Freitag, 25. Januar 2013

Reich werden II: Rücktreten und Nichtsmachen

Ich habe schon viele Stellen verlassen, gekündigt, ich wurde rausgeschmissen und mit Tränen verabschiedet, ich habe aufgegeben und bin aus guten Gründen gegangen, ich war der Lotse, der von Bord ging und die Ratte, die das sinkende Schiff verlässt, ich bin aus hell erleuchteten Räumen getreten und habe als Letzter das Licht ausgemacht. Es gab Abschiedsfeiern mit, ohne und mit viel Alkohol, es gab schöne Worte und Briefe.
Die Geschenke waren alle liebevoll und herzlich, bewegten sich aber alle unter 500.- Sfr. Das Zehnfache hätte auch meistens die Kasse gesprengt. Dennoch bewegt mich die Frage:
Wieso schaffe ich es nicht, mit meinem Abgang, mit der Ankündigung, nichts mehr zu tun, richtig Kohle zu machen?
 So wie Dannyboy. Danny Vasella, allumfassender Heros der NOVARTIS hat ja vorgestern angekündigt, das Unternehmen zu verlassen. Für die einen das grösste Genie des Jahrhunderts, für die anderen ein krasser Abzocker. Gut 44 Millionen Gehalt in einem Jahr sind viel Schotter, aber sein Unternehmen zahlt ja auch die Angestellten gut. Und sie haben den schönen Campus, jeden Tag tanzen sie aufs Werksgelände und singen: "Wir haben den schönsten Betrieb der ganzen Schweiz!" Und sie streicheln die vielen Pflanzen und Ornamente, bevor sie in einem der vielen Lokale einen Espresso trinken und unglaublich motiviert an ihre Arbeit gehen. Nicht alle, aber ich bitte Sie, notorische Nörgler gibt es überall.
Vasi ist ein Sonnyboy, ein Networker, ein Jugendcoach, ein Chef der alten und neuen Schule. 
Ich rede nun gar nicht von Platin-, Silber- oder Goldfallschirmen, ich rede von der Aktie, die vorgestern in die Höhe schnellte wie eine Rakete, abging wie ein getuntes Mofa. Da aber Vasi ein grosses, ziemlich dickes Paketchen dieser Anteile in seinem Kästchen hat, war er schon Stunden nach seiner Rücktrittankündigung viel, viel reicher. Das ist genial, wieso gelingt mir so etwas nicht?
Ich habe mir verzweifelt überlegt, von was ich zurücktreten könnte.
Dann bin ich auf die Idee gekommen, nicht zu sagen, was ich JETZT nicht mehr machen will, sondern was ich ganz unterlassen könnte. Aber auch hierfür will niemand zahlen.
Meine Güte, wie viel Kohle würde Justin Bieber verdienen, wenn er sich dafür zahlen liesse, nicht mehr zu singen? Wie viel Mäuse würden in die Taschen von Paul Coelho wandern, wenn er dafür Geld erhielte, seine spirituelle Volksverhetzung (nicht von mir, von Max Goldt) nicht mehr zu Papier zu bringen? Wie reich würde Reich-Ranicki (tolles Wortspiel), wenn er ankündigen würde, ab jetzt keine Bücher mehr zu benörgeln?
Also, ich kündige hiermit an: Ich werde keinen Roman schreiben, keinen Film drehen, keine CD aufnehmen. Wer zahlt für diesen Dienst an der Welt?
Oder muss ich erst Aktien eines Unternehmens kaufen, und dann sagen, ich werde dort NICHT CEO?
Es ist einfach schwierig.
Eine Sorge wenigstens habe ich nicht - im Gegensatz zu Danny. Ich weiss immer, wohin mit meinem Geld, das weiss der nämlich nicht mehr. Aber vielleicht zahlt er mich dafür, dass ich diesen Post lösche, wer weiss...


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