Die Welt steht Kopf.
Die Welt ist aus den Fugen.
Man versteht die Welt nicht mehr.
Die Frage ist, ob die Welt je auf den
Füssen gestanden hat, ob sie je in den Fugen war und ob man die Welt je
verstanden hat.
Aber das ist eine andere Frage.
Ich selbst, hier muss ich mich nun ganz
fest an der Nase packen und so ziehen wie das Krokodil, dass ja nach Trudi
Gerster dem armen Elefäntli seinen Rüssel verpasst hat (…und hät züchet und
züchet und züchet und züchet…und sit däm Tag hen alle Elefäntli ´n Rüüssell…),
ja so muss ich mich packen, denn ich habe die Lage auch verharmlost. Am 4.2. habe
ich geschrieben:
So. Ich
bin wieder da.
Haben Sie
2020 gesund angefangen? Oder sind Sie leicht erkältet und haben etwas erhöhte
Temperatur? Dann kann man nur hoffen, dass bei uns keine Temperaturmessung
eingeführt werden muss; Sie haben ja die Bilder aus Peking gesehen, wo jedem
bei Betreten der U-Bahn-Station so ein Gerät an den Kopf gehalten wird.
Es ist ja
ganz schwierig, hier klar zu sagen, was Hysterie und was notwendigste
Massnahmen sind. Fest steht auf jeden Fall:
·
Herr Li Wang, der neben Ihnen wohnt und seit
3 Jahren nicht in China war, ist nicht gefährlich.
·
Sie müssen weder Ihr Chinaporzellan noch Ihr
HUAWEI®-Telefon wegwerfen.
·
Sie sollten sich regelmässig die Hände
waschen, aber das tun sie ja eh, oder?
Wer hätte
damals gedacht, was an notwendigen Massnahmen notwendig sein könnte?
Die Schulen sind dicht.
Die Restaurants sind dicht.
Die Museen sind dicht.
Die Schwimmbäder sind dicht.
Die Grenzen sind dicht.
Alles ist dicht.
Eine solche Situation hat wohl noch keine
und keiner erlebt.
Dass man sich übrigens so verschätzt hat
damit zu tun, dass der Mensch kein Gefühl für exponentielles Wachstum hat.
Was ist 2+2+2+2+2+2+2+2+2+2+2+2? 24, sagen Sie, ist
doch klar, man könnte auch einfach 12 mal zwei sagen, Kindergarten.
Was aber ist 2x2 x2 x2 x2 x2 x2 x2 x2 x2 x2
x2? 4096, sagen Sie 2 hoch 12, einfache Rechnung.
OK.
Was aber ist 24 mal 2 und 2 hoch 24?
Einmal 48, klar und einmal 16777216, also sechzehn Millionen,
siebenhundertundsiebenundsiebzigtausend und zweihundertsechzehn.
Was,
schreien Sie, so viel? Ja, das denkt man eben nicht. So weit ist man nach 24
Verdoppelungsschritten, das heisst, wenn jeder zwei angesteckt hat.
Das Merkwürdige ist nun, dass der Mensch
dafür kein Gefühl hat, obwohl er immer wieder exponentielle Situationen erlebt,
aber er kann sie nicht auf anderer übertragen und tappt immer wieder in die gleiche
Falle.
Och, muss man die Brombeerranke schon
wegmachen, das sind doch nur ein paar Triebe, und nach einer Woche siehst du
die Mauer schon nicht mehr.
Muss man bei zwei Küchenmotten schon die
Leimfallen aufstellen? Och, sind doch nur zwei, und nach einer Woche ist deine
Küche voll mit tausend Maden…
Die Welt steht Kopf.
Die Welt ist aus den Fugen.
Man versteht die Welt nicht mehr.
Die Schulen sind dicht.
Die Restaurants sind dicht.
Die Museen sind dicht.
Die Schwimmbäder sind dicht.
Die Grenzen sind dicht.
Alles ist dicht.
Wieso hat man eigentlich die Museen
geschlossen, da ist es doch nun wirklich leer, es sei denn, es ist eine
Blockbuster-Ausstellung? Und für mich – ich habe 3 Wochen Zwangsferien – wären
die Sammlungen ein willkommener Zeitvertreib. Ich will es Ihnen sagen: Man hat
die Museen auch geschlossen, weil natürlich ein Satz wie: „Das Museum für Ur-
und Frühgeschichte ist eh leer“ nicht fallen darf, der Schuss würde hinten
losgehen, das wäre ein Dolchstoss, ein Trick 17 mit Selbstvernichtung, ein
Schritt in die Grube, da würden bestimmte Stadtparlamentarier bestimmter
Parteien NACH der Krise sofort losmeckern: „Jetzt kürzen wir dem MUF mal die
Gelder, 3 Millionen kriegt das, 1,2 Millionen sind auch genug, ihr habt selbst
gesagt, dass da keine Sau und kein Schwein, dass da niemand hingeht…“
Alles ist dicht.
Wir aber machen weiter! Die
Dienstag-Freitag-Glosse ist absolut Corona-frei, es sei denn, sie schauen sie
an einem öffentlichen PC an und waschen dann Ihre Hände nicht – aber wo sollte
denn jetzt noch ein öffentlicher PC stehen. Nein, wenn Sie die Satiren am
eigenen Smartphone, Tablet oder Notebook lesen, dann kann Ihnen nichts
passieren.
Wir machen weiter, eigentlich könnten die,
die in Quarantäne sind, jeden Tag 10 Geschichten fordern, aber das über-fordert
mich, und bin ja auch kein Boccaccio, nein zweimal die Woche – wie gewohnt –
einen Text.
Und nicht über Corona, das soll der letzte
bleiben, im Decamerone haben sie auch nicht über die Seuche, sondern über viele
andere Sachen erzählt.
Wir machen weiter, denn:
Die Frage ist doch, ob die Welt je auf den
Füssen gestanden hat, ob sie je in den Fugen war und ob man die Welt je
verstanden hat.
In diesem Sinne: Bleiben Sie gesund!
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