Donnerstag, 30. Januar 2014

Wohin mit den vielen Schweizern?


Der Russische Arbeitsmarkt wird seit Jahren mit Tadschiken, Usbeken und Kirgisen gefüllt, denn die Russen zieht es nach Westen. Dort erwartet man sie auch sehnsüchtig, denn in Polen, der Tschechei, in Ungarn, Bulgarien und Rumänien fehlen Arbeitskräfte. Die Westslawen ihrerseits wandern nämlich nach Deutschland, wo sie ebenfalls sehnsüchtig erwartet werden. Eine richtige Völkerwanderung. So putzt die Kirgisin Kaidhuu eine Praxis in Moskau, während Olga in Prag Regale einsortiert, Vaclav fährt in Berlin Taxi, während Bernd… Ja wohin gehen jetzt die Deutschen? Richtig, in die Schweiz. Wo sie ebenfalls sehr willkommen sind. (Als Arbeitskräfte, nicht als Menschen, aber das kann man ja auch verstehen.)
Die Schweizer haben nun ein Problem: Sie wissen nicht, wohin SIE sollen. Wo ist das Land, in das die Eidgenossen wandern könnten? Wo gibt es einen Staat, der so schön ist, so prachtvoll, mit solch klaren Seen und schneebedeckten Bergen? Wo ist das Land, in dem die Züge pünktlich sind und das Volk wirklich regiert? Wo ist so eine Nation, der die Menschheit auch so viele entscheidende Impulse verdankt, und ich rede nicht von so Lappalien wie Pestalozzi oder Dunant, sondern von der Konservendose, dem Reissverschluss und dem LSD? Gibt es irgendwo einen Platz auf der Erde, der so sauber ist wie die Schweiz, wo man von jedem Boden essen kann und man gar keine Wörter für Spinnwebe, Staub und Fleck hat? Wo gibt es ein Land, das – nun müssen wir mal auf den Punkt kommen – das so reich ist wie die Schweiz? Wo?
Gut, vielleicht Monaco oder Luxemburg, aber die sind einfach zu klein. Die sind ja noch winziger als die Eidgenossenschaft.
Wo sollen wir Schweizer hin?
Ich habe bewusst „wir“ gesagt, denn wenn die Auswanderungswelle kommt, werde ich schon Schweizer sein. Und die Auswanderungswelle wird kommen, wenn man begriffen hat, dass die Schweiz eben doch überall möglich ist. Zum Beispiel in der Sahara, doch, doch, doch, lassen Sie uns das doch mal durchspielen.
Um das Wichtigste zu nennen: Das Geld lässt sich überall mitnehmen, den Kunden der UBS und der CS ist es egal, wo sich ihre Schliessfächer befinden, den zahllosen Firmen, die in Zug Briefkastenfirmen betreiben auch, wenn ich eh nie dort bin, kann meine Zentrale in der Innerschweiz oder in Xsulugho sein.
Schwieriger wird es mit den Seen und Bergen. Hier wird man ein bisschen tricksen müssen, mit viel Überdachung und Bewässerung, mit Kältetechnik und Hallenbau, da wird man einiges an Architektur- und Ingenieurskunst benötigen, ist aber auch alles kein Problem. Schliesslich baut man in Ländern, wo ein Ei schon kocht, wenn man es nur aus der Tasche nimmt, Stadien zum Fussball spielen und im Ruhrgebiet Hallen zum Skifahren. Im Gegenzug stampft man in nördlichen Breiten Hangars aus dem Boden, in denen dann Palmen und Zypressen um einen Pool herumstehen. 
Was machen wir mit den Geissen? Kann man überallhin mitnehmen, na ja fast überall, aber Löwen und Gazellen sind auch etwas Schönes.
Jassen? Kann man auf der ganzen Welt. Alphorn spielen? Auch, vielleicht klingt es in der Wüste nicht so schön wie in einem engen Alpental mit Echo, aber die Berge müssen wir ja eh nachbauen.

Und wenn es uns in der Sahara dann doch so gar nicht gefällt, können wir immer noch nach Tadschikistan, Usbekistan oder Kirgistan auswandern, und von da nach Russland, dann nach Polen oder Tschechien, später nach Deutschland und schliesslich fallen wir von oben wieder in die Alpenregion ein, in 80 Jahren um die Welt.

Vielleicht, ganz arg vielleicht, möglicherweise und eventuell sollte man sich darum kümmern, dass alle Menschen sich da wohl fühlen, wo sie sind, d.h. Arbeit, Essen, ein wenig Kultur und Wohlstand haben, denn genauso wenig, wie der Eidgenosse in die Sahara will, will eigentlich der Mittelasiat in die Fremde.  
 

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