Freitag, 3. Januar 2025

Karpfen ist Egli

Ich hoffe, Sie sind gut ins Neue Jahr gestartet. 2025 verspricht ja auf ein jeden Fall ein spannendes Jahr zu werden. Sie haben also sicher mit Champagner und Feuerwerk in dieses neue Annum hineingefeiert. Ich auch, aber mit alkoholfreiem Sekt und ohne Knallerei.

Wahrscheinlich haben Sie herausgefunden, wer hinter Laura Karpfen steckt. War ja nicht so schwer.
Der Nachname legte ja einen Fischnamen nahe. Welche Sängerin heisst wie ein Fisch?
Oh, da gibt es eigentlich viele…
Amy Shark zum Beispiel, 1986 in Gold Coast geboren, eine australische Indie-Sängerin aus Queensland.
Oder Alicja Trout, eine Memphis-basierte Rockgitarristin, Sängerin und Songwriterin. (Was zum Henker ist «Memphis-basiert»?) Von ihr sind keine Lebensdaten vorhanden.
Oder könnte Lena Scholle, die 1978 in Berlin geborene Schauspielerin, Musicaldarstellerin, Sängerin und Tänzerin gemeint sein?
Alle könnten gemeint sein. Aber würden diese Damen ihre Tipps in der «Glückspost» veröffentlichen? Wahrscheinlich nicht.
Natürlich war Frau Egli gemeint.

Beatrice Egli.

Und wie kam es von «Beatrice» zu «Laura»? Nun, hier braucht es ein bisschen literarisches Wissen:
Beatrice ist die nette junge Dame, die Dante durch den Himmel führt – im Gegensatz zur Hölle, durch die er von Vergil geführt wird.
Laura ist die Dame, die der andere grosse italienische Dichter Petrarca anschmachtet.

Zwei Nebenbemerkungen kann ich mir nicht verkneifen:
Es ist erstaunlich, dass man sowohl in der Hölle als auch im Himmel eine ortskundige Leitung braucht, es wäre doch zu hoffen, dass zwar die Hölle ein Labyrinth ist, der Himmel aber ein freier, offener Raum ist. Dem scheint aber nicht so zu sein.
Und: Ja, die Chefhostess des «Traumschiff», Beatrice von Radebur, heisst natürlich nicht zufällig so. Wenn die Hostess Beatrice heisst, ist man im Himmel, und das will man auf einem Kreuzfahrtschiff auch sein. Das bedeutet, dass der werte Herr Rademann, einst Pressesprecher von Peter Alexander und anderen, doch eine bestimmte klassische Bildung besass. Ist heute sicher nicht mehr so, ich glaube, die PR-Heinis und PR-Tanten von Sternchen wie Frau Karpfen (Frau Egli, Frau Shark, Frau Stout, Frau Scholle) können nur Texte von ca. 5 Zeilen schreiben (wird verlangt!), aber auch nur Texte von 5 Zeilen lesen…

Verschlüsselung also.
Verschlüsselung braucht man, wenn man einen Schlüsseltext, eine Schlüsselnovelle, einen Schlüsselroman, ein Schlüsselgedicht schreiben will. Man nennt eine Person irgendwie anders, irgendwie verschlüsselt eben.

Die ideale Verschlüsselung ist herausfindbar, macht es dem Leser aber auch nicht zu einfach. Man könnte als Faustregel setzen, dass die Leserin oder der Leser ca. 30 bis 90 Sekunden brauchen, um herauszufinden, wer gemeint ist.
Haben Sie bei Karpfen/Egli so lange gebraucht? Dann wäre ich sehr glücklich und würde jubeln und würde tanzen und singen.

Verschlüsselungen, die man sofort erkennt, sind doof. Sie sind sogar beleidigend, weil sie den Leser oder die Leserin als blöd verkaufen. Sie arbeiten so mit dem Rotstift, dass man laut aufschreien möchte: «ICH HABE VERSTANDEN!». So musste ich meinem guten Freund Herbert sagen, dass es völlig doof ist, einen Text über die Wahl zu schreiben, und einen Herrn Schmalz gegen einen Herrn April antreten zu lassen, das entmündigt das Publikum.

Umgekehrt kann man auch zu weit gehen.
Mein heissgeliebter Heinrich Böll war ein solcher Ober-Verschlüsseler. In seinen «Deutschen Utopien» spricht er sogar darüber, wie man möglichst gut Personen tarnen kann; so empfiehlt er, nicht nur den Namen, sondern, auch Alter, Konfession, Geschlecht und Nationalität zu ändern. So wäre ein 60jähriger Schlägersänger aus Österreich mit dem Namen Horst Karpfen wahrscheinlich nicht mehr zu enttarnen gewesen.
Bis heute haben Generationen von Spezialisten für die Deutsche Literatur nach 1945 gerätselt und sinniert, wer der «Bur-Malottke» in «Doktor Murkes gesammeltes Schweigen» ist. (Sie erinnern sich: «Jenes höhere Wesen, das wir verehren…»). Nein, nein, nein, es ist nicht Reich-Ranicki, der war 1955, beim Erscheinen der Geschichte, noch gar nicht in der BRD.

Ich hoffe, Sie sind gut ins Neue Jahr gestartet. 2025 verspricht ja auf ein jeden Fall ein spannendes Jahr zu werden. Sie haben also sicher mit Champagner und Feuerwerk in dieses neue Annum hineingefeiert. Ich auch, aber mit alkoholfreiem Sekt und ohne Knallerei.
Wahrscheinlich haben Sie herausgefunden, wer hinter Laura Karpfen steckt. War ja nicht so schwer.

Gut. Jetzt können wir ab dem 7. 1. wieder ganz unverschlüsselt Dinge angehen.



 

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