Ich nehme mir einen Tag frei und bummle durch das
Kleinbasel.
Vor COOP, MIGROS (für
nichtschweizer Lautleser: Bitte, bitte, bitte das „s“ nicht mitsprechen) und
dem DENNER sitzen Angestellte und fragen sich bezüglich der während der
BASELWORLD akzeptierten Währungen ab.
„100 Yen.“ „Falsch, 50 Rupien. Jetzt ich.“ Der andere hält
einen Schein in die Höhe. „20 Rubel.“ „Falsch, 100 Leva.“ „Was soll denn das
sein?“ „Bulgarien. Hast du komplett geschlafen bei der Schulung?“
Vor einer Bar überpinselt ein Maler das Eingangsschild: Aus
„2 HOT 4 U“ wird „Too Hot for You“. Die Zahl 4, erklärt er, die Zahl vier, sei
für Asiaten die Unglückszahl, keiner würde in eine Bar, an der die 4 draussen
prangt, gehen, so sei jetzt zwar der Gag weg, aber sie hätten Kundschaft.
Ruedi, der Wirt meiner Stammbeiz , wechselt gerade die
Speisekarten aus. „Ruedi“, quatsche ich ihn an: „25 Franken für einen Grünen
Salat und 53 Franken für ein Cordon Bleu? Ist das nicht ein wenig Abzocke?“
„Sie zahlen es, Schätzchen, sie zahlen es, sie würden auch das Doppelte zahlen,
wer gerade 1000 Luxusuhren à 200 000.- eingekauft hat, zahlt auch 40.- für
einen Kaffee.“ „Und ich?“ „Du kriegst alles zum Normalpreis. Ich bin aber eh
ausgebucht.“ „Und was mach ich dann?“ Ruedi schlägt selber kochen vor. Selber
kochen, auf keinen Fall, nicht so nah am Messegelände. Ein Freund von mir
machte letztes Jahr Pizza und hatte das Fenster offen gelassen, vom Duft
angelockt, sassen plötzlich drei Japaner an seinem Esstisch, und weil sie nur
Japanisch konnten, war ihnen ganz schwer begreiflich zu machen, dass sie sich
in keinem Restaurant befanden. Nein, nein, ich gehe in die Agglo, ins Rössli nach
Binningen oder in den Schwanen nach Flüh, da war ich eh schon lange nicht mehr.
Um die Mittagszeit bricht der Sturm dann los. Horden von
Anzugträgern und Damen in Pumps. (Das grausamste Schuhwerk, wenn man 8 Stunden
auf einer Ausstellung herumdackelt!) Die Taxis rasen durch die Stadt und
spucken unentwegt Leute aus, die von Hotellobbies aufgesaugt werden und
sich nach einer halben Stunde wieder
Richtung Messe ergiessen. Es hat etwas von Lemmingen. Allerdings ohne
Selbstmord.
Ich mache erst einmal einen Mittagsschlaf.
Als ich um Mitternacht von Flüh heimkomme, wo ich für 40.-
ein Dreigang hatte, ist das Messegelände völlig eingesaut, Tausende von Kippen
und leeren Bierdosen. Ich glaube, deshalb kommen die mandeläugigen Einkäufer
auch so gerne her: Hier dürfen sie mal rumschweinen ohne gleich die Todesstrafe
zu fürchten.
Und wir machen es ja weg. Mit Wasserwerfern.
Morgen passe ich auf und halte Abstand, das nächste Mal fängt Orange-Man vielleicht nicht so gut.
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