Montag, 30. Juni 2014

Expertenrunde

From: hans.schnitter@wdr2.de

Sehr geehrter Herr Herter,
Hätten Sie Lust und Zeit, am 4.9.2014 in einer Expertendiskussion zum Thema Knabenchöre mitzumachen?
MFG Hans Schnitter


Sehr geehrter Herr Schnitter,
Liebend gerne. Allerdings: Wie sind Sie auf mich gekommen? Ich habe lange bei der Knabenkantorei Basel als Vizedirigent gearbeitet und sie ad Interim auch geleitet, aber ich müsste wissen, wer die anderen sind. Ich möchte nicht zwischen Kreuz und Thomas, Tölz und Calw wie ein Idiot dastehen.
LG Rolf Herter


Lieber Herr Herter,
Kreuz und Thomas, Tölz und Calw, welch schöner Chiasmus. Sie sind uns empfohlen worden, mehrfach, ich darf nicht sagen, von wem. Wegen der anderen müssen Sie sich keine Sorgen machen. Es sind folgende Personen:
Prof. Dr. Matthias Wurtsmann, Kulturwissenschaftler
Dr. Inge Blomsteett, Psychologin
Hochwürden Pius Nader, Theologe
MFG Hans Schnitter  


Lieber Herr Schnitter
Danke für Ihre prompte Antwort. Jetzt bin ich doch ein wenig baff: Kein anderer Musiker? Wie kommen Sie auf eine solche Expertenrunde?
MFG Rolf Herter


Lieber Herr Herter,
wir möchten das Thema Knabenchor nicht einseitig chortechnisch, sondern von vielen Seiten beleuchten. Dabei  übernimmt Herr Wurtser den musiktheoretischen, Frau Blomsteett den psychologisch-pädagogischen und Pius Nader den liturgisch-kirchlichen Part.
Grüsse H.Schnitter


Lieber Herr Schnitter,
gut. Aber ich habe mich ein wenig schlau gemacht: Wurtser hat über Picasso promoviert und über Goethe habilitiert, z.Zt arbeitet er über Schoenberg; Frau Blomsteett ist Beraterin einer Schulbehörde, Pius Nader ist Leitender Priester an der Kirche in Murxheim
Was haben die mit Knabenchor zu tun?
Grüsse R.Herter


Werter Herr Herter
Sie nerven ein bisschen. Wurtser ist ein blendender und charmanter Rhetor, der bei uns eigentlich immer dabei ist und zu jedem Thema etwas sagen kann, die Hörerinnen und Hörer lieben ihn. Frau Blomsteett berät ihre Behörde zum Thema Gender und Koedukation (KNABENchor, Sie verstehen?) Und dass Knabenchöre liturgische Aufgaben übernahmen und übernehmen, muss ich Ihnen doch nicht sagen.
Grüsse Schnitter


Herr Schnitter,
So charmant der Rhetor sein mag: Nehmen Sie doch jemand, der über Bach gearbeitet hat. Knaben- , Mädchen- oder Kinderchor ist KEINE Frage der Koedukation. Die Kathedrale in Murxheim hat KEINEN Knabenchor, warum nicht Tölz oder Calw, Kreuz- oder Thomaskirche? Ich dachte, Sie sind beim WDR, langsam habe ich das Gefühl, ich soll zu RTL, wo man irgendwelche Models hinsetzt und dann „Bobo Beinlich – Experte“ einblendet.
Grüsse Herter


Herr Herter!
Sie nerven furchtbar, Sie reden mir in die Auswahl nicht rein!
Machen Sie es nun oder nicht?
Schnitter



Natürlich nicht.
Wahrscheinlich sind auch Blomsteett und Nader langjährige Bekannte von Ihnen, die ständig zu irgendeinem Thema, in das sie sich in der Kantine eingelesen haben, ihren Senf dazu geben
Herter



Sie freches Stück.
Gut, dann nicht. Wir haben schon Ersatz. Der langjährige Leiter einer Stuttgarter Kulturinstitution wird es machen.
Schnitter


Ich lache mich tot. Rilling, der alte Fuchs. Nun ja, der passt in die Runde der „Experten“. Bei Ihnen wird am 4.9. so viel überflüssiger Senf aus dem Radio quellen, dass die Hörerinnen und Hörer Bier und Würstchen nicht vergessen dürfen.
Prost Mahlzeit


Freitag, 27. Juni 2014

Nacktschreiben



Das war natürlich gelogen mit dem Nacktschreiben.
Ich schreibe im Zug oder am Schreibtisch. Und bin immer angezogen dabei, im Zug etwas seriöser, am Schreibtisch meistens etwas legerer, so Sporthose und T-Shirt und so. Nackt habe ich noch nie geschrieben.

Ich bin überhaupt nicht so der Nackte, auch nicht mehr beim Schwimmen, das Einzige, was ich ungewöhnlich textilarm tue, ist Putzen – im Sommer natürlich. Wenn die Temperaturen auf tropische 65° klettern (gefühlt) und schon am Morgen die Sonne auf den kahlen Scheitel brennt, putze ich in der Badehose, ich bin also mein eigener Nacktputzer. Nein, ich bin nicht zu buchen, weder überhaupt zum Putzen noch zur Wohnungsreinigung im Badedress, ehrlich gesagt, wenn Sie einen Nacktputzer brauchen, holen Sie sich was Jüngeres, mit fast 50 ist halt alles nicht mehr so straff wie mit 20.

Aber wir kommen vom Thema ab: Nacktschreiben.
Ich meine, wieso eigentlich nicht? Es gibt ja fast alles als Nacktvariante. Wer erinnert sich nicht an die Nacktwanderer im Alpstein? Wer erinnert sich nicht an den Freiburger Nacktjogger, der gezwungen wurde eine Penishülle zu tragen, die den Blick tausendmal mehr auf seinen Schniedel lenkt als das beim reinen Adamskostüm der Fall wäre? Sport wurde ja früher immer nackt gemacht, auch die Fussballmeisterschaften waren textilfrei, und wenn jetzt jemand sagt, Fussball sei doch…dann verweise ich auf das legendäre Spiel Griechenland – Persien 7:0 in Issos 333 v.Chr. (drei,drei, drei gabs in Issos Keilerei, also war auch die Fankultur schon da.) Nein, der textile Fussball wurde erst mit dem Trikottausch eingeführt, jener magische Moment, der für die Nichtfussballfans, die Ahnungslosen, die Soccerdeppen die Belohnung ist, ein ganzen Spiel ausgeharrt zu haben, für 50% der Frauen und die Schwulen also.

Was kann man sonst noch nackt tun? Nicht, was Sie denken. Da wäre es wahrscheinlich haarsträubend, wenn man wüsste, wie viele Leute da noch was anhaben. Nein, man kann sicher nackt schreinern und malen, man kann schrauben und hämmern, sicher gibt es Nacktinstallateure, Nacktmetzger, Nackttapezierer und Nacktbodenleger. OTTO erzählt eine wunderbare Story von einem Nudistenbäcker, wobei er mit den Begriffen Nacktbackverbot und Nachtbadeverbot spielt…
Nacktdachdecker und Nacktförster halte ich für genauso unwahrscheinlich wie Nacktlandschaftsgärtner.

Und Nacktautoren?
Terry Jones schrieb immer nackt und er führte auch immer nackt Regie. Wer ihn nicht kennt, das ist der Schweigeeremit, der eben dieses Schweigen bricht, als ihm Brian auf den Fuss tritt. Natürlich ist er in der Rolle nackt.

Aber andere Schriftsteller?
Über das Verhältnis von Schreibsituation und Schreibprodukt hat die Germanistik, die sich ja sonst über jeden noch so grossen Blödsinn Gedanken macht, viel zu wenig gehandelt. Sind Texte aus der Ebene eher flach, wird ein am Meer geschriebener Roman flüssiger, gar wässrig oder fischig? Sind Bücher, die in einem Zug geschrieben wurden, auch in einem Zug? Und haben im Tram geschriebene Machwerke mehr Stopps?
Hatte Anais Nin beim Schreiben Reizwäsche an? Wer schrieb im Anzug, wer im Bademantel? Schrieb Böll im Liegen und Brecht im Sitzen oder umgekehrt? Und wie sieht man das an den Texten?
Und wer schrieb in der Badehose?

Ich werde also im einen Versuch machen: Einen meiner Posts werde ich WIRKLICH komplett nackt schreiben, aber nicht auf dem Balkon, da sieht man mich nämlich. Ich sage Ihnen aber nicht, welchen. Wenn Sie ihn erkennen, hat meine Blösse sich auf den Stil ausgewirkt.

Montag, 23. Juni 2014

Die NACKTE mit den eigenen Waffen geschlagen


NACKT, so NACKT, dass es knackt.
(Carl Orff, die Kluge)
Gut, so richtig geknackt hat es diesmal nicht.
Aber die ganze Story:

Die NACKTE hatte schon auf der ART COLOGNE Aufsehen erregt, indem sie NACKT von einem Podest Eier aus ihrer Vagina rutschen liess. Die NACKTE ist eine Künstlerin, die sich ganz auf die NACKTEN Tatsachen beschränkt und ihre NACKTheit als künstlerisches Mittel einsetzt.
Nun wollte die NACKTE an die ART Basel, um auch dort wieder ihre NACKTheit zu performieren.
Die NACKTE liess sich auf sämtliche Körperteile die Namen von Kleidungstücken malen, vielleicht um nicht mehr ganz so NACKT zu sein, was weiss ich.
Die NACKTE stieg ins Tram und fuhr NACKT zu Messeplatz.
Ab da war sie von Fotografen, Journalisten, Kunstkritikern, Schaulustigen, von der Dorfjugend und von Passanten, von Bloggern, Postern, Schreibern, Twitterern, von allen möglichen Leuten umlagert, die ihr förmlich auf die NACKTE Pelle rückten.
Die NACKTE stieg an der Messehalle aus und schritt zum Kassenbereich, nachdem sie noch ein NACKTES Selfie geschossen hatte. (Ach du liebe Zeit, hat die meinen Post nicht gelesen?)
Im Kassenbereich wartete allerdings nun ein Mitarbeiter der ART, der ihr erklärte, ihre Performance hätte, wie jeder künstlerische Beitrag, durch eine Galerie angemeldet sein müssen und man hätte auch eine Gebühr zu entrichten gehabt. So könne er sie leider nicht hineinlassen.

Bingo!
Das nenne ich mit den eigenen Waffen geschlagen. Kein Wort davon, dass NACKTE sich in einer Ausstellung, wo die Schönen und Reichen ja auch ihre Modellkleider präsentieren, nicht so gut machen. Kein Wort davon, dass ihre NACKTheit jemand stören würde oder dass NACKTE grundsätzlich nicht ins Messezentrum dürften, nein, die NACKTHEIT wurde klar als Performance, als Aktionskunst, als Happening gesehen, und eben weil die NACKTHEIT Kunst ist, darf sie unangemeldet nicht an eine Kunstmesse.

Mit den eigenen Waffen geschlagen.
Finde ich grossartig.

Ein befreundeter Lehrer teilte seiner Berufsabschlussklasse, die zu 90% aus Muslimen bestand, mit, dass es im Abschlusslager nur Rindfleisch gebe, und das erst noch vom Halal-Metzger. Applaus von allen. Dann fuhr er fort und meinte, dass er ja nun kein Wort über Alkohol verlieren müsse, denn dass es ein alkoholfreies Lager würde, sei ja klar. Hier war der Applaus, nein, nicht verhaltener sondern abwesend, grosser Proteststurm, das könne er nicht machen, das sei eine Schweinerei (klingt von Muslimen und Juden gesagt noch heftiger.) Als der Pädagoge nun süffisant nachfragte, ob denn alle in die Hölle kommen wollten, hiess es, nun ja, soooo streng sei man halt nicht. Worauf er erwiderte, dann könne man ja auch Schweineschnitzel braten… Man einigte sich auf Rind vom COOP und zwei Bier am Tag, das war genau das, was der Lehrer gewollt hatte.

Mit den eigenen Waffen geschlagen.

Achten Sie deshalb darauf, was sie kundtun.
Sagen Sie Ihrem Chef nicht, sie seien Christ und könnten am Sonntag nichts machen: Am siebten Tage sollst du ruhen. Er wird Ihnen postwendend einen Samstagsjob geben, denn es steht ja auch geschrieben: Sechs Tage sollst du arbeiten.
Sagen Sie Ihrem Chef nicht, es sei zu heiss zum Arbeiten, er wird, da das Büro klimatisiert ist, Sie den ganzen Abend dabehalten, da man Ihnen ja nicht zumuten könne, zuhause, wo es viel heisser ist, herumzuwerkeln.
Sagen Sie Ihrem Chef nicht, Sie könnten die Aufgabe mangels Info nicht erledigen, er schickt Sie das ganze Weekend auf eine Fortbildung nach Bottrop.
 
Mit den eigenen Waffen geschlagen.

Die NACKTE zog übrigens wieder ab und kam ANGEZOGEN zur ART zurück. Sie wird aber sicher wieder von sich reden machen, denn NACKTheit ist nun mal etwas Künstlerisches. Früher waren die Göttinnen auf den Gemälden NACKT und heute sind es die Aktionskünstlerinnen. Ja, NACKTsein befreit Seele und Leib und befördert so einen künstlerisch-spirituellen Prozess.

Daher habe auch ich diesen Podest auf heimischem Balkon völlig NACKT geschrieben.

 

 

Donnerstag, 19. Juni 2014

FBI liest mit


Meine Leserschaft wächst ständig. Langsam zwar, zugegeben, aber sie wächst. Zugegeben auch, dass sie schneller wachsen würde, wenn ich endlich Fotos (Selfies?) posten würde, oder Videos, auf denen ich mit meinem nackten Allerwertesten wackele, aber das mache ich nicht.
So ist meine Leserschaft ein elitärer Kreis, der die geheime Kunst des Textverstehens noch beherrscht.
Aber sie wächst.
Woher ich das weiss? Nun, als Maker eines Blogs hat man natürlich Zugriff auf diverse Statistiken: Wie viele Zugriffe im Jahr, im Monat, am Tag, zu welchen Tageszeiten, mit welchen Betriebssystemen und über welche Quellen. Und auch, und das ist eine sehr spannende Sache, aus welchen Ländern. Platz 1 und 2 haben hier natürlich Deutschland und die Schweiz, aber ich freue mich dennoch immer kindisch über einen Zugriff aus der Mongolei oder der Elfenbeinküste. Im Nachhinein stellt sich natürlich immer heraus, dass hier kein windzerfurchter Khanenkel in seiner Jurte über seinem PC sass, genauso wenig wie ein durchtrainierter Läufer unter Palmen, es waren stets Freunde von mir, die eben gerade in diesen Staaten weilten.

Den Platz 1 dieser Aufrufe hält natürlich mein Erzengel. Er jettet um die Welt wie ein Briefträger durch seinen Bezirk, und er muss das auch, denn schliesslich ist er ein Erzengel, und Engel werden ja auf der ganzen Welt gebraucht, was ist da nicht zu verkünden, zu heilen, zu strafen und zu prophezeien. Das Einzige, das mich wundert, ist, dass er ständig von Bonus-Meilen redet. Bonus-Meilen für Archangeli? Was kriegt er, wenn er die 100 000 Meilen voll hat? Erzengel ist er doch schon, mehr Privilegien kann er ja nicht bekommen.

Der Platz 3 der Länder, der echten Länder, ich meine der Hier-Sitzt-Im-Staat-X-Wirklich-Ein-Xler-Aufrufe wird von den USA belegt. Und hier bekomme ich ein bisschen Bauchschmerzen: Ich kenne ein paar Leute in den Vereinigten Staaten, aber längst nicht wirklich viele, gut, eventuell machen da ein paar Leute Werbung für mich, aber es sind eben doch auffallend viele Aufrufe.
Liest da vielleicht jemand mit? Die NSA, die CIA, das FBI, die FDA? Es könnte ja sein, dass die aus Tarnung auch bestimmte Seiten auf normalem Wege aufrufen statt sie zu hacken.   
Wenn die Geheimdienste wirklich dabei sind, wird mir mulmig. Das geht schon mit dem Namen los: Dienstag-Freitag-Glosse. Könnte da jemand auf die Schnapsidee kommen, das habe etwas mit dem Freitag im Sinne des Freitagsgebetes zu tun? Denkt da einer, ich halte Freitagspredigten zu Freitagsbetern? Oder meint gar einer, hier soll ein Schwarzer Freitag entstehen?
Ich hoffe, den ungebetenen Lesern ist der Begriff „Glosse“ klar, Amis sind ja immer so klar und geradeaus. Wird genügend herausgearbeitet, dass das alles ironisch ist? Meint gar jemand, ich bin wirklich Rassist und für Putin und für die hemmungslose Ausbeutung der Menschheit und gegen Schwule? Obwohl das für manche konservative Kreise ja wieder ein eindeutiges Plus wäre.

Vielleicht müsste ich doch ein Zeichen zulassen, das kein Text ist: Den Smiley. Dieses Grinsemännchen ist ja entstanden, weil wir keine Ironie mehr erkennen.
Oder muss ich mich in einem Post direkt an die Damen und Herren wenden, die Damen und Herren der CIA, des FBI, der NSA und der FDA? (die FDA lässt Medikamente zu, ich brauchte einfach eine vierte Abkürzung)

Die Leserschaft wächst ständig.
Und das freut mich.
Und wenn wir ein paar heimliche Mitleser haben, dann sei’s drum.
Es wird meinen nackten Hintern nicht geben.
Und keine Smileys.
Das wird mein Erzengel in Washington abklären. Da ist er nämlich ständig, die haben ihn bitter nötig.

Montag, 16. Juni 2014

WM, Art Basel und Mehdorn

Am Sonntag, den 15.6. fahre ich ab Haltestelle Mustermesse ab. Tausende Arbeiter sind dort beschäftigt, den Messeplatz auf die kommende Kunstmesse vorzubereiten. Da werden Kabel verlegt, Wände gestrichen, da werden Bretter geschleppt, Netze gespannt, da werden Mosaiken verlegt und Türen angebracht. Wuselnde Hände ziehen Fäden, fahren Baumaterial herum und waschen Fenster, wuselnde Hände hängen Plakate auf, kleben Pins und hämmern Bretterverschläge.
"Werdet ihr fertig?", frage ich den Vorarbeiter. "Natürlich", entgegnet er, "wir sind immer fertig geworden. Und wenn nicht, ist auch nicht so schlimm..." Als ich frage, warum es bei einer internationalen Milliardenmesse egal ist, ob man fertig wird, sagt er ganz lapidar: "Was nicht fertig ist, erklären wir zur Kunst."
Er weist auf eine Wand, die ursprünglich einen orangen Farbton hatte, die Farbe allerdings abgeblättert, spröde, verblasst. Deshalb haben Maler damit angefangen, die Wand neu in einem hellen, aggressiven Blau zu streichen. Sollten sie vor der ART BASEL nicht fertig werden, könnte man das Ganze zum Kunstwerk machen.
"Rothko, nich?", sage ich zum Polier. "Ja", spricht er, "sollten wir das nich vollenden, ist das BLUE OVER ORANGE."
Hier könnte Mehdorn vielleicht etwas lernen: Wenn der Flughafen auch 2015 nicht vorankommt, dann muss man eine harte Entscheidung treffen. Die Eröffnung wird angesetzt, alles, was noch sehr komisch aussieht, wird zur "Kunst am Bau" erklärt. Hängende Kabel? Sind eine Installation. Fehlende Lüftungen? Sind ein Happening. Mauern ohne Putz? Sind elementare Struktur.

Der Berliner Grossflughafen wird nämlich auch 2014 nicht fertig, aber der Chef hat für 2015 einen sicheren Eröffnungstermin angekündigt. Das kommt einem so vor, wie wenn Papa oder Mama dem Sprössling sagen, sie werden das Velo jetzt garantiert bis zu den Sommerferien repariert haben, nachdem sie es garantiert bis Ostern, garantiert bis Auffahrt und dann garantiert bis Pfingsten machen wollten. Das kommt einem so vor, wie wenn das Amt einem zusichert, dass das Dokument jetzt spätestens bis 3.7. bei einem sein wird, man hat die gleichen Briefe mit 3.4., 3.5. und 3.6. an der Pinnwand.

Nein, Herr Mehdorn, setzen Sie doch nun einfach einen Termin fest und halten den ein: Der Flughafen muss nicht fertig gebaut sein. Wie oben gezeigt, wird die Hälfte aller Mängel zur Kunst erklärt, und über Kunst kann man ja nicht streiten, die andere Hälfte wird mit Spontanität, Charme und Improvisation überbrückt, so wie es jetzt die Brasilianer machen.

Der Rasen ist nicht grün? Gar nicht grün, sondern vertrocknet, vergilbt und bräunlich? Kein schöner Rasen also, um die besten Fussballteams der Welt darauf spielen zu lassen. Hier hilft ein wenig Farbe. Im Ernst, die spritzen den Boden einfach mit grasgrüner Dispersion und alles sieht wieder schön und frisch aus. Auch das Wort Sitzplatz wird hier sehr frei und frank ausgelegt. Der normale Mensch erwartet ja, wenn er einen Sitzplatz bucht, vor allem einen Sitzplatz, der ihn 500.- kostet, irgendwie etwas mit Sitzfläche, Sitzschale, etwas mit Lehne und vielleicht sogar Polster, irgendetwas, was entfernt nach Stuhl aussieht. Die Brasilis deuten hier einfach um: Ein Sitzplatz ist ein Platz zum Sitzen und fertig, das kann auch eine Betontreppenstufe sein. Da der anständige Fan sowieso die meiste Zeit steht, oder das Spiel ihn förmlich von den Sitzen reisst, d.h. von der Treppe reisst, fällt das eh nicht auf.

Merken Sie was, Herr Mehdorn? Sie können also ruhig im Januar aufmachen. Liebreizende Hostessen und Boys werden die Fluggäste an die Check-ins bringen und niemand wird auffallen, dass die Infotafeln noch nicht hängen. Statt der nicht vorhandenen Bodyscanner wird Leibeskontrolle gemacht, und wenn die Kontrollierer genauso knackig, sportlich und appetitlich sind wie die An-Die-Counter-Führer, wird sich auch niemand beschweren. Spontanität und Charme übertrumpfen alles.

Die ART BASEL ist übrigens (natürlich) fertig geworden, sogar die Wand ist inzwischen einfarbig und kein Rothko, die herumstehenden Balken, Betonpfeiler und Eisenträger sind definitiv Kunst (sie erscheinen im Katalog).
Auf den Flughafen Berlin-Brandenburg darf man weiterhin gespannt sein

Donnerstag, 12. Juni 2014

WM und Volksbrützeln

Das Grillen!
Ich habe das Grillen nicht erwähnt!
In meinem Post über die WM habe ich von den Milliarden Litern Bier und den Millionen Tonnen Chips geschrieben, aber nicht vom Schrecklichsten:
Dem Grillen.
Und dabei meine ich nicht das gepflegte Brützeln im heimischen Garten, wo der Hausherr unter der Rhododendronhecke pikant marinierte Hühnerbrüstchen auf die Glut legt und die Frau des Hauses herrliche Salate herausträgt, deren Farbigkeit dann mit der der Rosen und Tagetes wetteifert, die heimische Terrasse, wo eben nicht nur ein Bierfass steht, sondern auch Pinot Grigio oder Epesses im Kühler.
Nein, ich meine die riesigen Plätze, auf denen der Gast stets, egal wo er sich hinsetzt von Fettschwaden und/oder Ascheregen ummantelt wird, wo die Biertische kleben und die Abfalleimer stinken, wo man drei Stunden für eine Bratwurst ansteht, um dann zu erfahren, dass die gerade aus sind, man aber ………….. bekäme, hier können Sie eine Sorte einsetzen, die Sie nicht mögen.
Nein, ich meine die riesigen Plätze, auf denen diese heissen Machwerke heruntergeschlungen werden, die immer entweder verbrannt oder roh sind, aber nie, nie, nie so wie die Leckerbissen unter dem Rhododendron, wo man aus grossen Bottichen sich beige, rote und weisse Schmiere auf den Pappteller quetschen kann, Schmiere, von der man sich fragt, was sie sei, denn Senf, Ketchup oder Majo kann es dem Geschmack nach nicht sein.
Nein, ich meine die Buden, in denen schlecht gelaunte, dicke Brützler in Kitteln, die schon zur letzten WM nicht gewaschen wurden, einen anraunzen: „Und du? Was kriegste?“
Hilfe, Hilfe, möchte man schreien, wo ist denn da die Gewerbeaufsicht, der Hotel- und Gaststättenverband, die Gesundheitsbehörde? Aber die sind in Urlaub, immer bei der WM.

Wenn Sie nun sagen, Public Viewing und Grillstand gehört eben zusammen, das eine adelt das andere, dann muss ich Ihnen widersprechen.
Ich liebe die Kombination von sehr, sehr abgehoben und sehr bodenständig, wie zum Beispiel die Gartenkneipe in Bayreuth, wo auch gegrillt wird (eher rhododendronmässig) und die dem völlig überkandidelten Grünen Hügel einen schönen Kontrapunkt setzt.
Ich liebe die Kombination von Parkett und Flickenteppich, von zerrissener Jeans und Seidenhemd, von Popsong und Madrigalarrangement.
Aber zwei schreckliche Sachen heben sich nicht auf.
WM-Gucken am Grillstand ist wie eine Werner Egk-Oper von Götz Friedrich inszeniert.
Es ist wie „Heute hau‘n wir auf die Pauke“ von Justin Bieber gesungen.
WM-Viewing mit Würstchenplatz ist wie eine Liaison zwischen Dieter Bohlen und Conchita Wurst.
Wie Netzstrümpfe zu Adiletten.

Nein, in Geschmacksfragen ist Minus mal Minus nicht Plus, es ist Minus hoch drei.
Daher, sollten Sie mich doch auf einem fettschwadigen, eingeräucherten Platz an klebrigem Tisch mit verkohltem Fleisch und undefinierbarer Gelbschmiere antreffen, dann gucke ich da Oper.
(Gibt es auch in PubVie!!!!)
Wenn ich mir das Endspiel anschaue, dann mit Südamerikanischem Delikatessen-Buffet und einem Weisswein aus Brasilien für 56.- die Flasche.
In diesem Sinne: Prost!

 

Montag, 9. Juni 2014

Ausnahmezustand WM

Im Juli vor vier Jahren bog in Hannover ein Autofahrer falsch ab. Er bog aber nicht etwa in eine Einbahnstrasse oder auf einen Strassenbahnplatz, er schrammte über den Bürgersteig direkt in eine Buchhandlung, er nahm die Wanderführer, Wörterbücher und Kochbücher vom Regal, wischte dann noch die Fachliteratur auf den Boden, bis ihn die Belletristik stoppte. Vor den Schranken des Gerichts gab er an, dass er ein WM-Spiel im Radio gehört und die Konzentration verloren habe. Er wurde freigesprochen und die Buchhändlerin musste den Schaden selber tragen.

Ausnahmezustand.

Im Juli vor vier Jahren packte eine Mailänderin beim zweiten Spiel der Italienischen Elf ihre Koffer und verschwand aus dem Leben ihres Mannes. Seine Anwälte rieten ihm dringendst davon ab, eine Scheidung mit "Böswilligem Verlassen" durchzuziehen, und sie rieten ihm auch, Wörter wie "Depression" und "Elementare Einsamkeit" nicht in den Mund zu nehmen, weil er das Verschwinden seiner Gattin erst nach dem Endspiel bemerkt hatte.

Ausnahmezustand.

Im Juli vor vier Jahren reichten in Zürich Eltern Rekurs gegen eine Note ein, weil der böse Lehrer einen Test am Tag nach einem Spiel der CH-Nationalmannschaft angesetzt hatte. Die Schulleitung und der Schulrat lehnten den Rekurs ab, aber vom Amt für Volksschulen bekamen die Väter und Mütter Recht: Ein Lehrer dürfe während einer Weltmeisterschaft keine wichtigen Prüfungen machen.

Ausnahmezustand.

Und jetzt ist es wieder so weit: In dieser Woche geht es in Brasilien los und die Welt steht Kopf. Firmen trauen sich nicht, etwas Wichtiges von ihren Mitarbeitern zu verlangen, alles ist entschuldigt, alles ist OK, in den Bordellen werden TV-Geräte aufgestellt, damit die Freier auch während des bezahlten Beischlafs kein Tor verpassen und man kann keinen Schritt nach draussen machen, ohne irgendwie auf ein Public-Viewing zu stossen. In jedem Laden gibt es WM-Tassen, WM-Unterhosen, WM-Mousepads, WM-Klobrillen, WM-Kochlöffel und WM-Kondome. 39 Milliarden Liter Bier wird die Welt in den nächsten Wochen konsumieren, zusammen mit 340 000 000 Tonnen Kartoffelchips.

Ausnahmezustand.

Ich habe nichts gegen die WM, ich möchte nur, dass Menschen verstehen, dass ich den Ausnahmezustand nicht mitmache, oder dass für mich andere Ausnahmezustände gelten. Ich verstehe, dass Leute mich für verrückt halten, wenn ich am Tag des Endspieles eine Telefonkonferenz ansetze, aber ich möchte genauso, dass diese Leute mich nicht für verrückt halten, wenn ich am Tag der Eröffnung des Grünen Hügels an keiner Telefonkonferenz teilnehme. Umberto Eco hat dieses Ungleichgewicht in einem unglaublich schönen Streichholzbriefchen festgehalten. Er verwickelt dort einen Mitreisenden in eine Diskussion über CD-Einspielungen von Blockflötenkompositionen, der natürlich völlig konsterniert ist, und vergleicht dieses "Hä - was meinen Sie?" mit dem "Hä - wie bitte - was?", das man sagen muss, wenn einen der Taxifahrer in einen Dialog über ein Fussballspiel verwickelt.

Seien Sie also ruhig im Ausnahmezustand, trinken Sie Hektoliter Bier und essen Sie Tonnen von Chips, fahren Sie in Buchhandlungen, lassen Sie ihre Frauen ziehen und rekursieren Sie gegen Schulnoten, aber verstehen Sie bitte auch, dass ich den Ausnahmezustand nicht mitmachen werde.

Freitag, 6. Juni 2014

Wollen Sie wissen, wie ich gerade aussehe?

Ich schreibe diesen Post im Zug von Moutier nach Solothurn. Stehend, wie Sie sehen. Die dort eingesetzten Wagen der BLS haben nämlich keine guten Tische, aber so eine Ablage, die man als Stehpult benützen kann. Leider direkt vor der Zugtoilette, die Sie im Hintergrund erahnen. Kein schönes Motiv, aber ich drehe mich mal ein bisschen: Ah, die Hausberge von Crémines, wir sind also noch vor dem Weissensteintunnel. Ich sehe ein wenig müde aus, aber gut gelaunt. Meine Haare, die zu lang sind, ich müsste dringend mal wieder zum Friseur, habe ich so mit Gel ein bisschen aufgemotzt oder aufgebrezelt. Ich trage, passend zum Immernochaprilwetter, drei Schichten, die sie alle sehen können: Ein graues T-Shirt, ein blassrotes Knitterhemd und eine blaue Kapuzenjacke.

Sie finden das nicht spannend? Sie fragen, was das alles soll?
Leute, das ist ein Selfie.
Ein geschriebenes, literarisches, textuöses Selfie.

Und  natürlich völlig bescheuert. Es interessiert den Leser und die Leserin nicht, was der Schreiber gerade anhat.

Die Frage ist aber, warum das so viel vomhockerreissender ist, wenn  man permanent Fotos von sich macht und in aller Welt herum schickt. Denn wenn ich ein Selfie (also ein JPG-Selfie) von mir gepostet hätte, hätten das alle toll gefunden. Statistiken zufolge macht ein Jugendlicher pro Tag im Schnitt 76,94 Selfies, postet davon immerhin 23,7 und erhält 54,8. Die Gesamtmenge aller Selfies im Internet beläuft sich auf 4.562.457.000, also über 4,5 Milliarden. Um sie anzusehen bräuchte man mehrere Menschenleben.   

Jetzt kommen Sie mir bitte nicht mit Selbstportrait. Natürlich hat fast jeder Maler auch einmal sich selbst gemalt und auch Man Ray hat Aufnahmen mit Selbstauslöser gemacht. Aber das waren Künstler und die Produkte sind Einzelstücke. Stellen Sie sich vor, Rembrandt wäre so selfiesüchtig wie Leute heutzutage gewesen, es gäbe keine Nachtwache und keine Geburt Christi, es gäbe nur Bilder von ihm, dem hässlichen kleinen Zwerg mit Baskenmütze.

Gibt es für Sie auch so ganz wenig Fotos, auf denen Sie sich wirklich gefallen? Man findet immer irgendetwas nicht gut an sich, gell? Man sieht die kleinen Pölsterchen, man sieht den zurückgegangenen Haaransatz, man sieht Falten, die sonst nicht auffallen usw.

Das wird bei einem Selfie nicht besser und die Selfieschiesserei ist für einige Jugendliche schon zu einem richtigen Problem geworden. Da zückt man ständig sein Handy und knipst und guckt.
Und geht ein paar Schritte.
Und knipst und guckt.
Und steht vor einer Hauswand.
Und knipst und guckt.
Und kommt in die Sonne.
Und knipst und guckt. 
Und geht in die Badi.
Und knipst und guckt.
Und ist nie zufrieden.
Einige Leute müssen deshalb schon in Therapie. Weil sie an ihren Selfies verzweifeln, die nie so smart, hübsch, so wohlgebaut und durchtrainiert aussehen, wie sie gerne wollten. Und deshalb aus dem Knipsen und Gucken nicht herauskommen. 

Einen guten Trick hatte mein Kollege Hubert herausgefunden: Er liess seine Selfies von einem anderen machen. (Sind natürlich dann keine Selfies mehr, sondern Elsies, taken by somebody else.) So sah er immer jugendlich, frisch, smart und lecker aus. 

Oder Sie machen es wie ich: Sie schreiben textuöse Selfies, ich hätte ja genausogut schreiben können, ich sei schon nach dem Weissenstein, also in Oberdorf, ich sei frisch beim Coiffeur gewesen, ich trüge Armani, sei fit und braungebrannt und wer weiss was noch.

Vielleicht wird das doch das Selfie der Zukunft.

Dienstag, 3. Juni 2014

FIFA 2022 oder: Mich erstaunt das Erstaunen


Die Berufung des Rockmusikers Bully Belly zum stellvertretenden Kapellmeister am Opernhaus Münster löste unlängst ein wenig Erstaunen aus. Der Intendant gab bekannt, dass man durch eine Person, die eigentlich aus einem anderen Metier komme, ein wenig frischen Wind in die Sache bringen wolle und dass Bully sich die Sachen, die er nicht könne, mühelos draufschaffen werde.
Dazu gehören solche Details wie die Kenntnis der Notenschrift, die dirigentische Schlagtechnik, Instrumentenkunde und das Wissen über Opern schlechthin. So ist für ihn TOSCA das Parfüm seiner Grossmutter (die Grufties werden sich noch erinnern: Mit Tosca kam die Zärtlichkeit) und Da-da-da-damdadaa ist für ihn die Musik einer Schokocornflakespraline.
Grosse Bestürzung löste dann die Meldung aus, dass Bully Belly der Stiefneffe des Oberbürgermeisters ist.

Mich bestürzt eigentlich eher die Bestürzung als die Tatsache.

Die Berufung des Mikrobiologen Prof. Dr. Hubert Schmand zum Chef der Uniklinik Giessen löste unlängst eine ähnliche Verwunderung aus. Der Mann, ein hochkarätiger Wissenschaftler, hatte ausser dem Nobelpreis schon alle wichtigen Auszeichnungen abgeräumt und galt als Koryphäe auf dem Gebiet der Zellkunde. Was ihm fehlte, war das gesamte Wissen um Diagnose, Therapie, Physiologie, Pharmazeutik. Kurz: Er hatte bei der Geburt seiner Tochter vor vier Jahren zum letzten Mal ein Spital von innen gesehen. Wozu braucht jemand wie er noch den Chefarzttitel? Keiner weiss es, aber es wurde relativ schnell klar, dass er einige Leute kräftig geschmiert hatte. Als es herauskam, waren alle verwundert.

Mich verwundert die Verwunderung, ja, mich erstaunt das Erstaunen, mich bestürzt das Bestürzen und mich verblüfft die Verblüffung.

Wenn eine völlig unlogische Entscheidung getroffen wird, von der eine bestimmte Person oder bestimmte Institution profitiert, die von Tuten und Blasen keine Ahnung hat, (ein Dirigent UND ein Arzt müssen nämlich Ahnung von Blasen haben), dann ist entweder Vitamin B im Spiel oder es ist Geld geflossen. Oder: Es wurden sexuelle Dienste gewährt, im Theater und beim Film spricht man daher von der Besetzungscouch.

Das ist doch logisch, oder.
Warum tut man dann so erstaunt?

Wenn ein Land, in dem nicht Fussball gespielt wird, in dem bei den dortigen 50° C auch gar nicht gespielt werden kann, ein Land, das keine Stadien hat und noch nie an einer WM einen Blumentopf gewonnen hat, die FIFA WM 2022 ausgetragen werden soll, dann kann das nicht mit rechten Dingen zugehen. Alle tun jetzt so, als ob niemand damit gerechnet hat, dass da Pinke, Kohle, Knete, Mäuse, Zaster den Besitzer gewechselt hat.

Das war doch völlig klar, oder?
Mich verwundert die Verwunderung, ja, mich erstaunt das Erstaunen, mich bestürzt das Bestürzen und mich verblüfft die Verblüffung.

Die FIFA, der korrupteste und geldgierigste Verein auf diesem Planeten, soll hier eine Sachentscheidung getroffen haben?
Wer hat das wirklich geglaubt?
Blatter, der korrupteste und geldgierigste Funktionär auf diesem Planeten, soll hier nach Fakten geurteilt haben?
Wer hat das wirklich geglaubt?

Natürlich ist hier viel, viel, viel Geld durch die Ölpipelines gegangen.
Oder der Scheich von Katar ist der Cousin des Schweizers Blatter. Oder er hat mit ihm geschlafen. Halte ich beides für unwahrscheinlich.

Belly wurde übrigens mit einer Abfindung gar nicht an seinen Posten gelassen und der 2. Kapellmeister von Wuppertal bekam den Posten – nach einer glanzvollen Rigoletto-Vorstellung, denn er konnte das da-da-da-dadadam nicht nur in diese Oper einordnen, sondern es auch dirigieren. Chefarzt in Giessen wurde ein Internist.

Und die WM 2020 wird neu vergeben werden müssen.
Alles nicht erstaunlich.
Also: Hört auf euch zu wundern, wenn Geld, Sex und Klüngel  die Welt regieren.
Es ist seit Jahrtausenden so.