Dienstag, 29. November 2022

Neue Karte? Warum?

Liebe Schwitzcard®,

Ich habe seit Jahren bei Ihnen eine Maskencard® und bin sehr zufrieden damit.
Nun schicken Sie mir eine neue Karte, eine Flashcard® mit neuer Nummer und teilen mir mit:

Meine alte Karte ist nicht mehr gültig.
Ich soll sie vernichten.
Die neue Karte gilt ab heute.
Allen Stellen, an denen ich die alte Karte hinterlegt habe, muss ich die neue Nummer mitteilen.
Die PIN bleibt gültig.

Liebe Schwitzcard®,
ich habe keine neue Karte gewollt, Sie schicken mir das bösartig und ungefragt, heimtückisch und ohne Grund.
Ich habe grosse Mühe damit.

Nehmen wir nur einmal die Nummer.
7333 4769 1451 0006
Ich hatte mir, um mir diese Ziffern zu merken, eine ganze Reihe von Bildern und Geschichten gemerkt. Hören Sie einmal zu (oder lesen Sie genau):
7333: Drei, drei, drei gab´s bei Issos Keilerei. So merkte sich die Generation meiner Eltern die Schlacht bei Issos (333 v. Chr.), jene Schlacht, bei Alexander der Grosse und Dareios (der Perser) zum ersten Mal aufeinandertrafen. Dies war übrigens zu der Zeit, als man im Geschichtsunterricht noch Zahlen lernte, was – in Massen genossen, in Massen genossen – gar nicht so schlecht war.
Wozu die 7? Alexander hatte Glück und 7 war die Glückszahl.
4769: Die ersten beiden Ziffern stehen für jene Gruppe, die das Literaturleben in Deutschland 20 Jahre lang bestimmte, dritte und vierte Ziffer stehen für eine Stellung im – ja, wie soll ich das sagen, also, Dinge, die man macht, wenn niemand zusieht. Und so ist das Bild die Gruppe 47 in einer wilden Sexorgie verknäult. (Was gar nicht so weit hergeholt ist, angeblich mussten die Damen Aichinger und Bachmann ihre Türen hart verriegeln, um nicht die ganze Nacht von irgendwelchen notgeilen Literaten besucht zu werden.)
1451: Die klassische Kadenz, Tonika (I), Subdominante (IV), Dominante (V) und Tonika (I). In C-Dur: C – F – G – C. Für einen Musiker eine absolut logische Folge.
Und 0006 erinnert natürlich an Agent 006, einen Agenten der immerhin in dem Roman "On Her Majesty`s Service" vorkommt und den schönen Namen John Pennsylvanington trägt.

Und diese ganzen schönen Bilder und Geschichten soll ich nun einfach vergessen? Für die schnöde Nummer 4638 8909 7741 0923?
Suchen Sie mir jetzt neue Eselsbrücken? Oder muss ich mich selbst einen Sonntag lang hinsetzen?

Um es noch einmal klar zu sagen: Ich habe Sie nicht um eine neue Karte gebeten.
Sie haben Sie einfach geschickt.

Und was wird jetzt mit all den Stellen, bei denen ich meine Karte hinterlegt habe? Werden die sich alle korrekt melden, wenn die alte Nummer nicht mehr geht? Oder muss ich allen schreiben? Oder werde ich ein paar Abos und Apps verlieren?
Obwohl…
Obwohl…
Wenn ich so nachdenke, wäre es gar nicht so blöd, wenn einige Abos verschwänden.

Warum habe ich zum Beispiel immer noch das Abonnement von "Pferd & Jagd" ? Ich habe damals das Abo nur abgeschlossen, weil der Werber so süss war und ich ihn unbedingt in die Kiste kriegen wollte. Das ging natürlich schief, aber das Abo musste ich nehmen, und durch meine Unachtsamkeit verlängerte sich das Ding Jahr für Jahr.

Warum habe ich immer noch drei verschiedene DVD-Player, die jedes Jahr fleissig abbuchen? Man kann ja auf einem PC immer nur eine DVD schauen, und natürlich kann deshalb auch nur ein Programm laufen. Und so wäre es nicht blöd, wenn von DVD-Shark®, Love-DVD® und DVD-Bird® nur eine App bliebe.

Warum habe ich die ganzen News-Programme? Gerade diejenigen, die sich inzwischen ausschliesslich mit dem Liebesleben von amerikanischen It-Girls und Gangsta-Rappern beschäftigen («Liebes-Aus bei Guggi Gucci und Ice Tea Peach?» «Läuft da was zwischen Leanina und Bobbie Bubbie?»), die bräuchte ich jetzt wirklich nicht mehr…

Zu hoffen ist aber, dass die Programme, die ich wirklich brauche, sich melden und ich ihnen mitteilen kann, dass die Maskencard mit der Nummer Glück bei Issos – Gruppe 47 im Sexrausch – Einfache Grundkadenz – Agent Pennsylvanington durch die Flashcard mit der schnöden Nummer 4638 8909 7741 0923 ersetzt wird.

Liebe Schwitzcard, ihr macht mir nur Ärger. Ich habe nicht um eine neue Karte gebeten, aber ihr habt mir einfach eine geschickt.
Hoffentlich sind wenigstens die 100 000.—noch drauf.









   

Freitag, 25. November 2022

Ich bin... Ich fühle mich... / die Verleihung der GOLDENEN MAUS

Ich hatte neulich einen wilden Traum. In meiner (neuen!) Küche hatten sich Mäuse angesiedelt. Nachdem ich ein paar Tage zugeschaut hatte, wie die Biester meinen Käse klauten, meinen Schinken stibitzen, meine Nüsse nagten und meine Äpfel assen, sagte ich mir, das müsse aufhören und enden. Das könne ja nicht sein, dass die Nager alles wegnagen. Also überlegte ich mir, wie ich das Käseklauen, das Schinkenstibitzen, wie ich das Nüssenagen und Äpfelessen stoppen könne. Ich beschloss, zunächst einen milden und gewaltfreien Weg zu gehen: Ich stellte mich vor die (Inzwischen 20) Tiere und rief: «Ich bin eine Maus! Lasst uns reden! Ich bin einer von euch!»
Ich wartete eine Weile, dann erscholl aus dem Brotkasten eine Antwort: «Nein, bist du nicht.» «Doch», rief ich erneut, «ich bin eine Maus!» «Nein», tönte es jetzt aus dem Käseschrank: «Du bist ein Homo Sapiens, wir sind Mäuse, unsere Interessen sind diametral entgegengesetzt. Du kommst nicht umhin, Fallen aufzustellen.» «Ohne Fallen werdet ihr weiterhin meinen Käse klauen, meinen Schinken stibitzen, meine Nüsse nagen und meine Äpfel essen?» «Ja, ohne Fallen werden wir weiter deinen Käse klauen, deinen Schinken stibitzen, deine Nüsse nagen und deine Äpfel essen.»
Schweissgebadet wachte ich auf.

Bei einer Tasse Kaffee dachte ich über meinen Traum nach. Zunächst hatte ich noch kurz überlegt, ob ich dieses Lehrstück gesellschaftlicher Gegensätze einer marxistischen Strassentheatertruppe anbieten sollte, es wäre ja ein Agitprop-Sketch par excellence. Ich malte mir sogar schon die Schauspielerinnen und Schauspieler mit Mausmasken aus – so eine Mausmaske, wie der Täter im Tatort, also der Tatorttäter vom 20. 11. 2022 trug.
Dann aber fiel mir ein, dass ich gar keine marxistischen Theatertruppen und keine Agitprop-Künstler kenne, sie scheinen in der Schweiz auch nicht so häufig zu sein, wir haben ja nicht einmal mehr eine ordentliche kommunistische Partei…

Dann dachte ich bei einer zweiten Tasse Kaffee über diesen Satzanfang «Ich bin…» nach.
Er funktioniert eben nicht immer, aber manchmal funktioniert er. Bei Kennedy zum Beispiel hat er funktioniert. Er stellte sich am 26. Juni 1963 in Berlin hin und gab seine Solidarität mit den Worten bekannt:
ICH BIN EIN BERLINER.
Der Satz ging um die Welt und ist auch heute noch in den Ohren vieler Leute.
Bei Charlie Hebdo hat es auch funktioniert, wie viele Leute trugen nach dem 7. Januar 2015 T-Shirts oder Buttons mit
JE SUIS CHARLIE.
Allerdings: Von einigen wirkte der Satz merkwürdig, zum Beispiel von all den Pfarrern, Bischöfen und Kardinälen, denn Charlie Hebdo hatte Pfarrer, Bischöfe und Kardinäle oft genug angegriffen und der Klerus hatte das Satiremagazin genauso oft zum Teufel gewünscht…

Bei der dritten Tasse Kaffee (zu meinem Kaffeekonsum siehe Post vom 3. 5. 2022) formuliere ich ein Gesetz, dass als das HERTER`SCHE AXIOM in die Geschichte eingehen wird:

Sätze, die mit Ich bin…, I am…, Je suis…, Io sono…, usw. beginnen, kommen nur an, wenn siehe entweder stimmen (also wenn man das Gesagte wirklich ist) oder aus einer tiefen, glaubwürdigen Solidarität herrühren. In jedem anderen Fall sind sie pure Heuchelei.

Und im Sinne dieses Axioms und in Erinnerung an meinen Traum stifte ich einen Negativpreis, die GOLDENE MAUS. Die GOLDENE MAUS wird an Personen verliehen, die durch einen falschen Gebrauch von Ich bin…, I am…, Je suis…, Io sono… sich der Heuchelei schuldig gemacht haben und eine peinliche Vorstellung geliefert haben. Die GOLDENE MAUS ist mit 30 Tomaten (faulig und geworfen) dotiert. Natürlich geht die GOLDENE MAUS auch an solche Deppen, die sich als XY fühlen, also ihre Sätze mit I feel... beginnen.

So.
Sie müssten nun nicht lange raten, wer die GOLDENE MAUS 2022 bekommt.
Trotzdem wollen wir es spannend machen:
Trommelwirbel…
Ich zücke das Couvert.
Fortgesetzter Trommelwirbel…
Ich öffne das Couvert.
And the winner is:

Gianni Infantino.
Begründung: Mit seiner Rede bei der Pressekonferenz, bei der er angeblich zum Asiaten, Afrikaner, Wanderarbeiter, Sportler und Schwulen wurde, hat er ein dermassen wüstes Beispiel von Heuchelei und Hochstapelei abgegeben, dass einem jeden anständigen Menschen die Haare zu Berge stehen. Wenn Gianni ein Herz für alle diese Menschen hätte, dann hätte er a) die WM nicht Qatar vergeben oder würde b) den Kataris ein bisschen Beine machen und hätte c) dem DFB erlaubt, die Binde zu tragen. Nein, sein I feel..-Gefasel war abscheulich.

Eben kommt ein Anruf vom Marxistisch-Leninistischen-Revolutionären Komitee Nordwestschweiz (MLRKM). Das MLRKM möchte meinen Traumtext. Scheinbar liest nicht nur Bill Gates mit, wenn ich schreibe. Ich müsste allerdings – das sei Partei bzw. Komitee-Linie, klar bekennen, dass ich zu ihnen gehöre, also das ich Marxist sei.
Ich sage dem Mann, er könne sich…

Sonst kann ich die GOLDENE MAUS 2023 gleich mit selber verleihen.



 

 

Dienstag, 22. November 2022

Mein WM-Boykott-Dilemma

Liebe unverdrossene Fussballfans, liebe verdrossene Fussballfans, liebe Aufruferinnen und Aufrufer von #boycottkatar, liebe Nicht-Aufruferinnen und Nichtaufrufer von #boycottcatar

Ich bin in einem Dilemma.
Ich bin mehrfach aufgefordert worden, die WM in Qatar zu boykottieren, ich bin mehrfach aufgefordert worden, die WM in Qatar NICHT zu boykottieren.
Und nun bin ich in einem Dilemma.

Ich bin im gleichen Dilemma wie meine Freundin Susi aus NRW, die von mehreren Seiten aufgefordert wurde, die Firma Tönnies zu boykottieren.
Nun ist Susi aber Veganerin und hat seit 15 Jahren kein Fleisch gegessen. Natürlich isst sie kein durch Wanderarbeiter gefertigtes Billigfleisch, aber was zählt das, wenn sie auch kein Bio-Fleisch vom benachbarten Bauernhof nimmt?

Ich bin im gleichen Dilemma wie Detlef aus Müllheim, den man aufgefordert hat, Gergiev zu boykottieren.
Nun endet Detlefs Musikgeschmack, der eigentlich aus ABBA und den Kastelruther Spatzen besteht, im klassischen Sektor bei der Serenade Nummer 13 für Streicher G-Dur KV 525 (besser bekannt als «Kleine Nachtmusik»). Wie soll er Gergiev boykottieren? Er würde weder eine Tschaikowski-Sinfonie noch eine Wagner-Oper aushalten.

Ich bin im gleichen Dilemma wie Jürgen aus Hamburg, der gedrängt wird, nicht mehr zu fliegen, und zwar nicht aus der Kneipe, sondern mit dem Flugzeug.
Jürgen hat nun, seit er denken kann, Flugangst (und zwar richtig schlimme, mit Panik und Erbrechen und Schwitzen und Fieber 10 Tage VOR dem Flug). Und wegen Panik und Erbrechen und Schwitzen und Fieber fährt Jürgen zweimal im Jahr nach Süditalien – mit dem Zug. 50 Stunden mit zwei Übernachtungen. Und er könnte sich den Orden «Umweltheld 1. Klasse» umhängen, wenn nicht diese Flugangst mit Panik und Erbrechen und Schwitzen und Fieber wäre…

Ich bin im gleichen Dilemma wie…
Ich denke, Sie haben verstanden.

Liebe unverdrossene Fussballfans, liebe verdrossene Fussballfans, liebe Aufruferinnen und Aufrufer von #boycottkatar, liebe Nicht-Aufruferinnen und Nichtaufrufer von #boycottcatar

Ich kann Ihnen die folgenden Dinge versprechen:
Ich bin nicht nach Qatar gefahren und ich werde nicht mehr nach Qatar fahren.
Ich werde zu keinem Public Viewing gehen.
Ich werde mir kein Spiel im Fernsehen anschauen.
Ich werde die WM ignorieren.

Aber – wie oben gezeigt – dieser Boykott meinerseits bringt Ihnen gar nix.

Denn ich wäre auch so nicht Qatar gefahren.
Ich wäre auch so zu keinem Public Viewing gegangen.
Ich hätte mir auch so kein Spiel im Fernsehen angeschaut.
Ich hätte die WM auch so ignoriert.

Wie kommt man aus dem Dilemma heraus?
Für die aktuelle WM natürlich gar nicht.
Ich könnte mich natürlich mit den anderen, oben genannten Dingen beschäftigten, aber das ist auch schon fast erledigt:
Ich esse sehr wenig Fleisch, vielleicht einmal, zweimal die Woche, und wenn wir Fleisch kaufen, dann ist es Bio und sicher nicht aus Westfalen.
Ich boykottiere den Putinfreund und Schwulenhasser schon seit 15 Jahren.
Ich fliege nicht in den Urlaub, was bei meinen Lieblingsreisezielen Berlin und Scheveningen ob super Zugverbindungen auch totaler Quatsch wäre.

Liebe unverdrossene Fussballfans, liebe verdrossene Fussballfans, liebe Aufruferinnen und Aufrufer von #boycottkatar, liebe Nicht-Aufruferinnen und Nichtaufrufer von #boycottcatar,

Jetzt habe ich aber eine Idee:
2030 findet die Yoga-WM in Teheran und Isfahan statt. Ich werde mich ab nun für Yoga interessieren. Ich werde selber ins Yoga gehen, alle Wettkämpfe verfolgen, mich informieren und mich begeistern, ich werde an die WMs und Ems gehen, ich werde der totale Sportyoga-Fan werden.
Und dann…
Und dann…
Dann werde ich die WM im Iran 2030 boykottieren.

Liebe unverdrossene Fussballfans, liebe verdrossene Fussballfans, liebe Aufruferinnen und Aufrufer von #boycottkatar, liebe Nicht-Aufruferinnen und Nichtaufrufer von #boycottcatar,
Mehr kann ich Ihnen heute nicht bieten.



 

 

 

 

Freitag, 18. November 2022

Wir wollen einmalig sein

Ich hatte neulich ein langes Telefonat mit der SERAFE. (Für meine deutschen Leserinnen und Leser: Die SERAFE ist in der Schweiz das, was in Deutschland die GEZ ist, für die anderen Länder weiss ich das nicht, aber es ist ein Club, der Gebühren für Rundfunk und Fernsehen eintreibt.)
Ich musste einer Mitarbeiterin den Sachverhalt erklären, dass mein Partner und ich ab 2018 zusammen an der gleichen Adresse, aber in zwei Wohnungen, nun aber in einem Haushalt wohnen. Was de facto bedeutet: Früher zweimal, jetzt einmal blechen.
Nach vielem Hin und Her verstand und – was die viel grössere Mühe war – glaubte sie den Sachverhalt, brachte aber mit einem tiefen Seufzer hervor: «Das ist jetzt wirklich so ein seltener Fall.»

Sie haben ein Jucken im linken Ohr.
Weil Sie keine Rötung und keinen Pickel entdecken, gehen Sie zum Arzt. Zunächst zum HNO, der schickt Sie aber zum Dermatologen. Der Dermamensch schaut sich das Ohr von allen Seiten an, er kratzt und schnüffelt dran, schliesslich noch mit Lupe und Leuchte. Und nach Kratzen und Schnüffeln, nach Lupe und Leuchte, spricht er die Worte: «Also, wissen Sie – das ist jetzt schon eine ganz spezielle Sache…»
Und weil es eine spezielle und keine gewöhnliche Sache ist, werden alle möglichen Therapien ausprobiert: Medikamente, Rotlicht, Kälte, Wärme. Aber trotz Medikamente, Rotlicht, Kälte und Wärme verschwindet das Jucken nicht…

Mein Freund Hans wohnt in Burchigen, einem Winzkaff im deutsch-schweizerischen Grenzgebiet. Und dieses Winzkaff hat eine Besonderheit: Es hat eine Schweizer Adresse und eine deutsche Vorwahl. Wenn Hans nun im Internet seine Daten angeben soll, dann steht er vor einem Riesenproblem, er besitzt kein Handy, und wenn er die Adresse CH-8214 Burchigen eingibt, dann wird ihm für die Telefonnummer die Maske 41 ……………… geliefert. Er müsste nun aber die Maske 49……………… haben. Wenn er dem Anbieter schreibt, dann bekommt er die Antwort, für diesen seltenen Fall habe man keine Möglichkeit vorgesehen.

Zunächst einmal glaube ich nicht, dass hier wirklich so einmalige Sachen vorliegen.
Sind mein Partner und ich wirklich der einzige Fall, bei dem man zunächst in getrennten Wohnungen wohnt und dann doch zusammenzieht? Was wäre mit dem netten Mann gewesen, wenn er nach 24 Jahren doch endlich mit Alice etwas angefangen hätte? Hätten sie nicht dann auch (nach 24 years next door) eine gemeinsame Adresse gehabt?
Ist Ihre Ohrerkrankung wirklich die einzige ihrer Art – oder haben sie einfach einen Scheissdermatologen? (sit venia verbo)? Gäbe es vielleicht eine ganz einfache, ganz simple, ganz normale Erklärung, die man nur suchen müsste?
Ist die Lage von Burchigen wirklich so welteinzig? Gibt es nicht immer wieder solche Überschneidungen, für die man Lösungen finden muss? Was ist zum Beispiel mit dem Kleinen Walsertal?

Dann aber muss man sagen:
Geschieht allen Personen recht.
Wirklich.

Denn wir wollen ja alle möglichst einzigartig und besonders sein, und nun fällt diese Kiste auf uns zurück, sie fällt uns mit einem ganz grossen «Ätsch» auf den Kopf und grinst uns an.

Wir wollen alle einmalig und einzigartig sein.
Wir gehen in die Boutique und möchten natürlich ein Kleid, das etwas Besonderes ist, wenn die Verkäuferin dann sagt, dass dieses Modell gerne (und viel) gekauft werde, und zwar gerade in diesem Rotton, und dass die Frau XY und die Frau YZ und die Frau ZX es letzte Woche kauften, werden sie es dann nehmen? Wahrscheinlich nicht.
Wo fahren wir in Urlaub hin? Wohin reisen wir? Wahrscheinlich nicht nach Mallorca, um uns zwischen 10000000000 andere Menschen an einen Strand zu legen – falls wir dort überhaupt einen Platz zu finden. Wahrscheinlich auch nicht nach Gran Canaria, um dort unseren Friseur und unseren Metzger im Hotel zu treffen.
Was hängt an unseren Wänden? Sicher keine Reproduktion der «Sonnenblumen», des «Schrei» oder der Mona Lisa. Wenn wir es uns leisten können, dann legen wir uns sogar bei einem jungen Künstler ein Ölgemälde zu – zwar scheusslich, aber einmalig.

Wir alle wollen einmalig sein, wir wollen alle speziell sein, wir möchten die Einzige sein, die jenes Kleid trägt, wir reisen nach Kirgisistan oder nach Bitterfeld, nach Panama oder nach Buxtehude, wir kaufen jungen Künstlern Arbeiten ab, aber bei der SERAFE, beim Arzt, beim Angeben von Adresse und Telefon wollen wir bitte, bitte, bitte, bitte, dem Standard entsprechen.

Ganz konsequent ist das nicht.





 

 

 

 

 

Dienstag, 15. November 2022

Ein heikles Thema

 

Liebe Leserin, lieber Leser

KLIMA-AKTI-VISTEN

Das war es für heute.

 

P.S.  Der heutige Post wurde leider durch Aktivisten behindert, die sich daran festgeklebt haben. Ich habe sie nicht losbekommen – sie kleben zu fest.