Dienstag, 14. Januar 2025

Weihnachtsbaum ade!

Ich habe jetzt am Sonntag die Weihnachtsdekoration entfernt.
Ich habe die Annaberger Sterne zusammengefaltet und sie mit den Lichtkabeln in die quadratischen Boxen gelegt, ich habe den «Adventskranz» auf unserem Entree-Tisch entsorgt, habe die dürre Tanne weggeschmissen und die Kerzen für den Sommer weggeräumt, schliesslich habe ich den Weihnachtsbaum entschmückt und Kerzenhalter, Kugeln und Gablonzer Schmuck in den Keller getragen, dann flog der Baum aus dem Fenster und die Möbel kamen wieder an Ort und Stelle.

Ich tat das zu einem ungewöhnlichen Zeitpunkt, der Grund dafür war, dass wir am Samstag lieben Besuch eingeladen hatten und wir den beiden Damen unsere Weihnachtswohnung noch zeigen wollten (ohne irgendwelche Kerzen anzuzünden, dafür war die Tanne nun doch zu trocken…).
Der 12. Ist insofern ein ungewöhnlicher Zeitpunkt, denn die Menschheit teilt sich eigentlich in zwei Fraktionen: Die Epiphanias- und die Lichtmess-Fraktion.

Die Epiphanias-Fraktion schwört Stein und Bein darauf, dass der Christbaum am 6. Januar weichen muss, und alle Kugeln, Kerzen und Sterne verschwinden. Mit der Ankunft der Könige (die keine waren) ende die Weihnachtszeit, und schliesslich seien auch die Raunächte vorbei. Nein, am 6. 1. Müsse man die Tanne aus dem Fenster werfen.

Die Lichtmess-Fraktion schwört Stein und Bein darauf, dass erst am 2. 2. die Weihnachtszeit zu Ende geht, denn «Christi Darstellung im Tempel» sei der Schluss der Geburtsgeschichte, und der alte Simon habe ja bewusst bis zu diesem Tag mit dem Sterben gewartet und dann sein «Nunc dimittis» in die Welt geschmettert. Mariae Lichtmess, das sei nun auch der Tag, an dem man bemerke, dass die Tage wieder länger werden:
Mariae Lichtmess, bei Tag ess`!
An Lichtmess fängt der Bauersmann neu mit des Jahres Arbeit an.

Die Epiphanias-Fraktion und die Lichtmess-Fraktion bekämpfen sich scheinbar erbittert. Aber – so glaube ich – das ist so ein bisschen eine Diskussion, bei der man sich fetzen kann, ohne dass es wirklich schlimm wird.
Eine Diskussion wie bei der Füllerfrage in meiner Jugend: Geha oder Pelikan? Vielleicht erinnern Sie sich, das war eine Grundsatzfrage, eine Überlebensfrage, eine Frage, bei der sich die Geister schieden, welche Marke man benutzen sollte. Es gab – wenn man dem Kabarettisten Jess Jochimsen, der diese Pelikan-Geha-Story so wunderbar beschreibt, glauben mag – noch die kleine Montblanc- und die kleine Lamy-Fraktion, aber Montblanc, das waren nur die Kinder von den ganz Reichen, und die Lamy-Benutzer wurden dann schwul. Und tatsächlich habe ich Lamy benutzt.
Aber wir wollen nicht abschweifen, es ging darum, dass wir Diskussionen brauchen, bei denen wir uns ein wenig streiten und fetzen können, ohne dass es wirklich gemein wird. Es ist so viel leichter sich über Lichtmess oder Epiphanias zu zoffen als über «Waffen» oder «keine Waffen», es ist so viel einfacher über Geha oder Pelikan zu reden als über politische Parteien.

Ich habe nun eine weitere Tannenbaum-Fraktion hinzugefügt, nämlich die «dazwischen». Ich habe gezeigt, dass man eben auch zwischen den beiden Terminen seinen Christbaum entsorgen kann.

Eine vierte Fraktion wäre die Stehen-Lassen-Fraktion, aber die kommt wohl nur in der Belletristik vor. Wir erinnern uns: In der wunderbaren, herrlichen Erzählung «Nicht nur zur Weihnachtszeit» wehrt sich die Mutter so sehr gegen den Abbau des Christbaumes, mit einem lauten, lauten Kreischen, dass dieser stehengelassen wird und jetzt jeden Abend die Kerzen angezündet werden und der Heilige Abend zelebriert wird, durch den Januar und Februar bis in den März und April und weiter das ganze Jahr hindurch. Eine Tortur für «ihre Lieben», die die Familie an den Rande der Verzweiflung und an den Rand der Existenz treibt.

Ich habe jetzt am Sonntag die Weihnachtsdekoration entfernt.
Ich habe die Annaberger Sterne zusammengefaltet und sie mit den Lichtkabeln in die quadratischen Boxen gelegt, ich habe den «Adventskranz» auf unserem Entree-Tisch entsorgt, habe die dürre Tanne weggeschmissen und die Kerzen für den Sommer weggeräumt, schliesslich habe ich den Weihnachtsbaum entschmückt und Kerzenhalter, Kugeln und Gablonzer Schmuck in den Keller getragen, dann flog der Baum aus dem Fenster und die Möbel kamen wieder an Ort und Stelle.

Steht Ihr Christbaum noch? Der Adventkranz? Hängen die Sterne noch? Oder haben Sie längst alles entsorgt?
Aber egal, feststeht, dass es immer wie ein Aufbruch ins neue Jahr ist, wenn der Tisch und die Fenster wieder frei sind und der Baum vor der Garage auf die Abholung wartet.

An Lichtmess fängt der Glossenmann neu mit des Jahres Arbeit an.











Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen