – auf traditionelle Art antreten, Sie werden sich ein Ticket besorgen, werden zum Airport fahren, einchecken, zum Gate gehen und nach Oslo fliegen. Sie werden dann zwar vom Bedingungssteller gestraft werden (Mit was? – Und wer ist dieser Bedingungssteller eigentlich?) aber Sie sind in nullkommanix, in Windeseile in Norwegen.

Und im dritten Fall?
Es wird nicht gehen ohne mehr Steuer und mehr Schulden.
Ja, ich meine:
Es wird nicht gehen ohne mehr Steuer UND mehr Schulden.

Aber ganz ehrlich: Das Geld wird gut angelegt sein.