Freitag, 9. April 2021

Wisshoffen auf längere Tage

Ich habe am 9. März über einen Peter geschrieben, der das Rauchen aufgehört hat und sich jetzt wegen der Geldersparnis Dinge leistet.
Der Peter bin ich.
Also, es stimmt nicht ganz, es stimmt nur halb, ich habe nicht meinen 30. Geburtstag nicht gross gefeiert, sondern nicht meinen 56. Geburtstag, bei mir fielen nicht Reisen nach New York und Shanghai, sondern nach Berlin, Kassel und Den Haag ins Wasser, und auch bei den Einkäufen sah es anders aus: Ich habe keine Gartenpflanzen, kein Bike und keine Kaffeemaschine gekauft, auch nicht etliche Kunstwerke, sondern nur ein Objekt der Basler Künstlerin Gerda Maise.
Und das mit den Unterhosen stimmt auch.

Und natürlich stimmt die zentrale Aussage: Ich habe mit dem Rauchen aufgehört. Ich bin seit Ende November clean. Nach 20 Jahren von 2½ Päckchen auf Null. Und wenn Sie jetzt anfangen zu rechnen: Yes, ich habe erst mit 36 angefangen.

Wie Rauchen aufhören geht? Also, Sie brauchen keine Psychiater, keine Schamanen, kein Voodoo, Sie brauchen keine Akkupunktur, brauchen keine Spezialmethode, alle diese Rauchentwöhnungsworkshops wollen nur Ihr Geld. Sie müssen einfach aufhören – und dann nicht wieder anfangen.
Natürlich ist es sinnvoll, den rein chemischen Entzug vom psychischen zu trennen. Sprich: Nikotinpflaster. Ich habe die erste Woche mit einem starken, die zweite Woche mit einem mittleren und die dritte Woche mit einem schwachen durchgebracht. Und danach habe ich mir noch vier Wochen ein normales Heftpflaster aufgebappt, und mein Körper reagierte, weil er auf die Kombination Pflaster=Nikotin geeicht war, wie ein Pawlowhund, solche Placebo-Dinger funktionieren super bei mir, ich werde auch von alkoholfreien Caipirinhas betrunken.

Und dann kam Weihnachten.

Ich hätte folgende Sachen zur Unterstützung meiner Laune und Stimmung gebraucht:
Erstens Helligkeit und Sonnenschein.
Zweitens die Möglichkeit, meinen Sport zu treiben, sprich offene Hallenbäder.
Drittens ein bisschen Ablenkung durch Ausstellungen und Museen, Cafés und Restaurants, und natürlich viele Läden, um das gesparte Geld gleich anzulegen.
Zu erstens:
Es war das genaue Gegenteil, es wurde erst um 9.00 richtig hell und um 15.00 schon wieder dunkel. das ist allerdings normal und jedes Jahr so und eben die schlimme dunkle Winterszeit.
Zu zweitens:
Die Schweine hatten die Hallenbäder geschlossen. Wegen Corona. Und obwohl es im Herbst keine nennenswerten Ansteckungen gegeben hatte. (Man benutzt ja viel Seife, und Chlor, und weil Sie nackt oder fast nackt sind, halten Sie auch Abstand…)
Zu drittens:
Ausstellungen und Museen waren zu. Wegen Corona.
Cafés und Restaurants waren zu. Wegen Corona.
Läden waren zu. Wegen Corona.

Und ich sass im Loch.
Ich sass in einem tiefen dunklen Loch, aus dem es irgendwie keine Hoffnung gab. Nun erst merkte ich, dass das Nikotin einfach alle Gedanken und alle Gefühle wegdrängt: War da was? Erst mal eine rauchen…
Ich hatte mir so viel vorgenommen, mal wieder Leute anrufen, mal wieder Karten schreiben, Spaziergänge machen, Posts scheiben.
Nichts ging. Manchmal sass ich sogar am Morgen einfach in meinem Zimmer und heulte.
Und nun wissen Sie auch, warum ich im Januar Blogpause gemacht habe.

Was mich gerettet hat?
Nun, ich hoffte darauf, dass die Tage wieder länger werden.
Und das passierte auch wirklich und tatsächlich.

Jetzt werden Sie einwenden und sagen, widersprechen und reden, dass ja hier von Hoffnung keine Rede sein kann – und Sie haben natürlich recht, wenn Sie das einwenden und sagen, widersprechen und reden:
Hoffnung (vgl. mittelniederdt.: hopen „hüpfen“, „[vor Erwartung unruhig] springen“, „zappeln“) ist eine zuversichtliche innerliche Ausrichtung, gepaart mit einer positiven Erwartungs­haltung, dass etwas Wünschenswertes eintreten wird, ohne dass wirkliche Gewissheit darüber besteht.
(Wikipedia)
Aber dennoch war der Trick gut, es zog mich aus der Grube, auf eine rasche Corona-Lockerung war ja nicht zu bauen.

Es ist merkwürdig, dass die Deutsche Sprache für so eine tolle Sache kein Wort hat, nämlich auf das Fokussieren einer positiven Sache, von der man WEISS, dass sie kommt. Ich schlage hier das Wort «wisshoffen» vor.
«Er wisshoffte auf die Sonne, die wieder aufgehen würde…» Klingt doch wunderschön.

Ich habe am 9. März über einen Peter geschrieben, der das Rauchen aufgehört hat und sich jetzt wegen der Geldersparnis Dinge leistet.
Der Peter bin ich.
Also, es stimmt nicht ganz, es stimmt nur halb, aber natürlich stimmt die zentrale Aussage:

Ich habe mit dem Rauchen aufgehört.





  

 

 

 

 

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