Freitag, 30. Mai 2014

Ehret die Populisten, sie haben es schwer!


Ein Rechtsruck bei den Europawahlen.

Überall in den europäischen Staaten sind auf einmal Parteien aus den Löchern gekrochen, von denen wir vorher noch nie etwas gehört hatten. Sie tragen so schöne Namen wie „Eigentliches Belgien“, „Sauberes Luxemburg“, „Hoch die Niederlande“  „P(r)olonia“,  und „Daenland daen Daenen“ und haben bis zu einem Viertel der Stimmen errungen. Manche sind so europakritisch, dass man sich fragt, was sie in einem Europaparlament überhaupt machen, aber da man sich seit Jahren ja auch fragt, was das Europaparlament überhaupt macht, ist das nicht so schlimm. 

Überhaupt:
Ehret die Populisten.
Sie arbeiten viel und haben einen verdammt harten Job.

Ich meine, wie anstrengend ist das denn, ständig beim Volk zu sein?
Der Populist schaut dem Volk aufs Maul, aber doch nicht nur in Zahnpasta-Reklame-Mäuler,  in wie viele hässliche, stinkende Münder mit wackligen Zähnen und klappernden Gebissen muss er da auch schauen? Er hört Volkes Stimme, aber das ist nicht immer ein Wohlklang, wie viele kreischende und brüllende, wie viel terzentremoliende oder bassgrummeldröhnende Organe erreichen da sein armes Ohr? Er muss am Puls der Massen sein, aber das ist kein leises Ticken, das stöhnt und stampft und tritt und marschiert, dass die eigenen morschen Knochen zu wackeln und zu zittern anfangen.

Es ist so verdammt anstrengend, immer wissen zu müssen, was das Volk hören will, um ihm das dann zu sagen.

Der Populist hat einen Terminkalender, der vor den Wahlen dermassen überquillt, dass er sich sehnt, endlich ins Parlament zu kommen und dort dem gepflegten Dolcefarniente zu frönen, vor allem in Strassburg, weil ja eh keiner mitbekommt, ob da überhaupt getagt wird.

Wollen Sie einen Auszug? Bitte sehr:
Der 4.3.2014 von Francois Gubler (FN Alsace)

8.00       Frühstück des Frauenvereins in Gebschwiler
11.00     Frühschoppen in Stupswiler
15.00     Versammlung der Jäger in Tuschwiler
18.00     Stammtisch in Lalingue
20.00     Stammtisch in Muerdingen

Und das ist nur ein Tag!!! Der Populist springt von Stammtisch zu Stammtisch, von Frühschoppen zu Frühschoppen, um ja keine Stammtischparole, kein Stammtischgerede, um ja keine Frühschoppenidee, kein Frühschoppengedankengut auszulassen. Der Populist kennt die Mehrzweckhallen seines Bezirkes so gut wie alle Beizen, und das sind viele, viele…

Parteien wie „Eigentliches Belgien“, „Sauberes Luxemburg“, „Hoch die Niederlande“  „P(r)olonia“,  und „Daenland daen Daenen“ sind daher dazu übergegangen, zusammen mit dem Mitgliedsantrag einen Bluttest zu verlangen, denn ein Populist braucht eine stramme Leber. Er muss nicht nur flink wie ein Windhund, zäh wie Leder und hart wie Stahl, sondern auch trinkfest wie ein Schwamm sein.

Zu diesem allen kommt aber noch eine Sache hinzu, die das Leben eines Gubler so verdammt hart macht: Er muss ständig so tun, als ob er ein Stammtischbruder wäre.
Denn er hört zwar die Leute über zu hohe Steuern und zu tiefe Renten und die vielen Ausländer klagen, und muss nicken und signalisieren, dass er versteht, dabei darf aber keiner merken, dass Gubler selbst keine finanziellen Sorgen hat, in einem ausländerfreien Banlieue wohnt und einen sicheren Job hat. Diese Verstellung ist auch anstrengend, weiss der Himmel.
 
Nein, die Leute von „Eigentliches Belgien“, „Sauberes Luxemburg“, „Hoch die Niederlande“,
 „P(r)olonia“,  und „Daenland daen Daenen“, die ständig auf der Jagd nach dem aktuellen Stammtischgerede, nach dem aktuellen Frühschoppengedankengut, nach der der aktuellen Mehrzweckhallenmeinung sind, haben ein schweres Leben.
Sie haben unseren höchsten Respekt verdient.
 

 

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