Montag, 3. März 2014

Oscar und Olympia (beide vorbei, zum Glück...)

So, jetzt haben wir nach Olympia auch die Oscar-Nacht hinter uns. Gut so. Nun ist nämlich mal Schluss mit Preisen, Siegern, Trophäen, nun ist wieder mal ein bisschen Ruhe vor: „The winner is…“ und „Gold, Gold, Gold! Wir fassen es nicht, das sind 2 Hundertstel schneller als…“, nun ist bis zum Song Contest  ein wenig spannungsarme Zeit, brauchen wir ja auch. Man kann da die ganzen Freudentränen und Freudenseufzer, alle die Umarmungen und Danksagungen schon nicht mehr verkraften.
Die einzige gute Oscar-Rede aller Zeiten hat übrigens Shirley McLaine gehalten, die, als sie für ihren x-ten Film („Zeit der Zärtlichkeit) endlich den Oscar bekam, weder ihrem Mann, ihrem Vater, ihrem Manager, ihrem Produzenten, ihrem Hund oder ihrer Katze dankte, sondern die Goldstatuette in die Höhe streckte und rief: „I’ve  really earned it!“ - Den habe ich redlich verdient!
Wir sind so übersättigt mit Bestleistungen und Preisen, dass wir den Sieger anschauen, ihm kurz zunicken und zur Tagesordnung, sprich zum nächsten Preis übergehen. Könnte irgendjemand die Oscargewinner für Besten Film, Beste Regie und Beste(r) Schauspiele(rin) von 2013 sagen? Weiss noch jemand die Literatur- und Friedensnobelpreisträger des letzten Jahres? Kennen Sie einen Nobelpreisträger einer anderen Kategorie, ich meine aus jüngster Zeit, Marie Curie ist ja schon ein kleines bisschen her? Wissen Sie überhaupt die Kategorien? Können Sie mit Bestimmtheit sagen, ob Soziologie und Psychologie dabei sind, und mit Bestimmtheit meine ich, würden Sie 1000 Franken wetten? Kennen Sie noch irgendeinen Goldmedaillisten der letzten Olympiade?
Sehen Sie. Können und kennen Sie nicht.
Vom Grand Prix d’Eurovision (für die Spätgeborenen: Eurovision Song Contest) ganz zu schweigen. Gut, ABBA. Und sonst? Lys Assia, kennen Sie aber auch nur aus den Schweizer Kreuzworträtseln. Und wenn sie gerade 90 wird, was dieser Tage wirklich der Fall ist. Sie sieht auf den Fotos übrigens auch aus wie 90, was sie wiederum wohltuend von den gelifteten und gebotoxten Hollywood-Celibrities unterscheidet.
50% der Gewinner hatten überhaupt keinen, und ich meine null Profit davon, die bekamen schon ihre zweite Platte nicht verkauft und verkaufen heute Würstchen an irgendeinem Strand oder Tabakwaren auf einem Grossstadtbahnhof und strahlen wie die Honigkuchenpferde, wenn alle zwei Jahre mal jemand fragt: Sind Sie nicht …? Haben Sie nicht mal den Grand Prix…?
Trotzdem sind wir süchtig, nach Konkurrenzen, Wettbewerben und Trophäen. Selbst wenn sie scheisse aussehen, was Oscar und die Medaillen ja tun. Ich bitte Sie, der Oscar sieht aus wie ein Koloss, der vor dem Eingang einer Protzhalle der NS-Zeit steht und die Gold-, Silber- und Bronzetaler muss ein Grafiker vor dem Frühstück designt haben, weil er nach dem Frühstück ein bisschen angeln gehen wollte.  
Wann hat das eigentlich angefangen mit der ganzen Medaillen- und Trophäenverleiherei?
Schon in der Antike, Sie erinnern sich: Der berühmte GOLDENE APFEL sollte „der Schönsten“ verliehen werden, dummerweise hatte man sich in der Wahl der Jury etwas vertan, ein Mann, und zwar nicht mal ein Schwuler, der das ja hätte entscheiden können, nein ein heterosexueller Pampaprinz, der mit der Aufgabe überfordert war. Zudem war er bestechlich, er gab den GOLDENEN APFEL der Göttin, die das beste Angebot machte und entschied sich für Liebe statt für Macht oder Weisheit – schön blöd. Die Folge war ein zehnjähriger Krieg.
Zum Glück sind heute IOC und Academy kompetent und unbestechlich. Doch, doch, doch, das IOC ist nicht korrupt bei der Vergabe von Medaillen, es ist korrupt bei der Vergabe des Austragungsortes, aber das ist ja etwas ganz Anderes.
Später gab es dann noch den Sängerkrieg auf der Wartburg, bei dem die Heilige Elisabeth Rosen verteilte und Martin Luther mit einem Tintenfass warf, weil sein Song „Ein feste Burg“ keinen Preis bekommen hatte. Und wer gewann damals in Thüringen?
Wissen se nich.
Sach ich doch die ganze Zeit, dass se sowas nich mehr wissen.
Olympia 2014 liegt hinter uns. Der Academy Award 2014 ist Geschichte. Und wir freuen uns auf den Song Contest und diverse andere Wettbewerbe um mit den Teilnehmern zu zittern, um mit Spannung auf das Ergebnis zu warten und die Sieger zu feiern.
Und sie dann blitzartig zu vergessen.

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