Die Berufung des Rockmusikers Bully Belly zum
stellvertretenden Kapellmeister am Opernhaus Münster löste unlängst ein wenig Erstaunen
aus. Der Intendant gab bekannt, dass man durch eine Person, die eigentlich aus
einem anderen Metier komme, ein wenig frischen Wind in die Sache bringen wolle
und dass Bully sich die Sachen, die er nicht könne, mühelos draufschaffen
werde.
Dazu gehören solche Details wie die Kenntnis der
Notenschrift, die dirigentische Schlagtechnik, Instrumentenkunde und das Wissen
über Opern schlechthin. So ist für ihn TOSCA das Parfüm seiner Grossmutter (die
Grufties werden sich noch erinnern: Mit Tosca kam die Zärtlichkeit) und
Da-da-da-damdadaa ist für ihn die Musik einer Schokocornflakespraline. Grosse Bestürzung löste dann die Meldung aus, dass Bully Belly der Stiefneffe des Oberbürgermeisters ist.
Mich bestürzt eigentlich eher die Bestürzung als die Tatsache.
Die Berufung des Mikrobiologen Prof. Dr. Hubert Schmand zum
Chef der Uniklinik Giessen löste unlängst eine ähnliche Verwunderung aus. Der
Mann, ein hochkarätiger Wissenschaftler, hatte ausser dem Nobelpreis schon alle
wichtigen Auszeichnungen abgeräumt und galt als Koryphäe auf dem Gebiet der
Zellkunde. Was ihm fehlte, war das gesamte Wissen um Diagnose, Therapie,
Physiologie, Pharmazeutik. Kurz: Er hatte bei der Geburt seiner Tochter vor
vier Jahren zum letzten Mal ein Spital von innen gesehen. Wozu braucht jemand
wie er noch den Chefarzttitel? Keiner weiss es, aber es wurde relativ schnell
klar, dass er einige Leute kräftig geschmiert hatte. Als es herauskam, waren
alle verwundert.
Mich verwundert die Verwunderung, ja, mich erstaunt das
Erstaunen, mich bestürzt das Bestürzen und mich verblüfft die Verblüffung.
Wenn eine völlig unlogische Entscheidung getroffen wird, von
der eine bestimmte Person oder bestimmte Institution profitiert, die von Tuten und Blasen keine Ahnung hat, (ein Dirigent UND ein Arzt müssen nämlich Ahnung von Blasen haben), dann ist
entweder Vitamin B im Spiel oder es ist Geld geflossen. Oder: Es wurden
sexuelle Dienste gewährt, im Theater und beim Film spricht man daher von der
Besetzungscouch.
Das ist doch logisch, oder.
Warum tut man dann so erstaunt?
Wenn ein Land, in dem nicht Fussball gespielt wird, in dem
bei den dortigen 50° C auch gar nicht gespielt werden kann, ein Land, das keine
Stadien hat und noch nie an einer WM einen Blumentopf gewonnen hat, die FIFA WM
2022 ausgetragen werden soll, dann kann das nicht mit rechten Dingen zugehen. Alle
tun jetzt so, als ob niemand damit gerechnet hat, dass da Pinke, Kohle, Knete,
Mäuse, Zaster den Besitzer gewechselt hat.
Das war doch völlig klar, oder?
Mich verwundert die Verwunderung, ja, mich erstaunt das
Erstaunen, mich bestürzt das Bestürzen und mich verblüfft die Verblüffung.
Die FIFA, der korrupteste und geldgierigste Verein auf
diesem Planeten, soll hier eine Sachentscheidung getroffen haben?
Wer hat das wirklich geglaubt? Blatter, der korrupteste und geldgierigste Funktionär auf diesem Planeten, soll hier nach Fakten geurteilt haben?
Wer hat das wirklich geglaubt?
Natürlich ist hier viel, viel, viel Geld durch die Ölpipelines
gegangen.
Oder der Scheich von Katar ist der Cousin des Schweizers
Blatter. Oder er hat mit ihm geschlafen. Halte ich beides für unwahrscheinlich.
Belly wurde übrigens mit einer Abfindung gar nicht an seinen
Posten gelassen und der 2. Kapellmeister von Wuppertal bekam den Posten – nach
einer glanzvollen Rigoletto-Vorstellung, denn er konnte das da-da-da-dadadam
nicht nur in diese Oper einordnen, sondern es auch dirigieren. Chefarzt in
Giessen wurde ein Internist.
Und die WM 2020 wird neu vergeben werden müssen.
Alles nicht erstaunlich. Also: Hört auf euch zu wundern, wenn Geld, Sex und Klüngel die Welt regieren.
Es ist seit Jahrtausenden so.
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