Donnerstag, 20. März 2014

Lieber Uli Hoeness oder Tipps für den Knast


Lieber Uli,

du wirst also deine Haftstrafe antreten und dafür hast du viel Lob und Respekt bekommen. Ich glaube zwar, du hättest mehr Lob und Respekt verdient, wenn du gar nicht straffällig geworden wärest, ich stelle mir vor, ein 18jähriger Kosovare, den man beim Ladendiebstahl – zum dreizehnten Mal – erwischt hat, verkündet, er werde nicht in die Berufung gehen und seine Tage absitzen, aber lassen wir das, Schwamm drüber.

Was wirst du machen dort im Knast, hinter den Schw(äb)edischen Gardinen, im Kittchen, im Bunker? Was wirst du anstellen die langen dreieinhalb Jahre?
So viel ich weiss, ist die Zeit des Tütenklebens vorbei, das machen heute Maschinen. Vielleicht musst du Hemden nähen oder Festplatten schrauben, denn deutsche Knackis bekommen noch weniger Lohn als die Menschen in Bangladesh, vielleicht hast du aber deine Zeit auch zur Verfügung.
Was wirst du tun?

Eine Bitte, lieber Uli: Schreib kein Buch. Es wird entweder für uns oder für dich schlimm. Denn entweder sülzt du uns eine Biografie herunter, die uns die Rührungstränen in die Augen treibt in ihrer Verlogenheit oder du packst wirklich aus: Über alle die Sportmafiosi, Beckenbauer, Rumenigge, Blatter (der hat auch Schweizer Konten!), über all das Geschiebe und Gefilze und Gemache, dann bist du auch im Knast nicht sicher. Der Arm der FIFA und der UEFA ist lang und macht vor bayrischen Gefängnistoren nicht halt. Also nicht schreiben! Ausserdem solltest du wirklich ins Lechtal kommen, da ist in der Haft schon einmal ein Schmöker entstanden und der war nicht so gut…

Bitte, lieber Uli, auch nicht malen oder bildhauern, oder  fotografieren („Impressionen aus der Haftanstalt“ – Fotoband von Uli Hoeness, wäää!) und erst recht  – da flehe ich dich als Profimusiker an – keine Musik! Bitte nicht singen, Gitarre spielen oder komponieren! Kalte Schauer treiben mir den schweissgebadeten Nacken hinunter, und meinen Jahrgangsgenossen geht es genauso, wenn ich an die singende Nationalelf von einst denke: „Ja, Fussball  ist unser Leben, ja König Fussball…“ Nein, das nie wieder, bitte, nie wieder Faschismus, nie wieder Krieg und wieder singende Fussballer.

Nicht dass du keinen Erfolg hättest mit irgendwelchen kreativen Ergüssen! Denn hättest du, deine Biografie käme sofort auf eine Auflage von 1 000 000, deine Vernissagen wären brechend voll mit der Münchner Schick-schick-schick-Schickeria, wobei das Wort „brechend voll“ noch eine ganz andere Bedeutung bekäme, deine Platte würde die Charts stürmen wie weiland Uwe Seeler das gegnerische Tor, aber alles, weil du Hoeness bist und nicht wegen irgendeiner Qualität. Deine Konzerte oder Lesungen wären gesellschaftliche Events, aber nicht mehr.

Hast du eigentlich etwas Anständiges gelernt? Mach doch eine Ausbildung. Vielleicht irgendwas mit Finanzen oder Steuern, sicher darfst du nach deiner Haft bei der Steuerfahndung als Experte anfangen so wie der Ex-Scheckgauner Frank Abignale seinerzeit beim FBI („catch me if you can“)
Ich aber würde dir das empfehlen:
Mach doch mal Sport.
Eine Stunde Schwimmen.
Zwei Stunden Kraftraum.
Eine Stunde Joggen.
Drei Stunden Mannschaftssport.
Pro Tag, versteht sich.
Da lernst du nämlich den Sport mal wieder als das kennen, was er sein kann: Eine körperbetonte, lustvolle, geistreinigende Sache, Kraft für die Gelenke und Kraft für die Muskeln, ein Training für Herz und Nieren, abends müde, aber eine schöne, friedvolle Müdigkeit, du kennst den Sport nur noch als Fabrik, als Geldmaschine, als ein Gespinnst von Intrigen und Schmiergeld. Also:
Pack die Badehose ein.
Und wenn im Herbst die Blatter (ups, das war ein Freudscher), die Blätter fallen, siehst du schon aus wie Gerd Müller in seinen besten Zeiten. Der Körper, Körper, die Haare kommen nicht wieder, dafür bist schon zu sehr im Glatzenalter und du hast sie auch ganz schön gerauft…

In diesem Sinne: Mach’s gut, Uli!

 

 

 

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