Montag, 31. März 2014

Ich ertrage nicht, wenn schwedische Schränkchen weinen


Kauf mich, sagt das pupsrote TRǾLǾBǾ®-Schränkchen, kauf mich, ich würde so gut zu deinem pupsroten Duschvorhang und zu deiner pupsroten Kloumpuschelung passen. Ich antworte TRǾLǾBǾ®, dass ich kein Badezimmerschränklein brauche. Du hast doch jetzt Platz, viel Platz, antwortet das pupsrote Kästlein. Eben, sage ich, ich habe ganz viel freie Fläche in meiner neuen Wohnung, viel freien Raum, und der freie Raum bleibt eben nur ein freier Raum, wenn er frei bleibt. Grosse Wohnungen haben so die Tendenz, Gegenstände anzuziehen und sich vollzudingen. Und ich will keine vollgedingte Wohnung, sondern eine entdingte Wohnung. Deshalb bin ich ja in das Grosse Schwedische Möbelhaus mit einer klaren Einkaufsliste gekommen: Zwei Stehlampen, vier Läufer, drei Hocker, ein Garderobenständer, punkt, fertig, aus, nix weiter.  Ich passe aber zu deiner Kloumpuschelung, flüstert TRǾLǾBǾ®, und zu deinem Duschvorhang. Ich werde lauter:  Ich brauche dich nicht! TRǾLǾBǾ® fängt an zu weinen. Das ertrage ich nicht, ich ertrage es nicht, wenn pupsrote Badezimmerkästlein in meiner Gegenwart weinen. So verlasse ich das Grosse Schwedische Möbelhaus nicht nur mit zwei LIKTAN®-Lampen, vier TRITTDRUF®-Läufern, drei BAEKWAEM®-Hockern und einem DRANHANG®-Ständer, sondern eben auch mit TRǾLǾBǾ®, dem pupsroten Badezimmermöbel, das so gut zum Restbad passt.

Ein paar Tage steht das Schränklein nur so herum. Dann finde ich die Oberfläche zu leer und kaufe eine Porzellanschale mit orientalem Potpourri, eine Glasvase mit Sandelholzstäbchen und einen sündhaft teuren Seifenspender. Ich bin zufrieden.
 TRǾLǾBǾ® nicht. Nach einer Woche fängt das Kästlein jedesmal, wenn ich am Zähneputzen oder eincremen bin, mich zu nerven. Ich bin so leer, seufzt es, ich bin so leer. Du bleibst auch leer, ich habe dir gesagt, dass ich dich eigentlich nicht brauche. Ich habe nicht vor, dich jetzt mit irgendwelchen Badartikeln, die ich ja auch gar nicht habe, vollzudingen. Die ganze Volldingerei geht mir so etwas von auf den Sack. Ich bin so leer, weint TRǾLǾBǾ®. Meine Güte, ist das eine Heulsuse, aber es heisst irgendwie auch schon so weinerlich. Jedenfalls: ich bin schluchzenden Schränken nicht gewachsen. Ich kaufe ein paar Ersatzseifen für die erste und ein Reservehandtuch für die zweite Schublade.

Für eine erste Einweihungsparty habe ich Hans und Peter eingeladen. Dummerweise habe ich letzteren eine Woche davor kurz auf meine Toilette gelassen, als wir in der Nähe meiner Wohnung etwas zu tun hatten. Hätte ich nicht machen sollen, der Schuft hat natürlich in TRǾLǾBǾ® geguckt.
Hans bringt mir eine 28schachtelige Seifenkollektion (u.a. mit Erdbeer-, Mango-, Zimt-, Schoko- und Lakritzaroma) und Peter sieben Riesenduschtücher in den Regenbogenfarben. Damit ist das pupsrote Schränkchen nicht nur voll, sondern übervoll, auch, weil ich natürlich die Alternativpotpourris und die Reservesandelhölzer irgendwo lagern muss.

Die Regenbogenduschtücher würden in BULBIG® eh besser aussehen, sagt TRǾLǾBǾ®, BULBIG®, das ebenfalls pupsrote Regal, das du auch gesehen hast, und ich wäre nicht mehr so alleine. Dieses Mal lasse ich mich auf keine Diskussion ein, ich falle eh um, wenn das verdammte Möbel wieder zu flennen anfängt. Also rase ich noch einmal ins Grosse Schwedische Möbelhaus und kaufe BULBIG®, um dann zuhause festzustellen, dass natürlich Regenbogenfarben etwas Neutrales brauchen, TRǾLǾBǾ® hat nicht arg nachgedacht, ich stelle BULBIG® mit Usambaraveilchen und Kakteen voll und kaufe noch METAAL® aus Stahldrähten und weil METAAL® so gross ist, noch sieben kleine Handtücher in rot, orange, gelb, grün, blau, indigo und violett.

Mein Bad hat 20qm, ist somit dreimal so gross wie mein altes Badezimmer, trotzdem habe ich praktisch schon keinen Platz mehr. Der Raum ist völlig zugedingt. In den letzten Wochen, wir zählen nochmal zusammen, sammelten sich zwischen den gefliesten Wänden die Möbelstücke TRǾLǾBǾ®, BULBIG® und METAAL®, über 30 Seifen, 14 Tücher, sechs Pflanzen, vier Potpourris, eine Schale, eine Vase und 1 kg Sandelholz. Absolut zugedingt, überdingt, verdingt, dieses Bad, wir haben noch den sündhaft teuren Seifenspender vergessen.
Und alles nur, weil ich schwach werde, wenn schwedische pupsrote Kästlein weinen…

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