Freitag, 2. Mai 2014

1.Mai 2014: Die CEOs drohen mit Streik

Der erste Mai, der Tag der Arbeit, ist traditionell ein Tag, an dem über Lohn und Bezahlung nachgedacht wird. Natürlich ist hier Lohnabbau und Lohnkürzung ein ganz heikles Thema. Daher war es nur selbstverständlich, dass sich an diesem Tag der Arbeit, dem 1.5.2014, sich die zu Wort meldeten, die am stärksten von den Lohnbeeinträchtigungen betroffen waren und sind:
In Brüssel demonstrierten ca. 500 Topmanager gegen die Deckelung ihrer Boni und Löhne. Es war schon rührend, wie hier Grössen aus ganz Europa, Tops aus Pharma, Metall, Hightech und Bau standen, Teppichetagenleute, CEOs, Verwaltungsratsvorstände, Hand in Hand, Seite an Seite und Transparente hochhielten wie:
"Weg von unseren Boni!"
"Minder go home!"
"1:12 ist keine Lösung!"
"Kein Lohnabbau in den oberen Etagen!"
"Nur ein goldener Fallschirm ist ein guter Fallschirm!"
Dazu sangen sie We shall overcome und We shall not be moved
Als Redner hatte man Daniel  ("Golden Danny")Vasella, den Ex-Novartischef eingeladen, der unter dem stürmischen Applaus der Menge darlegte, wie schwierig die Situation für Tops geworden ist. Er erklärte, dass die Allgemeinheit sich gar nicht vorstellen könne, mit welchen Lebenshaltungskosten ein CEO sich herumschlagen müsse. "Wer von den linken Heinis", so Vasella, "weiss denn, was eine Jacht kostet, was sie an Benzin braucht, wer kennt denn die Immobilienpreise in Monte Carlo, wer weiss denn, was wir für einen 1987er Chateau Libelle hinblättern müssen? Wir kommen doch jetzt schon mit dem Geld nicht zurecht, wie soll denn das in Zukunft gehen, wenn wir nicht gerade ein Appartement in Zürich aufgeben?"
Vasella schloss sein bejubeltes Referat mit einer klaren Drohung. Wenn die Allgemeinheit die Tops als Freiwild nicht aufgeben und weiter jagen werde, werde es zum Streik kommen.

Autsch.

Ich weiss nicht, ob Danny hier nicht etwas angerührt hat, bei dem der Schuss hinten losgehen kann.
Klar, in einem kleinen Betrieb, wäre ein Chefstreik die Katastrophe. In einem Betrieb, wo der Chef oder die Chefin die meiste Ahnung haben, der Meisterbrief vorhanden ist, wo er oder sie das beste Deutsch kann, am besten organisieren, am besten führen. Ich weiss nicht, ob José und Natascha, die in einer Putzfirma arbeiten, alle Aufträge auch an Land ziehen könnten. Die Putzfrau der Exfirma meines Vaters hätte das nicht gekonnt, sie konnte kein Wort Deutsch man musste auf die Gegenstände und Flächen zeigen und entsprechende Bewegungen machen.
Was aber in mittleren, grossen und sehr grossen Firmen?
Hier könnten zwei Dinge passieren.
Einerseits könnte man das Fehlen des Chefs, das Streiken der Teppichetage gar nicht bemerken. Suter schreibt in seinen BUSINESS CLASS-Kolumnen von Tops, die erst Wochen nach ihrem Herzinfarkt in ihren Büros gefunden werden.
Das Zweite ist aber das Wahrscheinliche: Ohne den Chef ginge es viel besser. Wenn keine Energie mehr für Firmenkäufe, Strategiepläne, Zukunftskonzepte, für Meetings, für Prognosen, für Gespräche, für Ideen verschleudert würde, wenn schlicht und einfach gearbeitet würde, ohne dass irgendjemand von oben E-Mails mit dem tollen Titel "DURAMAG 2016!!!!!" verschickt, dann wäre das gar nicht schlecht.
Insofern ist Danny's Spruch eine gefährliche Sache.
Nein, CEOs, Tops, Manager, Kader werden nicht streiken. Und damit fehlt ihnen das entscheidende Druckmittel um ihre Lohnforderungen durchzusetzen. Sie werden sich langfristig mit einer Lohneinbusse von 50% abfinden müssen. Von 30 Millionen auf 15 Millionen. Und vielleicht müssen sie das Appartement in Monaco verkaufen. Und sich mit dem in New York begnügen.

Immerhin das haben die Arbeiter den Tops voraus: Sie kriegen den 1.Mai effektiver hin.

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