Montag, 14. April 2014

Ehrloser Ehrendoktor oder: doctor horroris causa


Habe die Ehre!
Habe die Ehre!
Mit wem habe ich denn die Ehre?
Ach so, natürlich, mit Ihnen werter Leser, werte Leserin, mit Ihnen habe ich die Ehre, da will ich gleich anfangen, Ihnen heute die Ehre zu erweisen, sozusagen von Tisch zu Tisch gehen und meine Ehrbezeugungen machen, die sogenannten Honeurs. Sind doch wir doch alles ehrenhafte und ehrenwerte Leute, eine Gesellschaft von ehrsamen Bürgern, aber keine ehrenwerte Gesellschaft, das ist etwas anderes. Vielleicht spielt auch eine Kapelle zu Ihren Ehren, da stehen dann Ehrendamen herum mit Blumensträussen in der Hand, früher sagte man Ehrenjungfrauen, hat man geändert, weil man ja nicht so genau weiss, ob die Ehre noch da ist, nein, falsch, es ist ja gar nicht mehr ehrenrührig, die Ehre nicht mehr zu haben. Die Ehrendamen also stehen da und lächeln – und eigentlich müsste es in Musikkapellen, die viel mehr Frauen haben, dann auch Ehrenknaben geben. Maid of honor sagen die Briten, das heisst dann aber auch Brautjungfer.

Habe die Ehre!
Sind Sie vielleicht irgendwo Ehrenmitglied? Oder Ehrenpräsident? Oder Ehrenbürger? Ich selbst bin Ehrenmitglied der KKB Alumni, worauf ich sehr stolz bin. Ehrenmitglieder oder Ehrensenatoren oder Ehrenobmänner haben in vielen Jahren etwas Ehrenhaftes, auch Ehrgeiziges oder Ehrenvolles geleistet und werden so belohnt.

Nehmen wir doch den Ehrendoktor: Verliehen an eine Person, die entweder nicht promovieren konnte (wegen der falschen Ausbildung), aber etwas gemacht hat, was die Ehre rechtfertigt. Zum Beispiel eine Erfindung. Ohne eine künstlerische Leistung. Oder einer Uni Geld gespendet. Oder –das ist jetzt ein nicht ganz so ehrverdächtiges Tun – einer Uni Geld zugeschaufelt, als Politiker. Witzig wird dann der Ehrendoktor, der doctor honoris causa, der Dr.h.c., wenn man vorher einen eigenen Doktortitel unehrenhaft verloren hat, wenn die Ehre also den Bach runter ist, wenn der Ehrgeiz einen zu Ehrlosigkeit verleitet hat, wenn man die Berufsehre, die Fakultätsehre, die Ehre der Wissenschaft, die Ehre der Uni mit Füssen getreten hat, dann müsste man ehrenhalber den Doktor ehrenhalber ablehnen und seine Verleihung verhindern.
Sonst stehen da nämlich Ehrendamen herum (und Ehrenherren), die ziemlich dumm  aus der Wäsche schauen. Nein, so war der Ehrendoktor nicht gedacht.
Aber an Ehre kann eben nur eine(r)  denken, der oder die Ehre hat, und wenn man zu viel Ehrgefühl hat, kann man ja gar nicht Politiker werden.

Vielleicht habe ich mich aber auch verhört:
Vielleicht wurde hier der auch der doctor horroris causa verliehen, verliehen an eine schreckliche und gleichzeitig schreckhafte Person, die vor dem Betrug nicht zurückschreckte, aber schreckliche Angst vor den Konsequenzen hat. Der Schreckdoktor für eine schreckgeschraubte Dame, wie sie im Buche steht.
Vielleicht wurde dafür, dass sie das Blaue vom Himmel herunterlog, ohne rot zu werden, dass hier schwarz auf weiss kopiert wurde, dass niemand ihr mehr grün war und ihr Machwerk nicht das Gelbe vom Ei, ihr der doctor coloris causa verliehen, ich höre bei den SWR2-Nachrichten manchmal nicht so genau hin.
Oder war es der humoris causa? Den hätte sie allerdings verdient, denn sämtliche Komiker der Republik jubeln natürlich, wenn eine Posse nach einem oberpeinlichen Hauptteil einen noch viel peinlicheren Epilog bekommt.

Wenn es aber doch der honoris war, dann könnte das Wort Ehre einen schalen Beigeschmack bekommen, so als hätten alle Ehrenpräsidenten, Ehrenbürger, Ehrenmitglieder vorher und anderswo ehrlos und unehrenhaft gehandelt.  Das wäre schade.
Habe die Ehre!
Habe die Ehre!

 

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