Freitag, 24. Juli 2020

Ich hatte noch viel tolle Dinge gemacht...


Ich habe im letzten Post über meinen phänomenalen Text berichtet, den Text, den ich leider gelöscht habe. 
Nun muss ich Ihnen ehrlich sagen: Es gibt noch viel mehr Phänomenales vor mir, was nicht mehr existiert. Es gibt keinen Namen für mich, ich bin kein verkanntes Genie, eigentlich muss man sagen verkanntes Universalgenie, ich bin auch kein verhindertes Genie, oder sagen wir verhindertes Universalgenie, ich bin ein…
Könnten wir sagen „Selbstverhindertes Universalgenie“?
oder:
„Schicksalsbetroffenes Universalgenie“?
Oder etwas anderes?
Aber gehen wir einmal in die Details:

Im Sommer 2018 habe ich ein Bild gemalt, ein Bild, das in der Kunstmetropole der Welt, im Big Apple, das mir am Hudson aus der Hand gerissen worden wäre. Gavin Brown`s Enterprise hätte es bei mir zu Hause abgeholt und Hauser und Wirth hätten extra Platz für mein Bild geschaffen, natürlich hätten auch Gargosian und David Zwirner es auf jeden Fall, um jeden Preis und unter allen Umständen haben wollen. Und natürlich – da müssen wir jetzt gar nicht darüber reden – hätte Komposition in Blau Nr.45A an der ART Basel gehangen, weil Komposition in Blau Nr.45A das Beste gewesen wäre, was die ART Basel zu bieten gehabt hätte (wenn sie denn stattgefunden hätte). Komposition in Blau Nr.45A war ein Ölbild in den Ausmassen 340cm x 450cm und von einer Schönheit, die Sie sich nicht vorstellen können. Klar, ergreifend, expressiv, dekorativ und politisch.
Leider…
Leider…
Ja, leider gab es einen Wasserschaden in der Wohnung über mir und das Wasser rann und sickerte und schwoll und tropfte und regnete direkt auf Komposition in Blau Nr.45A. Und das war das Ende eines der tollsten Kunstwerke, das die Welt gesehen hätte.

Ebenso kam mir im Jahre 2019, am 3. März, das weiss ich noch genau, eine Melodie in den Sinn, die zum Schönsten gehörte, das Sie sich vorstellen können. Sie kam einfach auf mich zugeflogen, sie sprang mich an und setze sich in meinem Ohr fest. Diese Melodie, oder sagen wir besser Melodei, die Weise war erfrischender als die Kleine Nachtmusik und lyrischer als Pour Elise, sie war expressiver als La fille au cheveux de lin und sie war melodiöser als die Morgenstimmung aus der Peer Gynt Suite.
Leider hatte ich nichts zu schreiben bei mir, auch keinen Computer mit Finale®, Capella® oder Sibelius®, ich hatte weder Stift noch Notenschreibprogramm, denn ich stand im Gurten-Bad unter der Dusche. Und Sie können sich es denken: Als ich in der Garderobe ankam, wo im Spind nicht nur Stift und Papier, sondern auch mein Tablet warteten, da war die Melodie, die Melodei, da war die Weise weg.

Im Winter 201672017 hatte ich eine Weltformel entwickelt:
(sin 6 – cos 7 / tan 8 – cot 9) / 3476,98 x

hätte den Globus verändert.
Mit dieser Formel hätte die Menschheit nicht nur die Klimakatastrophe, sondern auch die Coronakrise in den Griff bekommen, man hätte die Produktion von Solarenergie um 600% steigern und den CO2-Ausstoss um 300% verringern. Natürlich hätte man aus   
(sin 6 – cos 7 / tan 8 – cot 9) / 3476,98 x

auch die gefährlichsten Waffen bauen können, das ist mit Weltformeln halt nun mal so. Was aber war das Schicksal von
(sin 6 – cos 7 / tan 8 – cot 9) / 3476,98 x  ?

Ich hatte – und das wahr sicher doof – diese Formel auf eine Rechnung im Restaurant geschrieben, und zwar – blöderweise! – auf eine Rechnung, die mein (unbekannter) Voresser auf dem Tisch gelassen hatte. Und als der Kellner kam, putzte er den Tisch, zerknüllte den Zettel und weg war er. Als ich ihm in die Küche folgte, wusste er von nichts mehr. Dass er Chinese war, ist sicher kein Zufall…

Muss ich noch von architektonischen Plänen, von philosophischen Lehrsätzen, muss ich von Skulpturen, von neuen Kunststoffen und neuen Denkansätzen, muss ich von Grafiken und Videoinstallationen, muss ich von Gedichten und neuen Instrumenten erzählen, die alle verlorengingen, von Hunden gefressen und von Katzen zerfetzt, von Möbelpackern fallengelassen und von Paketzulieferern stehengelassen wurden?

Es gibt keinen Namen für mich, ich bin kein verkanntes Genie, eigentlich muss man sagen verkanntes Universalgenie, ich bin auch kein verhindertes Genie, oder sagen wir verhindertes Universalgenie, ich bin ein selbstverhindertes Universalgenie, ein schicksalsbetroffenes Universalgenie.
Und ich bin nicht allein.
Wir sind viele.
Wir sind eine ganze Horde von Leuten, die alle eines gemeinsam haben:

Wir sind die tollsten Menschen auf dieser Welt.
Nur:
Leider können wir es nicht beweisen.

Oder: Gottseidank müssen wir es nicht beweisen.

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