Die Menschen
meiner Generation, also die schon etwas Älteren, oder die, die man so schön als
«mittlere» Generation bezeichnen könnte, Menschen also in den «besten Jahren»,
oder, wenn wir es doch in konkreten Zahlen ausdrücken wollen, Männer und Frauen
über 50 werden sich noch an einen Ausdruck erinnern, den wir ständig im Munde
führten und von dort auch rausliessen:
Trick 17 mit Selbstvernichtung
oder, wenn
man sich ein wenig salopper und burschikoser, ein wenig derber und frecher
ausdrücken wollte
Trick 17 mit Selbstverarschung
Um der
jüngeren Generation, also denjenigen, die unter 40 sind, die noch als «jung»
durchgehen könnten, die noch am Anfang stehen und nicht in der Mitte, also
Männern und Frauen in den noch nicht so guten Jahren begreiflich zu machen,
wann dieser Ausdruck verwendet wurde, verweist man am besten auf die Millionen
von Videoclips, die als FAIL OF THE DAY, FAIL OF THE WEEK, die als FAIL OF THE
MONTH oder sogar als FAIL OF THE YEAR im Internet kursieren: Da will ein Skater
einen besonders schönen Trick vorführen, also einen von diesen, die so schöne
englische Namen haben, und fällt voll auf die (s.v.v.) Fresse, da will eine
junge Dame zeigen, wie weit sie im Poledance gekommen ist, und haut sich die
Stange an den Kopf. Da wird beim Mountainbiken, beim Turmspringen, da wird beim
Snowboarden, da wird bei der Gymnastik gestürzt und gefallen, da werden Arme,
Beine, Hände, da werden Nasen und Ohren so geschürft und gequetscht, dass es
nur so eine Freude ist.
Trick 17 mit Selbstvernichtung
Trick 17 mit Selbstverarschung
Eigentlich,
das muss man jetzt zugeben, ist ein Trick 17 eine besonders geglückte Variante,
und wenn diese schiefgeht, spricht man von einem Trick 17 mit Selbstüberlistung. Was natürlich nur halb so schön wie
die obigen Variationen klingt. Zur Herkunft des Begriffes Trick 17 bietet
Wikipedia – wie immer – ca. 35 Möglichkeiten, die einem alle mehr oder minder
abstrus vorkommen. Am nettesten finde ich noch die Ableitung von der 17
Eck-Konstruktion des Mathematikers Gauss, aber als plausiblen Vorschlag kann
ich auch das nicht werten.
Von einem Trick 17 mit Selbstvernichtung / Trick 17
mit Selbstverarschung redete und sprach man aber nicht nur bei Fällen und
Stürzen, sondern auch, wenn der Pfannkuchen, den man elegant und graziös in die
Luft geworfen hatte, auf dem Boden landete, auf einem Boden, der natürlich
nicht sauber und rein, sondern ziemlich verschmutzt war; man sprach von einem Trick 17 mit Selbstvernichtung / Trick 17
mit Selbstverarschung, wenn der Spieler 4 beim Monopoly konsequent der
Meinung war, dass seine neue Strategie, deren Kernstück es war, die
Schlossstrasse NICHT zu kaufen, allen anderen Strategien haushoch überlegen sei
und dann relativ schnell durch die Zahlungen für Schlosstrassenbesuch mit 4
Hotels zu Boden ging. Der Klassiker eines Trick
17 mit Selbstvernichtung / Trick 17 mit Selbstverarschung war der
Tischtuchtrick: Man wollte die Trägheit der Dinge nutzen und zog das Tischtuch
unter den Tellern und Gläsern weg, die sich dann meist samt Inhalt elegant auf
Boden, Decke und Wände verteilten.
Betrachtet
man die Gesamtheit der unter Trick 17 mit
Selbstvernichtung / Trick 17 mit Selbstverarschung aufführbaren Sachen,
dann kann man zwei Grundsätze feststellen. Einerseits gehört ein «man könnte es
auch anders machen» dazu, niemand würde bei einem Rettungssprung aus einem
brennenden Haus, bei dem sich der oder die Springende verletzt von einem Trick
17 reden, wohl aber bei einem Juxsprung. Andererseits ist immer eine gesunde
(oder eher ungesunde) Portion Hybris mit dabei.
Wir haben in
den letzten Tagen ein unglaublich schönes und witziges, ein klassisches und
exemplarisches, wir haben ein herrliches und wunderbares Beispiel eines Trick 17 mit Selbstvernichtung / Trick 17
mit Selbstverarschung erlebt, mit genau den Faktoren, von denen ich vorher
sprach. Da hat eine Politikerin eine gute, wenn auch knappe Mehrheit. Nun meint
sie, wenn sie die anstehenden Verhandlungen führen will, braucht sie noch mehr
Mehrheit, eine sattere, eine deutlichere. Dies zum Thema «man könnte es auch
anders machen», denn die Neuwahlen auf der Insel waren so unnötig wie ein
Poledancevideo oder ein Snowboardsprung. Nun aber zeigt sich die Hybris; man
denkt, die Leute sind so begeistert von mir, dass alle, die einem das letzte
Mal die Stimme gegeben haben, es auch dieses Mal tun, alle plus noch 10%. Wie
kann man das so selbstherrlich annehmen? Man weiss es genauso wenig, wie man
weiss, wo der Pfannkuchen landet, wie man weiss, dass man NICHT auf der
Parkallee mit 5 Hotels zu stehen kommt. May hat uns ein so schönes Beispiel
eines Trick 17 mit Selbstvernichtung /
Trick 17 mit Selbstverarschung geliefert, dass jedem Glossisten und jedem
Kabarettisten die Freudesröte – ja, die gibt es auch – ins Gesicht schiesst.
«Schaut her, ich kann das und ich kann das gut, schaut her, wir wählen jetzt
nochmal und dann habe ich statt ein paar Prozentlein mehr eine 2/3-Mehrheit.» Das
ist Grössenwahn.
Trick 17 mit Selbstvernichtung / Trick 17
mit Selbstverarschung
Wahrscheinlich
hat May einen Teil ihrer Jugend auf den Inneren oder Äusseren Hybriden
verbracht. (sic veniat ioco verborum)
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