Dienstag, 19. Januar 2016

Köln 3: Schärfere Gesetze! (?)



Die Südseeinsel Pika-Puka hat ein Problem. Das Problem heisst Wuwu und ist ein Vogel. Der 50 Zentimeter grosse, silbergraue Kleinadler ist ein widerliches Biest. Sein Schrei klingt wie ein auf Luftballon gespieltes Wagnermotiv, sein Schnabel ist spitz und scharf und dringt auch durch Glas und Blech, sein Kot besteht vor allem aus Säure und hat schon manchen Mantel weggeätzt. Das Gute ist, dass der Wuwu in der Hauptstadt nicht genügend Nahrung findet, sollte er sich also wirklich einmal nach Pika-Puka-Stadt verirren, verhungert er dort. Deshalb hat Pombo XX, König von Pika-Puka 2010 das Wuwufüttern unter Strafe gestellt. 1 Monat bis 1 Jahr Haft sollten dem drohen, der die Vögel mit Nahrung versorgt. Es gab nämlich doch immer wieder Leute, die die darbenden Wuwus bemitleideten und ihnen Früchte und Brot zuwarfen.

Nun ist die Population von Pika-Puka klein und alle sind irgendwie verwandt. Deshalb drückten die (wenigen) Polizisten alle Augen zu. Wer verhaftet schon gerne seine Tante, seine Nichte oder Schwiegermutter?
Pombo XX reagierte und VERSCHÄRFTE 2012 DIE GESETZTE. Nun drohten 2 Monate bis 2 Jahre Gefängnis. Immerhin wurde auch tatsächlich ein Mann verhaftet. Weil er allerdings behauptete, er habe diesen Wuwu vergiften wollen, wahrscheinlich sei die Dosis zu niedrig gewesen, weil die Polizei ihm das glaubte, und weil er der Neffe des Oberpolizisten war, liess man ihn laufen.

Pombo rotze, Pombo tobte, Pombo kotze und VERSCHÄRFTE 2014 die Gesetze. Nun gab es 3 Monate bis 3 Jahre Knast für den Fütterer oder die Fütterin. Im Sommer 2014 wurden auch sofort zwei Touristen verhaftet UND verurteilt: Urs Blaggi und Beat Schämpli aus Uerikon (ZH) hatten am Tag vor ihrem Abflug Wuwus gefüttert. Sie wurden zu einer bedingten Gefängnisstrafe (für Deutsche: Bewährung) von 3 Monaten verurteilt. Nun ist es nicht schwierig, sich an die Bewährung zu halten, wenn man eh nie mehr an den Ort zurückkommt, und eine bedingte Vorstrafe in Pika-Puka ist jetzt nichts wirklich Bedrohliches, eher etwas, was man schmunzelnd auf Facebook postet oder twittert.

Das Füttern wurde nicht weniger.
Pombo erhöhte 2015 das Strafmass auf 4 Monate bis 4 Jahre.

Das Füttern hielt an.
Und an.
Und an.
Und an.

Warum reden wir ständig davon, dass wir Gesetze verschärfen sollten?

Weil es sich so gut anhört. Es klingt nach Durchgreifen, nach Macht und Stärke, es klingt nach „der Staat tut was“ und „wir lassen uns nicht alles bieten“. Verschärfte Gesetze haben den Geruch von Effektivität und Härte, den Duft von Justiz und Handschellen.
Dabei HAT man schon so viele Gesetze.
Aber wenn man sagt: „Wir müssen unsere Gesetze anwenden“, gibt man ja zu, dass man das bisher NICHT getan hat, man gesteht ein, dass Paragraphen rumliegen, die kein Mensch kennt, kein Mensch benutzt und kein Mensch durchsetzt.
Pombo XX hätte ja kleinmütig sagen müssen: „Liebes Volk, wir haben ein Antifütterungsgesetz, aber wir kriegen das irgendwie nicht gebacken, dass sich die Leute daran halten.“

Wir brauchen, um Ereignisse wie in Köln zu vermeiden, keine neuen Gesetze. Wir könnten aber mal die, die wir haben, einfach mal anwenden.
Ich meine: Wozu hat man sonst Paragraphen?
Könnte mal nicht mal sagen und schreiben:
BEI UNS WIRD ES SO HEISS GEGESSEN, WIE ES GEKOCHT WIRD?
oder
ES WERDEN KEINE AUGEN ZUGEDRÜCKT?

2015 wurden auf Piku-Paku übrigens nun wirklich drei Deutsche in den Knast gesteckt. Sie kamen ausdrücklich, um sich eine Bewährungsstrafe (für den Facebook-Eintrag) zu sichern, nachdem sie den Post von Beat und Urs gelesen hatten. Allerdings war ihre Strafe 4 Monate unbedingt, und weil ihr Ansinnen dermassen frech war, war auch die Botschaft der BRD machtlos.

Sofort hörte das Wuwufüttern auf. Denn es waren ja Touristen, aber man wusste nicht so genau, ob der Richter nicht auch Einheimische verurteilen würde, selbst wenn er mit ihnen verwandtschwägert wäre…


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