Freitag, 17. Juni 2022

Warum ich 70 Jahre Queen überging

Liebe Leserinnen und Leser

Nun werden sich einige doch gewundert haben, dass ich diesen komischen Weg mit Gelübde und Schwur und Eid gegangen bin, diesen Satz genommen habe, den mir das Schicksal vorgab, diese Jephta-Geschichte gemacht habe, dabei hätte es doch ein so wichtiges Thema gegeben, das ich verpasst hätte:
Die Queen.
Wegen dieser ganzen Story mit Gelübde und Schwur und Eid und Versprechen hätte ich es verpasst, Elizabeth II zum 70sten Thronjubiläum zu gratulieren.

Nein, liebe Leserinnen und Leser, das ist ganz bewusst geschehen. Ich habe alte Post durchforstet, was ich über Lizzy schon so geschrieben habe und stiess dabei auf einen Post vom 15. 9. 2015. In diesem habe ich Lisbeth nicht nur gebührend, ich habe sie überschwänglich gefeiert. Ich habe ihr alle grossen Lieder gesungen (im Stile von da-da-damm usw…) und sie hochleben lassen. In jenem Sommer brach die gute Queen nämlich den Sesselkleberrekord, das heisst, sie war länger im Amt als alle ihre Vorgängerinnen und Vorgänger.

Und nun habe ich mal meine Post und meine Mails durchforstet und beim Durchforsten meiner Mails und meiner Post stellte ich fest: Windsor hat sich nie bedankt. Es wäre doch angebracht gewesen, einen so triumphalen, so überschwänglichen, einen so grandiosen, einen so mit Glückwünschen und Hurra-Liedern gespickten Post mit einem kleinen Zweizeiler, mit einer kleinen Notiz zu verdanken.

Jetzt werden Sie einwenden, dass Lizzy nun wirklich keine Zeit hat, die 1000 Briefe, die sie jeden Tag bekommt, selbst zu beantworten. Das verlangt nun aber auch keiner. Aber je älter sie wird, je länger sie auf dem Thron ist, umso mehr schreiben ihr die Leute, und da muss sie halt noch ein paar Leute einstellen. Wenn ihre Poststelle zum Beispiel mit 50 Jahren Amt 50 Leute hatte, dann muss sie mit 70 Jahren Amt halt 70 Leute haben.
Geld?
Gute Güte, Lizzy ist die reichste Frau des Landes, da wird ja wohl ein bisschen Money für Fanarbeit übrig sein. Ja, und das Vereinigte Königreich hat zurzeit genügend Arbeitslose, da könnte man echt die Arbeitslosenquote ein wenig nach unten drücken.

Und für den Job eines Queen-Fan-Post-Beantworter (oder in deutscher Manier Queenfanpostbeantworter) muss man nicht studiert haben, die meisten der Menschen, deren Briefe und Mails, deren Pakete und Päckchen, die Leute, deren Schreiben und Nachrichten man hier beantworten soll und muss, sind so dumm, dass sie grammatikalische oder orthografische Fehler nicht bemerken würden.
Das war jetzt ein Eigentor – das habe ich wohl bemerkt.

Aber zurück zu meiner Posterei: Weil Lisbeth den Post vom 15. 9. 2015 unbeantwortet liess, habe ich mich entschlossen, ihr zum 70sten Jubiläum nicht zu gratulieren.
So einfach.

Aber es kommt noch etwas hinzu.
Ich erwähnte in jenem Text von vor 7 Jahren, dass ich mit 1 Jahr der Queen zugewinkt habe. Und auf einmal, ganz plötzlich, ganz unvermittelt stand diese Szene wieder vor meinen Augen. (Also natürlich, erinnere ich mich nicht, sondern ich erinnere mich an das, was meine Mutter mir erzählte: Dass wir am Fenster der Wohnung meiner Grossmutter in der Schwarenbergstrasse standen und Lisbeth, von der Innenstadt kommend und zum Fernsehturm fahrend, vorbeifuhr. Und dass ich ihr gewinkt habe.)
Nun fiel es mir aber beim Lesen des Posts wie Schuppen von den Augen: Lisbeth hat nicht zurückgewinkt!
Einfach nicht.
Ignoriert hat sie mich.

Ob das – auch im alten Post erwähnte – Marbach-Ereignis vorher war, also ob Lisbeth schon sowieso sauer war, das lässt sich nicht mehr eruieren. Das Marbach-Ereignis war so, dass sie in das Landesgestüt Marbach bei Urach wollte und nur „Marbach“ geschrieben hatte und man sie durch die Schillerstadt führte und sie nach 2 Stunden Geburtshaus, Archiv und Glocke und Räuber die Worte sprach: „Very nice, but where are the horses?“
Ob sie nun deshalb stinkig war und mich deshalb übersah oder aus anderem Grund:
Sie hat mich ignoriert.

Bei Jonas Jonasson wird iin einem seiner Bücher aus einem glühenden schwedischen Monarchisten ein Anarchist, weil der König ihn nicht grüsst. Er arbeitet Jahre auf den Moment hin, auf der Kurpromenade dem Monarchen zu salutieren, und der schwedische König läuft einfach weiter. Da wird er zum erbitterten Feind der Monarchie.
So schlimm ist es bei mir nicht.
Aber ich gratuliere deshalb nicht.

Liebe Leserinnen und Leser
Einige waren erstaunt, dass ich diesen komischen Weg mit Gelübde genommen habe, diese Jephta-Geschichte gemacht habe, dabei hätte es doch ein zentrales Thema gegeben, das ich versäumt hätte:
Die Queen.
Nein. Ich habe es bewusst ignoriert. Und wenn Lizzy eine Gratulation will, dann soll sie mir winken. Auf zoom. Oder Skype. Oder Teams.







 

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