Die
Corona-Krise hat uns alle zu digitalen Aktivitäten gezwungen: Home-Office,
Fernunterricht, Online-Bestellungen, usw. Und viele andere Dinge mehr.
Nicht alle
haben das geschätzt, viele Menschen haben gestöhnt und geächzt, haben geseufzt
und geweint, haben geklagt und gemurrt. Und diesen Leuten, die da gestöhnt und
gemurrt haben, bei denen Weinen, Klagen, Sorgen, Zagen vorherrschte, bei denen
viel Bekümmernis war, deren Herz im Blute schwamm und sich mit einem Fuss im Grabe
wähnten, möchte ich nun zurufen: Jauchzet, frohlocket, denn:
Digital ist
geil! (s.v.v.)
Und das
möchte ich an drei Beispielen erläutern.
Die
digitale Hochzeit
«Sie hat
nein gedacht und ja gesagt» schreibt Brigitte Schwaiger in ihrem Roman Wie
kommt das Salz ins Meer. Und das ist ja auch so eine Sache. Wie viele
Frauen haben erst am Traualtar erkannt, dass der Frosch, den sie nun ein paar
Male geküsst haben, immer noch ein Frosch geblieben ist, wie viele Bräute haben
erst in der Kirche gecheckt, dass sie nun mit diesem Tölpel, der sich da neben
ihnen aufgebaut hat, das ganze Leben verbringen müssen. Und die Zeiten, wo man
dann einfach rausrennen konnte, ins Kloster gehen, die Orgel erfinden und auf
die Heiligsprechung warten konnte wie weiland Cäcilia, die sind lange, lange,
lange vorbei. Und ganz ehrlich: Klöster sind ja auch nicht die wirkliche
Alternative, das wissen wir seit Sister Act und vielleicht ist frau auch gar
nicht katholisch.
Und dann
sagt man halt das berühmte «ja» und ist gebunden, gefesselt und geknebelt und
probiert dem ungeliebten Gatten giftige Kräuter ins Essen zu mischen, denn es
hat ja geheissen «bis das der Tod euch scheidet» und das kann sehr lange gehen,
wenn frau nicht ein wenig nachhilft.
Und hier
kommt die Online-Trauung ins Spiel:
Wenn der
Pfarrer fragt, ob frau den XY lieben, ehren usw. blablabla, und frau nun
wirklich im letzten Moment noch einsieht, dass der Frosch eben ein Frosch ist
und immer einer bleiben wird, dann klickt sie auf den Button
MEETING
VERLASSEN
und weg ist
die Braut. Und sie ist nicht im Kloster und nicht bei ihren Eltern und nicht in
der Ferne, sondern daheim auf ihrem Sofa und schenkt sich ein Glas Rotwein ein
schaltet ihr Lieblingsprogramm an und denkt:
Noch einmal
Glück gehabt.
Der
digitale Fresspalast
Es gibt
nichts Schöneres, als durch grosse Markthallen, grosse Fresstempel, grosse
Delikatessenabteilungen zu schlendern, und Käse und Kandis, Hummer und Hummus,
Rahmwurst und Rumkugeln zu bestaunen, Platz 1 hat hier sicher die obere Etage
des KDW in Berlin, wo allein die gefühlten 3 Kilometer Fischtheke einem den
Mund zum Aufsperren bringen. Nun ist das toll, Käse und Kandis, Hummer und
Hummus, Rahmwurst und Rumkugeln zu bestaunen, der grosse Nachteil ist, dass man
die Sachen eben nicht nur bestaunt, sondern häufig auch probiert. Und wenn dann
beim Naschen zu Käse und Kandis noch Kaninchenpastete, zu Hummer und Hummus
noch Hefezopf und zu Rahmwurst und Rumkugeln noch Rotwein kommt, ja dann kommt
eben zu dem kleinen Pölsterchen auf den Hüften noch ein grösseres Pölsterchen auf
die Hüften, sprich: Man nimmt zu. Und hier ist nun der digitale Fresstempel,
die digitale Markthalle, der Auftritt www.ka-de-we-fressen.de
die ideale Lösung:
Nach
Herzenslust kann man hier schauen und gucken und glotzen und stieren, auf Fische
und Fleisch und Feigen und Fenchel, kann im Geiste sich durch Lindt, Cailler
und Leonidas speisen, und man nimmt kein Gramm zu.
Der
virtuelle Extremsport
Ich würde
nie Bunjee Jumping, BASE Jump, Fallschirmspringen, Gleitschirmfliegen oder Wildwasserrafting
machen. Und zwar aus einem Grund: Ich habe Angst. Ich halte Bunjee Jumping,
BASE Jump, Fallschirmspringen, Gleitschirmfliegen oder Wildwasserrafting für
gefährlich, und da habe ich bei diesen Extremsportarten ja auch nicht so
unrecht. Der Reiz der Gefahr, der Kick der Angst, die Möglichkeit, dass etwas
passieren KÖNNTE, das gehört bei diesen Dingen ja auch dazu. Wobei man hier
differenzieren muss, es gibt hier eine Rangliste, die sicher vom BASE Jump
angeführt wird; im Paradies dieser Sportart Lauterbrunnen (BE) hat jeder
Einwohner schon einen Sportler sterben sehen, aber da die Gemeinde mit ihren
perfekten Felsen in der ganzen Welt bekannt ist, und man an den Jumpern ganz
gut verdient, nimmt man das halt in Kauf. Ich habe aber nun im Lockdown Bunjee
Jumping, BASE Jump, Fallschirmspringen, Gleitschirmfliegen oder Wildwasserrafting
gemacht. Und zwar online. Ich bin nämlich mit Freude und Jauchzen den Filmen
gefolgt, die irgendwelche furchtlosen Leute mit einer Kamera auf ihrem Helm aufgenommen
haben, ich selbst aber ungefährdet, daheim, auf meinem Sofa.
Und das
macht einen Riesenspass.
Ja, liebe
Leserinnen und Leser.
Digital ist
toll.
Daran gibt
es nichts zu rütteln.
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