Dienstag, 28. Juli 2020

Jetzt kommt es nicht mehr drauf an


Guten morgen, liebe Leserinen und Leser, ich hoffe das es ihnen gut geht.

Ich entdecke gerade, dass im ersten Satz dieses Posts schon fünf Schreibfehler sind, der zu kleine Morgen, die Leserinnen, die ein n verloren haben, das abhandengekommene Komma nach der Hoffnung, die berühmte dass/das-Geschichte und die fehlende Höflichkeits-Grossschreibung. Die Frage ist nun, mache ich jetzt so unorthografisch weiter, oder korrigiere ich, also lasse ich den zu kleine Morgen, die Leserinnen, die ein n verloren haben, das abhandengekommene Komma nach der Hoffnung, die berühmte dass/das-Geschichte und die fehlende Höflichkeits-Grossschreibung stehen und sage mir:
«Jetzt kommt es nicht mehr darauf an!»
oder bringe ich einen korrekten ersten Satz?

Natürlich das Zweite:
Guten Morgen, liebe Leserinnen und Leser, ich hoffe, dass es Ihnen gut geht.
Mein Erzengel würde mich sonst schlicht und einfach töten.

«Jetzt kommt es nicht mehr darauf an!» Wie oft, wo und wann denken wir diesen Satz?

Wir denken ihn, wenn wir unser Auto am unmöglichsten Platz parkiert haben, und wenn das Knöllchen schon auf der Windschutzscheibe zappelt. Eigentlich wäre es ja korrekt, das Fahrzeug von diesem unmöglichen Platz zu entfernen, aber da die Busse schon da ist, kommt es eben nicht mehr darauf an.
Wir denken diesen Satz, wenn wir bei «Chez Augustino» merken, dass wir zu wenig Geld dabei haben und unsere Master Card® zuhause auf der Kommode liegt, dass heisst, dass wir eh ziemlich viel Ärger bekommen und wir bestellen noch einen Grappa und einen Espresso, und noch einen Grappa und noch einen Espresso.
«Jetzt kommt es nicht mehr darauf an!» jagt durch unser Hirn, wenn wir auf die Uhr schauen und zugeben müssen, dass wir es nicht mehr in time zur Sitzung schaffen und was tun wir? Wir VERLANGSAMEN unseren Schritt…

So weit, so schlecht.

Problematisch wird diese Haltung, wenn sie sich in grösseren Dimensionen bewegt.

Da hat man ein wenig Bilanzen gefälscht und ein wenig Summen erfunden, und die Bankaufsicht ist einem zwar nicht auf die Schliche gekommen, aber man weiss, man ist inzwischen kriminell. Und dann sagt man sich:
«Jetzt kommt es nicht mehr darauf an!»
Und man fügt den 2 Millionen, die irgendwo in Asien sind (oder eben NICHT sind) noch ein paar dazu, und plötzlich ist klar, man muss sowieso in den Knast und dann macht aus den 2 Millionen halt 2 Milliarden, denn es kommt ja…

Da hat man ein grosses finanzielles Problem wegen der Corona-Krise, und man fängt an zu überlegen, wem man alles Geld geben muss und wen man alles retten will, ja, und dann kommt man auf Millionen, dann auf Milliarden, dann sind es Hunderte von Milliarden, und dann kommt der Wumms, dann kommt die Bazooka, es kommt ja jetzt schon nicht mehr darauf an, und dann spendiert Deutschland eine Billion, und bei der EU ist man bei der Billion, und die EZB gibt Unsummen…
Jetzt kommt es ja nicht mehr darauf an.
Man fragt sich schon, woher das ganze Geld kommen soll. Haben die in Brüssel, in Berlin und in Frankfurt, haben die an der Spree, am Main und an der Senne Geräte zum Gelddrucken oder einen Goldesel? Aber irgendwie wird es schon gehen, muss ja.

Es kommt nicht mehr darauf an.
Obwohl:
Es gibt Situationen, wo es eben doch darauf ankommt. Machen Sie einmal den Test und füllen ein Glas mit Wasser, Tropfen für Tropfen, Kleinmenge auf Kleinmenge, irgendwann wird es einen Tropfen geben, einen Milliliter, der das Glas zum Überlaufen bringt, das ist dann eben der berühmte Tropfen, der das Fass…

Wenn Sie bei einer Prüfung nur eine bestimmte Menge an Schreibfehler machen, sagen wir z.B. genau fünf, dann käme es ab dem ersten Satz, in dem sich schon 5 befinden, eben nun genau darauf an.
Wenn das Knöllchen mit einer Abschlepp-Androhung verbunden ist, dann kommt es darauf an, jetzt schnell wegzuparken.
Wenn Augustino einem die 3 Euro, die man überzogen hat, noch schenken würde, immerhin ist man Stammgast, dann sind die zwei Grappas und die zwei Espressos eben zuviel.
Und wenn der Chef halt schon überlegt, wen er in der Sitzung feuern soll, dann sind eben 7 Minuten Verspätung (Herr Dobler), 10 Minuten Verspätung (Frau Sieber) und 40 Minuten Verspätung (Sie) ein grosser Unterschied.

Manchmal kommt es darauf an.

In diesem Sinne:
Machen sie es gut beiben sie gsunsd.
Nein, wir machen es richtig:
Machen Sie es gut, bleiben Sie gesund.  


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