Freitag, 9. Juni 2017

Ist der Bremser weg, geht's schneller



Stellen Sie sich vor, Sie proben mit Ihrem Oktett für Donaueschingen, das Momente – Momentum – Mormonen XI von Alfred Lutzensberger (*1994). Ein komplexes und kompliziertes Stück, das einiges an Konzentration und Mühe verlangt, allein schon durch die Tatsache, dass die Musikerinnen und Musiker weit im Raum verteilt sind. Nun wird die Probenarbeit aber dadurch sehr getrübt, dass Ihr Oboist nicht recht mitziehen will. Spielt er einen falschen Ton, den Sie monieren, gibt er ein «Hört man eh nicht» zur Antwort, setzt er falsch ein, kommt ein «Merkt keine Sau». Ausserdem wird er nicht müde, zu betonen, dass Momente – Momentum – Mormonen XI ein Scheissstück sei, dass er gar nicht zu den Tagen für Neue Musik gehen und dass er lieber Beethoven spielen wolle. 4 Wochen vor der Abreise auf die Baar schmeisst er das Handtuch und meldet sich krank. Katastrophe – aber mit dem Ersatz klappt es viel besser. Er hat schon in Witten, München und Darmstadt, beim ECLAT und in Schwetzingen gespielt, er findet Momente – Momentum – Mormonen XI ein grossartiges Stück und legt sich sehr in Zeug.

Ist der Bremser von Bord, fährt der Zug schneller.

Oder stellen Sie sich vor, sie machen eine Bergtour, Sie wollen endlich einmal den Piz Dubatsch (3469 m) nicht wie alle von Vanguon (GR) aus, sondern von Breschala (TI) her über den Piz Cardutsch (3256 m) erklimmen, eine Route, die landschaftlich viel schöner ist, aber 800 zusätzliche Höhenmeter bereithält. Schon beim Abmarsch in Breschala allerdings fängt ihr Wanderpartner an zu meckern. Er weist permanent darauf hin, dass die Breschala-Route überhaupt nicht schöner sei wie die Vanguon-Route, sondern einfach nur anstrengender, dass der Piz Cardutsch überschätzt werde und er von Anfang an gegen diese Strecke gewesen sei. Seine Grummelei unterstützt er durch Langsamgehen, ständige Pausen, durch Ächzen und Stöhnen, er untermalt sie mit einer hängenden und negativen Haltung. Als er nach der ersten Nacht auf der Sgiala-Hütte (2635 m) verkündet, er kehre nach Breschala zurück, atmen Sie auf.

Ist der Bremser von Bord, fährt der Zug schneller.

Oder stellen Sie sich vor…
Sie brauchen kein drittes Beispiel, gell?
Sie haben es kapiert, um wen es geht.

Trumpeltier hat sich entschlossen, das Stück Wir retten das Klima nicht mehr mitzuspielen; Donny hat verkündet, die Kyoto-Paris-Route nicht mehr mitzulaufen und aus dem Vertrag auszusteigen. Und das ist gut so. Es ist nämlich unendlich mühsam, wenn man mit Leuten verhandelt, die die Grundsätze einer Konferenz, eines Abkommens, die die Grundzüge von Verträgen und Verhandlungen ständig in Frage stellen. Einer, der beständig murmelt und grummelt, dass das CO2 wahrscheinlich ja ganz harmlos sei, dass die Abkommen nur den USA schaden und dass die Erderwärmung eh nur eine normale Schwankung sei, ist ein unendlich mühsamer Bremser.

Gut, vielleicht ist das CO2 wirklich nicht der entscheidende Faktor.
Vielleicht gäbe es noch bessere, effektivere Methoden als eine Reduktion des Kohlendioxyds. Vielleicht sind wir immer noch auf einem Teilholzweg. Vielleicht müsste man alles ganz anders machen.
Aber:
Irgendwo muss man anfangen.
Irgendwo muss man den Spaten nehmen und anfangen zu graben, den Hammer nehmen und anfangen zu hauen, irgendwo muss mal ein Grossbuchstabe stehen und der Satz beginnen.
Und:
Schaden kann eine Reduzierung des CO2 auf keinen Fall.
Interessant ist ja auch, dass etliche Grossstädte und Bundesstaaten der USA sofort mitgeteilt haben, sie würden auch weiterhin sich an die Abmachungen des Pariser Abkommens halten. Für jemand, der ja so sehr Präsident ALLER Amerikaner sein will, ein spannendes Phänomen.

Trunpie ist weg, und jetzt kann es richtig losgehen. Denn Donald würde mit seiner Grummelei und Motzerei, mit seinem Gebruddel und Gekeife die ganze Aktion solange lahmlegen, bis wirklich nichts mehr geht.

Momente – Momentum – Mormonen XI wird übrigens mit dem neuen Oboisten ein voller Erfolg. Übrigens hört man sehr wohl, ob bei Neuer Musik Fehler gemacht werden. Man merkt z.B. genau, ob zwei Instrumente kurz nacheinander spielen sollen, oder ob eigentlich ein gleichzeitiger Schlag geplant war, und die beiden das einfach nicht hinbringen.
Genauso ist der Weg vom Cardutsch zum Dubatsch eine der schönsten Touren, die Sie je gemacht haben. Die Breschala-Route IST die bessere Strecke, da gibt es angesichts atemberaubender Felsformationen und wildpoetischer Wasserschluchten nichts dran zu rütteln.

Ist der Bremser von Bord, fährt der Zug schneller. 














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