Was werfen
wir in einen Atemzug und was nennen wir in einem Topf?
(Es kann
auch sein, dass es andersrum heisst, ich bin mir da nie so ganz klar…)
Diese drei
Geschichten sind auf jeden Fall wahr:
Ein Freund
von mir musste sich vor ein paar Jahren einem psychologischen Test unterziehen
und zu diesem psychologischen Test gehörte auch eine mnemotechnische
Feststellung oder Untersuchung. Mein Freund musste sich zu Beginn des Prozedere
drei Begriffe merken, diese Begriffe sollte er dann am Ende, nach zwei Stunden,
noch wissen. Die Worte waren Zitronenkuchen, Berlin und Pythagoras. Nun war
es nicht nur so, dass er Zitronenkuchen, Berlin und Pythagoras nach 120 Minuten
noch mühelos aufzählen konnte, nein, Zitronenkuchen, Berlin und Pythagoras sind
bis heute für ihn verbunden geblieben. Er kann keinen Zitronenkuchen essen, ohne zu
kontrollieren, ob es sich beim Kuchenstück um ein rechtwinkliges Dreieck
handelt (es ist nie der Fall), er kann sich das Brandenburger Tor nie ohne
Zuckerguss mit einem kandierten Zitronenscheibchen drauf vorstellen, und der
berühmte Satz wird für ihn immer wieder Ahrensfelde2 +
Blankenburg2 = Charlottenburg2 heissen.
Mit meinem
ehemaligen WG-Mitbewohner (der übrigens heute Geburtstag hat, Happy Birthday,
B. M.!) hörte ich einen Beitrag im Radio: Ein Autor sprach über seine Dieter
Bohlen-Biografie. Er habe, so der Schreiber, in intensiven Gesprächen mit der
Pop-Ikone nicht nur den Musiktitanen und Raubauz, nicht nur den Megastar und Fernseh-Mann,
sondern auch den «Mohnbrötchenesser und Philosophen» kennengelernt. Wir beide
brachen in helles Gelächter aus, dieser Zusammenhang war uns doch neu gewesen.
Interessant dabei war, dass mein Mitbewohner zum Frühstück Mohnbrötchen ass, ich
aber Laugenweckle, und dass der Beitrag im SWR die Frage, wer von uns beiden
der Philosoph sei, nun endgültig geklärt hatte.
Eine Basler
Dame hatte ein piekfeines Ostsee-Hotel gebucht, sich aber ausdrücklich
erkundigt, ob sie ihren Hund mitbringen dürfe – eigentlich überflüssig, denn
das Hotel hatte auf seiner Homepage gross HUNDEFREUNDLICH stehen. Die
Hundefreundlichkeit beschränkte sich aber auf das Zimmer, dort durfte ihr Bello
sein, nicht aber im Speisesaal, und auch nicht auf den dem Hotel angegliederten
Strand. Als Sie an der Rezeption nachfragte, wo sie denn nun mit ihrem
Vierbeiner spazieren gehen solle, bekam sie zur Antwort: «Also nicht direkt
vorm Hotel, weiter unten, also wenn Sie rausgehen rechts, da ist der Strand für
FKK, Lesben, Schwule und Hunde…»
Was werfen
wir in einen Atemzug und was nennen wir in einem Topf?
Nein, es
heisst doch:
Was werfen
wir in einen Topf und was nennen wir in einem Atemzug?
Während die
ersten beiden Geschichten zwar zeigen, wie sehr unser Hirn dazu verleitet
werden kann, Dinge zu verknüpfen, die eigentlich nicht unbedingt zusammengehören,
aber eigentlich nur spassig und witzig, nur komisch und lustig ist, ist die
dritte Story schon sehr bedenklich: FKK, Lesben, Schwule und Hunde?
Was werfen
wir in einen Topf und was nennen wir in einem Atemzug?
Es ist eben
nicht so, dass es ohne Einfluss bleibt, wenn Sachen verbunden werden.
So hatte
sich z.B. Sebastian Kurz ein wenig in die Nesseln gesetzt, als er Seenotretter,
also die NGOs, die Menschen vor dem Ertrinken bewahren, mit den Schleppern in
einem Atemzug nannte. Klar, für uns Mitteleuropäer tun beide das Gleiche: Sie
verhindern nicht die Migration und sind irgendwie daran schuld, dass Menschen
an unseren Grenzen stehen, sieht man aber genauer hin, ist es das NICHT. Die
einen setzen 200 Leute in brüchige Boote, weil sie damit Geld verdienen, die
anderen retten die 200 aus eben diesen brüchigen Booten, und sie bekommen kein
Geld dafür.
Interessant
ist auch das ständige In-einem-Atemzug-nennen oder das In-einen-Topf-werfen,
vielleicht auch das In-einem-Topf-nennen oder das In-einen-Atemzug-werfen bei
Themen aus dem alternativen Bereich, T. Z. beschäftige sich mit Esoterik,
Qui-Gong, Tai-Chi, Hare Krishna, Veganismus und No-Theater, na also, sagt sich
der konservative Leser, kann ich mir sofort vorstellen, so jemand, dabei werden
hier Kulturgut, Ernährungslehre (anerkannte) Therapieformen und Sekten in ein
grausames Mixmax gelegt.
Die neueste
Kombi ist nun:
Neonazis,
Verschwörungstheoretiker und Impfgegner.
Lassen wir
uns das noch einmal auf der Zunge zergehen:
Neonazis,
Verschwörungstheoretiker und Impfgegner.
Wollen Sie
den Quatsch noch einmal hören:
Neonazis,
Verschwörungstheoretiker und Impfgegner.
Ich kenne
keine Neonazis, ich möchte auch keine kennenlernen, ich kenne auch keine
Verschwörungstheoretiker (wobei man ja bei jeder VT genau hinsehen muss, ob das
noch ein VT ist oder schon als fast gesicherte Tatsache gilt, so kann man die
Einzeltäterschaft Harvey Lee Oswalds inzwischen anzweifeln, ohne dass jeder «VT!
VT! VT!» schreit…), ich kenne aber Impfgegner. Und die sind anständige, liebe
Leute, die halt einfach sich und ihre Kinder nicht impfen lassen wollen.
Was werfen
wir in einen Atemzug und was nennen wir in einem Topf?
Nein, es
heisst doch:
Was werfen
wir in einen Topf und was nennen wir in einem Atemzug?
Wir müssen
sehr, sehr, sehr, sehr, sehr aufpassen dabei.
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