Freitag, 30. September 2022

Mein Umzug (2): Telefon anschliessen und Möbel zerlegen

Das Telefon

Früher war es eine wirkliche Katastrophe, heute ist es einfach nur ärgerlich, aber es gehört zu den tatsächlichen Mysterien, dass es nicht klappt, ganz simpel einen Anschluss umzumelden und umzuschalten.
Wir werden in ein paar Jahren auf den Mars fliegen, dort Kartoffeln anbauen und Hühner züchten, aber wir schaffen es nicht, ein Telefon umzuschalten.
Die auf den Mars gebrachten Kartoffeln und die dorthin gebrachten Hühner werden gen-optimiert sein, sprich erstere in 61 möglichen Geschmacksrichtungen und zweitere gegen alle von der WHO anerkannten Krankheiten immun, aber wir schaffen es nicht, ein Telefon umzuschalten.
Wir werden in ca. 10 Jahren alle einen Chip in der Hand tragen, der alle bisherigen Karten ersetzt und uns voll ortbar macht, rund um die Uhr, aber wir schaffen es nicht, ein Telefon umzuschalten.

Unsere Ummeldungen hatten super geklappt, wir hatten alte und neue Adresse, die Telefonnummer und die Nummer der Glasfaserbuchse angegeben, die Swisscom hatte uns auch bestätigt, dass alles angekommen sei, und nun hätten – grosse Betonung auf dem Wort hätten – wir ein Set zugeschickt bekommen sollen, das unter anderem ein Glasfaserkabel enthält.
Das kam nie an.
Nun gingen wir dann die drei üblichen Schritte:

Zuerst probierte ich mit diversen USB-Kabeln (USB 1 mini, USB 1 maxi, USB 2, USB 3A, USB 3B und wie die alle heissen…) den Router anzuschliessen, was natürlich nicht gelang.

Dann der Anruf bei der berühmten 800 800 800, eine Nummer, die wohl jede in der Schweiz lebende Person schon gewählt hat, hier ein sehr netter (aber leider nicht kompetenter) Herr, der eine Stunde lang mit mir das Jetzt-noch-einmal-ausschalten-und-den-Knopf-5-Sekunden-gedrückt-halten-Spiel spielte. Wenn er kompetent gewesen wäre, hätte er gleich die magischen Worte gesprochen: «Ich schicke morgen einen Techniker.»

Der Techniker (Schritt 3) bringt das Kabel, das uns hätte geschickt werden sollen (oder «uns hätte werden sollen geschickt»?) und bastelt zwei Stunden – nie im Leben hätte ich das in Schritt 1 geschafft.

Früher hätte einen das natürlich absolut um den Verstand gebracht, weil man ja Tage und Wochen nicht erreichbar gewesen wäre, heute hat man ein Schmartfon, mit dem man auch seine Mails abrufen kann…

Wir können inzwischen Autos bauen, die nicht nur selber fahren und einparkieren, nein, die auch schon selber wissen, wo Sie eigentlich hinmöchten (selbst wenn Ihnen das gar nicht klar ist), aber wir schaffen es nicht, ein Telefon umzuschalten.
Wir können diese Autos in ein paar Jahren mit Strom, Rapsöl, Pesto, mit Karotte oder Wasserstoff, mit Atemluft oder Scheisse (s.v.v.) betreiben, aber wir schaffen es nicht, ein Telefon umzuschalten.
Wir werden für diese selbstfahrenden Autos, die mit Strom, Rapsöl, Pesto, mit Karotte oder Wasserstoff, mit Atemluft oder Scheisse (s.v.v.) fahren, Strassen aus recycelter Pappe bauen, aber wir schaffen es nicht, ein Telefon umzuschalten.

Das Zerlegen von Möbeln

Damit meine ich natürlich nicht das, was wir immer wieder in den Biografien von Rockstars lesen:

… dies war dann der fünfzehnte Whiskey und dann ging Buddy Body auf sein Hotelzimmer und zerlegte den Kleiderschrank, den Schreibtisch und das King Size-Bett…

Nein, ich meine das korrekte und saubere Zerlegen von Möbeln, die dann am neuen Ort wieder zusammengesetzt werden.
Hier machen wir nun ein kleines Quiz: Welche Möbelstücke sind mehrfach umziehbar? Und wie gut? Machen Sie eine Rangliste:
a) ein ererbter Kirschholzschrank von 1810
b) ein Kleiderkasten der Firma Dorfwahn (BE) aus den 60er Jahren
c) ein BILLY®-Regal der Firma IKEA (dies wahrscheinlich eine redundante Info, da Sie alle Billy kennen…)
Nun?
Nun?
Die Lösung ist: a), c), b).
Der Kirschholzschrank ist nach alter Schreinersitte gearbeitet: Nut und Feder, Schwalbenschwanz, zusammengesteckt und verdübelt, keine Schrauben, eine Wonne zum Ab- und Aufbauen. Man kann das Möbel unendlich oft auseinandernehmen, es wird immer halten. Wertarbeit.
BILLY®, von dem man ja – wie von IVAR® und EXPEDIT® – spricht, dass er keinen Umzug überlebt, hat nun seine vierte Züglete, seinen vierten Umzug, seinen vierten Wohnungswechsel überstanden. Am Ufhabiweg in Lörrach aufgebaut, reiste er (eigentlich reisten und sie, denn es sind drei) an den Leonhardsberg, in die Hammerstrasse, in die Leimenstrasse und in die Casinostrasse. Und stehen wie Einsen.
Das Vintage-Möbel der Firma Dorfwahn (BE), das – eben weil Vintage und Vintage ist gefragt – nicht einmal billig war, fiel auseinander. Ein Zügeln war unmöglich. Die Seitenwände waren nun wirklich auch nur Pressspan.

Wieder einmal Pluspunkte für das Schwedische Möbelhaus…

Am Dienstag die dritte und letzte Folge.



Dienstag, 27. September 2022

Mein Umzug (1): Ummelden und Sprüchewand

Ich bin (wieder einmal) am Umziehen und möchte Sie, liebe Leserin und Sie, lieber Leser, an meinen vielgestaltigen Erfahrungen teilhaben lassen.

Das Ummelden – mit und ohne Vollmacht

Wenn man umzieht, dann muss man sich ummelden.
Man muss sich bei der Swisscom ummelden und bei den Stadtwerken, denn man will ja Telefon, Fernseher, Internet genauso wie Wasser und Strom. Man muss sich bei der Stadt ordnungsgemäss ummelden, hier will man gar nichts, aber die Stadt will es, und man muss sich bei der Post ummelden, damit sie einem die Post nachsendet. Wenn nun – wie es bei uns der Fall ist – aus einem inoffiziellen gemeinsamen Haushalt (also zwei Wohnungen) ein offizieller gemeinsamer Haushalt wird, dann wäre es natürlich logisch, wenn eine Person beide Meldungen bearbeitet.
Das stellt einen aber vor gewisse Schwierigkeiten…

Am blödesten ist es, eine persönliche Ummeldung zu versuchen.
Denn wenn man hinkommt und das offen zugibt, dass man für beide erscheint, wird für die andere Person eine Vollmacht verlangt, man soll sich diese herunterladen, denn ein formloser Zweizeiler genügt nicht, dies ist dann schon schwierig, wenn z. B. bei der Swisscom nur ein Formular existiert, dass aussagen würde, dass ich minderjährig bin und mein Partner mein Vormund und dieser mir erlaubt, mit der Telefongesellschaft zu verhandeln.
Natürlich könnte ich auch hingehen und behaupten, ich sei er, aber dies natürlich nicht direkt nach meinem eigenen Besuch. Die Mitarbeiter der Swisscom sind zwar so blöd wie Pudding, aber wenn ich nach 5 Minuten wieder reingehe, die Haare ein bisschen anders wurschtele und ein anderes Jackett anziehe, sie würden es doch merken, dass ich der gleiche bin…

Telefonisch ist es leichter. Auch hier zwei Gespräche, aber naturgemäss kommt man ja beim zweiten Mal bei einem anderen Mitarbeiter oder einer anderen Mitarbeiterin durch. Hier nun flott mein Sprüchlein: Ich sei mein Partner, aber mein Handy habe keinen Saft und ich riefe vom Handy meines Partners an, hier geht das nun ganz flott, ich bekomme nur ein wenig den Hirndreher, als der Mann an der Leitung mich fragt, ob er mich am nächsten Tag auf meiner (also der meines Partners) oder auf Herrn Herters Nummer (also meiner) zurückrufen soll. Jetzt ja nicht sagen: Ich bin doch Herr Herter, das wäre autsch.

Online geht alles wie Butter, wie Öl, wie geschmiert, wenn man bestimmte Kunden-, Zähler-, Wohnungs-, Konto- oder Hutnummern kennt, dann interessiert keine Sau, wer da wirklich vor dem PC sitzt…

Abschied von der Sprüchewand

Nach vielen Jahren trenne ich mich von meiner Sprüchewand, die ja alle, die mich besuchten, bewundert haben. Aber in der neuen Küche und der neuen Diele passt sie irgendwie nicht – und manchmal muss man eben Dinge hinter sich lassen und etwas Neues beginnen.
Wie entstand diese Riesensammlung? Sie begann mit zwei Zeilen aus Nachdenken über Christa T. von Christa Wolff
Die Unvermeidlichkeit des Bestehenden
und
Viel mehr Gefühle beim Aufwachen, als der Tag je verbrauchen kann
Diese beiden waren am Anfang noch handschriftliche Zettel, die ich über mein Bett gepinnt hatte; später kamen dann viele, viele, viele, viele Sprüche dazu, die ich am PC schrieb und dann ausschnitt und auf meine Kästen klebte.
Das Lustige war, dass Blödelei von Kollegen wie
Meine Harnröhre ist mir heilig.
oder
Wir sind auch mehrere. (Der Plural von Ich bin auch jemand)
plötzlich neben einem Adorno-Zitat wie
Von der Vernunft sind alle Gefühle gleich weit entfernt.
unglaublich philosophisch aussah…

Das Vorbild dieser Sammlung von Aussprüchen, Zitaten und Bonmots ist übrigens selber auf der Wand gestanden:
Die sichtbare Oberfläche war bis auf den letzten Quadratzentimeter ausgefüllt mit vier irgendwie feierlich wirkenden Spalten, lauter Zitate aus einer Vielzahl von Autoren der Weltliteratur. Die Schrift war winzig, kohlrabenschwarz und leidenschaftlich exakt.
aus: Franny und Zoe von J.D.Salinger

Aber nun geht es weiter, es geht in eine neue Richtung und ich lasse die Wand frohen Herzens hinter mir…
Am Freitag geht es weiter mit anderen Dingen zum Thema Umzug.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

      

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Freitag, 23. September 2022

Liz. Truss. (...nun doch der Post von neulich...)

Folgenden Post hat neulich der Tod der Queen verhindert. Aber da ich gegen das Wegwerfen bin, kommt er heute doch, und zwar genau wie geplant, obwohl natürlich der zweite Absatz keinen Sinn mehr macht...

Kennen Sie Mary Elizabeth Truss, besser bekannt als Liz Truss?
Natürlich kennen Sie sie, die Frage ist: Kannten Sie sie bis jetzt? Eher nicht, und das ist sehr, sehr, sehr, sehr erstaunlich, denn immerhin war die Gute Aussenministerin des Vereinigten Königreiches, also nicht irgendwie nur eine Feld, Wald und Wiesen-Politikerin. Also, ich kannte sie nicht, aber nun, wo (sic) sie die Nachfolgerin von Boris wird, muss ich mich doch ein wenig mit ihr auseinandersetzen.
Liz. Truss.

Liz.
Es ist nun in England der seltene Fall, dass Staatsoberhaupt und Regierungschefin den gleichen Vornamen haben, ein Fall, den es in Deutschland nie gab, ja, es gibt überhaupt keinen einzigen Namen sowohl in der Präsi- als auch in der Kanzlerliste. (Gut, es gab zweimal einen Helmut nacheinander, das ist auch selten, aber ok…). Hier also nun Liz und Liz.
Elisabeth – welche ein Name.
Da schwingen natürlich nicht nur die erste Lizzy, die Renaissance-Lizzy mit, da ist auch Sissi, die ja auch eine Elisabeth war. Und Liz Taylor (und mit ihr Cleopatra.) Und das Vogellisi, das ja bekanntlich aus Adelboden aus dem Berner Oberland kommt, aber wir schweifen vom Thema ab…
Ob sie sich mögen werden? Nein, nicht Sissi und die Taylor und die Berner Oberländerin, nein, Liz, die Queen und Liz, die Premierministerin. Immerhin hat Liz Truss vor Jahren einmal in einer flammenden Rede die Abschaffung der Monarchie verlangt. Aber die Haltung Monarchismus/Antimonarchismus ist nicht die einzige Chose, bei der die gute Frau eine Wendung um 180 Grad gemacht hat…

Truss.
Das Wortspiel mit «trust» ist dermassen naheliegend, dass es auch schon hunderte Male gemacht wurde. Gut, Vertrauen braucht das Mädchen. Sie braucht Gottvertrauen und die Leute müssen ihr vertrauen, denn die Probleme, die sie zu bewältigen hat, sind immens.
Da hat man sich durch eine Pandemie gewurstelt, so nach dem Motto «montags so locker wie die Schweizer und dienstags so streng wie die Deutschen», da hat man den Brexit (mit der riesengrossen Irland-Scheisse (s.v.v.)) auch nicht wirklich gut hinbekommen, und dann hat man noch ein Volk, das einem jetzt nicht ständig auf Knien dankt, das Virus überlebt zu haben und aus der EU rausgekommen zu sein, nein, ein Volk, das angesichts von 13% Inflation sogar zu Recht murrt…
Nein, die Probleme sind riesig, und Trussi (auch hier natürlich ein so naheliegendes Wortspiel) tut gut daran, in Downing Street 10 als erste Amtshandlung nicht die Möbel umzustellen oder Bilder aufzuhängen, Teppiche auszurollen oder sonstwie zu dekorieren, nein, statt Möbel umstellen oder Bilder aufhängen, Teppiche ausrollen oder sonstwie dekorieren muss sie gleich ins Büro, gleich an die Akten und gleich Probleme lösen.
Darunter ewige Dauerbrenner – ich erinnere mich, dass unser Englischlehrer in der 11. Klasse uns extrem mit Arbeitsblättern über soziale Probleme in Grossbritannien plagte, und ich erinnere mich auch dunkel, dass diese Probleme damals schon die gleichen waren wie heute:
Soziale Schieflage
Armut
Ausländerfeindlichkeit
Gesundheitssystem
Schulsystem
…die Liste liesse sich fortsetzen
Nein, Lizzy muss an die Arbeit, die Aufgabe, Möbel umzustellen oder Bilder aufzuhängen, Teppiche auszurollen oder sonstwie zu dekorieren, die kann warten.

Liz. Truss.
Oder eigentlich Mary. Elizabeth. Truss.
Und das lenkt einen ja schon fast zwingend von Mar-y zu Mar-garet, von Liz zu Hilda und von T-russ zu T-hatcher. Jene Dame, jene «Einerne Lady», die wir alle in den damaligen Zeiten so liebten. Angeblich sind sie sich ähnlich, konservativ bis zum Abwinken, streng bis zum Abwinken, humorlos bis zum Abwinken. Angeblich ist Maggie Thatchie auch ein Vorbild für die Trussi. Nun, frisurtechnisch ist Liz klar im Vorteil, sie lässt nicht 20 kg Haarspray pro Tag an ihren Kopf und sieht damit eindeutig besser aus.
Und eines muss sie uns versprechen: Dass sie niemals Fotos von sich in Umlauf bringt, auf denen sie vor Downing Street 10 selber die Strasse fegt. Diese Bilder von Maggie – nach dem Motto «Hausfrau wie wir – gehören zu den peinlichsten Aufnahmen der 80er Jahre.

Kennen Sie Mary Elizabeth Truss, besser bekannt als Liz Truss?
Natürlich kennen Sie sie, die Frage ist: Kannten Sie sie bis jetzt? Eher nicht, und das ist sehr, sehr, sehr, sehr erstaunlich.
Aber nun kennen wir sie, ob wir sie lieben werden, steht auf einem anderen Blatt, wir werden sie aber sicher beobachten und begleiten, zunächst aber heben wir die Gläser und rufen:

Welcom in Downing Street, Lizzy!









 

 

 

 

 

  

Dienstag, 20. September 2022

5 Tipps zum Energiesparen

Ideen zum Energiesparen.
Halt, halt, nein, nein, schalten Sie bitte Ihr Gerät nicht aus! Wie wollen Sie sonst weiterlesen?
Ein Freund von mir halt das neulich gemacht. Ich rief ihn an und wollte mit ihm über das Energiesparen reden, da rief er auf einmal «eine gute Idee – sollten wir auf jeden Fall!» und schaltete sein Handy ab.
So natürlich nicht, also bleiben Sie bitte online.

Energiesparen.
Das sollte ja eigentlich schon sehr lange ein Thema sein, eigentlich schon seit dem Ende des letzten Jahrhunderts, oder sagen wir besser dem Ende des letzten Jahrtausends, die Zeit, als man zum ersten Mal über die «Grenzen des Wachstums» nachdachte, als man zum ersten Mal über das Klima redete, als man das Ozonloch und das CO2 entdeckte und die OPEG uns das Öl abdrehte, ja seit dieser Zeit am Ende des letzten Jahrhunderts, oder sagen wir besser am Ende des letzten Jahrtausends sollten wir uns mit Energiesparen beschäftigen.
Neu ist die Sache also nicht.
Nun aber wird sie ganz konkret, ganz akut, die Russen drehen uns das Gas ab und wir können uns Strom und Heizung gar nicht mehr leisten.

Nun also:
Die 5 besten Tipps zum Energiesparen.
Halt, halt, nein, nein, schalten Sie bitte Ihr Gerät nicht aus! Wie wollen Sie sonst weiterlesen?
Sparen Sie irgendwo anders, aber nicht switch off.

Tipp 1: Wir bleiben im Bett.

Im Bett ist es warm, im Bett ist es gemütlich, im Bett zu bleiben erspart eine Menge Heizkosten. Warum wollen Sie überhaupt aufstehen? Frühstücken? Können Sie auch auf der Matratze. Konferenz? Geht auch aus den Kissen. Aber Achtung: Kamera ausschalten, sonst wird der Neid der anderen zu gross. Aktenstudium? Problemlos vom Bett aus. Schreiben? Genauso.
Aufpassen allerdings beim Shopping: Wenn Sie alles vom Bett aus bestellen, erspart das Ihnen Geld, für das CO2 ist das natürlich richtig doof, weil ja die Lieferfirmen auch viel Sprit benötigen.
Was kann man im Bett sonst noch machen? Eben. Und zwei Menschen wärmen sich noch besser als ein Mensch und ein paar Kissen. Und wenn das Kuscheln noch ein wenig weiter (zu weit?) führt, um so besser, das stärkt die Rentensysteme, wenn da ein paar Kinder entstehen…

Tipp 2: Treppe laufen

Jetzt wird es anstrengend. Wenn Sie nicht im Bett bleiben können, sondern doch zu Konferenz oder Akten müssen, meiden Sie Lifte und Rolltreppen. Gut, das ist nun sehr schweisstreibend und sehr pusteausladend, aber mal ganz ehrlich: Wollten wir nicht 2022 (wie auch 2015, 2016, 2017, 2018, 2019, 2020 und 2021) mehr Sport machen? Und haben wir dies am 31. 12. des jeweiligen Vorjahres als festen Vorsatz gefasst? Na also. Wozu dann ins Fitnessstudio? Unnötig. Denn: Was machen Sie da? Stepper. Und ein Stepper ist nichts anderes als ein Nachbau von Treppenstufen und Treppen laufen Sie nun genug, wenn Sie Lifte und Rolltreppen meiden.

Tipp 3: Die Tiefkühltruhe

Gehen Sie nun mal in den Keller zu Ihrer Tiefkühltruhe. Nehmen Sie mal jedes Teil von dort in die Hand und fragen sich jeweils:
Wusste ich überhaupt noch, dass das eingefroren war?
Was ist das überhaupt?
Werde ich diesen Gegenstand in nächster Zeit mit Lust essen?
Warum habe ich das nicht gleich entsorgt?
Und da die Antworten NEIN – KEINE AHNUNG – NEIN – KEINE AHNUNG heissen, machen Sie den wichtigen Schritt und ziehen den Stecker. Tiefkühler ade.

Tipp 4: Gartenbeleuchtung

Mal ganz ehrlich: Wie viele Nachbarn haben Sie auf die schöne Beleuchtung ihrer Renaissance-Nachbildung-Gipsstatue im Vorgarten angesprochen? Keiner. Und wissen Sie warum? Weil diese Renaissance-Nachbildung-Gipsstatue einfach peinlich ist und weil diese Artemis, diese Venus, diese Athene als Renaissance-Nachbildung-Gipsstatue eben so peinlich ist, deshalb muss man diese Artemis, diese Venus, diese Athene als Renaissance-Nachbildung-Gipsstatue nicht auch noch beleuchten, so sieht Ihr Garten wenigstens nachts einigermassen schön aus.

Tipp 5: Kalt duschen

Sehr energiesparend, sehr gesund. Ich kann mir nun vorstellen, wie Sie schaudern und zittern, aber denken Sie immer an den Spruch: Was uns nicht gleich tötet, härtet uns ab.
Na also.
Ab jetzt gibt es nur noch Duschwasser mit 8 Grad. In Bad Wörishofen müssten Sie für eine solche Kneippkur eine Menge Geld zahlen. Und wenn Sie nach Tipp 1 Lust bekommen haben, in die Pornofilmbranche einzusteigen: In alle diesen Filmen (auch 50 Shades) wird kalt geduscht, die Kameralinse würde sonst beschlagen.

So viel für heute.
Und jetzt: Laptop aus! Aus! Wir sparen Energie.

Freitag, 16. September 2022

Konstante Queen

Ich habe es neulich schon erwähnt und möchte es hier noch einmal erwähnen: Die Queen ist die grosse Konstante in meinem Leben.

Ich wurde 1965 geboren, da war sie schon im Amt.
Ich wurde getauft, und die Queen war im Amt. Ich wurde konfirmiert und die Queen war im Amt. Ich schloss erfolgreich den Kindergarten, die Grundschule, das Gymnasium und mehrere Studiengänge ab, und die Queen war im Amt. (Kann man eigentlich den Kindergarten nicht erfolgreich abschliessen, und muss man ihn dann wiederholen?)
Hochzeit – und die Queen war im Amt. Scheidung – und die Queen war im Amt. Coming-out und sie amtete. Ich zog von Stuttgart nach Schwäbisch Hall, von Hall nach Freiburg, und die Queen war im Amt; ich zog von Freiburg nach Lörrach und von Lörrach nach Basel, und die Queen war im Amt.

Die Queen als die grosse Konstante in meinem Leben.

Ich habe acht Bundeskanzler und elf Bundespräsidenten erlebt.
Also, wirklich erlebt habe ich nicht alle, die Erinnerung beginnt ja mit 4 oder 5; als ich geboren wurde, war – glaubt man fast nicht – noch der feistgesichtige Erhard im Amt, auch an Kiesinger erinnere mich nicht, was ein Glück ist, denn der war ein Ex-Nazi und wurde ja von Frau Klarsfeld geohrfeigt, das Schreckliche ist, dass ich mit Kiesinger um 10 Ecken verschwägert bin, aber das steht auf einem anderen Blatt; dann kamen erst die Kanzler, an die ich mich wirklich entsinne: Brandt, Schmidt, Kohl, Schröder, Merkel und Scholz.
Und die Queen war immer da.
Ähnliches bei den Präsidenten: An Lübke keine Erinnerung (natürlich, die Ich-kann-kein-Englisch-Storys, aber die habe ich nachträglich gehört), dunkle Memorien an den unvergessenen Heinemann, der einzige Revoluzzer in diesem Amt, später der erste, den ich nun echt begriff, Scheel, der Singe-Scheel, der Hoch-auf-dem-gelben-Wagen-Scheel, wegen dem Thomas Bernhard aus der Akademie für Deutsche Sprache und Dichtung austrat, viele weitere (also Bundespräsidenten) folgten, und nun Steinmeyer.
Und die Queen amtete die ganze Zeit.

Die Queen als die grosse, riesige Konstante in meinem Leben.

Päpste?
Auch hier ein ähnliches Bild: An den ersten, Pillen-Paule, keine wirkliche Erinnerung, was komisch ist, denn ich war 13 als er starb, dann kam Johannes Paul I, der ja nur einen Monat im Amt war, was etliche Legenden und Theorien heraufbeschworen hat – ich kann nur so viel sagen: FÄHIG wäre die Kurie zu einem Mord, und ICH war es nicht… – dann Reise-Papst Giovanni Paolo Secondo, Ratzi, der Wir-sind-Papst-Ratzi und nun Franziskus.
Und immer die Queen.

Elizabeth II als die Mega-Konstante meines Lebens.

Als ich aufwuchs, gab es zwei deutsche Staaten, dafür sonst viel weniger, was im Geographie-Unterricht recht praktisch war. (De facto ignorierten wir sowieso sämtliche Länder hinter dem Vorhang als Bös-Gebiet, das vereinfachte enorm…) Also BRD und DDR, sonst aber Jugoslawien (heute gefühlt 20 Staaten) und die UDSSR (heute gefühlt 30 Länder), dann geriet alles ins Wanken, und man musste unzählige neue Hauptstädte lernen, die man eigentlich bis heute nicht kann, oder wissen Sie die Hauptstadt von Usbekistan?
Weniger Länder, aber dafür viele, viele, viele, viele Währungen, der Gulden, der Franc, die Lira, die Peseta, der Escudo, und natürlich der Schilling, der mit seinem Kurs einen immer in die Verzweiflung trieb, 7 Schilling eine D-Mark, und wer meiner Generation erinnert sich nicht an das unvergessene Dalli-Dalli mit Mady Riehl, und die Frage von Hänschen Rosenthal: Mady, was ist das in Schilling?
Und England bezahlte seit 1000 Jahren in Pfund und die Queen war schon da.

Die Queen als Konstante.

Als ich jung war, sah es technisch anders aus. Bevor meine Schüler nun anfangen zu feixen: Ja, es gab schon Strom und auch schon Autos. Aber es gab keine Handys und nichts Digitales, man schrieb keine SMS und keine Mails. Das Internet war noch nicht erfunden. Meinen ersten Computer sah ich mit 18 im Grundkurs Informatik, wo wir ein Programm in BASIC erstellten. Dieses Ding war allerdings so sensibel, dass es bei der kleinsten Sache (Wärme, Kälte Erschütterung) ausfiel.
Und die Queen war schon im Amt – auch noch ohne Handy. (Hatte sie je eines?)

Ich habe es neulich schon erwähnt und habe es hier noch einmal ausgebreitet: Die Queen ist die grosse Konstante in meinem Leben. 

P.S. Die Hauptstadt Usbekistans heisst Taschkent.





  

Dienstag, 13. September 2022

Gratulation, Charles III !

Wir gratulieren dem ehemaligen Prince of Wales, Ihrer Majestät Charles III, zur bevorstehenden Krönung zum König von Grossbritannien.

Ich habe mal nachgeschaut, wie oft ich Charles einen Post widmete, indem ich «Charles» in die Suchfunktion meines Dashboards eingegeben habe. Es waren gar nicht so viele, und die wenigsten haben mich erstaunt. Sehr erstaunt war ich über die Connection zu Ennio Morricone, eifriges Suchen ergab natürlich, dass hier nicht der Prinz von Wales gemeint war, sondern Charles BRONSON, der in dem Filmklassiker am Anfang (und dann auch die ganze Zeit) so unnachahmlich die Mundharmonika spielt…
Schön ist der Beitrag, in dem ich ein Schachspiel zwischen Carl Gustav von Schweden und Charles beschreibe, und den ich mit den Worten «aber vielleicht ist das auch erfunden, vielleicht sogar von mir» beende.
Die meisten Posts über den echten Charles gehen über zwei Dinge: Seine Hochzeit und sein Warten.

Wir gratulieren dem ehemaligen Prince of Wales, Ihrer Majestät Charles III, zur bevorstehenden Krönung zum König von Grossbritannien.

Die Hochzeit von Charles und Diana musste in den Posts immer dann herhalten, wenn es um die Inszenierung einer Traumhochzeit ging. Traumhochzeiten bringen ja meistens keine glücklichen Ehen, das kann man nun beinahe so festhalten. Trumpet Voluntary und Kutsche und weisses Duftkleid haben nichts genützt, denn jeder Paartherapeut wird Ihnen bestätigen, dass es nicht auf Trumpet Voluntary und Kutsche und weisses Duftkleid ankommt, weil Trompete, Kutsche und weisse Spitze eben nicht die Grundlage einer Beziehung sind. Es wäre alles nicht so gekommen, wenn Karli die Frau, die er seit Jugend liebte, gleich hätte heiraten dürfen, jene Dame die nun tatsächlich Queen Consort wird, erste Frau des Landes, und wir müssen uns in manchen Dingen gar nicht umgewöhnen: In der Freizeit Rösser, Hunde, Anorak und in den Staatsgeschäften auffälliges Kleid und sehr grosser und sehr schräger Hut…
Also auch herzliche Gratulation dir, Camilla!

Wir gratulieren dem ehemaligen Prince of Wales, Ihrer Majestät Charles III, zur bevorstehenden Krönung zum König von Grossbritannien.

Meine meisten Posts über Charles gingen natürlich über sein Warten – das war nicht nur bei mir so. Schon im vorigen Jahrhundert quatschte Else Stratmann alias Elke Heidenreich in ihrem «Anruf im Schloss» mit Di darüber, dass Charles immer noch keine Arbeitsstelle besitze, nicht anderes gelernt habe als König und sein Los mit vielen anderen Arbeitslosen teile. Ja, Charles hat lange gewartet. Wahrscheinlich ist der König von England, Schottland, Wales und Nordirland der Mensch auf der Welt mit der längsten Ausbildungszeit. Aber das könnte auch seine Vorteile haben; in seiner langen Lehrzeit hat Charles III Dinge erlebt, die ein sonstiges Staatsoberhaupt beim Amtsantritt nicht kann. Staaten lösen sich auf? Können wir. Deutsche Mauer fällt? Haben wir erlebt. Pandemie? Kriegen wir hin. Schloss brennt? Alles schon dagewesen. Charles III ist also mit allen Wassern gewaschen.

Wir gratulieren dem ehemaligen Prince of Wales, Ihrer Majestät Charles III, zur bevorstehenden Krönung zum König von Grossbritannien.

Jetzt müssten wir nur noch über die Ohren reden, die ich ja auch schon – der Monarch verzeihe es mir – zum Thema machte.
In dem Chansonprogramm, das ich eine Zeit lang begleitete, führte eine Liedzeile immer zu grösstem Gelächter:
…der König Alfons ist mein Boy,
der Prinz of Wales mein schönster Traum…
Aber natürlich war hier nicht Charles, sondern sein Grossonkel Edward gemeint, jener bildhübsche Kerl, hinter dem alle Hochadlige her waren, und der dann wegen seiner grossen Liebe abdankte.
Nein, Charles war hier nicht gemeint, aber jetzt einmal ehrlich: Wer mich kennt, wird, wenn ich hier über grosse Ohren geschrieben habe, mir den Spruch vom Glashaus und den Steinen sagen, denn meine Ohren tendieren nun auch eher zu XXL als zu XXS. Und: Habe ich nicht Barak Obama immer und stets und ewig gefeiert? Und wie sind dem seine Ohren? Na, sehen Sie.

Wir gratulieren dem ehemaligen Prince of Wales, Ihrer Majestät Charles III, zur bevorstehenden Krönung zum König von Grossbritannien.

Wir sind gespannt, so gespannt, extrem gespannt auf seine Amtszeit. Und zwar aus einem Grund: Wir können uns kein anderes britisches Staatsoberhaupt als Elizabeth vorstellen. Und dies aus einem Grund: Wir haben niemand anderes erlebt. Wir, also die meisten. Ein Mensch, der sich an die Krönung Elizabeth II erinnert, ist Ü 75 (und davon gibt es ja nun auch schon genug…) Nein, wir sind gespannt und Charlie macht es sicher gut, lange gelernt hat er ja – siehe oben.

Wir gratulieren dem ehemaligen Prince of Wales, Ihrer Majestät Charles III, zur Krönung zum König von Grossbritannien.
Und Camilla zur Queen Consort.





  

  

 

 

Freitag, 9. September 2022

The Queen - warum es heute keinen Post gibt (oder nur diesen kurzen)

Das Leben ist manchmal schon merkwürdig.

Ich hatte für heute einen Post über die neue Premierministerin vorgesehen. Und im zweiten Teil dieses Posts wäre es um die Namensgleichheit von Liz und Liz, Regierungschefin und Staatsoberhaupt gegangen.

Und nun stirbt die Queen.
An einem Donnerstag.

Und jetzt geht heute irgendwie nix, den Truss-Post werde ich nachholen, für einen Charles-Post ist es zu früh, und der noch in der Pipeline seiende Post übers Energiesparen geht irgendwie auch nicht.

ARD und ZDF haben alle alte Beiträge (zu Geburtstagen, zum Thronjubiläum) wiederholt. Aber das geht auch nicht. Die sind bei mir sämtlich zu böse.

Die Queen ist tot. Und damit irgendwie eine Konstante in meinem Leben, denn sie war immer da, während Länder fusionierten oder sich auflösten, Präsidenten kamen und gingen, die Queen war immer da. Und jetzt ist sie nicht mehr da.

Das Leben ist manchmal sehr merkwürdig.
Und daher gibt es heute nicht mehr.



Dienstag, 6. September 2022

Wie bekomme ich etwas, was mir nicht zusteht?

Jarmin, ein Freund von mir (keine Posts mit dem Namen, rote Linie), schreibt auch einen Blog. An einem Tag letzten Jahres, dem 15. Mai 2021, machte er einen Test; er schrieb, die Menschen, die an diesem Tag Geburtstag hätten, könnten sich unten auf der Seite melden und würden ein Geschenk erhalten.
Am Ende des Tages hatten sich 521 Personen gemeldet und hofften auf ein (ja nicht einmal genauer definiertes) Präsent. Da Jarmin im Schnitt von 1034 Leuten gelesen wird, ist dies eine Zahl, die man praktisch nicht glauben kann; die Wahrscheinlichkeit für «Geburtstag heute» liegt bei 1/365, das heisst 3-4 Leute hatten wirklich Geburtstag, vielleicht auch 10 oder 20, aber der Grossteil hatte gelogen.
Das und nur das wollte Jarmin zeigen…

Für eine Eltern-Aufführung des Kindergartens Sonnenwiese bittet Holga (keine Posts mit dem Namen, rote Linie) die Kinder der roten Gruppe (die ältesten) beim Einrichten, Bestuhlen des Saales, Aufhängen von zwei Girlanden, Hinstellen von Kaffee und Kuchen etc. zu helfen.
Alle legen Hand an – ausser Tamir und Tumir (keine Posts mit den Namen, rote Linie). Für die beiden wären Einrichten, Bestuhlen des Saales, Aufhängen von zwei Girlanden, Hinstellen von Kaffee und Kuchen etc. der Unterbruch ihres Fussballspiels, und niemals würden sie einen Kick für Einrichten, Bestuhlen des Saales, Aufhängen von zwei Girlanden, Hinstellen von Kaffee und Kuchen etc. unterbrechen.
Nach dem Fest bekommen alle Kinder der roten Gruppe einen grossen, sehr grossen roten Lolli. Als nun auch Tamir und Tumir sich anstellen, ist das Geschrei gross.
Natürlich bekommen die beiden nichts, weil sie ja nicht geholfen haben, aber die allein die Tatsache, dass sie trotz Faulheit ihre Belohnung wollen, genügt für ein paar Nasenstüber…

Als Ladila (keine Posts mit dem Namen, rote Linie) mit 11 Jahren in die Schweiz kommt, ist klar, dass sie eine schulische Sonderbehandlung braucht.
Nicht ganz einig ist man sich, wer diese Sonderbehandlung finanziert. Es ist nämlich in der örtlichen Schule gerade kein DAZ-Platz frei, und auch mit Nachhilfe Basis Französisch sieht es kompliziert aus. (In Englisch ist sie ihren Mitschülern und Mitschülerinnen voraus.) Nun hat der Schulleiter die Idee, Ladilas Familie könnte das selbst finanzieren, also eine Nachhilfelehrperson in D und F zahlen.
Eine absurde Idee?
Nun, da Ladilas Vater CEO der MINZAG ist und 4 Millionen im Jahr verdient, ihre Mutter aber CEO der LENZAG und mit 5,1 Millionen sogar noch über ihrem Mann liegt, wäre der Vorschlag, hier privat zu zahlen, nicht ganz von der Hand zu weisen. Aber mitnichten: Ladilas Eltern bestehen auf dem Unterricht und die Gemeinde muss noch Lehrpersonal einstellen…

Wenn man Fälle wie diese drei vermeiden will, dann geht das (leider) nur mit härtester Kontrolle. Das ist eigentlich absurd, denn warum streben wir ständig nach Dingen, die uns nicht zustehen? Aber ist es so, und so müsste Jarmin verlangen, dass eine Ausweiskopie hochgeladen wird, um zu belegen, dass man wirklich das Wiegenfest feiert.
Holga müsste ihre Lollis gleich nach dem Aufstellen verteilen und könnte so ganz leicht die beiden Halunken ausklammern, die noch am Fussballspielen sind.
Und die Gemeinde, in der Ladila zur Schule geht, müsste einen Beschluss fassen, nach dem Zusatzleistungen ab einem Jahreslohn von 2 Millionen kostenpflichtig sind.

Noch einmal: Es ist mir unverständlich, wie Menschen, denen etwas ganz klar nicht zusteht, auf einmal «hier» schreien, wie sie sich melden, wie sie aufstrecken, und wie sie sich vordrängeln, und wie diejenigen, die etwas zu verteilen haben, aufpassen müssen, dass sie denen, die unerlaubt «hier» schreien, die sich melden, die aufstrecken, die sich vordrängeln, nicht aus Versehen eine Sache zukommen lassen.

Und dieses Problem zeigt sich gerade auch in der deutschen Energie-Förderung. Man muss die Leute entlasten, die sich das Heizen nicht mehr leisten können und man muss die Stromunternehmen retten, die pleitegehen könnten. Man darf nicht den Menschen, die eh schon im Geld schwimmen, auch noch Stromgeld zustecken, und man darf sicher nicht diejenigen Firmen mit Unsummen versorgen, die durch die Energiekrise mehr und mehr und mehr verdienen.
Was einen jetzt aber so wahnsinnig macht, ist, dass die Unberechtigten «hier» schreien, sich melden, aufstrecken, sich vordrängeln und dass Habeck alle Hände voll zu tun hat, diejenigen abzuwimmeln. Sein Gesetz habe «handwerkliche Fehler», so motzt man. Aber man motzt viel weniger über die Firmen, die einfach versuchen, Abzocke zu betreiben.
Vielleicht sollte man ein Gesetz machen, vielleicht BGB § 12345, dass auf «Unerlaubtes Anmelden für Geldgaben» eine Gefängnisstrafe von mindestens 5 Jahren vorsieht, und zwar für die gesamte Führungsspitze?

Bei Jarmin hatten sich über 500 Personen gemeldet und hofften auf ein Geburtstagsgeschenk. Da Jarmin im Schnitt von über 1000 Leuten gelesen wird, ist dies eine Zahl, die man nicht glauben kann; die Wahrscheinlichkeit für «Geburtstag heute» liegt bei 1/365, das heisst 3-4 Leute hatten wirklich Geburtstag, vielleicht auch 10 oder 20, aber der Grossteil hatte gelogen.

Unbegreiflich.





 

    

Freitag, 2. September 2022

Darf ich ein Kenianisches Lied singen?

Simba, der Mann meiner Cousine Rea stammt aus Kenia. Er frönt – soweit ihm sein Job als Leiter der Neurochirurgie am Spital in Wanne-Eickel dazu Zeit lässt – zwei Hobbys: Er spielt Volleyball und er singt.
Für den Geburtstag meiner Tante (also der Mutter Reas) hatte Simba jetzt eine tolle Idee, er schlug vor, wir könnten doch zwei Lieder vortragen, wir könnten sie zusammen singen oder auch einzeln. Simba schlug dafür «Kein schöner Land» und «Jambo Bwana» vor.

Bevor Sie mir jetzt mit «Keiner schöner Land» und dessen Ihrer Ansicht nach problematischem Verhältnis zu 1933–1945 kommen, ein Vorwurf, der sich ja vor allem daraus resultiert, dass im Untergang von Bernd Eichinger Frau Goebbels alias Corinna Harfouch bei diesem Lied ihre Kinder dirigiert, lassen Sie es sich gesagt sein: Man hätte hier auch jedes andere Liedchen nehmen können, «Kein schöner Land» stammt aus dem 19. Jahrhundert von Herrn Zuccalmaglio.

Aber wir wollten eigentlich etwas ganz anderes erzählen:
Simba schlug die beiden Lieder vor, und er hatte die Positionen «einzeln» und «zusammen» erwähnt. Wir machten nun eine Liste:

a) Wir singen beide beide Lieder.
b) Wir singen beide «Kein schöner Land» und er allein «Jambo Bwana»
c) Wir singen beide «Kein schöner Land» und ich allein «Jambo Bwana»
d) Wir singen beide «Jambo Bwana» und er allein «Kein schöner Land»
e) Wir singen beide «Jambo Bwana» und ich allein «Kein schöner Land»
f) Ich singe «Kein schöner Land» und er «Jambo Bwana»
g) Er singt «Kein schöner Land» und ich «Jambo Bwana»

Nun sassen wir über den Ergebnissen.
b) und f) waren als einzige unproblematisch.
a), d) und e) waren grenzwertig.
c) und g) waren gänzlich unmöglich.
Warum? Nun, weil ich als Europäer keine Afrikanischen Lieder singen darf, das ist Kulturelle Aneignung, Simba darf sehr wohl deutsche Volkslieder interpretieren, das ist dann Integration.

Totaler Quatsch. Aber:
Wir hatten nun echt Bedenken, dass irgendjemand unser Kulturprogramm unterbricht und entschieden uns für Variante f). Obwohl natürlich andere Varianten viel spannender gewesen wären.

Nun kommen Sie mir bitte nicht mit Kopfschmuck und Baströckchen. Ich hatte nie vor, den Auftritt in einem Baströckchen und mit Kopfschmuck zu singen. Ich hatte vor, ein afrikanisches Lied vorzutragen, einfach weil ich es für ein schönes Lied halte. Übrigens hätte auch Simba niemals Baströckchen und Kopfschmuck getragen, einfach weil er in Nairobi auch nie Kopfschmuck und Baströckchen getragen hat.
Natürlich wäre Baströckchen und Kopfschmuck die übelste Form von Kultureller Aneignung, sie wären aber vor allem ziemlich blöd und doof.

Vor vielen, vielen, vielen Jahren, als ich ein Kind war, also nicht nur im letzten Jahrhundert, sondern auch im letzten Jahrtausend, war ich auf einem Aktionsnachmittag von Brot für die Welt. Ein afrikanisches Land stand im Mittelpunkt, ich habe aber vergessen, welches. Mit drei Aktionen versuchten die Mitarbeiter uns Kindern das Land, die Menschen, die Not und die Projekte (Brot für die Welt arbeitete stets nach dem Motto «Hilfe zur Selbsthilfe») nahezubringen:
Wir schauten uns eine Dia-Show an.
Wir assen afrikanisches Essen.
Wir lernten ein afrikanisches Lied.
Zweites und Drittes wäre wahrscheinlich heute gar nicht mehr möglich, aber Hand aufs Herz: Hätte ich diesen Nachmittag heute noch in Erinnerung – er ist immerhin 50 Jahre her – wenn Brot für die Welt einfach die Fakten erklärt hätte? Wahrscheinlich nicht…

Ich finde, wir sollten bei dem Thema das walten lassen, was immer mehr verschwindet: Augenmass und Gesunden Menschenverstand. Sonst können wir bald alle Kultur in den Müll kippen.

Simba, der Mann meiner Cousine Rea stammt aus Kenia. Er widmet sich – insoweit sein Beruf als Neurochirurg ihn das lässt – zwei Hobbys: Volleyball und Singen.
Für den Geburtstag meiner Tante hatte Simba jetzt die tolle Idee, er schlug vor, wir könnten doch zwei Lieder vortragen, wir könnten sie zusammen singen oder auch einzeln. Simba schlug dafür «Kein schöner Land» und «Jambo Bwana» vor.

Wir sangen dann beide zusammen «Yesterday» und «I have a dream»…