Freitag, 1. Januar 2016

Gutvorsatz I: Mal jemand fragen, der sich auskennt...

Ein frohes, gesundes und schönes 2016!

Sollten Sie die dumme Absicht haben, sich für 2016 irgendwelche Dinge vorzunehmen, meiden Sie auf jeden Fall Vorsätze, die mit “jeden“ oder „jede“ beginnen. Sie sind auf jeden Fall Blödsinn.

Sie glauben mir nicht?
Erinnern Sie doch mal an die Vorsätze, die Sie 2010, 2012 und 2014 gefasst hatten:
-Jeden Tag 15 Minuten Yoga.
-Jede Woche Schwimmen gehen
-Jeden Monat ein Buch lesen

2010 hielt der gute Vorsatz genau bis zum 17. Januar, als Sie sich bei der Verknoteten Katze eine Zerrung im linken oberen Kreuzband (oder war es das rechte untere?, egal) zugezogen haben. Danach haben Sie nicht nur das Kreuzband, Sie haben auch das Yoga auf Eis gelegt.

2012 hielten Sie länger durch, genauer gesagt bis zum 13.März. Dann stellte Ihr Dermatologe fest, dass die rot-grünen Flecken, die sich auf ihren Armen und Beinen ausgebreitet hatten, von einer starken Chlorunverträglichkeit herrührten. So setzen Sie das Schwimmen bis zum Frühjahr bzw. Frühsommer aus, dann aber waren Sie sich nicht sicher, ob in den vielen Bagger-, Wald- und Stauseen, die sich in Ihrer Nähe befinden, sich nicht doch Reste des reizenden Gases befinden könnten. Also liessen Sie den gesunden Sport wieder auf sich beruhen.

Und die Bücher? Am 31. Januar 2014 waren Sie auf Seite 465 des Zauberbergs. Da aber der Lungensanatoriumsroman ca. 1000 Seiten hat, hatten Sie Ihr Ziel absolut nicht erreicht. Sie liessen also, nachdem Sie sich durch 465 Seiten Thomas Mann gequält hatten, das mit der Lektüre auch wieder sein.

Hätten Sie mich gefragt, hätte ich Ihnen gesagt, dass für einen Jahrelangnichtleser eventuell der Zauberberg ob seiner Länge, seiner Komplexität, seiner Philosophie und seines Aufbaus nicht die ganz richtige Lektüre sein könnte. Ich hätte Ihnen aber ein paar andere Einstiegsbücher empfehlen können, vielleicht Tschick oder Der Richter und sein Henker oder Das Rosie-Projekt oder sonstwas.

Das wäre nun aber doch mal ein echter guter Vorsatz: Immer jemand fragen, der mehr Ahnung hat als man selber.
Ganz im Sinne der ehemaligen GELBE SEITEN-Werbung:
Vielleicht hätte er/sie jemand fragen sollen, der sich damit auskennt.

Ich hätte Ihnen übrigens auch erzählt, dass in allen Wald-, Bagger- und Stauseen, die ich kenne, ich noch nie eine stärkere Konzentration gefunden habe, das heisst, dass Sie unbedenklich in jedem Naturgewässer schwimmen könnten.

Und was das Yoga betrifft:
Davon habe ich keine Ahnung, aber eine Freundin von mir, die seit Jahren Yogakurse gibt, liess verlauten, dass für eine Yogaanfängerin/einen Yogaanfänger die Verknotete Katze sicher keine geschickte Übung ist. Man sollte zunächst mit der Schlafenden Katze anfangen, um sich dann über die Kauernde Katze  und die Lauernde Katze  zur Verknoteten Katze zu arbeiten.

Vielleicht sollte man jemand fragen, der sich mit sowas auskennt…

Bevor Sie also Ihren Ich-streiche-2016-meine-Küche-neu-Vorsatz umsetzen, sollten Sie jemand fragen, der schon mal lilablassblau gemischt hat und der auch schon einmal Pinsel und Rolle in der Hand gehabt hat.
Bevor Sie Ihren 2016-endlich-einmal-Skaten-Vorsatz zur Wirklichkeit machen, sollten Sie jemand fragen, der Ihnen zeigt, welche Jumps, welche Tricks in Ihrem Alter noch möglich sind.
Bevor Sie Ihren Vorsatz umsetzen, 2016 mehr Philosophie zu treiben, sollten Sie jemand fragen, der Ihnen zu einem guten Einstieg rät, und wenn diese Person der Meinung ist, Sie sollten erst einmal Altgriechisch lernen, weil man ja mit Sokrates anfängt, und das geht nur im Original, dann ist diese Person ein(e) Idiot(in).

Nein.
Fragen Sie jemand, der sich auskennt.
Sie sparen Zeit. Sie sparen Nerven. Sie sparen Geld.

Also ran an die Gutvorsätze der letzten Jahre:
Die Schwimmende Katze ist übrigens geeignet für Hallenbäder (Rufen Sie mich an wegen chlorfreien, ja, versprochen?), und sie ist so einfach, dass Sie noch nebenbei einen Krimi lesen können, zum Einstieg Venezianisches Finale von Donna Leon.

HAPPY NEW YEAR!


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