Donnerstag, 12. Juni 2014

WM und Volksbrützeln

Das Grillen!
Ich habe das Grillen nicht erwähnt!
In meinem Post über die WM habe ich von den Milliarden Litern Bier und den Millionen Tonnen Chips geschrieben, aber nicht vom Schrecklichsten:
Dem Grillen.
Und dabei meine ich nicht das gepflegte Brützeln im heimischen Garten, wo der Hausherr unter der Rhododendronhecke pikant marinierte Hühnerbrüstchen auf die Glut legt und die Frau des Hauses herrliche Salate herausträgt, deren Farbigkeit dann mit der der Rosen und Tagetes wetteifert, die heimische Terrasse, wo eben nicht nur ein Bierfass steht, sondern auch Pinot Grigio oder Epesses im Kühler.
Nein, ich meine die riesigen Plätze, auf denen der Gast stets, egal wo er sich hinsetzt von Fettschwaden und/oder Ascheregen ummantelt wird, wo die Biertische kleben und die Abfalleimer stinken, wo man drei Stunden für eine Bratwurst ansteht, um dann zu erfahren, dass die gerade aus sind, man aber ………….. bekäme, hier können Sie eine Sorte einsetzen, die Sie nicht mögen.
Nein, ich meine die riesigen Plätze, auf denen diese heissen Machwerke heruntergeschlungen werden, die immer entweder verbrannt oder roh sind, aber nie, nie, nie so wie die Leckerbissen unter dem Rhododendron, wo man aus grossen Bottichen sich beige, rote und weisse Schmiere auf den Pappteller quetschen kann, Schmiere, von der man sich fragt, was sie sei, denn Senf, Ketchup oder Majo kann es dem Geschmack nach nicht sein.
Nein, ich meine die Buden, in denen schlecht gelaunte, dicke Brützler in Kitteln, die schon zur letzten WM nicht gewaschen wurden, einen anraunzen: „Und du? Was kriegste?“
Hilfe, Hilfe, möchte man schreien, wo ist denn da die Gewerbeaufsicht, der Hotel- und Gaststättenverband, die Gesundheitsbehörde? Aber die sind in Urlaub, immer bei der WM.

Wenn Sie nun sagen, Public Viewing und Grillstand gehört eben zusammen, das eine adelt das andere, dann muss ich Ihnen widersprechen.
Ich liebe die Kombination von sehr, sehr abgehoben und sehr bodenständig, wie zum Beispiel die Gartenkneipe in Bayreuth, wo auch gegrillt wird (eher rhododendronmässig) und die dem völlig überkandidelten Grünen Hügel einen schönen Kontrapunkt setzt.
Ich liebe die Kombination von Parkett und Flickenteppich, von zerrissener Jeans und Seidenhemd, von Popsong und Madrigalarrangement.
Aber zwei schreckliche Sachen heben sich nicht auf.
WM-Gucken am Grillstand ist wie eine Werner Egk-Oper von Götz Friedrich inszeniert.
Es ist wie „Heute hau‘n wir auf die Pauke“ von Justin Bieber gesungen.
WM-Viewing mit Würstchenplatz ist wie eine Liaison zwischen Dieter Bohlen und Conchita Wurst.
Wie Netzstrümpfe zu Adiletten.

Nein, in Geschmacksfragen ist Minus mal Minus nicht Plus, es ist Minus hoch drei.
Daher, sollten Sie mich doch auf einem fettschwadigen, eingeräucherten Platz an klebrigem Tisch mit verkohltem Fleisch und undefinierbarer Gelbschmiere antreffen, dann gucke ich da Oper.
(Gibt es auch in PubVie!!!!)
Wenn ich mir das Endspiel anschaue, dann mit Südamerikanischem Delikatessen-Buffet und einem Weisswein aus Brasilien für 56.- die Flasche.
In diesem Sinne: Prost!

 

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