Montag, 26. Mai 2014

Hello, Mr. Rich oder: Luxusweibchen, Toyboys und Sugardaddies

Es gibt nicht nur bedrohte Tierarten wie das Hebräische Baumkänguru oder die Philippinische Muschelkröte, es gibt nicht nur gefährdete Pflanzenarten, Gebäude, Stadtbilder, es gibt nicht nur bald aussterbende Sprachen und Sitten, es gibt auch bedrohte Menschentypen.
Wo sind denn noch die echten Machos, die mit ihrem Porsche durch die Strassen kurven, die Marlboro lässig aus dem Fenster gehalten, behaarte Brust und Goldkettchen, die jedem Rock hinterherpfeifen und jeden Kellnerinnenhintern begrapschen?
Wo sind sie denn, die Altlinken, die mit Rauschebart und Pfeife im Mund in den Hinterzimmern der Studentenkneipen sitzen, die ihren Marx gelesen haben und mit ihm belegen können, dass die Ukrainer eben Nazis sind und daher Russland aus der Leninistischen Logik heraus Recht hat?
Wo sind sie denn, die Spiris im wallenden Indienkleid? Wo sind sie denn, die Punker mit Ratte an der Lederjacke und Sicherheitsnadel auf der Schulter (oder umgekehrt)? Und last but not least: Wo sind die echten Beamten geblieben, die sich noch nicht um Bürgerklienten kümmern mussten, sondern um das Entscheidende: Ihren Schreibtisch (8.00-8.15: Bleistiftspitzen, 8.15-8.30: Radiergummi bereit legen usw.)?

So ist es gut und richtig, dass man sich auch um gefährdete Menschentypen kümmert. Die Millionärsgattin und Society-Lady Irina Beller will eine sehr interessante und farbige Spezies vor dem Aussterben bewahren:
Das Luxusweibchen.
Frauen sollten nicht arbeiten, schreibt Beller in ihrem Buch „Hello, Mr. Rich“, Frauen sollten sich bemühen, einen reichen Mann zu finden. – Nee, Leute, das ist kein Witz, ich erfinde das nicht! – In ihrem Ratgeber gibt Frau Beller nun Tipps und Tricks bekannt, plaudert aus dem Nähkästlein, schreibt über den Alltag und die Sorgen einer Frau, die es geschafft hat.

Abgesehen davon, dass die Sache einen entscheidenden Haken hat – wenn zu viele Frauen das Buch lesen, gibt es einfach zu wenig Reiche, das ist wie die Euromillionenzahlen rauskriegen und dann auf Facebook posten und die 1 000 000 Follower kriegen dann ein paar Franken – mich ärgert die Einseitigkeit des Buches. Woher nimmt Irina die Frechheit, dass es nur so funktionieren kann: Reicher Mann und Luxusweibchen, er die Kohle, sie das Shopping? Es gibt doch noch so viele andere Modelle, die hier aussen vor bleiben.

Oh, nein! Damit meine ich natürlich nicht eine „gleichberechtigte Partnerschaft“ von zwei Leuten, die beide Job und Lohn haben, so was – das hat die Vergangenheit gezeigt – ist zum Scheitern verurteilt. Aber es geht doch auch umgekehrt:
Sie ist eine Topmanagerin und hat einen 40 Jahre jüngeren, absolut blendend aussehenden Mann. Im Gegensatz zum Luxusweibchen ist der Toyboy auch viel leichter in der Haltung. Er braucht kein Gucci und Versace und Schmuck und Perlen und Handtäschchen, er braucht ein paar Sportklamotten und EINEN Anzug, wenn man doch mal essen geht (im Sommer trägt er eh nur den ganzen Tag Badehose). Der Toyboy benötigt einen Fernseher und eine Xbox, ausserdem sollte der Kühlschrank gefüllt sein (mit Bier). Die einzige weitere Investition sind Abos für Fitnessstudio und Solarium, denn schliesslich soll ja, wenn man von einem harten Arbeitstag bei der DROHAMAG heimkommt, etwas Athletisches, Adonishaftes, Bronzefarbenes am Pool liegen und nicht etwas Weisses, Schwabbeliges.
Genauso gut funktioniert auch die gleichgeschlechtliche Variante:
Der Sugardaddy lässt einen Lustknaben bei sich wohnen und bezahlt, was er so braucht – im Gegensatz zum Toyboy KÖNNTE hier auch wieder Fashion ins Spiel kommen, vor allem aber haufenweise Kosmetik – und der junge Mann gibt das, was er geben kann: Puren, reinen Sex.
Bei den Lesben heisst die Variante…
Moment mal! Gibt es die überhaupt? Ich habe noch nie davon gehört… Ich glaube, Lesben probieren es noch immer mit dem Katastrophenmodell „Gleichberechtigte Partnerschaft“, aber ich lasse mich gerne eines Besseren belehren.
In einem Punkt hat Frau Beller allerdings absolut Recht: Eine Partnerschaft  braucht gemeinsame Basis.
„Wir haben beide die gleichen Interessen. Mein Mann liebt mich und ich liebe mich auch.“
Schöner kann man es nicht sagen.

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