Donnerstag, 22. Juni 2017

Trüffel für jedermann - wollen es alle???



Wunderbar!
Nach dem beglückenden, inspirierenden, nach dem wohlmeinenden und antreibenden Kommentar von Josi gründe ich also eine Partei, es ist noch nicht zu spät bis September, und formuliere einen einzigen Wahlslogan:

TRÜFFELPASTETE FÜR JEDERMANN

Das hiess natürlich vorher «für alle» aber so geschrieben erinnert es die Gebildeten an jenes Verslein von Heine:
Ja, Zuckererbsen für jedermann
Sobald die Schoten platzen…
Ich hänge also 126435 Plakate auf, gestalte eine eigene Website (www.trueffel-fuer-jedermann.de), schaue zu, dass ich auf Facebook, Instagram und Twitter präsent bin und warte ab.
Ich muss gar nicht lange warten, da kommt schon die erste Kritik aus Leipzig-Plagwitz (woher denn sonst?), es sei nicht klar, ob die Pastete auch vegan sei. Also ändere ich in

VEGANE TRÜFFELPASTETE FÜR JEDERMANN

Ist mir dann aber doch zu grün, zu plagwitzesk, ist mir zu einseitig, zu einspurig, worauf ich nochmals umschreibe:

VEGANE ODER NICHTVEGANE TRÜFFELPASTETE FÜR JEDERMANN

Gut so. An Griffigkeit und Einprägsamkeit hat der Slogan zwar eingebüsst, aber sei’s drum. Nun bekomme ich ein Schreiben, in dem mir Herr Bernd Halkowski aus Bottrop mitteilt, er möge keine Trüffel, diese aber kosteten ein Schweinegeld, und wenn er jetzt auf seinen Teil verzichte könne er doch 6 Portionen Schnipo und 6 Bier bekommen?
Also noch einmal ans Werk:

VEGANE ODER NICHTVEGANE TRÜFFELPASTETE FÜR JEDERMANN
WAHLWEISE STATTDESSEN
6 X SCHNITZEL POMMES UND 6 BIER

Das ist jetzt aber so bescheuert, dass meine sämtlichen Plakate mit Sprüchen wie Hä?, Was ein Scheiss?, Wassoll dasdenn? und Schwachsinn!!!!!!!!!!!!! übermalt werden, meine Follower auf Twitter, auf Instagram und auf Facebook habe ich eh nicht mehr.

Sie sehen, es ist gar nicht so einfach mit Wahlversprechen. Immer, wenn man irgendetwas konkret verspricht, kommen Leute, die das a) nicht wollen, b) nicht brauchen oder c) etwas anderes verlangen. Deshalb sind die meisten Wahlversprechen so herrlich unkonkret. «Förderung des Breitensports» - wer soll da was dagegen haben? Aber CDU, FDP, genauso die SPD und die GRÜNEN, die LINKE und die AfD werden sich hüten so etwas Genaues wie «500 neue Schwimmbäder» zu proklamieren. Obwohl es nachgewiesenermassen der gesündeste Sport ist werden die Biker und Jogger, werden die Fechter und Fussballer, die Handballer und die Kugelstosser auf die Barrikaden gehen und ebenso Hallen und Stadien für IHRE Sache fordern.
«Förderung der Kultur» - wer soll da konträr sein? Aber die grossen Parteien werden sich hüten, konkret zu sagen, wie sie diese Förderung anstellen wollen. Doch nicht etwa noch mehr Geld für die Opernhäuser? Dort wird nämlich – das weiss ein Bernd Halkowski aus Bottrop ganz genau – nur schräge Musik gemacht, Musik, bei der die Geigen nur geschlagen werden und die Bläser hoch fiepen, während auf der Bühne nackte Menschen herumturnen und viel Blut fliesst, also Dinge fabriziert, die niemand sehen und hören will. Dass Halkowski das so präzise weiss, obwohl er die nur Katzensprünge entfernten Musiktheater in Essen, Oberhausen und Duisburg noch nie aufgesucht hat, ist eine andere Geschichte.  

Also gehe ich nochmal an meinen Spruch. Kurz erwäge ich, doch das komplette Heine-Zitat aus Deutschland, ein Wintermärchen zu schreiben, bei einem Zitat ist ja klar, dass es kein konkretes Versprechen ist:
Ja, Zuckererbsen für jedermann
Sobald die Schoten platzen
Den Himmel überlassen wir
Den Engeln und den Spatzen
Erscheint mir aber dann doch zu antireligiös, würde mir sicher wieder Ärger einbringen. So schreibe ich schliesslich ganz allgemein:

GUTES ESSEN FÜR JEDERMANN

Da kann niemand etwas dagegen sagen, und es kann für die einen eine Trüffelpastete, für Halkowski eben Schnitzel mit Pommes sein.

  






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