Wissen Sie, was Konsensiker und
Nonkonsensiker sind?
Natürlich nicht, die Ausdrücke habe ich
gerade erfunden – sieht man auch an der roten Linie, ach so, die sehen Sie ja
nicht. Also, die beiden Wörter habe ich mir ausgedacht, weil sie eine Menge
Blödsinn auf dieser Welt erklären könnten.
Gut, starten wir:
Der Konsensiker hält das, was die meisten
Menschen denken, glauben, was sie für richtig und korrekt, was sie als
bewiesen, akzeptabel und gut nehmen, grundsätzlich auch für richtig.
Was natürlich eine schwachsinnige Haltung
ist.
Der Nonkonsensiker hält das, was die
meisten Menschen denken, glauben, was sie für richtig und korrekt, was sie als
bewiesen, akzeptabel und gut nehmen, grundsätzlich für falsch.
Was natürlich auch eine schwachsinnige
Haltung ist.
Nun passieren in der Menschheitsgeschichte
immer lustige Dinge. So hält man z. B. den Sachverhalt X für korrekt, richtig
und belegt. Obwohl X falsch ist. Die schweigende Mehrheit schweigt, und die
Konsensiker nicken, denn sie halten ja X für gut, weil alle so denken. Nun
kommt ein nonkonsensiker auf den Plan und fängt an zu widersprechen. Aber
aufgepasst: Er widerspricht nicht, weil er klüger ist, weil er mehr nachdenkt,
er widerlegt nicht, weil er Forscher, Wissenschaftler oder Philosoph ist, er
widerspricht, weil er ja folgendes denkt:
Alle halten X für korrekt, also KANN es nicht stimmen. Der
Nonkonsensiker schreit also so lange „X ist falsch – Y stimmt!“, „X ist falsch
– Y stimmt!“, „X ist falsch – Y stimmt!“, bis ein Umdenken beginnt und
irgendwann, nach 10 Jahren, nach 100 Jahren, nach Zeitspannen oder Zeitaltern,
nach viel oder wenig Zeit, man Y als Wahrheit akzeptiert. Die Konsensiker
denken um und nicken.
So weit, so gut.
Nun aber kommen andere Nonkonsensiker auf
den Plan. Die Mehrheit hält ja nun Y für korrekt und das ist ein Problem, denn
wenn alle denken, Y stimme, dann KANN Y nicht stimmen. Die neuen Nonkonsensiker
kehren also zu X zurück oder erfinden Z als ganz neue Idee.
Waren die alten Nonkonsensiker noch auf
der Seite der Entdecker und Philosophen (wenn auch aus falschen Motiven), dann
sind die neuen einfach rückwärtsgewandte Idioten.
Wollen Sie ein paar Beispiele?
1) Die Menschheit hat sich z.B. seit
etlichen Jahrhunderten der Meinung angeschlossen, dass die Erde nicht in sechs
Tagen erschaffen wurde und ein bisschen älter als nur ein paar 1000 Jahre ist.
Nun kommen die Nonkonsensiker und rufen: „Das kann ja nicht stimmen, weil es
alle glauben – also muss die Erde viel jünger sein, und sie wurde natürlich in
einer Woche gemacht!“
2) Die westliche Welt hat sich inzwischen
darauf geeinigt, dass Homosexualität keine Geisteskrankheit ist, dass also ein
Schwuler oder eine Lesbe nicht in Therapie muss, keine Medikamente braucht und
erst recht nicht in ein Krankenhaus muss. Nun erscheinen immer wieder
Nonkonsensiker auf dem Plan und murmeln: „Wenn alle da einig sind, ist es faul,
lasst uns zurückkehren zur Irrsinns-These, bestimmt kann man das heilen,
bestimmt geht das weg. Wenn man es erreichen kann, dass einer nicht mehr
schizophren ist, dann kann man auch erreichen, dass einer nicht mehr schwul
ist.
3) Die Menschen auf der Erde wissen seit
einiger Zeit – also eigentlich seit Ewigkeiten, dass die Erde rund ist. Auch
dieser Sachverhalt löst immer wieder bei Nonkonsensikern eine Welle aus; die
Idee, die Erde sei eine Scheibe springt immer wieder wie der Springclown aus
dem Kästchen und ruft: „Hallo! Da bin ich wieder! Ihr seid alle falsch, die
Erde ist eine Scheibe, mit Eis in der Mitte und Eis am Rand. Alle Bilder der
NASA sind gelogen!“
Der letzte Punkt hat nun, während ich
diesen Post am Schreiben war – und das ist ein komischer Zufall und eine
bittere Ironie – ein Todesopfer gefordert. Der amerikanische Stuntman Mad Mike
(64), der mit Flügen selbstgebastelter Raketen zeigen wollte, dass die Erde
nicht rund ist, ist bei einem Flug eines seiner Machwerke in den Tod gestürzt.
Die Rakete zerschellte nur wenige Meter nach dem Start.
Und Sie?
Was sind Sie?
Konsensiker? Nonkonsensiker? Oder gehören
Sie zu einer dritten Spezies, den Nachdenkerikern? Die sind nämlich – im
Gegensatz zu den anderen beiden Arten – auf der richtigen Seite: Ein
Nachdenkeriker sagt sich: Die Mehrheit kann unrecht haben, dann muss man
widersprechen, die Mehrheit kann aber auch recht haben, dann schweigt man und
ist einverstanden. Wie man herausbekommt, was nun richtig ist?
Ganz einfach:
Durch Nachdenken.
Und wenn Sie mir jetzt vorhalten, der
Appell zum Benutzen des eigenen Verstandes sei so etwas wie ein Ceterum Censeo
von mir, dann kann ich Ihnen nur sagen:
Sie haben völlig recht.
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