Dienstag, 22. Januar 2013

Gedopter Affe

Neulich war ich seit langer Zeit einmal wieder im Zoo und kam mit Bübü, einem Schimpansen, ins Gespräch, den ich beobachtet hatte, wie er aus dem Stand einen drei Meter entfernten Ast ansprang, erreichte und daran schaukelte. "Ik tränire jeden Tag", so Bübü, "und springen hocher als mein Grospapi, der auch son sär gutt war." - Man entschuldige bitte die fehlerhafte Orthografie und Grammatik, aber bitte bedenken Sie: Es ist ein Schimpanse.
Ich fragte ihn, wie er - ausser mit Training - diese erstaunliche Leistung erreichen könne.
Bübü war ehrlich: "Wenn eine Afe krank, dann kommen Werter mit Pilllen, und dann rene ich hin udn wuschle Haar, makke ein bischen Plödsinn, und klaue Pillen, weil dise Pilen makken dich starg."
Als ich einwarf, dass sei ja nun totaler Betrug, wandte Bübü ein, dass sein Grossvater vom Körperbau und den Muskeln her nicht anders als er gewesen sei, dass also, wenn er ihn übertreffen wolle, er um stärkende Mittel nicht herumkomme.
Bübü liegt natürlich völlig richtig. Der Schimpanse vor 50 Jahren war von Statur, Muskelmasse und Sehnensträngen her der gleiche wie heute. So schnell geht dann Evolution auch nicht.
Das brachte mich ins Nachdenken. Biologisch-evolutionär unterscheiden auch wir uns nicht von unseren Grosseltern, warum laufen wir dann so viel schneller, werfen so viel weiter, fahren so viel kraftvoller und springen so viel höher? Ich habe kein anderes Skelett, keine anderen Bauchmuskeln und kein anderes Herz als meine Ahnen.Wir haben zwar inzwischen Internet, können mit Teilchen rumschiessen, wir bereisen die ganze Welt und wissen, was die Kritische Theorie ist, aber zoologisch ist das Tier Homo Sapiens das gleiche Ding wie zwei Generationen zuvor.
Das heisst, höhere Leistungen können nur mit Spritzen oder Pillen erreicht werden. Beim Affen, Menschen und bei anderen Tieren. Heute würden die Dickhäuter zum Beispiel alle über die Alpen kommen. - Warum redet man eigentlich immer von Hannibal, oder von seinem Koch, was noch blödsinniger ist, eigentlich waren es ja die Elefanten, die diese Leistung vollbringen sollten? -
Also heute würden die Lasttiere mühelos durchkommen, weil man sie einfach vollpumpen würde, nicht weil sie so anders als die punischen sind.
Wenn nun Herr Armstrong nach einer Stunde Heulen verkündet, er wolle wieder fahren, ist das natürlich ein Riesenklamauk. Will er ungedopt als Hundertvierter durchs Ziel, geschlagen, aber ehrlich? Oder will er gewinnen? Dann muss er wieder anfangen, weil alle etwas nehmen. Die lebenslange Sperre ist ein Segen für ihn, das hat er nur nicht begriffen.
Überhaupt, wenn wir einen medizinlosen Sport wollen, dann hiesse das, ab jetzt gehen alle Ergebnisse um 10 Minuten hoch. Oder wir lassen das Ganze und erlauben einfach das Doping. Auf dem Siegerpodest stehen dann die Sportmediziner. Ups, Entschuldigung, die haben ja nie etwas gewusst, die waren ja völlig ahnungslos.
Bübü sagte dazu: "Mangmall ich denken, das Werter weis, was ik machen. Der kann blöd so garr nix sein, dass er sich lesst klauen immer Pilen von Schimpanse..."
Wie dem auch sei, ich glaube, ich werde dem goldigen Menschenaffen ein bisschen Deutschunterricht geben. Ohne Doping, denn wirklich intelligenzsteigernde Mittel sind noch nicht erfunden.

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