Max ist am Anschlag. Max ist überfordert. Max geht in die 9.
Klasse und weiss nicht mehr, wo ihm der Kopf steht.
Lernen. Lernen. Lernen.
Durch den Tag. Durch die Nacht. Durch den Tag.
Lernen. Lernen. Lernen.
Nehmen wir mal den letzten Sonntag. Der Sonntag sollte ja
eigentlich ein Tag der Musse, der Erholung und Entspannung sein, aber nix da.
Frühmorgens, um 14.00 (man stelle sich das mal vor) riss ihn
die Mutter aus dem Schlaf und aus dem Bett und stellte die Frage, die den
ganzen Tag schon wieder versaute: „Habt ihr nicht Tests morgen?“ Und da Max
jetzt nicht lügen konnte, immerhin WAREN da drei Tests, musste er notgedrungen
mitten in der Nacht aufstehen. Nach Duschen, Anziehen, Frühstücken war es 15.00
und er musste sich notgedrungen an den Schreibtisch setzen. Er gamte ein wenig
zur Entspannung, zum Warmwerden, nur ein paar Minütchen, bis die schon etwas
gereizte Mutter um 16.30 die Türe aufriss und „Lernen!“ hineinrief.
Lernen. Lernen. Lernen.
Durch den Tag. Durch die Nacht. Durch den Tag.
Lernen. Lernen. Lernen.
Also ging Max jetzt wirklich an die Arbeit und besah sich
seine Agenda:
Montag, 25.1.
Erste Stunde Mathetest
Dritte Stunde Musiktest
Sechste Stunde Englischtest
So weit, so gut. Wo aber waren die Lernziele? Der
Musiklehrer war up to date und hatte sie per E-Mail geschickt: Du kannst Töne mit Vorzeichen im Violin- und
Bassschlüssel schreiben und bestimmen.
OK. Aber Mathe und Englisch? Max dämmerte, dass sie
irgendwie an der Tafel gestanden hatten, dass die Lehrer sogar erlaubt hatten, sie
einfach abzufotografieren, nur hatte sein Handy keinen Akku mehr gehabt. Also
muss er jetzt seine Kollegen kontaktieren, das geht schnell über WhatsApp, nur
das man da noch ein wenig anderes austauscht, aber um 17.15 hat er die
Lernziele:
Mathe: Binomische
Formeln
Englisch: Present
Perfect
Also alles fast easy, das Mathezeug kann er, a plus b im
Quadrat gibt a im Quadrat plus 2AB, plus B im Quadrat, mit hoch drei wird das
ein wenig länger, aber easy, ganz easy. Musik ist blöd, da muss er sich zum
500. Mal einprägen, wo die Töne liegen, dass ein F mit Häschtägg ein Fis ist
logisch, aber wo liegt denn nun dieses verdammte F, und wo das f‘‘? Der
Musiklehrer sagt ihm nach jedem Test, dass genau dies nun nicht mehr vergessen
sollte, aber er vergisst es stets und lernt es für jeden Test neu.
Englisch
wiederum ist chillig: I have choosed, Have I choosed, I haven’t choosed.
Beim Abendessen um 19.00 verkündet Max seinen Plan: Eine
Stunde Musik, Tonnamen pauken, noch drei Gleichung mit den Binomischen und dann
gamen. Denn Englisch ist ja
locker, I have writed, Have I writed…
Written, Written, unterbricht ihn die Mutter, genauso wie es
auch chosen heist.
Und nun kippt die Sache ins Katastrophale.
Denn:
ES GIBT UNREGELMÄSSIGE!!!!!!!
Man hätte noch 30 Stammformen lernen sollen, und zwar
kontinuierlich.
Um 0.30 geht ein vor Erschöpfung zitternder, bleicher Max
ins Bett, ein Max, den die Mutter noch sechs Mal abgefragt hat, die Töne,
CDEFGHAcdefgahc’d’e’f’g’a’h’c‘‘d‘‘e‘‘f‘‘g‘‘a‘‘h‘‘c‘‘‘ gleich dazu. Am nächsten
Morgen steht ein übermüdeter und überforderter Max auf.
Lernen. Lernen. Lernen.
„Wir laufen Gefahr,
dass Kinder unter dem Leistungsdruck und den Erwartungen zusammenbrechen“,
warnt Schulrechtsexperte Peter Hofmann. Er spricht die Anzahl Lektionen und die
vielen Tests an, er fordert weniger Hausaufgaben und prüfungsfreie Montage.
(20min vom 25.1.2016)
Hofmann hat sicher einen Zustimmer: Max.
Der aber, wenn er ehrlich wäre, zugäbe, dass gewisse
Massnahmen seinerseits – wie im Unterricht aufpassen, nur bis 12.00 schlafen,
Lernziele wissen, seinem Lehrer glauben, wenn der SAGT, das und das kommt
wieder dran – auch nicht schlecht wären.
Dabei lassen wir nicht ausser Acht, dass auch die Schulen
etwas machen könnten. (Muss man in Zeiten des schnellen Internets wirklich noch
ALLE Hauptstädte der Welt und die Lebensdaten SÄMTLICHER Komponisten auswendig
können?)
Lernen. Lernen. Lernen.
Durch den Tag. Durch die Nacht. Durch den Tag.
Lernen. Lernen. Lernen.
Und der Mut ist so müde geworden und der Stress so gross
Gleiches gilt auch fürs Studium. Immer lernen. Immer lernen. Nie um halb 5 Blogs lesen. Ganz klar: Gefahr, unter dem Leistungsdruck zusammenbrechen. Leben am Limit.
AntwortenLöschenDer Kommentar macht natürlich nur halb so viel Spass, wenn die Zeitzone falsch ist *rolleyes*.
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