Dienstag, 11. März 2014

Ohne Zahnstocher und in Badehose durch den Flughafenscanner - wozu?


Sie alle sind sicher schon einmal geflogen. Ich meine nicht von der Schule oder vom Velo, sondern so richtig, mit einem Flugzeug. Und Sie alle kennen das Prozedere, das man durchläuft, bevor man endlich an Bord einer Maschine darf.
Ca. dreissigmal werden Ihre Bordkarte und Ihr Pass angeschaut, beziehungsweise beim Einchecken Ihr Flugticket und Ihr Personaldokument. Weh Ihnen, wehe, wehe, wenn hier schon eine Kleinigkeit nicht stimmt! Heissen Sie etwa Harald und alle nennen Sie Harry und Ihr Stammreisebüro hat das Ticket auf Harry ausgestellt? Schlecht, ganz schlecht, ebenso, wenn Sie mit einem Zettel mit Ann-Marie daher kommen, denn eigentlich steht im Pass Anna Maria, was nur noch Ihre Taufpaten wissen. Ganz blöd erging es meiner Exfrau: In Den Haag bei Sigiswald Kuijken studierend, durfte Sie mit La Petite Band auf Tournee. Nun gibt es in den Niederlanden keine matrimoniale Namensänderung, sie wurde durchweg mit ihrem Geburtsnamen geführt und im Pass war natürlich der  geänderte Nachname, also Herter…
Wenn also Pass und Ticket und Bordkarte OK sind, geht es ans Untersuchen: Sie haben doch nicht etwa noch irgendeine Flüssigkeit im Handgepäck, irgendein Duschgel oder ein Getränk? Geht schon gar nicht. Ebenso Mist ist es, wenn man im Handgepäck einen langen, scharfen oder spitzen Gegenstand entdeckt, wie einen Kugelschreiber, einen Zahnstocher oder ein Mikadostäbchen. Einmal behauptete der Beamte, es wäre nur ein Feuerzeug pro Person erlaubt und nahm uns alle Reservefeuerzeuge ab. Ein anderes Mal hatte ich, ich hatte den Tag zuvor ein Picknick gemacht, ein Messer, eine Gabel und einen Löffel in meiner Sporttasche vergessen. Musste ich in Frankfurt einlagern lassen.  Umso erstaunter war ich, dass wir just auf diesem Flug unseren Lunch („Chicken or beef?“  Laut Dobelli die meistgestellte Frage auf diesem Planeten.) mit ECHTEM Besteck bekamen. Noch erstaunter war ich dann, als ich bei der Ankunft mein Essgerät wiederhaben wollte. Die Ausgabe war im anderen Terminal, was mich eine Stunde kostete, und dann wollten Sie noch 2 Euro pro Tag fürs Aufbewahren. Habe ich natürlich nicht berappt, sondern gesagt, sie sollen sich Messer, Löffel und Gabel sonstwohin schieben…
Ja, und wenn das Gepäck in Ordnung ist, kommt die Durchlauferei. Eins, zwei, los…PIEP. Noch einmal zurück, auf Geheiss der Uniformierten die Ringe ausgezogen. „The rings are not the problem, they never were. It’s not my first flight.” “No discussions, please.” Eins, zwei, los…PIEP. Abtasten.
Ich bin nie bis zur Leibesvisitation gekommen, wobei ich meinen durchtrainierten Körper und meine schicke Unterhose eigentlich gerne zur Schau stellen würde. Was ich nicht weiss: Müsste ich meine Boss-Boxers auch ausziehen? Würde ich dann auch noch rektal kontrolliert? Schliesslich kann man auch im Hintern noch TNT transportieren.
Was einen dann, wenn man alle diese Strapazen bedenkt, so stutzig macht, ist die Tatsache, dass es offensichtlich alles nix bringt. Wenn ich jetzt lese, dass ein ganzes Flugzeug wahrscheinlich gesprengt wurde, macht mich das rasend. Wozu muss ich meinen Kuli abgeben, wenn andere Massen an Detonationsmitteln an Bord schleppen? Wozu das Theater mit Harald oder Harry, wenn scheinbar die Verdächtigen mit gestohlenen Pässen unterwegs waren? Ich bitte Sie, nicht gefälschte oder abgelaufene, sondern geklaute!
Wenn das ganze Personal sowieso nicht draufschaut, wieso zeige ich dann dreissigmal meine Papiere? Wieso setzt man nicht an einer Stelle gelernte Zöllner ein, die jede Fälschung erkennen, sondern nur Saftschubsen, die für die Luft zu faltig geworden sind und nicht botoxen wollen? Ein geschulter Zollbeamter sieht alles, ich habe erlebt, wie einer einen gefälschten Pass von Zaire in der Hand hatte und zum Kollegen sprach: „Der ist ein wenig zu gelb.“ Er war eine Fälschung und der Besitzer sehr schnell verhaftet. Zöllner haben auch so etwas wie Menschenkenntnis, sie winken die harmlosen durch und erkennen die Schweine, sie können noch so harmlos aussehen, wie die Geschäftsfrau neben mir im ICE, die, Businesskostüm und Laptop, in ihrer GUCCI-Tasche 1 kg Koks beförderte, die Grenzer schnappten sie.
Solche Leute braucht es und nicht ein Bodenpersonal, das sich aus den abgehalfterten Luftleuten rekrutiert.
Noch einmal: Ich habe nichts gegen Kontrollen, aber sie müssen was bringen. Ich bin gerne bereit, vor jedem Flug eine DNA-Probe abzugeben, im Flugi auf Kreuzworträtsel zu verzichten (Kugelschreiber!)  und in der Badehose durch den Piepser zu stolzieren, nur: Es muss einen Sinn machen.   

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