Montag, 5. Mai 2014

Ein paar Tipps für straffreie Gewaltausübung


Haben Sie auch manchmal so eine Wut im Bauch? Sind Sie so richtig sauer, erzürnt, dass Sie die Zähne fletschen und grummeln und toben? Möchten Sie dann nicht auch manchmal etwas kaputtmachen, etwas zerstören, einschmeissen, aufschlitzen, möchten Sie nicht manchmal mit Stühlen werfen und Wände beschmieren, Steine in Schaufenstern deponieren und Häuser anzünden?
Also ich möchte das manchmal.
Aber Vorsicht: Sachbeschädigung ist eine Straftat und kann Sie –  von einer Anzeige mal ganz abgesehen – sehr, sehr teuer zu stehen kommen. Deshalb lasse ich das auch, weil ich keine 5000.- für aufgeschlitzte Polster übrig habe.

Hier aber kommen ein paar Möglichkeiten, wie Sie Ihre Gewalt zum Zuge kommen lassen könnten, ohne dass Ihnen etwas passiert:
·         Wenn Sie ein Loch in eine Wand bohren möchten, tun Sie das auf einer öffentlichen Toilette, ich meine die Sanitärtrennwand (heisst wirklich so). Werden Sie ertappt, sagen Sie, Sie seien schwul und erklären das gebohrte Loch als Glory Hole. Beschimpfen Sie den Ordnungshüter als homophob und intolerant und drohen Sie mit der örtlichen Szene und der Gay Media. Es wird Ihnen nichts passieren.
·         Behaupten Sie, Ihre Sachbeschädigung sei Kunst, sei ein Happening, eine Aktion, eine Interaktion. Setzen Sie z.B. einen Armeejeep nicht nur in Brand, sondern singen Sie gleichzeitig die Allerheiligenlitanei und klopfen den Rhythmus des „ora pro naobis“ dazu, Ende einer Dienstfahrt. Sie glauben mir nicht? Wenn eine nackte Frau auf dem Marktplatz Eier aus ihrer Vagina rutschen lässt, ist das ein Öffentliches Ärgernis, tut sie das vor den Toren der ART COLOGNE ist das Kunst, auch wenn sie gar kein angemeldeter Messebeitrag ist.
·         Wenn Sie Fensterscheiben zerschlagen möchten, tun Sie das vermummt und verteilen Sie Flugblätter gegen das WEF, die G8 (ich meine nicht das Turboabitur!), die Umweltverschmutzung, die Atomkraft, den Euroraum oder die Weltraumaufrüstung. Achtung: Das kann – je nach politischer Couleur Ihres Haftrichters – auch sehr in die Hosen gehen. Man hat schon für ein paar angesteckte Matratzen etliche Jahre Zuchthaus verhängt.
·         Reisen Sie in ein Land, in dem es nicht auffällt, was Sie alles kaputtmachen, weil eh alle am Schlagen, Treten, Schiessen, am Schlitzen, Beschmieren, Hauen, Stechen, Graben sind. Dorthin, wo der gesunde Menschenverstand in Urlaub gefahren ist, dorthin, wo die Menschen sich nur noch wie die Affen benehmen. Zum Beispiel in die Ukraine. Vorsicht: Es kann sein, Sie werden erschossen. Aber Sie sterben dann wenigstens nicht mit Wut im Bauch, sondern entspannt und ausgetobt.

Und hier der beste, der ultimative Tipp:

·         Mischen Sie sich unter Fussballfans. Als Teil der Fankultur können Sie fast alles machen. Wollen Sie zum Beispiel in Zügen Notbremsen ziehen, mehrfach, damit das Bremssystem zerstören, wenn der Zug hält, den Bahnhof besetzen und die Wagen demolieren? Kein Problem. Die SBB wird toben, die Vereine beschuldigen, FCB, FCZ und GC werden mit den Achseln zucken, die Polizei wird niemand konkret gesehen haben und das Ganze wird im Sande verlaufen. Passieren wird nichts.

Wer aber vor Gewalt zurückschreckt, kann sich auch verbal austoben.
Leserbriefe schreiben.
Beschwerdebriefe schreiben.
Oder Glossen schreiben.
Und grundlos Leute beleidigen.

Dann bis bald, Sie dummes Stück Dreck.
 

 

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