Der
Bürgermeister von Wessentrumm (Westfalen) hat in seiner langen Amtszeit eine
ganze Reihe von Furz-, Schnaps- und Bierideen produziert. Da die schönsten
dieser Furz-, Schnaps- und Bierideen bald in Buchform erscheinen werden,
verzichten wir auf eine Auflistung und werden uns nur mit einer aus dem Jahre
2019 beschäftigen.
Die Furz-,
Schnaps- und Bieridee, die im Juli 19 aus dem Rathaus kam, war die folgende:
Bebauung des nördlichen Stadtwaldes mit einem Wohnheim für Asylbewerber. Es
wäre eigentlich gar keine so schlechte, gar keine so dumme Idee, also gar keine
Furz-, Schnaps- und Bieridee gewesen, wenn sich in eben jenem nördlichen
Stadtwald nicht zwei extrem geschützte Tierarten befinden würden: Die
Rosabauch-Unke und der Gefleckte Fillerfalter. Beide Spezies kommen in
Deutschland nur noch in Westfalen und im südlichen Hegau vor. (Warum nur gerade
da, müssen sie die Rosabauch-Unke und den Gefleckten Fillerfalter selber
fragen.)
Nun
formierte sich Widerstand, Widerstand, der sich aus den unterschiedlichsten
Gründen gegen das Projekt wandte:
* Der WWF, der BUND und zahlreiche andere
Tierschutz-, Artenschutz und Naturschutzgruppen protestierten gegen die
Bebauung, weil ein Aussterben der Rosabauch-Unke und des Gefleckten
Fillerfalters eine „weitere ökologische Katastrophe“ wäre.
** Die
Eigentümergemeinschaft der SIEDLUNG AM STADTWALD war natürlich contra, obwohl
man sich auch manchmal an den Unken, die schon sehr laut sein konnten, vor
allem in der Brunftzeit, und an den Motten störte, aber eine Horde von Syrern
und Negern (stammt von denen, nicht von mir) natürlich viel schlimmer wäre und
die Wohnqualität mindern würde.
*** Und
natürlich war das ganze Spektrum von mittelrechts über rechts bis ultrarechts
mit dabei, einfach weil man aus Prinzip gegen jede Art von Asyl war, das Boot
sei voll, Deutschland gehöre den Deutschen und wir sind das Volk…
Aber
natürlich gab es auch eine Seite, die den Bürgermeister unterstützte, und die
war genauso bunt wie diejenige der Gegner:
* Alle Flüchtlingshilfswerke, alle caritativen
und politischen Organisationen, die sich für Asyl einsetzen, waren klar für
eine Unterkunft.
** Die
Industrie- und Handelskammer war für den Bau, weil es für die lokalen Maurer,
Gerüstbauer, weil es für die Schreiner und Schlosser, weil es für alle
Dachdecker, Maler, Gipser und Lackierer, weil es für alle am Bauwesen
beteiligten einen tollen Auftrag gab.
*** Die
Gewerkschaften, weil jedes Bauvorhaben Arbeitsplätze bringt.
Nun ergab
sich eine merkwürdige Situation: Wer sollte für was sein? Der Riss ging durch Wohngemeinschaften,
durch Ehen und Familien, durch Parteien und Gruppierungen. Vor allem die eher
Linken taten sich schwer, „du kannst doch nicht mit Nazis gemeinsame Sache
machen!“, riefen die einen den Projektgegnern zu. „Du schlägst dich auf die
Seite des Kapitals!“, konterten die anderen.
Für den
Samstag waren zwei Grossdemonstrationen in der Innenstadt angekündigt. Hier bot
sich nun ein völlig groteskes Bild. Die eine Seite hielt Plakate hoch:
SCHÜTZT DIE TIERE VOR UNS MENSCHEN!
FILLERFALTER
WOLLEN LEBEN!
KAMPF DEM
PROFIT UND DEM KAPITAL!
KEIN BAU IM
WALD!
Die andere hatte ebenso bunte Parolen:
KEIN MENSCH IST ILLEGAL!
WIE VIELE
SOLLEN NOCH ERTRINKEN?
NAZIS RAUS!
FÜR EINE
OFFENE UND FREIE GESELLSCHAFT!
Und gerade
die eher fortschrittlichen Leute kamen sich total blöd vor, die auf der
Pro-Seite mussten sich gefallen lassen, Profit und Kapital zu vertreten, die
anderen, die auf der Kontraseite, mussten sich als Nazis und Fremdenfeinde
bezeichnen lassen.
Es ist also
nicht so einfach.
Man kann für
eine Sache eintreten, und man kann sich nicht ständig überlegen, wer halt auch
diese Sache vertritt. Und das schmälert die Sache nicht.
Bei der
Menschenkette gegen die Pershing II waren auch dogmatische Marxisten dabei, ich
weiss das, ich stand neben einem, einem Menschen, der gar keinen Frieden
wollte, sondern nur die Amis bekämpfen, und zwar auch mit Waffen. Das schmälert
die Friedenskette nicht.
Viele
Kulturschaffende sind in der dummen Lage, nicht unbedingt CDU zu sein, müssen
aber zugeben, dass konservative Kreise oft sehr kulturaffin sind – und die
Linken oft eben nicht.
Ja.
Und bei den
Anti-Massnahmen-Demos fordern Leute, angesicht niederer Zahlen, unsere Demokratie
nicht völlig aufzugeben und einen Notstand bis zum Jüngsten Gericht zu
verlängern.
Und das
dürfen sie tun, auch wenn obskure Leute mitlaufen: Nazis,
Verschwörungstheoretiker und Impfgegner.
Über die
Gleichsetzung dieser Begriffe wird ein anderes Mal noch zu schreiben sein.
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